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erinnert an Paracelsus, der mit der Scholastik nicht nur, sondern auch mit dem Gebrauch des Lateinischen brach und glaubte, man könne die Wahrheit nur deutsch ver künden."*)

Zu den Szenen in Faust's Studirzimmer (S. 41 ff.): Schon die deutsche Mythologie kennt nicht zur Ruhe gelangende, in feuriger Gestalt als Irrwische oder in Thiergestalt umherirrende Geister, und auch Faust schrieb die Sage den einen bösen Geist bergenden, schwarzen und zottigen Hund Präftigiar zu, indem sie den Zauberhund des berühmten Agrippa von Nettesheim auch deffen jüngerem Zeitgenossen Fauft beigab.**) Der Pudel entpuppt sich als Mephistopheles. Im Faustbuche lautete der Name jedoch Mephostophiles, und diese Form behielt er bei, bis Marperger in einer Bearbeitung der Wagnersage (Berlin, 1712) ihn in Mephistophiles und Goethe in Mephistopheles veränderte. Die etymologische Bedeutung und ́ Herkunft des Namens hat bisher sich mit Sicherheit nicht feststellen lassen ***) und wird wol erst aufgeklärt werden,

*) Paracelsus, sein Leben und Denken, von Lessing. Berlin 1839. S. 8. S. 28. S. 66.

**) Widman's Faustbuch, Hamburg 1599; Bodinus, Dämonom., S. 99. Ueber Faust's Uebersezungs-Versuch s. Trendelenburg in d. Abhandl. der Berliner Akademie, 1847, S. 261 ff.

***) J. Grimm war dem Namen, außer in den Fauftbüchern, nicht begegnet, da er ihn in der Mythologie unter den Benennungen des Teufels (S. 1016) nicht anführt. Die Deutung aus dem Griechischen μǹ-pws-pihεiv erscheint zu künstlich, die Bildung zu mechanisch. Der Name müßte auch dann Mephotophiles lauten. Die Ableitung von méfier (Paulus bei Reichlin-Meldegg: die deutschen Volksbücher, I, XVIII) und die von den mephitischen Dünsten des Avernus wäre in Betracht zu ziehn, wenn der Name ursprünglich Mephistophiles geschrieben wäre. Weber (S. 19) hält jedoch an der Erklärung aus mephi

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wenn es gelingt, für das Wort eine noch ältere Quelle als das Faustbuch von 1587 aufzufinden. Zur Charakteristik dieses Boten der Hölle, zu dessen menschlichem Bilde zum Theil Goethe's Freund Merck gesessen hat,*) und in welchem die negative, der Vernunft feindliche, unproduktive Verstandesüberlegenheit dem Idealismus des Faust gegenübergestellt ist, machen wir darauf aufmerksam, wie auch nationell im enthusiastischen Faust der Deutsche, im skeptischen und ironischen Mephisto stets ein Fremder und uns Fremdbleibender, und zwar vorwiegend der Wälsche verkörpert ist. Mephisto ist eine höhere Potenz von Lessing's Marinelli, der thätige Diener, Vertraute, Kuppler, l'âme damnée seines Herrn, und in ihm mischen sich die Elemente des Harlekin, Truffaldin, des Grazioso der spanischen Komödie und die des französischen Abbé und Roué mit denen des Clown, des Schalks der Fastnachtsspiele — der darin nach Sebastian Brandt's Narrenschiff über den Satan das Uebergewicht erhielt — und mit denen des volksthümlichen dummen Teufels", der im zweiten Theil im Geiste der Mysterien- und Fastnachtsspiele als Geprellter endigt. Das ganz germanische Element des Faust macht ihn romanischen Nationen grade in Dem, worin er uns theuer ist, unver

tis feft. S. auch den Goethe-Zelter'schen Brieft., V. 323. In der Dissertation De Fausti Idea (Londini 1844. S. 27 und 28) wird eine Ableitung aus dem Hebräischen versucht, die aber dieser Sprache Kundige verwerfen. Der deutsche Stophel oder Junker Stoph (nicht Stopf", f. die 1. Note auf S. 81), wie der Teufel auch heißt, wird in dem Namen nicht zu suchen sein.

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*) Aus Jacobi's Nachlaß, 1869, I. S. 22. Note 1. Jacobi schreibt an Forster am 25. Oktober 1779 von Merck: „Wir pflegten ihn so (Mephistopheles) zu nennen, weil Goethe, obgleich sein Freund, ihn unter diesem Namen im Faust geschildert hat." Andre Zeugnisse bei Goethe selbst.

ständlich. Im Mephistopheles empfinden Italiener und Franzosen dagegen selbst die Verwandtschaft, und sie reklamiren ihn für sich.*)

Die Worte Faust's (Seite 56):

Werd' ich zum Augenblicke sagen:

Verweile doch, Du bist so schön!

