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mit dem Heiligen aufs neue gefüllt werden'). Die Kraft des Heiligen kann aber auch dauernd in einen sinnlichen Stoff gebunden werden, in heiligen Staub oder in heiliges Öl. Namentlich „der heilige Staub" erscheint als etwas für diesen Kreis Charakteristisches 13). Schon die Legende Symeons des Älteren erwähnt ihn vielfach; Symeons Jünger sind auf Reisen damit ausgerüstet und er wirkt in Gefahr als Rettungsmittel (Assemani II, 327). Ganz die gleiche Funktion hat die άyia nóvig auch bei dem Thaumastoriten und seinen Anhängern, vgl. die vita f. 125 v, 130 v, 162 v.

Zu alledem gibt es in anderen Legenden Analogien. Aber was sonst ein vereinzelter Zug ist oder den niedrigsten Punkt der Religiosität bezeichnet, das ist hier die Regel und gilt als das Selbstverständliche. Die Materialisierung der religiösen Vorstellungen ist so vollständig und so naiv durchgeführt wie sonst nirgends.

Und nun leitet eine fast kontinuierliche Linie von der ápia Kóng zum Bild des Heiligen weiter. Es hat alle Wahrscheinlichkeit für sich, daß die ältesten, weil rohesten Darstellungen der Styliten die in der Legende der heiligen Martha beschriebenen Tontäfelchen sind. Sie sind im Grund nichts anderes als eine Formung des heiligen Staubs und konnten darum unmittelbar als ebenso segenskräftig gelten wie dieser. schlagen aber ihrerseits die Brücke zum eigentlichen Bild.

Sie

So versteht es sich, daß den Verehrern des Säulenheiligen und ihm selbst der Ethnizismus ihres Bilderkults überhaupt nicht deutlich ins Bewußtsein trat. Oder wenn etwa der Schritt empfunden wurde, den man mit der Verehrung des Bildes über das sonst in der Kirche Übliche hinaus tat, so konnte das als ein Bekenntnis zu der das gewöhnliche Maß überschreitenden Heiligkeit des Styliten gedeutet werden. Je höher der Heilige emporragt, desto größer ist ja auch der Umkreis, den er „überschattet“. Macht der gewöhnliche Heilige nur dasjenige wundertätig, was mit ihm in körperliche Berührung kam, so reicht die Kraft des

14) Vita f. 132ν πολλῶν προσερχομένων εὐλόγησε ῥάβδους .... ἑκάστη δὲ ῥάβδος ἐνείργει ἕως τριῶν ἀνδρῶν· καὶ εἰ μὴ πάλιν ἥψατο αὐτῶν ὁ μακάριος καὶ εὐλόγησεν, οὐκέτι ἐνείργει ἡ ῥάβδος.

15) Über diesen heiligen Staub bemerkt Nöldeke in den Orientalischen Skizzen S. 227: „(Die Wunder Symeons) geschahen zum Teil direkt, zum Teil durch Vermittlung von Dingen, die er schickte: Wasser oder auch sogenannte »>Gnade« d. h. eine aus Staub oder Dreck von Heiligen mit Öl zusammengeknetete Masse, deren man sich in syrischen Ländern in jenen Zeiten viel bediente."

Philotesia.

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Styliten auch bis dahin, wo er nur ideell vertreten ist. Das Bild, das Ersatzmittel für die persönliche Gegenwart, erschien gewissermaßen als eine Verlängerung der Person und damit gleichfalls als ein Organ der nach allen Seiten hin sich ausstrahlenden Lebendigkeit des Heiligen. Denn daß der Heilige lebt, ist nicht ein Hindernis, sondern wenigstens gilt das auch für unsere Zeit - gerade Voraussetzung für die Wunderkraft des Bildes. Als Lebender wirkt er. So lange man ihn selbst Wunder tun sieht, kann man auch glauben, daß seine Kraft in sein Bild übergeht. Ob sich dieses Vertrauen auch nach dem Tod des Heiligen forterhielt, das hing wieder von besonderen Umständen ab.

