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oder wie dieß die Bibel ausdrückt, nicht im Namen Jehova's sprach, hieß ein falscher Prophet. Dergleichen falsche Propheten gab es theils unter den Nachbarvölkern der Juden, theils unter diesen selbst 4 Mof. 22. 1 Kôn. 8, 29. 2.Kôn. 29. Daß übrigens dergleichen falsche Propheten voll Talent und Begeisterung seyn konnten, beweißt wenigstens das Beyspiel Bileams 4 Mos. 22. Uebrigens war Moses das Ideal, der Prototypus aller späteren Propheten, die, was er 5 Mos. 28. im Allgemeinen über die künftigen Schicksale seines Volkes bemerkt hatte, auf die Sitten, Unternehmungen und Verbindungen ihres Zeitalters anwendeten §. 5o. Wahrs scheinlich giengen alle diese Männer aus den von Samuel gestifteten Prophetenschulen hervor, in denen die Hoffnungsvollsten Köpfe der Nation sich versammleten, um sich mit der Religion und Geschichte der Vorzeit, mit Musik und Dichtkunst zu beschäftigen. Oft sprachen sie auch als Begeisterte 1 Sam. 10, 5.10. 19, 20. Uebris zens traten diese Propheten mit den Königen auf und äb und verloren sich nach den Zeiten der Rückkehr aus dem Eril ganz

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Amt, Beruf und Lebensweise der israeliti schen Propheten.

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Das Erste und Wichtigste nun, womit sich die Propheten beschäftigten, war: Unterricht in der Religion und dadurch sind sie den israelitischen Volke und Staate unstreitig am nüßlichsten geworden. waren es, die zuerst den aller wahren Frömmigkeit so nachtheiligen Wahn bestritten, daß auffere Religions handlungen, Beten, Fasten, Opfern und dergleichen, auch unabhängig von dem Geiste und der Absicht, wor mit sie verrichtet werden, dem Menschen einen beföndern Werth in Gottes Augen geben. Je leichter dieser

Wahn bey einem Volke entstehen konnte, dessen Relis gion, wie die mosaische, eine Menge dufferer Gebräuche vorschrieb; je weniger fich von den Priestern erwarten ließ, daß sie diesen Wahn, dessen Beybehaltung ihnen fo einträglich war, bestreiten würden, desto größer war! das Verdienst, welches sich die Propheter. dadurch ers warben, daß sie überall und mit so vielem Eifer auf Reis nigung des Herzens und innere Moralität der Gesinnum gen drangen. Dadurch wurden sie, was sie seyn sollten, Bewahrer der Religion. Aber freylich zog ihnen ihr Beruf auch nicht selten den Haß der Priesterschaft zu, wenn diefe eigennukige, herrschsüchtige Menschen waren, de nen an ihrer Bereicherung mehr, als an der Moralitår ihres Volkes lag. Mittel, ihr Volk sittlich zu veredlen, waren auch die begeisterten Hymnen, welche sie ausspra chen oder fangen.d

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Ein zweytes Geschäft der Propheten war: Rath und Entscheidung in politischen Verhandlun gen vor den Königen und dem Volke. Um zu begreifen, wie die Propheten dazu kamen, sich in politi sche Angelegenheiten zu mischen, muß man erwagen, daß der israelitische Staat ein theokratischer war und daß in demselben alle politische Angelegenheiten nach dem Vers hältniß beurtheilt wurden, in welchem sie zur Landesre= ligion und zur Moralitåt standen. Da ieder König fich verbindlich machte, den ihm im Gesetz vorgeschriebenen Bedingungen Genüge zu thun, so blieb es auch, ohne des Hochverrathes sich schuldig zu machen, jedem Unterthan freygestellt, die Religion zum Maasstabe zu nehmen, nach welchem er die Handlungsart seines Königes be urtheilte. Waren nun die Propheten, als solche, verpflichtet, für die Aufrechterhaltung der mosaischen Constitution zu sorgen und über dieselbe zu wachen, so war es auch ihre Pflicht, die Maasregeln der Könige bald zu billigen, bald sie zu warnen oder ihnen zu rathen. Da= von waren auchy die Könige selbst überzeugt, indem sie in zweifelhaften Fällen die Propheten selbst aufforderten,

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ihre Meynung zu sagen; ja selbst Könige, mit denen die Geschichte nicht ganz zufrieden ist, und gegen deren Maasregeln sich die Propheten ausdrücklich erklären, nahmen ihnen dieß doch nicht übel und gestanden ihnen also still schweigend die Freyheit und das Recht zu, laut über sie zu urtheilen. Sie treten daher oft als Rathgeber der. Könige, oft als Demagogen und Vertreter der Rechte des Volks gegen ungerechte Bedrückungen oder verderb liche Rathschläge auf und werden in diesem Charakter, von allen Stånden respectirt. So dient Samuel dem Saul mit feinem Rathe, so hält der Prophet Nathan dem David feine an Urias begangene Ungerechtigkeit vor, so warnt Gad den David vor Eroberungssucht und giebt ihm sein Mißfallen zu erkennen, als er das Volk zählen ließ, so hålt Jefaias den König Hiskias zurück, daß er nicht schimpflich dem König Sanherib die Stadt übergiebt und erhebt ihn zu einem freudigen Vertrauen auf Jeho= vas Schuß und Hülfe.