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führen im zweiten Theile die Entscheidung herbei. Daß dies so kommen werde, erkannte man schon bei dem Erscheinen des ersten Theils. Die denkwürdige Stelle in einem Briefe von Jean Paul an Jacobi (in den Werken des Ersteren, Bd. 29. S. 366. Ausg. 1841) vom 4. Oktober 1810 lautet: Deine Frage über Goethe's Faust begehrt zur Antwort ein Büchlein. Die poetische Kraftfülle darin begeistert mich. Ich weiß wol, Deine Frage meint mehr die philosophische als ästhetische Schäßung. Eigentlich ist's gegen die Titanenfrechheit ge= schrieben, die er sehr leicht in seinem Spiegel, wenigstens sonst, finden konnte. Aber vor der Vollendung des Werks ist kein gerechtes Urtheil möglich. Daß ihn der Teufel nur dann holen solle, wenn er einmal wahrhaft befriedigt und selig wäre, für diesen schweren Punkt giebt's mir keine Auflösung als die: daß er sich bekehrte und sein hungriges Herz durch den Himmel stillte und dann käme der Teufel." Die Lösung, wie sie Goethe, nicht ganz Jean Paul's Vermuthung entsprechend, versuchte, ist in den spätern Worten Faust's (S. 58) vorgedeutet, welche an die Stelle des Sub

*) 3. B. Caro, sur la philosophie de Goethe: je soupçonne Goethe, d'avoir fait venir son diable de l'autre rive du Rhin"; und J. Janin int Journ, des débats vom 26. Aug. 1850.

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jektivismus, der nur persönlichen Befriedigung, das Streben setzen: das eigne Selbst zu dem der ganzen Menschheit zu erweitern, ihr Wohl und Weh, der Erde Weh, der Erde Glück zu tragen" (S. 20 im ersten Monolog). Was am Schluffe als Resultat entspringt, ist so im Anfange schon als Faust's innerstes Pathos mit enthalten. Zu den Worten des Mephistopheles: „Verachte nur Vernunft und Wissenschaft“ (S. 60) scheinen uns die Worte Fichte's (in seiner leßten Vorlesung vor dem Ausbruche des Krieges 1813) den lebendigsten Kommentar zu enthalten: „Ich weiß sehr gut und bin durchdrungen von der Ueberzeugung, daß dem Reiche des alten Erbfeindes der Menschheit, dem Bösen überhaupt, welcher Feind in verschiedenen Zeitaltern in den verschiedensten Gestaltungen erscheint, durch nichts so sicherer und größerer Abbruch geschieht als durch die Ausbildung der Wissenschaft im Menschengeschlechte. Daß ich darunter nicht verstehe ein historisches Wissen, sondern die Verwandelung des Wissens, der Vernunft, der Weisheit in das Leben selbst und in dessen höchsten Quell und Antrieb, ist Ihnen bekannt.“ *)

Der Schülerszene (S. 60), zu welcher sich schon in einem indischen Drama ein Pendant findet (Klein, III. 350), liegen Goethe's eigne Erfahrungen der Universitätszeit, namentlich die seines Leipziger Trienniums, zu Grunde. Sehr ähnlich lautet die Schilderung eines Publizisten des vorigen Jahrhunderts, Weckhrlin.**) Von der Medizin heißt es

*) Ueber den Begriff des wahrhaften Kriegs, Tübingen 1815, S. 72. **) Weckhrlin, Leben und Auswahl, von Ebeling, Berlin 1869, 2. Aufl. S. 255: „Die vier Fakultäten zu Ende des achtzehnten Jahrhundertz."

hier: Ihre Koryphäen sind Elegants. Man schreckt mit ihrem Namen nicht mehr die ungezognen Kinder, man meldet ihn den Damen am Nachttisch mit Enthusiasmus. - Er (der Arzt) unterhält die Anwesenden mit den süßeften Worten. Jedermann bis zum Stubenmädchen ist von ihm bezaubert," und von der Juristerei: „Sie ist noch immer das, was sie von Alters her war, als: noch immer eine erklärte Feindin der gesunden Vernunft. Seht, Euer Prozeß, der von heute herrührt, wird von einem Menschen entschieden, der im dreizehnten Jahrhundert lebte." Die berühmte Stelle: Es erben sich Gesetz' und Rechte wie eine ew'ge Krankheit fort" (S. 63) ist den Rechtslehrern nicht entgangen. Savigny bemerkt in Bezug auf dieselbe: Es ist das Vorrecht des Schers, dasjenige unmittelbar durch innere Anschauung hervorzubringen, was wir Andern nur auf dem langen und mühevollen Wege innerer Gedankenverbindung finden können.“*) Das Naturrecht des Hugo Grotius und Thomasius, namentlich aber die aus Leibnit hervorgegangne Wolff'sche Schule hatte das Recht, das mit uns geboren ist" (S. 63), die angebornen

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*) Savigny (System, I. S. 42): „Wenn das einer Abänderung bedürftige Recht durch Gesetzgebung befestigt ist, so wird durch die dem geschriebenen Buchstaben inwohnende widerstehende Kraft die allmählig wirkende innere Fortbildung oft ganz verhindert, oft verkümmert. Nicht soll es heißen: das Naturrecht müsse statt des positiven Rechts regieren." Ein andrer Rechtslehrer, Buchta (Institutionen, I. 47), schüßt dagegen vor, daß Goethe ja hier den Mephistopheles sprechen lasse, indem er die Worte dahin erklärt, daß die Entwicklung des Rechts im Großen Dem, der seine isolirten Interessen geltend mache, wie ein Stillstand erscheine." Seltsamer Weise sei man von der Idee ausgegangen, ein deutscher Autor müsse auch den Teufel stets die Wahrheit sagen lassen. Vergl. auch Feuilleton der Verl. Nationalzeitung vom 21. Dezem ber 1851 (Stahr?).

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