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Der arme Sünder mußte das Alles so mit ansehen, und litt dabei so viel als der Gefangene. Als der nun aber todt war, erhob er sich auf einmal aus seinen Träumereien, seufzte tief auf, und sagte:,,ich habs," und nun war er ganz still und gottergeben. So blieb er auch ferner. Als er nun den Tag vor seiner Hinrichtung, wie es bräuchlich ist, gefragt wurde, was er Gutes effen und trinken wolle, er könne fordern, was er wolle, so sagt er: daß ich ein Narr wäre! Soll ich noch einmal die Freuden der Erde genießen, um desto schwerer vom Leben zu scheiden? Nein, viel lieber wollte ich das Jammerlichste erfahren, um freudiger aus der Welt zu gehen. Hierauf verlangte er die Zeitung, - sie hieß damals die Staats-Zeitung *) und das war sein Lehtes. Man brachte ihm die Staats-Zeitung, und er las wohl eine Seite lang ganz still vor sich hin. Aber je weiter er las, er war eben bei Deutschland, und stammte selber noch aus der guten alten Kaiserzeit her, wo Deutschland noch etwas war, und hatte es gesehen, wie Deutschland einen umgekehrten Pelikan gemacht und mit dem Blute seiner Jungen den Alten wieder aufgeholfen - je weiter er also las, desto årger spielte es ihm mit. Als er nun an den Artikel Hannover kam, da that er einen lauten Wehschrei, sank zurück und war todt. Es hatte dem armen Mann das Herz abgedrückt.

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Indessen war Rübezahl in die Stadt gekommen, und hörte hier überall von der morgenden Hinrichtung. Er erkundigte sich näher nach dem armen Sünder, und

*) War aber damals eine ganz andre als die fürtreffliche Staats- Zeitung, welche jegt besteht.

je mehr er hörte, desto fester wurde er überzeugt, daß der kein andrer sein könne, als sein alter Freund. Er geht nach dem Gefängniß, eben wie es des armen Sünders Lehtes ist, und wie er hinkommt, ist der gerade todt. Er sagt, er sei ein Verwandter und wolle den Delinquenten noch einmal sehen. Sie lassen ihn also hinein und mit dem Delinquenten allein, wissen aber freilich nicht, daß er todt ist. Rübezahl, wie der ihn leblos vor sich sieht, streicht ihm etwas auf die Zunge, da regt sich der Todte und schüttelt sich und denkt es ist die Staats-Zeitung. Als er aber vollends erwacht, sagt ihm Rübezahl wie es stehe und er wolle ihn retten. Zieht ihm also seine Kleider an, macht sich selbst unsichtbar, und so gehn Beide unangefochten von den Wachen zum Tempel hinaus.

Etwa nach einer halben Stunde ward großer Lärmen im ganzen Städtlein, den armen Sünder habe der Teufel geholt und er sei in dem verschlossenen und unversehrten Gefängniß nirgends zu finden. Nun, der Kräuterklauber meint, wenns nur auf die Art geschieht, so kann jeder ehrliche Mann damit zufrieden sein.

Merke: Man muß nie um des Kaisers Bart streiten, es ist zu gefährlich.

Wie Rübezahl einem eitlen Gecken einen Denkzettel giebt.

Erst in neuern Zeiten ist es geschehen, und ist auch wahr, wenns gleich der Xaveri nicht erzählt hat, sondern ein Andrer, daß ein Berliner nach dem Riesengebirg reisete, und war eigentlich ein eitler Geck, und standen

seine Person und Berlin überall obenan, wie sie es nun machen und werden dadurch unangenehm in allen Ländern. Der ging von Hohenelbe hinauf nach dem Kamm, und wie er in die Michelsmühle kommt, trifft er Gesellschaft. Halt, denkt er, hier ist gutsein, und macht sich an sie, denn es waren gar liebliche Mägdlein darunter. Die Leute sind höflich und freundlich, und kommen ihm in allen Stücken entgegen, und er schmunzelt dabei und denkt: weil dus bist. Also beschließt er sich niedlich zu machen und fängt gleich an,,bei uns in Berelin" u. s. w., wie es nun ein Berliner macht. Die freundlichen Leute bekümmern sich aber darum nicht, behandeln ihn gütig wie bisher, und lächeln nur bisweilen, wenn er selbstgefällig und hochtrabend ihnen hererzählt, wie bei ihnen in Berelin" alles unübertrefflich sei. Unter anderm kommen die lieben Oestreicher scherzend auch auf den Herrn des Gebirgs, und die Mägdlein raunen sich scheu zu, daß sich nur nicht etwa eine verschnappen und gegen den Junker vergehen möge. Der Berliner aber lacht und meint, das sei unnüße Furcht, „denn,“ sagt er, „bei uns in Berelin spottet man nur über dieses armselige Gespenst, das gar nicht existiren thut, und dieser Nübezahl kann keine Kinder mehr erschrecken." Fein war das just nicht, aber ungeschliffen; auch schien es, als ob die Frauen ohnehin die neue Gesellschaft nicht eben suchten; aber gemüth= lich und freundlich sind sie nun einmal da drüben fast Alle und besonders die Frauen, und darum mögen sie Niemanden verlegen.

