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insbesondere auf die theologische erstrecken würde, so gibt doch die Äußerung, wodurch zu den von den deutschen Universitäten verbreiteten, jetzt zu hemmenden Übeln auch die Vernichtung aller positiven Lehre gerechnet wird, zu Besorgnissen dieser Art wenigstens entfernte Veranlassung. Und die theologische Fakultät hält es daher für ihre heilige Pflicht, im voraus für die Behauptung der unbeschränkten theologischen Lehrfreiheit, mit welcher die öffentlichen Lehrer der Theologie notwendig das Vertrauen der Jugend und die Freudigkeit in ihrem Beruf verlieren müssen, den Schutz Seiner für das Interesse der protestantischen Kirche so eifrigen Majestät anzuflehen, um so mehr als Allerhöchstdieselben einen früher stattgehabten Zustand ähnlicher Beschränkung gleich beim Antritt Ihrer Regierung aufzuheben geruht haben.

Es sind zwei Parteien in der gegenwärtigen Zeit, welche aus zwei ganz entgegengesetzten Gesichtspunkten eine Beschränkung der theologischen Lehrfreiheit anraten. Die eine geht von einem nur politisch-juridischen Standpunkt aus. Sie setzt die kirchlichen Lehrformen in eine Klasse mit allen übrigen positiven Staatseinrichtungen; die Kirchenlehrer sind nach dieser Ansicht nur Staatsdiener, und die theologischen Fakultäten sollen nach dieser Ansicht gleich allen anderen Fakultäten nur Staatsdiener bilden. Der Zweck dieser Partei wäre wohl leicht zu erreichen. Menschen, die sich dazu hergeben, eine vorgeschriebene Lehre mechanisch vorzutragen, ließen sich wohl leicht finden; aber mit solchen wäre dem Interesse des Evangeliums durchaus nicht gedient, da dies nur von solchen auf die rechte Weise und mit Segen gepredigt werden kann, welche von der Wahrheit desselben durch eigene Forschung überzeugt worden und die Wirkungen desselben im inneren Leben aus eigener Erfahrung kennen gelernt haben. Näher steht der theologischen Fakultät die andere Partei, bestehend aus wahrhaft frommen Männern, welche mit Freude bemerken, daß das Bedürfnis nach dem reinen göttlichen Worte, durch die großen Fügungen der Vorsehung hervorgerufen, sich wieder mächtiger bei dem Volke regt; aber mit einer dem menschlichen Eifer natürlichen Heftigkeit möchten sie gern auf einmal die Ernte vor sich sehen, die doch nach den Gesetzen menschlicher Entwicklung nur nach und nach reifen kann. Sie bedenken nicht, daß der Mensch am leichtesten schadet durch Zuvieltun, wenn er den Wegen der unerforschlichen Weisheit, welche die Entwicklung der Kirche Christi leitet, vorzugreifen und in die Rechte dessen, der allein über das Innere der freien Geister waltet, dadurch einzugreifen wagt.

Philotesia.

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Wir stimmen mit solchen Männern überein in der Überzeugung, daß nur durch die Rückkehr zu dem Glauben an das einfache reine Evangelium die inneren Übel der Zeit auf eine gründliche Weise geheilt werden können; aber wir sind zugleich überzeugt, daß die protestantische Kirche in diesem Zeitalter der Gärung und Krisis am wenigsten durch gewaltsame Unterdrückung einer der in diesem Gärungszustande hervorgetretenen und auf den Universitäten miteinander streitenden theologischen Geistesrichtungen jenem Ziele näher geführt werden könne. Die Geschichte der christlichen Kirche, von dem apostolischen Zeitalter an, zeigt uns, daß die christliche Lehre am leichtesten verfälscht und verderbt wurde, wo menschliche Autorität sie schützen wollte, hingegen, wo sie sich streng entwickeln konnte, durch ihre innere göttliche Kraft im Kampf mit mancherlei Irrtümern desto reiner und gewaltiger sich offenbarte, durch die verschiedenen Gegensätze menschlicher Geistesrichtungen, deren eine der andern nach der weisen Leitung der Vorsehung das Gegengewicht hielt, den Weg sich bahnte. „Das Wort Gottes"

sagt Luther in einem Briefe an den Kurfürsten Friedrich den Weisen vom Jahre 1524 — „muß zu Felde liegen und kämpfen, man lasse die Geister aufeinanderplatzen und treffen." So wird das göttliche Wort auch wohl in diesem Zeitalter am Ende wieder seine siegreiche Macht offenbaren, wenn man nur den freien Wirkungen desselben nicht vorzugreifen wagt und dadurch nicht Wahrheit, sondern Heuchelei, nicht den echten evangelischen Glauben, sondern eine Verschmelzung des Aberglaubens oder eines trüben Mystizismus mit einem im Verborgenen schleichenden Unglauben befördert; zu welcher traurigen Verschmelzung sich ja wirklich in der gegenwärtigen Zeit mehrere Elemente finden. Die Geschichte der Theologie in der neuesten Zeit bewährt bereits jene in der ganzen älteren Geschichte der Kirche gemachte Erfahrung. Denn wir sehen schon, wie manche antichristliche Richtung des theologischen Geistes gerade vermöge jener durch den Protestantismus gesicherten freien Entwicklung, indem sie sich vollständig aussprechen konnte, zuletzt sich selbst vernichtete. Und der Idealismus in der Religion, der aus der neueren Richtung der Theologie zuletzt hervorging, wurde doch, wie der aus der Platonischen Philosophie hervorgegangene in älteren Zeiten, schon für mehrere ein Übergangspunkt von einer ganz unchristlichen und dem Christentum durchaus fremden Denkart zu einer echt und einfach christlichen.

Doch man hält uns die traurigen Folgen entgegen, welche der Streit der Lehrer für die hin und her gerissenen und zuletzt

in gänzliche Zweifelsucht und Ungewißheit gestürzten Gemüter der studierenden Jugend hat. Wir antworten zuerst mit den Worten Luthers in dem angeführten Briefe:,,Werden etliche indes verwundet, so geht's nach rechtem Kriegeslauf. Wo ein Streit und Schlacht ist, da müssen Etliche fallen und verwundet werden. Wer aber redlich ficht, wird gekrönt werden.“ Wir wollen jene von einer Seite nachteiligen Folgen des gegenwärtigen Zustandes der theologischen Fakultäten nicht wegleugnen; aber nach dem oben Gesagten sind wir auch überzeugt, daß alle Mittel, welche man dazu anwendete, um dies Übel mit einem Mal zu heben, nur dazu dienen könnten, es ärger zu machen und andere nicht weniger große Übel herbeizuführen. Denn es ist dies einmal in dem ganzen Zustande des jetzigen Zeitalters gegründet, und man müßte, um dies zu ändern, den Faden der Geschichte gewaltsam durchreißen, ein neues Zeitalter auf einmal herbeischaffen, was nicht in der Gewalt des Menschen steht und was zu versuchen sich immer selbst straft. Einer einmal in dem Leben der Zeit vorhandenen Geistesrichtung würde man, wie die Geschichte lehrt, dadurch, daß man sie von außen zu unterdrücken suchte, nur desto zahlreichere und eifrigere Anhänger verschaffen.

Übrigens hatte auch der sich bildende Theolog, um zu dem lebendigen Evangelium hindurchzudringen, in jedem Zeitalter Kämpfe und Versuchungen zu bestehen. In jeder Zeit war für den, der die einfachen Wahrheiten der Religion von ihrer tiefern Untersuchung, wozu der Theolog berechtigt und berufen ist, nicht zu unterscheiden weiß, die Gefahr, wie in der jetzigen, bloß in eingelernten Formeln, nur in andern als den jetzt herrschenden, sich herum zu drehen, statt zu dem belebenden Geiste des Evangeliums zu gelangen, und durch eine täuschende Scheinweisheit, die nur in jeder Zeit eine andere Form hatte, sich einnehmen zu lassen, statt durch die immer verschiedenen menschlichen Forschungen zu der wahren Weisheit, die das göttliche Evangelium mit sich führt, den Weg zu finden. Zu allen Zeiten bewährte sich der goldene Spruch: „,Theologum facit oratio, meditatio, tentatio." Der Streit der entgegengesetzten theologischen Systeme in der gegenwärtigen Zeit hat auch wieder bei manchen den vorteilhaften Einfluß, daß er ihre geistige und sittliche Selbsttätigkeit weckt und sie dadurch dahin führt, das Rechte endlich zu finden. Dieselben Einwürfe, welche man hin und wieder gegen die unbeschränkte theologische Lehrfreiheit in der protestantischen Kirche gemacht hat, lassen sich mit durchgeführter Konsequenz selbst gegen das Wesen des freies Forschen in der Schrift behauptenden Protestantismus im ganzen machen, und

lassen sich dazu gebrauchen, wie sie von manchen dazu schon gebraucht worden sind, um die Notwendigkeit der Anerkennung einer äußeren Kirchenautorität zur Erhaltung der Einheit des Glaubens zu behaupten. Wirklich ist die Beschränkung der theologischen Lehrfreiheit unvereinbar mit der Verfassung der protestantischen Kirchen. Denn wer soll hier über die Reinheit der Lehre entscheiden? Die höchste Staatsgewalt? Die höchste Staatsgewalt? Wäre ihr das Recht einmal zugestanden, so ließe sich für die Zukunft gar keine Bürgschaft dafür geben, daß nicht aus der Anwendung desselben alle jene traurigen Zerrüttungen sollten hervorgehen können, welche aus dem Einflusse des Hofes auf die Kirche und der Vermischung des politischen und des kirchlichen Interesses unter den byzantinischen Kaisern hervorgegangen sind. Oder eine höchste geistliche Behörde? So droht die Gefahr einer neuen, dem Protestantismus feindseligen Hierarchie.

Demnach glaubt die theologische Fakultät, deren Mitglieder durch ihren Beruf und ihren Doktoreid für das Beste der evangelischen Kirche nach Kräften zu arbeiten verpflichtet sind, und auf deren Gewissen man die Sorge für diese Gegenstände vorzüglich niederlegen sollte, durch Schweigen sich verantwortlich zu machen in jedem Falle, wo einem derselben so wichtigen Rechte auch nur von fern eine Beschränkung droht.

Die theologische Fakultät hiesiger Universität.
Schleiermacher. D. Marheineke.

Neander.

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