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Menschenrechte, theoretisch entwickelt, auf welche sich noch
jede Revolution seit dem Aufstande der Niederländer gegen
Philipp II. berief. Nach dem Rechte der Natur" (het
wet der naturen) kündigten die Staaten der Utrechter
Union 1581 der spanischen Krone den Gehorsam, und in
den Proklamationen König Wilhelm's III. von England und
der Nord-Amerikanischen Freistaaten, zur Zeit der Abfassung
unsrer Szene, wurden ebenso die angebornen Menschenrechte
angerufen. Sie wurden das Schiboleth der Aufklärung, und
auch Joseph II. stüßte sich in seinem Kampfe gegen den
Klerus (Schreiben an den Erzbischof von Salzburg vom
Februar 1781) auf die natürlichen Rechte." Aus der
germanischen Welt entlehnte sie die französische Revolu-
tion, jedoch ohne die angebornen Menschenpflichten. Zu
dieser Zeit (1791) bezog sie Goethe selbst poetisch auf
Jene Güter, die uns Allen

Gentein find, die wir nicht veräußern, nicht
Vertauschen können, die uns Niemand raubt,
An die uns eine gütige Natur

Ein gleiches Recht gegeben und dies Recht
Mit stiller Macht und Allgewalt bewahrt.*)

Den Zaubermantel (S. 66) kennt schon der altfranzösische Roman „Amadis.“ **)

*) Wolff's Naturrecht, I: „Es giebt angeborne Menschenrechte, weil es angeborne Menschenpflichten giebt." Thomasius stellte dem er= langten Rechte das angeborne entgegen, Unterschiede, die auf anderm Gebiete bei Kant wiederkehren. Goethe's Werke (40 bdg. Ausg.), Bd. 6, S. 405.

**) Auf die „Feuerluft“ (S. 66) spielt Goethe in einem Briefe vom 9. Dezember 1801 geistvoll an: „Die Feuerluft aus Friedrich Schlegel's Laboratorium vermag den Ballon (d. h. seinen Almanach) doch nicht flott zu machen und so viel Ballast mit in die Höhe zu nehmen“ (A. Schelling's Leben, I. S. 350). Dieser Vergleich läßt auf eine gleichzeitige Beschäftigung Goethe's mit Faust schließen.

Die Schwänke des Mephistopheles in Auerbach's Keller, die sämmtlich alten Mythen entstammen, werden bei Marlow und in den Faustbüchern nicht Diesem, sondern Faust selbst zugeschrieben.*) Hier und in der Herenküche (S. 75) prävalirt in Goethe's „Faust“ der Charakter des Fastnachtsspiels mit schimpflichen Schwenken gespicet," wie Hans Sachs von seinen Fastnachtsspielen in der Vorrede zum dritten Bande seiner Gedichte (1561) rühmte.

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Die Jdee eines Verjüngungssafts, Elisire d'amore, (S. 84) findet sich schon in dem indischen Soma- Getränk**) und kehrt in den Literaturen fast aller Völker wieder, vorbildlich für Fauft im Tristan, der durch den Zaubertrank vom Gral zur weltlichen Minne geführt wird. Goethe's Here erscheint des nornenhaften Charakters der Mac= beth'schen Heren (Grimm's Myth., 378. 998) entkleidet, dieser Charakter vielmehr durchaus travestirt, nach der Art der ältern italienischen Komödien. Eine Schilderung der Häuslichkeit und des Hausraths einer solchen Here und Kupplerin aus einer Komödie des 16. Jahrhunderts möge man bei Klein (IV. 601) nachlesen.

Faust's Verjüngung durch den Liebestrank hebt die Einheit seiner Persönlichkeit ebenso wenig auf, wie die Be

*) S. Grimm's Mythol., 1025 und Sommer's Artikel „Faust“ bei Ersch und Gruber; Carriere, I. 197; Dünger, I. 269. Die Note unten S. 70 ergänzend, bemerken wir nach Dünger (S. 267 Note 4 des großen Faust-Kommentars, in 2. Ausg.), daß die Bezeichnung „Hans von Rippach“ wesentlich als ein populärer Schimpf- und Ekelname anzusehn ist. Auch Wieland in seinen Briefen brauchte ihn wiederholt, und Goethe brachte ihn in dem ungedruckten Personenverzeichniß seines Fastnachtsspiels „Hanswursts Hochzeit“ in zwei Formen an. (S. Grimm's Wörterbuch, Bd. I, Spalte 364, 3. 4 bis 8.)

**) Max Müller, Essays, I. 96. Vergl. die Verjüngung des Aeson durch Medea (Ovid's Metam., 7.) und den Zaubertrank des Konrad von Würzburg (Cholevius, I, 136),

nußung audrer Zauberkräfte. Diese sind ein nothwendiger Bestandtheil der Faustsage und des Fauststoffs, und wer sie, wie R. Gottschall*), nicht zulassen will, muß das Bündniß Faust's mit dem Teufel, mithin den mythischen Kern der Sage, ohne den das Faustdrama nicht denkbar ist, überhaupt verwerfen. In der Auffassung der Sage selbst sowol, als auch in Goethe's Bearbeitung derselben alteriren die Zaubermittel nie die Selbst- und Willens-Bestimmung und die Imputabilität der handelnden Personen. Die Zaubereien werden stets zugleich dramatisch verwerthet und zugleich als nichtig für die innere Handlung behandelt. Von dem Liede der Here (S. 84) nimmt Saupe **) finnreich an, es sei nicht für Mephistopheles, sondern für Faust, gleichsam zur Nachkur, bestimmt. Die Here will jedoch nur ihrem Meister, der sich im Stücke ja auch wiederholt als Sänger produzirt, etwas Liebes erzeigen. Bettelsuppen (S. 77) find Armensuppen.

