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bittrere Haß und Verfolgungsgeist der Juden, endlich die noch immer aufwachenden. Vorwürfe eines ehedem verwundeten Gewissens dieß alles veranlaßte ihm eine Menge banger, trüber Stunden. Alle Tage ward er angelaufen von allen Gemeinden, die Sorge für sie! war oft angreifender, als eigne Unglücksfälle. Die: häufigen Wachen, die Schmerzen der Schläge, die Last der Banden, die elende Kost der Gefängnisse, das viele Reifen, die Gefahren und Beschwerlichkeiten der We= gedieß alles mußte ihn schwächen und er würde noch eher unter der Last sovielen Elendes unterlegen seyn, wo=' fern nicht eine höhere Kraft in seiner Schwachheit mächtig gewesen wåre. Von einer Zeit zur andern litt er Hunger und Durst, war halb nackend, niedergeschla= gen, hatte keine gewiffe Stätte, arbeitete und wirkte mit seinen eigenen Hånden, wurde gescholten, verfolgt, gelåstert, war stets als ein Fluch der Welt und ein Scheusal der Menschen, in Mühe und Arbeit, in viel Wachen, in Hunger und Durst, in viel Fasten, in Frost und Blöße." Seine Einrichtungen haben überdieß größtentheils die Kirchendisciplin begründet. So war es z. B. Paulus, der zuerst in ven Mitgliedern der Christengemeinde zu Corinth das Bewußtseyn von gewissen Societåtsverhältnissen weckte, in denen die Christen stånden, indem er die zu Corinth zuerst veranlaßte, ein unwürdiges Mitglied von ihrer. Verbindung auszuschließen oder zu erkommuniciren 1 Cor. 5, 26. Wie diese Verfügung des Apostels, so hat man aber auch alles das, was er in seinem ersten Briefe an den Timotheus, desgleichen in seinem Briefe an den Titus über die kirchliche Ordnung beym Gottesdienst, und als wesentliches Erforderniß zu einem Bischoff, Lehrer, Armen- und Krankenpfleger darstellt, in der Folge bey der Organisation und Einrichtung der christlichen Gesellschafts- Verfaffung zum Grunde gelegt und als Norm dabey angenommen. Endlich hat seine Methode auch viele Vorstellungen im Relis

gionssystem bestimmt und begründet. Dieß gilt namentlich von der Art und Weise, wie er pon dem Tode Jesu als einem Opfertode für die Sünden › der Welt, von einer einst zu erwartenden Wiederkunft Jesu auf die Erde, von der Schöpfung der Welt ynd des Menschen, von dem Sündenfalle der leßten und von der daraus entspringenden Verderbniß in dem Körper und in der Seele des Menschen, ingleichen von Engeln und Damonen sprach.

Aber auch sein Charakter macht Paulus zu einem der achtungswürdigsten Männer. Der Umfang seiner Religionskenntniß, seine Bekanntfchaft mit dem jüdischen Lehrbegriff, mit der Geschich te, der Religions- und Sittenlehre Jesu, die man-cherley Kenntnisse, die er aus dem Lesen griechischer Schriften und aus dem Umgange mit gebildeten Juden und Griechen geschöpft hatte, beweisen, daß er eine ausserordentliche Fassungsgabe und ein treffliches Gedächtniß besaß. Nicht weniger bemerkenswerth ist der tief eindringende Scharfsinn dieses Mannes. Denn, wie richtig weiß er nicht die christliche Reli gions- und Sittenlehre zu beurtheilen, wie treflich vers steht er sich nicht auf eine systematische Anordnung derfelben, wie genau entwickelt er nicht oft dieselbe, wie glücklich entscheidet er nicht verwickelte dogmatische und moralische Fragen, wie sorgfältig ist er nicht in der Wahl der Beweise für seine Behauptungen, wie ge= schickt weiß er nicht seine Gegner mit ihren eigenen Waffen zu schlagen! Dazu kommt ferner eine äusserst lebhafte Phantasie, eine ungemeine Fülle der Gedan fen, eine ausgezeichnete Fähigkeit, seine Grundsäge auf besondere Fälle anzuwenden, seine Vorschriften den je desmaligen Verhältnissen seiner Leser anzupassen und so fie darzustellen, daß sie den tiefsten Eindruck machen mußten. Vor allen Schriftstellern des N. T. zeichnet er sich auch aus durch einen treffenden Wig, der in der Widerlegung seiner Gegner, in der Verbindung seiner