In St. Peters blieb die Gesellschaft über Nacht, und waren die Frauen bei allen Entbehrungen doch immer heiter und wohlgemuth und natürlich und ungezwungen,

und nahmen alles, wie es nun war, und nicht wie „bei denen in Berelin," denen in der Regel nichts gut genug und alles gegen den Anstand ist. Früh, als der Herr aufgestanden war, dachte er: „bei uns in Berelin" macht nur ein glattes Gesicht Eroberungen, und da er fürchtete sein unbarbiertes Antlig werde auf die Herzen der Mägdlein eine unerfreuliche Wirkung machen, so beschloß er, sich hier den Bart abzunehmen, denn alsdann, sagte er zu sich selbst, kann dirs nicht fehlen. Läßt sich also ein Messer geben, und geht mit einem Topfe warmen Wassers auf den Heuboden und barbiert sich. Wie er nun so jämmerlich auf dem Heu dasigt und schabt an seinem Gesicht herum wie ein Gerber, und läuft dabei immer das Wasser aus den Augen wie aus zwei Röhrlein in den Bart, da ruckts ihm auf einmal am Arm gerade beim Ohrläppchen - und das Messer fährt ihm in den Backen hinein. Das ist für'n Rübezahl“ rufts, und der Herr macht ein Gesicht dazu, daß es einen Stein in der Erde hätte erbarmen mögen. Das war nun eine schlimme Geschichte, und sah der Herr erst nicht schon aus, so wars jest mit dem halbbarbierten und zerfeßten Gesicht noch weniger. Denn schön war er gerade nicht, und hatte einen Haarwuchs, fast so schlimm wie der Kräuterklauber, und wenn auch ein rechter Mond schien, so schämte er sich doch, so er auf diesen Haarwuchs fiel und verkroch sich. Der Herr pußte sich aber da oben doch an und dachte „ich wags.“ Denn die Liebe war zu groß, und die Eitelkeit am Ende noch größer. Also ging er hinunter in die Stube.

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er war

Was habt ihr denn gemacht? ruft Alles wie aus einem Munde, und schaut ihn unter Lachen an. Er

aber thut ganz verwundert, und sagt: ich wüßte just nichts. Ihr habt ja einen Schnitt im Gesichte, als ob einer mit einem Schwert hineingehauen håtte und es blutet. Blutets? fragt er ganz gedehnt und wird immer verlegner; es ist weiter nichts, es ist vom Träumen. Vom Träumen, wie so denn das? fragt einer lächelnd. Nun, es hat mir diese Nacht geträumt, ich wäre in der Türkei und sollte mir ein Ohr abgeschnitten werden, und wie der Kerl den ersten Schnitt that, da bin ich aufgewacht und da blutets mang immer noch; det iß. des Janze.

Da standen anfangs Alle starr und steif, und brachen. dann in ein unmäßiges Gelächter aus. „Daß du die Motten kriegst," sagte der Eine; die Andèrn packten aber geschwind ihre Siebensachen zusammen, sagten,,in Gottes Namen, Freund," und ließen ihn verblüfft stehen.

Er fing zwar noch einmal an „bei uns in Berelin,“ aber es mochte das Weitere Niemand hören.

Merke: Wenn efner ein eitler Geck ist, so kann ihm

eine kleine Lehre nicht schaden, gar oft aber hilft fie, auch wohl sogar - was freilich viel sagen will ,,bei uns in Berelin."

Wie Rübezahl mit einem übermüthigen Bauer einen Tausch eingeht.

Einstmals kam nach Jessenei ein Mann mit vier herrlichen Füchsen, und wie er dahin kam, wurde das ganze Dorf rebellisch und lief ins Wirthshaus, um nur die Roffe zu sehen, und wurden die Bauern so toll,

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