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befriedigen können, wären feine eignen nicht höher gespannt gewesen. Zeugnisse ergeben, daß, was damals bereits fertig vorlag und was sonst noch im Jahre 1775 hinzukam, sich schon wie ein beinahe fertiges Stück ausnahm. Bereits im September 1774 hatte Goethe Klopstock die neuesten Szenen daraus vorgelesen,*) und Boie, der am 15. Oftober deffelben Jahres Goethe in Frankfurt besuchte, schreibt darüber: Einen ganzen Tag allein, ungestört mit Goethen zugebracht, mit Goethen, deffen Herz so groß und edel wie sein Geist ist. Er hat mir viel vorlesen müssen, ganz und Fragment, und in Allem ist der originale Ton, eigne Kraft, und bei allem Sonderbaren, Unkorrekten, Alles mit dem Stempel des Genies geprägt. Sein Dr. Faust ist fast fertig und scheint mir das Größte und Eigenthümlichste von Allem."**) Damit stimmt eine, allerdings viel spätere, Aeußerung Jacobi's in einem Briefe an Goethe vom 12. April 1791 überein. Die Goethe'schen Briefwechsel jener Periode geben sonst leider so gut wie gar keinen Anhalt zur einigermaßen genauen Bestimmung der Zeit, welcher die einzelnen Faustszenen ihre Entstehung verdanken, auch nicht die noch ungedruckten Briefe Goethe's an Sophie La Roche. Nur das Zusammentreffen der Bemerkung „Da ich aufstund, war mir's gut; ich machte eine Szene an meinem Faust" in dem Briefe an die Gräfin Auguste Stolberg vom 17. September 1775, mit der vorhergehenden Schilderung einer Ratte, welche Gift gefressen, -,,fie läuft in alle Löcher, schlürft alle Feuchtigkeit, verschlingt alles Eßbare, das ihr in den Weg kommt, und ihr Inner

*) Goethe, Dichtung und Wahrh. (Werke XX!I, S. 343 der 40bänd. Ausg.) **) Boie, von K. Weinhold. 1868. S. 70.

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stes glüht von unauslöschlich verderblichem Feuer" darauf schließen, daß Goethe damals mit der Szene in Auerbach's Keller (S. 68) und mit dem Rattenliede derselben beschäftigt war.

Daß Goethe demnächst auch in Weimar in der Periode von 1775 bis 1786 den "Faust" nicht ganz vernachlässigt habe, beruht mehr auf Vermuthung als auf Gewißheit. Er las daraus dem Hofe und seinen Freunden wiederholt vor oder gab ihnen das Stück zum eignen Lejen.*) Derartiges Vorlesen unfertiger Dichtungen pflegte aber bei Goethe mit eigner Produktion Hand in Hand zu gehn. Es war längst in Deutschland kein Geheimniß mehr, daß der Dichter des Werther" am "Faust" arbeite, und es schien andern Dichtern, selbst Lessing, der sich schon sehr früh mit diesem Stoffe getragen hatte, gewagt, mit ihren Bearbeitungen desselben hervorzutreten, ehe die Goethe'sche erschienen wäre. Der Buchhändler Mylius in Berlin bemaß schon 1775 das Honorar für „Stella“ befonders in der Befürchtung äußerst niedrig, Goethe möchte sich sonst in seiner Honorarforderung für Faust" etwa bis zu hundert Louisd'or versteigen. In Weimar selbst begrüßte Wieland zu Neujahr 1776 Goethe als Zauberer mit deutlicher Anspielung auf Fauft und „seinen Nostradamus“**), und zur selben Zeit heißt es von Goethe in einem Gedichte Einsiedel's:

Parodirt sich drauf als Doktor Faust,

Daß 'm Teufel selber vor ihm graus't.

*) