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auch sie deuten eine freundlichere Weltstellung der Christen an die unsrige zeigt das vollends: der wirklich bedürfnislose und kulturlose Christ ist ihm eine unbequeme Seltsamkeit 31). In Wahrheit billigt er also die schroffe Ablehnung der Welt als „Allotrion" nicht mehr ganz und hat sich somit vom Standpunkt des Presbyters etwas entfernt; aber er spricht das nicht aus die Entfernung ist wahrscheinlich eine halb unbewußte, und so ist es in der katholischen Kirche seitdem immer gewesen 32).

Wieviel von den Details der Lotgeschichte dem Presbyter gehört (IV, 31, 1-3), läßt sich nicht mehr ermitteln; aber daß er diese Geschichte allegorisch behandelt hat, steht fest (siehe oben): die beiden Töchter sind die beiden Synagogen", die von einem Vater, der allein den Lebenssamen hat, befruchtet worden sind ohne Fleischeslust. Daß die beiden Synagogen hier ganz gleichwertig behandelt werden, ist sehr merkwürdig und findet sich bei Irenäus sonst nicht. Das zur Salzsäule gewordene Weib Lots ist die Kirche als das Salz der Erde und als Säule des Glaubens und weil sie bestehen bleibt, mag man ihr auch ganze Glieder abnehmen.

31),,Etenim si is qui tibi haec imputat et gloriatur in sua scientia, separatus est a gentilium coetu et nihil est,alienorum' apud eum, sed et simpliciter nudus et nudis pedibus et sine domo in montibus conversatur, quemadmodum aliquod ex his animalibus quae herbis vescuntur, veniam merebitur, ideo quod ignoret necessitates nostrae conversationis." Man kann zweifeln, ob Irenäus solche Figuren innerhalb der Christenheit bereits kennt oder ob er ihre Existenz nur supponiert. Aber unzweifelhaft ist, daß es in anderen Kulten, auch in asiatischen, solche ,,Heilige" schon gab (und zwar genau nach der Charakteristik hier: „nudi in montibus, quemadmodum aliquod ex his animalibus, quae herbis vescuntur“) - wir haben Zeugnisse über sie -, und daß sie später auch für christliche Asketen vorbildlich geworden sind. Besonders wichtig ist Sozom. VI, 33 (nach Erwähnung des Mönchtums und seiner Erscheinungen in Persien und Syrien): Τούτους καὶ βόσκους ἀπεκάλουν, έναγχος τῆς τοιαύτης φιλοσοφίας ãožavras (d. h. sie zuerst haben sie ins Christentum eingeschleppt). ¿vonážovoi δὲ ὧδε αὐτοὺς καθότι οὔτε οἰκήματα ἔχουσιν, οὔτε ἄρτον, οὔτε ὄψον ἐσθίουσιν, οὔτε οἶνον πίνουσιν· ἐν δὲ τοῖς ὄρεσιν διατρίβοντες ἀεὶ τὸν θεὸν εὐλογοῦσιν, ἐν εὐχαῖς καὶ ὕμνοις κατὰ θεσμὸν τῆς ἐκκλησίας τροφῆς δὲ ἡνίκα γένηται καιρός, καθάπερ νεμόμενοι, ἅρπὴν ἔχων ἕκαστος, ἀνὰ τὸ ὄρος περιόντες τὰς βοτάνας σιτίζονται· καὶ οἱ μὴν ὧδε ἐφιλοσόφουν (vgl. die Messalianer). Unsere Stelle ist also religionsgeschichtlich von Bedeutung.

32) Die Geschichte der ethischen Theorien in der Kirche ist unter einem bestimmten Gesichtswinkel die Geschichte der Anpassung der urchristlichen Haltung an die Welt.

3.

Es ist in einem verhätnismäßig nicht umfangreichen Abschnitt ein reiches Maß von Gedanken, die uns Irenäus als Nachklänge und als Bruchstücke von Predigten eines ehrwürdigen asiatischen Presbyters, eines Hörers von Apostelschülern, mitgeteilt hat, und es lohnt sich wohl in der Geschichte der Homilie von diesen Resten Notiz zu nehmen. Gehört die alte Predigt, die den Namen „Zweiter Clemensbrief" in der Überlieferung empfangen hat, dem römischen Bischof Soter (c. 166-c. 174) und ich sehe nicht, daß meine Beweise für diese Hypothese widerlegt sind, so sind unsere Predigten etwa gleichzeitig. Über das Ende des sechsten Jahrzehnt des zweiten Jahrhunderts kann man sie um der Polemik gegen Marcion willen nicht leicht hinaufsetzen), aber anderseits ist es auch nicht ratsam, von diesem Jahrzehnt abwärts weiter als bis c. 165/70 zu gehen. Schüler des Polykarp hat es zwar noch am Ende des zweiten Jahrhunderts gegeben; aber solche, die sich als Hörer des ganzen Kreises der asiatischen Presbyter rühmen durften, werden nach dem Jahre 165 selten geworden sein. Am Anfang des Jahrhunderts wird der Presbyter jene Apostelschüler gehört und vierzig bis fünfzig Jahre später unter sehr veränderten Zeitverhältnissen seine Predigten gehalten haben 3). Von der Eigentümlichkeit jenes Kreises von Apostelschülern, soweit wir sie kennen, findet sich in den Predigten nichts (speziell auch nichts von der sogenannten,,kleinasiatischen Theologie"), aber auch der Anspruch findet sich nicht, die vorgetragenen Gedanken mit der Autorität der Apostelschüler zu decken. Bemerkenswert

93) Auch sind sie deshalb nicht vor c. 160 anzusetzen, weil Irenäus wahrscheinlich erst um 140 geboren ist.

34) Für die Geschichte des Kanons sind sie nicht wertlos: Zwei Testamente; Evangelien, Paulusbriefe und Apokalypse Johannis. Aber das Joh.-Ev. ist vielleicht zufällig nicht benutzt, und die beiden Testamente brauchen nicht von zwei Büchersammlungen verstanden zu werden. Die kanonsgeschichtliche Stufe, die der Presbyter repräsentiert, ist deshalb schwer zu fassen, weil er, gegen Marcion kämpfend, sich zunächst auf den Boden des marcionitischen Kanons stellt. Aber wie er nicht den Lukas ausschließlich zitiert, so braucht er auch die Apok. Joh. Was die Textfassungen anlangt, so ist die Fassung des Spruchs Luk. 16, 9 bemerkenswert: „Facite vobis amicos de mammona iniquitatis, ut hi, quando fugati fueritis etc." Das ist singulär. Merkwürdig ist der gleich folgende Ausdruck: ,,dominicae utilitates."

für die Geschichte der Homiletik ist, daß diese ältesten Predigten der Polemik dienen, wenn auch die Paränese nicht fehlt (vgl. die Homilieen des Origenes). Die Gefahr der Häresie, speziell der Irrlehre Marcions, war so groß, daß man die Kraft der Predigt gegen sie aufbieten mußte, und Irenäus bezeugt uns, daß der Prediger ihn und die anderen Hörer erquickt und gestärkt hat.

Ein orphischer Totenpaß.

Von

Hermann Diels.

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