Ein seltsames Resultat, zu dem wir geführt werden. Die größte und geistigste Idee, die das Mönchtum verfolgt, der Glaube an die Erhöhung der Persönlichkeit im unmittelbaren Umgang mit Gott, hat im Stylitentum dazu dienen müssen, um einem Stück alten Heidentums eine neue Stütze zu geben!

Von Syrien aus hat sich dieser eigentümliche Bilderkult im römischen Reich verbreitet. Wie stark er dort neben den anderen Faktoren zur Verbreitung der Bildersuperstition gewirkt hat, entzieht sich einer genauen Berechnung. Unterschätzen darf man bei dem Ansehen der Säulenheiligen diesen Einfluß jedenfalls nicht. Die Autorität der Styliten hat sicherlich sehr viel dazu beigetragen, um die Bilderverehrung als legitim erscheinen zu lassen und dem Glauben an die Gegenwart des Heiligen im Bild Popularität zu verschaffen.

Aber der Einfluß war doch nur zeitweilig. Im siebenten Jahrhundert hört man nichts mehr von Bildern lebender Styliten. Der Grund für das Verschwinden liegt vornehmlich in der Entwicklung der allgemeinen Stellung des Stylitentums. Der Säulenheilige wird jetzt eine gewohnte Erscheinung. Das Befremden über die unerhörte Askese, damit aber auch das auszeichnende Ansehen beginnt sich zu verlieren. Um dieselbe Zeit hört aber auch die Verehrung eines Heiligen im Bild auf, etwas Ungewöhnliches zu sein. Mit den Bildern der Styliten geht es dann ähnlich wie mit den ȧɣɛioлoiŋтa (vgl. v. Dobschütz, Christusbilder S. 276). Der Erfolg, das Durchdringen des Glaubens an die Kraft jedes Bildes, hebt das Spezifische der ersten Wegbereiter auf.

Hermann von der Goltz und die Grenzen der kirchlichen Lehrfreiheit.

Von

Paul Gennrich.

„Die

ie objektive Grundlage und Kraft des Christentums ist nicht auf Erden, sondern im Himmel, nicht im Fleisch, sondern im Geist, nicht in einem Buchstabengesetz, sondern in der ewigen Kraft und Gültigkeit der Tatsachen des Heils. Nimmermehr wird man der heutigen Generation die altkirchliche Orthodoxie aufdrängen; und der Mangel wahrer geistlicher und himmlischer Objektivität gibt dem Konfessionalismus trotz so redlichen und frommen Eifers so wenig vollen Einfluß auf die Gemeinden1).“ ,Zumal auf geistigem Gebiet ist es Unglaube, die unruhvollere Beweglichkeit eines weniger gesetzlich gefesselten Lebens zu scheuen. Denn die Wahrheit trägt ihre eigene Kraft in sich, und ist stärker als die Lüge, und das Leben ist stärker als der Tod2)."

Diese Sätze, die der junge Gesandtschaftsprediger in Rom, H. von der Goltz, 1861 schrieb, sind bezeichnend für die innere Stellung, die der spätere Professor und Kirchenpolitiker in der Frage der kirchlichen Lehrfreiheit einnahm. H. von der Goltz war aus den der Kirchenlehre vielfach frei oder doch unbekümmert um „Orthodoxie" gegenüberstehenden pietistischen Kreisen des Niederrheins hervorgegangen. Zu Hofmanns und Becks Füßen und durch die eindringende Beschäftigung mit Bengel und seiner Schule war er mit einer Ehrfurcht vor der wirklichen Bibel erfüllt worden, die ihm als die Hauptaufgabe der Theologie die Prüfung und Sichtung der kirchlichen Lehre an dem urkundlichen Denkmal der Heilsgeschichte erscheinen ließ. Da er zugleich mehr und mehr von der Notwendigkeit sich überzeugte, die alte Wahrheit in neuer, den wissenschaftlichen Anforderungen und dem Bildungsstand

1) Die reformierte Kirche Genfs im 19. Jahrhundert, Basel 1862, S. 475f. 2) Ebendaselbst S. 480f.

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