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Als ein Gespräch von Krieg und Kriegsgeschrei,*)
Wenn hinten, weit, in der Türkei,

Die Völker auf einander schlagen.

Man steht am Fenster, trinkt sein Gläschen aus
Und sieht den Fluß hinab die bunten Schiffe gleiten;
Dann kehrt man Abends froh nach Haus

Und_segnet Fried' und Friedenszeiten.

Writter Bürger. Herr Nachbar, ja, so lass' ich's auch geschehn: Sie mögen sich die Köpfe spalten,

Mag Alles durch einander gehn;

Doch nur zu Hause bleib's beim Alten.

Alte (zu den Bürgermädchen).

Ei! Wie gepust! Das schöne junge Blut!
Wer soll sich nicht in Euch vergaffen?

Nur nicht so stolz! Es ist schon gut!

Und was Ihr wünscht, das wüßt' ich wol zu schaffen.
Bürgermädchen. Agathe, fort! Ich nehme mich in Acht,

Mit solchen Heren öffentlich zu gehen;

Sie ließ mich zwar in Sankt Andreas' Nacht
Den künft'gen Liebsten leiblich sehen. **)

Die Andre. Mir zeigte sie ihn im Krystall,
Soldatenhaft mit mehreren Verwegnen;
Ich seh' mich um, ich such' ihn überall,
Allein mir will er nicht begegnen.
Soldaten. Burgen mit hohen
Mauern und Zinnen,
Mädchen mit stolzen

*) Von Kriegen und Kriegsgeschrei." Ev. Marci 13, 7.

**) Im nördlichen Deutschland, am Harz, in Thüringen, gilt die Andreasnacht (30. November) als vorzugsweise günstig für die Bräutigamsschau, während im Süden, in Baiern und Schwaben, die Thomasnacht in nicht geringerer Achtung steht. Bei dem Citiren des Bräutigams wird das Bettbrett von dem Mädchen getreten, und ein Vers gesprochen, wie z. B. folgender:

Bettspond, ich trete Dich,

Sankt Andreas, ich bitte Dich,
Laß doch erscheinen

Den Herzallerliebsten meinen.
Soll er mir werden reich,
Schenkt er eine Kanne Wein;

Soll er mir werden arm,

So fchente mir eine Kanne Waffer.

Hierauf kommt die Gestalt des künftigen Ehemannes zur Thür herein und trinkt aus einem der zwei Becher, welche vorher auf einem weißgedeckten Tisch aufgestellt worden find. (Vergl. Weimarer Sonntagsblatt, 1857 Nr. 51: „Die Bräutigamsschau und andere Liebes-Orakel.")

Höhnenden Sinnen
Möcht' ich gewinnen!
Kühn ist das Mühen,
Herrlich der Lohn!

Und die Trompete
Lassen wir werben,
Wie zu der Freude
So zum Verderben.
Das ist ein Stürmen!
Das ist ein Leben!
Mädchen und Burgen
Müssen sich geben.
Kühn ist das Mühen,
Herrlich der Lohn!
Und die Soldaten
Ziehen davon.

Fauft und Wagner.

Fauft. Vom Eise befreit sind Strom und Bäche
Durch des Frühlings holden, belebenden Blick,
Im Thale grünet Hoffnungsglück;

Der alte Winter in seiner Schwäche
Zog sich in rauhe Berge zurück.
Von dorther sendet er, fliehend, nur
Ohnmächtige Schauer körnigen Eises
In Streifen über die grünende Flur.
Über die Sonne duldet kein Weißes,
Ueberall regt sich Bildung und Streben,
Alles will sie mit Farben beleben;
Doch an Blumen fehlt's im Revier,
Sie nimmt gepußte Menschen dafür.
Kehre Dich um, von diesen Höhen
Nach der Stadt zurück zu sehen.
Aus dem hohlen, finstern Thor
Dringt ein buntes Gewimmel hervor.
Jeder sonnt sich heute so gern.
Sie feiern die Auferstehung des Herrn,
Denn sie sind selber auferstanden;
Aus niedriger Häuser dumpfen Gemächern,
Aus Handwerks- und Gewerbesbanden,
Aus dem Druck von Giebeln und Dächern,

Goethe's Werke, 12.

3

Aus der Straßen quetschender Enge,
Aus der Kirchen ehrwürdiger Nacht
Sind sie Alle ans Licht gebracht.
Sieh nur, sieh, wie behend sich die Menge
Durch die Gärten und Felder zerschlägt,
Wie der Fluß in Breit' und Länge
So manchen luftigen Nachen bewegt,
Und, bis zum Sinken überladen,
Entfernt sich dieser lezte Kahn.
Selbst von des Berges fernen Pfaden
Blinken uns farbige Kleider an.
Ich höre schon des Dorfs Getümmel,
Hier ist des Volkes wahrer Himmel,
Zufrieden jauchzet Groß und Klein:
Hier bin ich Mensch, hier darf ich's sein.

Wagner. Mit Euch, Herr Doktor, zu spazieren,

Ift ehrenvoll und ist Gewinn;

Doch würd ich nicht allein mich her verlieren,

Weil ich ein Feind von allem Rohen bin.
Das Fiedeln, Schreien, Kegelschieben
Ist mir ein gar verhaßter Klang;

Sie toben, wie vom bösen Geist getrieben,
Und nennen's Freude, nennen's Gesang.

