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glaublichste und Beispielloseste und wissen es doch so zu behandeln und herbeizuführen, daß es zugleich das Natürlichste scheint?" Auch der literarisch sehr einseitige Stein, dem Schön den „Faust“ zugesandt hatte, fand Vieles anstößig, verlangte aber auch schon 1808 sehr naiv die Zusendung des zweiten Theils. Arndt und Jahn dagegen nannten Goethe den deutschesten Dichter,*) und der kühle Niebuhr, der wesentlich nur den jugendlichen Goethe schäßte, Werke wie „Wilhelm Meister" und die „Italienische Reise" verwarf, von dem zweiten Theil des Fauft (der Helena) zu schweigen, fand in diesem ersten Theil, im Tiefsten ergriffen, seinen Katechismus, den Inbegriff seiner Ueberzeugungen und Gefühle." **) Außer etwa den Schlegel und Woltmann ***) wüßten wir jedoch Niemand aus den Kreisen der höhern Kritik, der sich einer eingehenden Beurtheilung des neu erstandenen Werks in der ersten Zeit nach dem Erscheinen unterzogen hätte. Die Periode der eigentlichen Fauststudien brach erst später an, mit Schubarth (1818), Göschel (1824) und Hinrichs (1825), und der Strom der allerdings höchst nothwendigen Kommentare ist noch heute nicht versiegt und wird so bald nicht versiegen, weil das Werk sich in jeder neuen Zeitepoche wieder anders reflektirt. Seine Wirkung machte sich unmittelbar und sogleich auf die Künstler geltend, auf Diejenigen, welche auf demselben deutschen Boden, aus welchem die Dichtung ihre beste Kraft gesogen, auch die deutsche Kunst neu begründen wollten, und wie schon früher Karsten die Heren

*) Deutsches Volksthum“, 1810 (S. 391).

**) Lebensnachrichten, II. S. 64. Brief vom 18. Mai 1808. ***) 1815 in den Memoiren des Freiherrn S-a, I. 43.

küche, *) so reproduzirte nun Cornelius, für Goethe enthusiasmirt, die ganze Dichtung in einem malerischen Cyklus. Beethoven begeisterte sich zwar am Faust, aber ohne ihn zu komponiren; die Verwandtschaft seiner Musik mit dem Geiste des Gedichts ist aber so groß, daß Richard Wagner ein Programm**) der Beethoven'schen Neunten Symphonie einfach aus Stellen des Faust zusammenseßen konnte. Dagegen vertiefte sich Fürst Radziwill, der mit Niebuhr 1810 in Berlin in der Bewunderung des Gedichts zusammentraf, in die Komposition deffelben, die das Werk seines ganzen Lebens (er starb 1833) wurde. Daneben ist Epohr's Oper Faust" zu nennen, welcher aber nicht der Gocihe'sche Text, sondern der Fauft von Bernard (1814) zu Grunde liegt. Denn auch diese Periode sah eine Menge Faustdichtungen im Gefolge der Goethe'schen, sowol ernstgemeinte, wie die von Chamisso (1804), Schöne (1809), Klingemann (1815), v. Voß (1824) u. A. m., als auch Travestien***) emporwuchern, eine Produktion, welche seitdem nicht wieder ins Stocken gerathen ist.

Goethe selbst änderte seit dem Jahre 1808 nur wenig an der Tragödie, deren unten in der Textrevision (S. 167) angegebne Auflagen, obgleich die gesammten Werke dort fehlen, einen ungefähren Maaßstab für die zunehmende Verbreitung abgeben. Nur in das Intermezzo legte der Dich. ter noch nachträglich für die Ausgabe leßter Hand die beiden, „Tanzmeister“ und „Fiedeler“ überschriebenen Strophen

*) Deutsches Kunstblatt vom 16. April 1857, S. 142. Karsten starb 1798. **) Neue Zeitschrift für Musik, 1852, Bd. 37, Nr. 14.

***) Benkowit, Jubelfeier der Hölle, 1808. Der travestirte Faust, 1809. Sehbold, der umgekehrte Faust, 1816.

(S. 141), wahrscheinlich aus älterm Vorrathe, ein. Sonst krystallisirte sich um die ältern Entwürfe, namentlich um die der Helena, der zweite Theil für sich, der nun Goethe's Greifenalter beschäftigen, zuletzt fast ausfüllen sollte. Was von ältern Materialien unverarbeitet geblieben und später (1837) aus des Dichters Nachlasse publizirt worden ist, findet sich im Anhange (S. 151) nachgetragen.

Im Jahre 1827 begann die Veröffentlichung des zweiten Theils, der aber erst nach Goethe's Tode (1832) ganz erschien. Wenn auch das Ausland fortfuhr und jezt noch fortfährt, unter dem „Faust" vorzugsweise den ersten Theil zu verstehn, so empfing dieser für uns Deutsche doch durch den zweiten Theil eine neue Beleuchtung; die gelehrte Forschung, welche das Verständniß dieses letteren wegen seiner antiken Elemente erst vermitteln mußte, kam auch dem ersten Theile zu Statten, beide wurden in Zusammenhang gebracht und zuleht als Einheit mehr und mehr begriffen.

