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hinter dem Frömmigkeitsmantel fortgesetzt mancherlei Unfug und böses Spiel. Anstatt sich ihrer eigenen Gebrechen zu schämen, im stillen Kämmerlein Gott um Vergebung zu bitten, an ihrer wahren Besserung ernstlich zu arbeiten, Belehrung anzunehmen, werfen sie sich, wie auf einmal gereinigt und über die göttlichen Dinge erleuchtet, in ihrem Frömmigkeitsdünkel zu strengen Glaubens- und Sittenrichtern Andrer auf und treiben Bekehrungsgeschäfte. Dabei finden sie es bequemer, auf Andrer Unkosten gemächlich das Land zu durchziehen, und sich wohl sein zu lassen, als mit sillem Wesen zu arbeiten und ihr eigenes Brot zu essen. (2 Thess. 3, 12.) Ob Jemand die kirchliche Ansicht von drei Personen im göttlichen Wesen, die zusammen Einen Gott ausmachen, oder die einfache Lehre des neuen Testaments von Vater, Sohn und Geist behauptet; ob er sich die Erwählung vor oder nach dem Falle denkt; ob er in Gott den gnadenreichen, liebevollen Vater erkennt, der ohne Ge nugthuung stets bereit ist, dem bussfertigen Sünder zu vergeben, oder die göttliche Vergebung allein durch Christi Blut und Stellvertretung möglich werden lässt; ob er sich die Wirkungen des Gottesgeistes in natürlicher Ordnung oder als Wunder vorstellt, u. s. f.: das wird ihn in sittlich religiöser Hinsicht weder besser, noch schlechter machen und auf keinen Fall den Massstab seiner Würdigkeit abgeben können. Dass Gott ist, dass er seinen Sohn gesandt zum Heil und zur Erlösung der Menschen von Irrthum und Sünde durch Lehre und Leben, Leiden, Tod und Auferstehung, dass er durch seinen Geist die christliche Kirche fort und fort regiert und leitet, sind gewisse Thatsachen an denen Niemand zweifelt, ja die selbst der

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Teufel glaubt (Jak. 2, 19.). Wollt ihr den etwa darum, weil er dieses Alles für wahr hält, auch den Gläubigen beizählen? Ihr werdet nicht umhinkönnen, wofern ihr im Glauben mehr nicht, als ein historisches Fürwahrhalten und erfolgloses Meinungenhaben über Gott und göttliche Dinge findet. Ja wenn (zufolge der gewöhnlichen Teufelsidee) dem Satan nothwendigerweise eine vollständigere und gewissere Notiz von Gottes ewigem Verhältniss, Offenbarung und Wirkungsart beiwohnen muss, als dem sterblichen Menschen: so dürfte er unter den Gottesgläubigen dieser Zeit leicht als der Allergläubigste erscheinen.

Vergessen wir endlich nicht, dass der Mensch, obwohl Herr seines Willens, seiner Entschliessungen. und Thaten, doch nicht willkürlich seinen Gedanken und Ueberzeugungen gebieten kann. Was mit den Gesetzen seines Geistes nicht zusammenstimmt, was ihm nicht einleuchtet, kann er beim besten Willen nicht glauben; `was er als gewiss und wahr erkannt hat, vermag er nicht beliebig aus seiner Seele zu verweisen. Hier richten weder Verheissungen oder Drohungen Anderer, noch die eigene Furcht oder Hoffnung etwas aus. So unmöglich es ist, mit gesunden Augen› und Ohren nicht zu sehen und zu hören, eben so unmöglich ist es, von dem innern Auge und Ohr keinen Gebrauch zu machen oder vom Rufen des Geistes (pwvη tov пvεvμatos) nichts vernehmen zu wollen. So wenig Einer seinem Gewissen entfliehen kann, so wenig auch seinem vernünftigen Geist und seinen eigenen Ueberzeugungen. Welche Thorheit also, Andere zum Glauben zwingen zu wollen, da man nicht einmal sich selbst zu zwingen im Stande ist.