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Begriffe und Beweise, in der Anwendung des Spottes und der Ironie sichtbar ist, womit er feine Gegner in Die Enge treibt. So groß aber die Verstandeskräfte bes Apostels waren, eben so lebhaft war sein Gefühls.. vermögen. Aus reiner Achtung für Wahrheit und Tugend entsprang bey ihm die warmste Liebe zu Jefu und die innigste, nach dem Muster Jesu gebildete Menschenliebe, die er mit Aufopferung aller seiner Kräfte, der Ruhe seines Lebens und aller seiner ehemaligen Vorzüge zu erweisen suchte. Seine ganze Würde sekte er nur in seinen Apostelberuf und in das Bewußtseyn seiner christlichen Veredlung und gemeinnüßigen Thätigkeit. Seine Bemühungen gelingen zu sehen, war ihm die höchste Glückseligkeit. Mit der größten Wärme trågt er die Wahrheiten des Christenthums vor und legt nur einem solchen Glauben einen Werth bey, der durch Liebe zu Gott, zu Jesu und den Menschen thätig ist. Das bey besaß er das feinste Gefühl für das Anständige und Schickliche in allen Verhältnissen des Lebens. Ob er gleich seine Würde als Lehrer und seine Unabhängig. teit treflich zu behaupten wußte, so umfaßte er doch das bey mit Warme alles, was das Wohl der Gemeinden. angieng. Nie verlehte er die Geseze des Wohlstandes und des guten Geschmacks und wußte jeden Umstand zu benußen, der seinen großen Zweck befördern konnte, die Menschen zu erleuchten, zu veredeln und dauerhaft zu beglücken. Auf dieses große Ziel waren auch alle feine Begierden und Neigungen gerichtet und sein eigner Charakter dadurch so veredelt, daß er, so beschei ben er auch von sich selbst dachte und so wenig er sich für moralisch vollkommen hielt, doch ohne Ruhmsucht sich allen Gemeinden zum Muster einer christlichgebil deten Denk- und Handlungsart aufstellen und sich vor Freunden und Feinden auf seine Redlichkeit und Gewis senhaftigkeit berufen konnte. Er scheute keine Beschwerden, keine Reisen, keine Nachtwachen, keine Gefahren, wenn er für die Sache Jesu thätig seyn konnte. Er war

frey von allem Eigennus und seine Ehre fuchte er nur darinn, sich mehr Verdienste um die Menschheit und um Die Religion Jesu zu erwerben, als andere. Er war gehorsam gegen die Obrigkeit und achtete selbst ungerechte Richter; nie vergaß er, was seine Freunde und Schüler ihm Gutes erwiesen; nie verlehte er die Pflicht der Demuth und Bescheidenheit, sprach oft von seinen früheren Verirrungen, und von seinen Verdiensten nur dann, wann es die Vertheidigung derselben gegen Verleumder und Feinde galt, wie im lobe anderer, so bes wieß er auch bey seinen Bitten um Unterstüßung für andere die größte Feinheit und Höflichkeit. Nicht minder ausgezeichnet war endlich sein Muth in Gefahren und seine Standhaftigkeit und Seelengröße im Leiden. Er war mit einem Worte ein Mann von den größten Anlagen des Geistes, von der edelsten Denkart und von der größten Wirksamkeit für das wahre. Wohl der Menschheit.

S. 188.

Von der Gelehrsamkeit des Paulus und dem Eigenthümlichen seiner Methode und

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Lehrart.

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Man hat bisweilen behauptet, daß Paulus nicht bloß jüdische Gelehrsamkeit besessen, sondern auch die Schriften griechischer Philosophen und Dichter, besonders die Schriften des Platon studirt und sich also auch durch eigentlich gelehrte Bildung von den übrigen Aposteln unterschieden habe. Man berief sich zum Beweife für die Richtigkeit dieser Behauptung theils darauf, daß während des Jugendaufenthaltes des Apostels zu Tarsus griechische Gelehrsamkeit in dieser Stadt gea herrscht habe, theils auf einige Stellen in seinen Reden und Briefen, wo er Stellen aus griechischen Schrifte stellern, z. B. Apost, Gesch, 17, 28, aus Aratus die

Borte: τοῦ Θεοῦ) γὰρ και γένος ἐσμεν; 1 Cor. 15, 55. aus Menander den Denkspruch: kipovo. He X0452' quidíni nanai' und Tit. 17.12. aus Epimenides die Charakterschilderung der Cretenser: notes d'el' Yeusai, nand Ongía, raséges ágyai anführt, theils endlich darauf, daß er mehrere Ausdrücke z. B. vous, sow avDowno; mit Platon gemein habe. Andere dagegen meyn ten, daß Paulus auffer der jüdischen Gelehrsamkeit keine Belesenheit weiter und feine, wissenschaftliche Cultur gehabt habe. Die Wahrheit scheint auch hier in der -Mitte zu liegen. Ohne im Sinne der Griechen ein Gelehrter zu seyn, hatte er doch wohl etwas mehr griechische Bildung, als die übrigen Apostel. Denn, daß er Begriffe deutlich zu entwickeln, alles auf allgemeine Säge zurückzuführen, einen dogmatischen Stoff systema tisch auszuführen weiß, ist wohl nicht seiner jüdischen Bildung und seiner Belesenheit in jüdischen Schriften zuzuschreiben. Auch führt er jene Aussprüche griechischer Dichter am schicklichsten Orte, mit Nachweisung ihrer Quelle und so an, daß man sieht, er wußte mehr von diesen Dichtern, als er durch bloßes Hörensagen håtte wissen können. Daß aber Paulus im jüdischen Sinne des Wortes gelehrt war, d. h. daß er eine genaue Kennt niß der jüdischen Theologie, der pharisäischen Grundsäzze und Lehrmeynungen, der Traditionen feines Volkes und der damaligen Art und Weise, die israelitischen National- und Religionsschriften zu erklären besaß, ise durchaus keinem Zweifel unterworfen. Denn er nennt sich ja selbst einen Schüler Gamaliels; sodann sprechen dafür auch seine Schriften. So oft er sich in diesen was er sehr gern thut -in långere und mehr råfonni rende Erörterungen mancher religiösen und moralischen Materie einläßt, so ist seine ganze Art, zu philosophie ren, zu beweisen, die Schrift zu erklären und anzus wenden, diefelbe, welche in den Schulen der jüdischen Gefeßerklärer, besonders wohl von der pharifäischen Parthen, die herrschende war. Seine Schriften können

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