Drittens beschäftigten sich die Propheten mit Berkündigung der nahen und entfernten ZuFunft, sie weiffageten. Im allgemeinen und weiteren Sinne des Wortes ist weißfagen soviel, als begeistert, vom Geiste Gottes ergriffen seyn. Die Propheten weissageten, wenn sie mehr, als andere und von Jugend an mit göttlichen Wahrheiten, mit der Beachtung der Geschichte der Vorzeit und mit den Grundibeen ihrer Religion beschäftigte und eben daher auch qm fähigsten, über sie und von ihr zu sprechen, durch diese Betrachtungen oft zu höheren Empfindungen fortgeriffen wurden. Diese Empfindung nun war ben ih nen bald ftilles Erstaunen, bald wörtlicher Ausdruck. In ihrer Seele haben dann alle Vorstellungen einen hỏheren Grad von Lebhaftigkeit; diese Lebhaftigkeit erhebt ihre Sprache, die den hohen Gedanken, auf denen ihr Geist, wie auf Flügeln, fortgetragen wird, nacharbeitet, den gemeinen Ausdruck verachtet und weil die Spra che nicht für ieden Ton der Seele ihren Ausdruck hat,

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Bilder und Vergleichungen wählt, um ihm dadurch wes nigstens nachzukommen. Sie weissagen d. h. sie sind begeistert und in diesem Sinne wird namentlich von David, Assaph und Heman gesagt: sie weissagen. Oft begleiteten fie ihre Gedichte mit Musik, es kamen auch wohl regel måsige Bewegungen des Körpers hinzu. Daher heißt weissagen auch zuweilen soviel, als: Hymnen zur Ehre der Gottheit absingen. In diesem Sinne heißt es 1 Kon 18, 22. auch von Baalspriestern: sie weissagten, sie waren begeistert. In diesem Sinn heißt es 1 Sam. 10, 5, 19, 20— 24. ist Saul auch unter den Propheten? Er ward nåm= lich in den Strom des Gefanges mit fortgerissen, als ihm ein Chor Prophetenschüler begegnete, welche beget sterte Lieder absangen. Diese Begeisterung ausserte fich auch bisweilen durch besondere körperliche Bewegungen, die Begeisterten fielen in Verzückungen und machten Best wegungen, nahmen Stellungen und Geberden any ble man sonst nur an Wahnsinnigen bemerkt. Daber kommt: es, daß die Begriffe: wahnsinnig und entzückt d. h. im höchsten Grade begeistert seyn, bisweilen in eins zusammen fließen: priveo dan, TooONTEVεiv sind wie insanire und celebrare bisweilen synonym 1 Sam. 21, 14. Pf. 75,5, Im eingeschränkteren Sinne bedeutet aber Weissagen soviel, als: belehren Matth. 10, 41. 11, 9. und in der engsten Bedeutung: über zukünftige Dinge und Bege= benheiten belehren. So brauchen wir das Wort weissagen hier, wenn wir sagen: die Propheten beschäftigten sich auch mit Verkündigung der nahen und entfernten Zuz kunft. Einige solcher Gegenstände lagen den Propheten so nahe, daß, wer die vorigen Schicksale seines Volkes Fannte und der jedesmaligen Beschaffenheit seines moralifchen, religiösen und politischen Zustandes nicht músfig zusahe, den Ausgang leicht vorhersehen konnte. Die Propheten weisfagten also, indem sie, wenn Religion und Sitten in Verfall gerathen waren, die traurigen Folgen schilderten, die bald früher, bald später daraus entspringen, würden oder, wenn sie unter der Bedingung

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einer reineren und tugendhafteren Gottesverehrung zu besseren Zeiten Hoffnung machten. War also das Volk lasterhaft, vielleicht gar der Abgötterey ergeben, so hielten sie demselben die Schändlichkeit seines Betragens, seinen Undank und Ungehorsam gegen Gott vor und droheten ihm im Namen Jehova's die härtesten Strafen an z. B. Hungersnoth, ansteckende Krankhei= ten, Verwüstung der Feldfrüchte durch Heuschrecken, Hagel, Krieg, Wegführung in die Länder der Feinde. Waren dergleichen Plagen bereits eingetreten, so benußten sie dieselben, um das Volk zu warnen und ihm die Nothwendigkeit seiner Befferung fühlbar zu machen. Als' Folge seiner Befferung stellten sie ihm dann alle jenen Uebeln entgegengeseßte Güter dar. Sie trösteten das Volk über seine Leiden, indem sie ihm unter der Bedingung der Besserung glorreiche Siege und gänzliche Bertilgung seiner Feinde, die Rückkehr ins Vater land, einen ununterbrochenen Frieden, die größte Fruchtbarkeit des Bodens, die Verbreitung des Mofaismus' unter allen heidnischen Völkern verhießen. In diesem Kreise drehen sich alle auf die Schicksale der Juden sich beziehenden Weissagungen herum. Andere Weissagungen bezogen sich auf eine entferntere Zukunft, indem sie ih rem Volke Hoffnung machten, daß aus der Familie Davids ein Mann auftreten würde, welcher die Nation von allen Feinden befreyen, die glücklichen Zeiten unter Davids Regierung zurückbringen, zugleich aber auch die aufrichtigste Verehrung Jehova's wiederherstellen würde. Man nennt diese Weissagungen die messianischen. Inwiefern nun die Propheten bey diesen Weissfagungen ei= ner höheren Erleuchtung sich erfreueten oder aber ihrer eigenen Einsicht folgten, läßt sich nicht genauer bestimmen. Soviel ist übrigens gewiß, daß, wenn man sich an die Geschichte hält und von dieser sich über das, was die Propheten thaten, unterrichten läßt, der Begriff des Weissagens nicht anders, als auf die bisher beschriebene Weise zu bestimmen ist, daß man sich aber in mancherley

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