Bauern unter der Linde.

Tanz und Gesang. *)

Der Schäfer pußte sich zum Tanz
Mit bunter Jacke, Band und Kranz,
Schmuck war er angezogen.

Schon um die Linde war es voll,
Und Alles tanzte schon wie toll.
Juchbe! Juchbe!

Juchheisa! Heisa! He!

So ging der Fiedelbogen.

*) K. Weigand (in Grimm's Wörterbuch IV, 307 unter „Frühlingsluftbarkeit" und 314 unter „Frühlingstanz") erblickt in obiger Scene die Feier des Frühlingsfestes (ebenda, 301). Es ist aber nur das ländliche Vergnügen am Ofter Nachmittage gemeint: das Frühlingsfest fällt damit nicht zusammen. Derartige Tenze, wie der Kirmestanz (R. Hildebrand, ebenda V, 837), werden nach alter deutscher Sitte um die Linde des Dorfes gehalten. Des Liedes „Der Schäfer putte sich zum Tanz" gedenkt Goethe bereits in Wilhelm Meister's Lebrjahre" (2. Buch, 11 Kap.) zu einer Zeit (1795), als obige Scene noch nicht gedruckt war. (Siehe auch Gedichte III, 6.)

!!

Er drückte hastig sich heran;

Da stieß er an ein Mädchen an
Mit seinem Ellenbogen.

Die frische Dirne kehrt' sich um

Und sagte: „Nun, das find' ich dumm.“
Juchhe! Juchhe!

Juchheisa! Heisa! He!

,,Seid nicht so ungezogen!"

Doch hurtig in dem Kreise ging's;
Sie tanzten rechts, sie tanzten links,
Und alle Röcke flogen.

Sie wurden roth, sie wurden warm
Und ruhten athmend Arm in Arm.
Juchhe! Juchhe!

Juchheisal Heisa! He!

und Hüft' an Ellenbogen.

Und thu mir doch nicht so vertraut!
Wie Mancher hat nicht seine Braut
Belogen und betrogen!"

Er schmeichelte sie doch bei Seit,
Und von der Linde scholl es weit:
Juchhe! Juchhe!

Juchheisa! Heisa! He!

Geschrei und Fiedelbogen.

Alter Bauer. Herr Doktor, das ist schön von Euch,

Daß Ihr uns heute nicht verschmäht

Und unter dieses Volksgedräng'

Als ein so Hochgelahrter geht.

So nehmet auch den schönsten Krug,
Den wir mit frischem Trunk gefüllt.
Ich bring' ihn zu und wünsche laut,
Daß er nicht nur den Durst Euch stillt:
Die Zahl der Tropfen, die er hegt,
Sei Euren Tagen zugelegt!

Fauft. Ich nehme den Erquickungstrank,

Erwidr' Euch Allen Heil und Dank.

(Das Volk sammelt sich im Preis umher.)

Alter Bauer. Fürwahr, es ist sehr wohl gethan, Daß Ihr am frohen Tag erscheint;

Habt Ihr es vormals doch mit uns

An bösen Tagen gut gemeint!

Gar Mancher steht lebendig hier,
Den Euer Vater noch zulett
Der heißen Fieberwuth entriß,
Als er der Seuche Ziel gesezt.
Auch damals Jhr, ein junger Mann,
Ihr gingt in jedes Krankenhaus;
Gar manche Leiche trug man fort,
Ihr aber famt gesund heraus,
Bestandet manche harte Proben;
Dem Helfer half der Helfer droben.

Alle. Gesundheit dem bewährten Mann,

Daß er noch lange helfen kann!

Faust. Vor Jenem droben steht gebückt, Der helfen lehrt und Hilfe schickt.

(Er geht mit Wagnern weiter.)

Wagner. Welch ein Gefühl mußt Du, o großer Mann,
Bei der Verehrung dieser Menge haben!
Oglücklich, wer von seinen Gaben

Solch einen Vortheil ziehen kann!
Der Vater zeigt Dich seinem Knaben,
Ein Jeder fragt und drängt und eilt;
Die Fiedel stockt, der Tänzer weilt.
Du gehst, in Reihen_stehen sie,
Die Mühen fliegen in die Höh,

Und wenig fehlt, so beugten sich die Knie,

Als käm' das Venerabile. *)

Fauft. Nur wenig Schritte noch hinauf zu jenem Stein!

Hier wollen wir von unsrer Wandrung rasten.

Hier saß ich oft gedankenvoll allein

Und quälte mich mit Beten und mit Fasten.

An Hoffnung reich, im Glauben fest,
Mit Thränen, Seufzen, Händeringen
Dacht' ich das Ende jener Pest

Vom Herrn des Himmels zu erzwingen.

Der Menge Beifall tönt mir nun wie Hohn.
O, könntest Du in meinem Innern lesen,
Wie wenig Vater und Sohn

Solch eines Ruhmes werth gewesen!
Mein Vater war ein dunkler Ehrenmann,

*) Die bei den Prozessionen der Katholiken vorangetragene Monftranz

mit dem Leibe Christi.

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