Die antiquarische Forschung versuchte schon früh, die historischen und sagenhaften Grundlagen der Faustdichtung aufzuspüren. Nach Stieglit' erstem vorzüglichen Artikel in Fr. Schlegel's Museum 1812 (und 1834 in Fr. v. Raumer's Taschenbuch), haben später H. v. Hagen, Dünßer, Reichlin-Meldegg, Sommer, Fr. Notter, Schade, A. Kühne, A. Lindner u. A. die ältern Untersuchungen über das Historische des Zauberers Faust (besonders die Neumann'schen*) aus dem Jahre 1683) zu großer Klarheit weitergeführt. Hiernach ist nicht zu bezweifeln, daß ein Johann Faust im

*) Goedete's Grundr., 1. 421 ff. Peter's Literatur der Faustsage (1849) und deren Fortsekungen.

funfzehnten und sechzehnten Jahrhundert gelebt hat. Als fein Geburtsort wird sowol das Städtchen Knittlingen in Württemberg, als Rod bei Weimar angegeben. Er soll in Wittenberg und Krakau Theologie und Medizin studirt haben, als fahrender Schüler herumgezogen und durch seine Zauberkünfte in ganz Deutschland mehr berüchtigt als berühmt gewesen sein. Sein Ritt auf dem Faffe aus Auerbach's Keller zu Leipzig bei seinem dortigen Aufenthalte im Jahre 1525 ist durch bekannte bildliche Darstellungen verewigt, auf welchen sich der Teufel als sein spiritus familiaris in Gestalt cines Hundes findet. Die Zeit von Faust's Tode ist nicht festgestellt; jedenfalls hat er nicht über den Anfang der vierziger Jahre jenes Jahrhunderts hinaus gelebt. Die Zeitgenossen waren überzeugt, daß ihn der Teufel, den er in Hundsgestalt mit sich geführt haben sollte, gewaltsam ums Leben gebracht habe. Luther und Melanchthon erwähnen seiner. Mit Franz von Sickingen wird er in Verbindung gebracht. Sein Ruf war aber der allerschlechteste, und er galt den Gelehrten der Zeit als gemeiner Betrüger (turpissimus nebulo).

Diese Lebensumstände intereffiren hier nur, insofern Jeine Eristenz zur Zeit Luther's feststeht, da von diesem historischen Johann Faust nichts weiter als der Name, und der nicht einmal vollständig, auf den Goethe'schen übergegangen ist. Dieser wurzelt in der Sage, welche sich nach dem Tode jenes Faust ausbildete und vom Jahre 1587 ab in weit verbreiteten prosaischen Volksbüchern, in gereimten fliegenden Blättern und in den Faust's Höllenzwang" genannten Zauberbüchern ihren Ausdruck fand. Das älteste Faustbuch" vom Jahre 1587, von

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welchem in der kaiserlichen Bibliothek zu Wien das einzige noch vorhandene erste (Spies'sche) Frankfurter, und außerdem in der Danziger Stadtbibliothek ein erst in diesem Jahre (1869) aufgefundnes Hamburger (Binder'sches) Eremplar existirt, ist neuerdings *) mit sehr werthvollen Varianten und Erläuterungen wieder abgedruckt worden. Es enthält, mit dem ausgesprochnen Zweck, Allen Christen das schrecklich Erempel D. Johann Fausti, was sein Zauberwerk für ein abscheulich End genommen, für die Augen zu stellen," die Historie von D. Johann Fausten kapitelweise, mit den Disputationen, welche Faust, dem Charakter der Reformationszeit gemäß, mit seinem dienstbaren Geist,, Mephostophiles" anstellte. Dieses Stoffes bemächtigte sich, wie es scheint, schon im Jahre 1588 der englische Dichter Marlowe in der Tragödie „Doktor Faustus", deren Uebersetzung durch den liebenswürdigen Dichter Wilhelm Müller, mit einer Vorrede von Achim von Arnim, 1818 erschien.**) Nach unserer Ansicht ist diese Tragödie, ein Erzeugniß des Zeitalters der Reformation selbst, das einzige Faustdrama, das neben dem Goethe'schen genannt zu werden verdient. Die Tragödie endigt selbstverständlich wie die Sage mit Faust's Untergang, indem er von den Teufeln zerriffen wird. Der Teufel, den Faust beschwört, heißt auch hier Mephostophiles. Auch sein Famulus Wagner fehlt nicht. Marlowe, dessen Faust eine Reihe von Auflagen erlebte, hatte somit diesen Stoff seinem größern Zeitgenossen Shakespeare vorweggenommen, der nun zwar die

*) Das älteste Faustbuch. Wortgetreuer Abdruck der editio princeps des Spies'schen Fauftbuchs vom Jahre 1587. Mit Einl. und Anm. von Dr. August Kühne. 1868. **) Auch 1857 überfest von A. Böttger (Leipzig, Hartung).

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