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Allein wie wenig bachte man lange Zeit daran, daß Hier Jos. 10, nur Dichtersprache herrsche! Man nahm die Erzählung ganz buchstäblich und gieng soweit, daß man das System des Copernikus, daß die Erde sich um die Sonne bewege, als Irreligion und Bibelvers Leugnung im J. 1611 von der Inquisition verdammen ließ, weil es dem Buchstaben dieser Stelle widersprach; ja sein Schüler Galilão Galilei gerieth darüber fogar in ein hartes Gefängniß und schwor jenes System im 70ften Jahre seines Alters ab *).

*) Nikolaus Copernikus, geb. zu Thorn d. 19. Febr. 1473 studierte anfangs Philosophie und Medicin, legte sich dann aber vorzüglich auf Mathematik und Astrono mie. Um die in diesen Wissenschaften ausgezeichneten Männer kennen zu lernen, bereißté er mehrere Länder Europa's und verweilte namentlich lange an Bologna bey Dominico Maria, einem geschickten Astronomen.. Durch vielfache Beobachtungen und scharfsinnige Combic nationen entdeckte er nach seiner Rückkehr ins Vaters land, was schon mehrere vor ihm geahndet und behaupe tet hatten, daß die Sonne sich im Mittelpunkte unsres Planetensystems befinde und um ihre eigene Are sich bez wege, daß dagegen die Planeten in verschiedenen Zeitz räumen sich um sich selbst, aber auch zugleich um die Sonne sich bewegen. Diese Ansicht, die in der Folge allgemein angenommen und von vielen vervollkomm net wurde, nennt man von ihm: das Copernikaniz sche Weltz oder Planetensystem. Copernikus starb am 24. May 1543.

Galilão Galilei wurde den 15. Febr. 1564 zu Pisa geboren. Nachdem er die früheren Jahre der Lecz türe der Alten, dem Zeichnen und der Musik gewidmer und 1581 zu Pisa Medicin und Philosophie studiert hatte, wandte sich sein zu astronomischen Untersuchun geu und zu wichtigen Entdeckungen in der Naturlehre ganz vorzüglich geeigneter Geist zur Naturwissenschaft und Mathematik und zwar mit einem solchen Erfolge, daß er schon 1589 Professor der Mathematik zu Pisa. wurde. Doch seine Entdeckungen und das Bestreben, die Rechte der Natur gegen eine verkehrte Philosophie geltend zu machen, zogen ihm schon jest Feinde zu und er sah sich 1591 genöthigt, seine Professur niederzulegen.

Das Buch der Richter.

$..73.

Begriff und Name dieser Richter.

Nach dem Tode Josua's (2500 J. d. W.) fehlte es der Nation an einem gemeinschaftlichen Oberhaupte und einer regelmäßigen Regierung. Sie hatte keinen allge meinen Oberbefehlshaber an ihrer Spike, der sie gegen die noch immer hie und da im Lande lebenden Cananiter und die benachbarten Ammoniter, Moabiter, Philister u. a. m. anführte und beschüßte. Kaum hatten sich die Ifraeliten in den Befih der ihnen durch Josua angewiefenen Låndereyen geseht, und die Süßigkeit des Rahe lebens unter Hütte und Weinstock geschmeckt, so dachten

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** Doch 1592 ward er als Lehrer der Mathematik zu Pas dua angestellt und er lehrte hier mit einem so ausserors dentlichen Beyfall, daß aus allen Gegenden Europa's. wißbegierige Jünglinge zu ihm hinströmten; auch der große, edle Gustav Adolph befand sich unter seinen Schülern. 1610 berief ihn der damalige Großherzog von Florenz Cosmo II. als Lehrer der Mathematik wieder nach Pisa. Hier war es, wo er durch die Entdeckung der abwechselnden Lichtgestalten der Venus und des Mars die Bewegung dieser Planeten um ihre Are und um die Sonne ausser Zweifel gesezt sahe und sich dann öffentlich für das Copernikanische Weltsystem erklärte. Seine Feinde glaubten das, Ansehen der Bibel dadurch gefährdet und verkeßerten ihn und obwohl man sich in Rom jest mit der Erklärung desselben begnügte, daß er sein System weder mündlich, noch schriftlich, weiter behaupten wollte, so würde er doch ohne des Großherz 3ogs Schuß und Zurückberufung von Rom schwerlich seis nen Feinden entgangen seyn. nach dem

fie nun nicht mehr an die ihnen von Moses und Josua anbefohlene nöthige Vertreibung der cananitischen Vol fer; der Nationalgeist verschwand um so viel mehr, mehr sich die Stämme vereinzelt hatten, und bald verlo ren sie die Kraft, die erst errungene Freyheit zu behaup ten. Dieser Umstand hatte sehr schlimme Folgen. Die benachbarten Nationen erwachten, fielen über sie her und zwangen sie, ihnen zu gehorchen und zinsbar zu werden. Aus Liebe zur Ruhe und Bequemlichkeit ließen sie sich das Joch geduldig auflegen und trugen es meist ohne Murren. Bisweilen erwachte denn ein Sohn der Freyheit, quälte entweder die Unterdrücker seiner Nation bloß für seine Person oder wiegelte auch die übrigen Feinde der Sclaveren auf und bließ zur Revolte. Ein solcher Befreyer- Soter Heros seines Vaterlandes blieb neistens bis an seinen Tod an der Spike derer stehen, die er aufgeführt hatte, bisweilen trat er auch nach wiederhergestellter Freyheit wieder ab. Bald erkannte