Von der Szene auf der Straße (S. 84) bis zum Schluffe des ersten Theils entwickelt sich aus dem Liebesverhältniß von Faust und Gretchen eine Tragödie Margarete, in der nur diese eine Kollision sich tragisch erledigt (Hegel's Aesthetik, III. 491). Faust's Liebe bildet einen natürlichen Gegensatz zu seinem mönchischen Gelehrtenleben und spiegelt gleichsam die Wirkungen der Aufhebung des Cölibats durch die Reformation wieder, wie auch oben Faust's Uebersetzung der Bibelin die Muttersprache den Geist jener Zeit prägnant ausdrückt. Nach der Sage knüpfte Faust ein Band der Liebe mit einem Bürgermädchen"

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*) Die Deutsche Nationalliteratur, 2. A. 1361, I. 120. **) Weimar. Sonntagsbl. 1856. S. 47,

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(Fausthistorie von Widman, 1599, II. c. 25); er war aber durch das Bündniß mit dem Teufel verhindert, das Mädchen zur Ehe zu nehmen. Denn nach Swedenborg (a. a. D., Seite 384) find alle Geister der Hölle wider die eheliche Liebe, und der herrschende Lustreiz in der Hölle ist der des Ehebruchs, als identisch mit dem Gelüste, die Verbindung des Guten und Wahren zu zerstören.“ Eine Erinnerung an das von dem Knaben Goethe geliebte Frankfurter Gretchen, die über den Namen hinausginge, vermögen wir aus der Zeichnung von Faust's Gretchen nicht zu erkennen. Stahr nennt sie schr schön eine Gestalt des deutschen Volksliebesliedes. Zu seiner Annahme jedoch, daß sich Faust und Gretchen schon früher begegnet, fowie, daß zwischen der Szene in der Herenküche und der Begegnung Beider auf der Straße ein längerer Zeitraum verflossen sei, findet sich in dem Stücke selbst kein Anhalt.*)

Das Allerseelen-Amt im Dom (S. 122) wird für Gretchens Mutter oder Bruder oder für Beide celebrirt. Dies Seelen-Amt und das Purgatorium am Schluffe des zweiten Theils weisen auf einander hin, als demselben Kreise religiöser Vorstellungen angehörig. Die Frohnleichnamsspiele des Mittelalters bringen schon das Dies irae, dies illa in ähnlicher Art zur Anwendung.**) Der „böse Geist" ist dieses nur uneigentlich, insofern er die Gewiffens - Unruhe, die Stimme von Gretchens eignem schlechten Gewissen darstellt, also eigentlich ein guter Geist. Eine entgegenstehende Auffassung, wonach der „böse Geist“ Gretchens Verblendung sein soll, welche sie von einem bloßen Fehl zu einer wirklichen Missethat, der spätern Tödtung ihres *) Stahr, Frauengestalten, 1865, I. 82. 84. 91. **) Mone, Schausp. des Mittelalters, S. 153.

Kindes, hintreibe, - was an sich richtig ist, beruht doch auf zu künstlicher Auslegung.*)

Faust's Theilnahme an der Walpurgisnacht (S. 124) gehört bereits der spätern Tradition an, der sich Goethe nur anschloß. Faust's innerer Konflikt zeigt sich in dieser phantastischen Szene in seiner weitesten Dimension nach der Seite des Endlichen, deffen ganze Nichtigkeit zur Erschei nung kommt. Nach Valentin's unfreiwilliger Tödtung flüchtet sich Faust hieher in Mephistopheles' Reich. Aber grade der Aufenthalt in demselben und die Gewissensmahnung durch das „Idol“ (S. 135) führen ihn zu der verlaffenen Geliebten zurück, und die Liebe läßt ihn die Schwierigkeiten überwinden, welche Mephistopheles ihrer Rettung entgegenstellt, und die ihr auch wirklich entgegenstehn. Der Blutbann (S. 120), hier das Symbol der göttlichen Strafgewalt, der Gretchen verfallen und geweiht ist, lähmt Mephistopheles' Macht, des wahren Mörders der Mutter und Valentin's, (Habe ich alle Macht im Himmel und auf Erden?" S.144) und wird nur durch Faust's Liebe durchbrochen. Gretchen könnte durch seine „Menschenhand" gerettet werden. **)

Die frühere Liebesszene in Marthens Garten — Kavalier und Diener, Jeder mit seiner Schönen, wie in der Komödie und im komischen Roman (Cervantes) findet in dem Tanze Faust's und Mephistopheles' mit der alten und der

*) Marggraff in den Bl. f. lit. Unterh. 1859 Nr. 49 u, 1860 Nr. 12. **) R. Gottschall a. a. D. E. 119 verkennt das dem Sinne des Mittelalters angepaßte Blutbann-Motiv. Die Worte des Mephistopheles: „er könne sich zwar gut mit der Polizei, doch schlecht mit dem Blutbann abfinden," erscheinen ihm zwar als ein guter Wit (sic!), aber als ein schlechtes dramatisches Motiv, indem diese Unterscheidung des Dichters rein willkürlich und aus der Luft gegriffen sei, was wir bestreiten müssen.

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