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Nach dem Allen lässt sich nicht zweifeln, dass der Glaube, welchen die heiligen Bücher lehren und fordern, ein ganz anderer sein müsse, als den uns die vorbemerkten verschiedenen Christenparteien um die Wette anpreisen oder gebieten wollen; und es käme nur darauf an, jenen ächten Glaubensbegriff durch gründliche Schriftforschung klar auszumitteln und vorurtheilsfrei darzulegen, um alle Missverständnisse zu zerstreuen, viele Gemüther zu beruhigen, friedlichere Verhältnisse zwischen den getrennten Kirchen, wenn nicht sogleich herzustellen, doch vorzubereiten und einzuleiten. Möge der hier folgende, vor geraumer Zeit begonnene, unter mancherlei Störungen zur Ausführung gebrachte Versuch einer Entwickelung des so bedeu-, tenden Gegenstandes seine Absicht nicht ganz verfehlen, und zum wenigsten bei den unbefangenen Zeitgenossen, deren Anzahl sich freilich von Tage zu Tage vermindern zu wollen scheint, Etwas zur Verständigung über eine der wesentlichsten und gewichtvollsten Grundideen; des Christenthums beitragen. Wenn auch die hier gefundenen Ergebnisse unter den gegenwärtigen Umständen eine allgemeine Zustimmung sich gewiss nicht versprechen dürfen, vielmehr Manchem ein Stein des Anstosses sein werden: so lässt sich doch von der Zukunft, welche die jetzt gespannten und überspannten Gemüther auf je-. den Fall zu mehr Mässigung und friedlich ruhiger Erwäzurückführen wird, mit Zuversicht erwarten, gung dass sie einer Abhandlung dieser Art mehr Eingang verstatten werde. Und diese Hoffnung vermag schon über etwas, Tadel und Ungemach der Gegenwart zu trösten.

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I.

Allgemeiner Blick auf die heiligen Schriften.

Nicht zur Gedankenlosigkeit ist der Mensch berufen. Gott kann ihm das Denkvermögen nicht darum verliehen haben, dass er keinen oder nur einen theilweisen Gebrauch davon machen soll. Jede Kraft des Geistes muss sich regen; sie ist nur insofern Kraft, als sie selbst lebendig auch Anderes in Bewegung setzt. Gedanken sind die Lebensorgane unseres Geistes, wie Auge, Ohr, Geruch, Geschmack und Gefühl die allezeit thätigen Sinne des Leibes sind. Es ist nicht denkbar, dass uns der Schöpfer zwar die niedern Kräfte zu freiem Gebrauch verliehen, die edlern, die höchsten aber nur zu sehr eingeschränkter Benutzung, oder gar, dass wir sie als gefährliche Genossen einfangen und zu rechter Wirksamkeit nicht kommen lassen sollten...

Ein Glaube, welcher nur darin bestände, gewisse Dinge als wirklich vorhanden oder nicht vorhanden, als so oder so beschaffen, gewisse Begebenheiten als historisch wahr und auf eine gewisse besondre Weise erfolgt zu denken, wird nirgends in den biblischen Büchern gefordert. Vorstellungen und Beurtheilungen von Gegenständen, die über das Gebiet der Anschau

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ungen und über menschliches Fassungsvermögen hinausliegen, finden wir in keiner Stelle weder des alten noch des neuen Testaments als etwas zu Erzwingendes, an sich Löbliches oder Sträfliches vorgestellt. Wo wäre jemals von einer Pflicht des Frommen, zufolge der er von aussen her an ihn gekommene, seiner Seele fremde, ihm fern liegende und unbegreifliche Dinge schlechthin nur zu glauben hätte, die Rede? Dass mit einer solchen Anforderung schon der Befehl Christi und seiner Apostel, zu forschen und Alles zu prüfen, im Widerspruch steht, ist schon bemerkt worden.

Auf Lauterkeit der Gesinnung gegen Gott und Menschen und auf rechtschaffene Frömmigkeit des Lebens sehen wir in den christlichen Urkunden Alles und Jedes bezogen. Dahin zielen alle Lehren und Gebote; darin besteht gleichsam alle Religionspflicht des Menschen. (Vgl. Matth. 5, 8. Apg. 10, 35. u. a.) Von einem Gegensatze der Gläubigkeit und Ungläubigkeit nach jetzigem Redebrauche weiss die Schrift nichts; sie weiss selbst nichts von wahrem und falschem Glauben, als Gegenständen bloss einer richtigen oder unrichtigen Erkenntniss: sondern herrschend ist dagegen die Parallele, Fromme und Gottlose, Gute und Böse, Gerechte und Ungerechte, deren Jene Gott fürchten und recht thun, somit des göttlichen Wohlgefallens theilhaftig werden; Diese Gott nicht fürchtend Böses thun und dadurch das Missfallen und die Strafgerichte Gottes auf sich ziehen.

Ausdrücklich erklärt Christus: Wer den Willen seines himmlischen Vaters vollbringe, der sei ihm Bruder, Schwester, Mutter (Matth. 12, 50. Mark. 3, 85.

Luk. 8, 21.); - Die Gottes Wort hören, im guten

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