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ordnung herausgegeben hatte, so fielen alle seine Feinde, besonders die mächtigen Jesuiten, über dasselbe her, ver? dammten es als höchst gefährlich und der Verfasser wur: de vor das Inquisitionsgericht zu Rom gefordert. Im Winter des Jahres 1633 und bey einer schwächlichen Ge fundheit mußte der siebzigjährige Greis nach Rom wan dern, einige Monate in den Gefängnissen der Inquisiz tion schmachten und wurde dann verdammt, am 23sten Juni 1633 die großen Wahrheiten, die er entdeckt hatte, auf den Knien liegend, vor unwissenden Mönchen mit den Worten abzuschwören: Corde sincero et fide non ficta abjuro, maledico et detestor supra dictos errores et haereses. Doch in dem Augenblicke, da er wieder aufstand, soll er, sich schämend, seiner Ueberzeugung zum Trok geschworen zu haben, mit den Füßen gestampft und mit verbißner Wuth gesagt haben:" und doch bewegt sie fich. Die ihm anfangs zugedachte Kerkerstrafe wurde in eine Berweisung auf einen bischöflichen Pallast vers wandelt, wo er seine mathematischen und astronomischen Arbeiten fortsette. Er starb den 8ten Janúar 1642 (dem Geburtsjahre Newtons) im 78sten Jahre seiz nes Alters.

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ihn nur ein Stamm, bald mehrere, bald alle als ihr Oberhaupt an. Diese häufigen Kriege führten sehr natürlich eine Periode der Verwilderung herben, wo die mosaische Verfassung sich fast ganz aus den Augen verlor und selbst Jehova nicht mehr erkannt wurde. Die Namen der Männer, die von Zeit zu Zeit unter ihrem Volke auftraten, dieses gegen seine Unterdrücker anführten und die Freyheit wiederherstellten und die man richtiger: Hel den, fühne Patrioten, nicht aber Richter nennen foll te denn die wenigsten gaben sich mit der Gerechtig= Feitspflege ab find: Othniel, Ehub, Samgar, Ba raf, Gideon, Tolah, Jair, Jephtha, Jbzan, Elon, Abdon, Simson. Aber auch einiger Frauen gedenkt das Buch der Richter, die ihre Mitbürger zu kühnen Unternehmungen gegen die Feinde der Nation aufforder= ten, ihren Muth entflammten und den entflohenen Nationalgeist wieder zurückzurufen suchten; die merkwürdig fte derselben war: Debora.

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S. 74.

Verfasser, Theile und Inhalt desselben. Gründe, warum es den Begebenheiten, die es erzählt, nicht gleichzeitig seyn kann.

Das Buch der Richter besteht aus zwey Theilen, deren erster von Cap. 1. bis zu Ende Cap. 16. fortlauft, der andere aber von Cap. 17-21. einen Anhang ents hält. Die Verfasser beyder sind unbekannt und eben so auch die Zeit ihrer Abfassung. Soviel ist wohl gewiß, daß der Verfasser des ersten Theiles spåter lebte, als die Begebenheiten vorfielen, die er erzählt und wenn ja etwas darinn vorkommt, was den erzählten Begebenheiten gleichzeitig ist, so sind es bloß einzelne Stellen, besonders die poetischen Abschnitte. Auch darf man sich nur die Beschaffenheit der Zeiten denken, in welchen die hebräischen Helden lebten, um es einzusehen, daß in diesen Zeiten an historische geschriebene Dokumente nicht

zu denken war. Denn war schon unter Josua der vielen Kriege wegen an keinen Fond zur Geschichte, an keine Annalen zu denken — wie will man dergleichen von den ftürmischen Zeiten, die nachher eintraten und bey der allgemeinen Verwirrung erwarten, die in der Folge unter den Ifraeliten herrschte? Lieder der Siege, die sich bey den Stammen lange erhielten und stumme langdauernde Denkmåler, woran sich die Erzählung heftet und die so oft wiederholt wird, so oft man zu diesem oder jenem merkwürdigen Baum, Stein, Fluß, Hole und dergleichen zurückkehrt, welche die Vorzeit geheiligt hat →→→→ das ist das einzige, was sich aus solchen Zeiten erwarten läßt. Erst dann, wann ein Volk zur Ruhe gekommen ist und in seiner Geistesbildung starke Fortschritte gemacht hat, finden sich Leute, welche aufzeichnen, was fich durch Tradition, Denksteine und Lieder erhalten hat. So auch hier. Noch ungleich später, ja wohl erst nach der Wegführung der zehn Stämme nach Assyrien, schrieb der Verfasser des Anhanges. Denn er erwähnt Dinge, die erst in fpåtere Zeiten fallen z. B. daß das Haus Gottes mit welchem Namen nie die Bundeslade und Stiftshütte, sondern der Tempel bezeichnet wird nicht mehr zu Silo, sondern zu Jerusalem sey Cap. 18, 31. Die in diesem Buche erzählten Begebenheiten fallen ungefähr in die Jahre 1444 — 1100 v. Ch. G

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§. 75.

Das Buch muß im Geiste des Heldenals ters Beschreibung dieses gelesen

werden.

Ein Heldenbuch, wie das Buch der Richter, muß im Geiste des Heldenalters gelesen und beurtheilt werden, und man hat dabey folgende Grundsäke stets festzuhalten: Kühnheit, aus Wunderbare grånzende Proben von persönlicher Tapferkeit, heldenmüthiges Vertrauen auf Gott, für dessen Sache man zu kämpfen überzeugt ist,

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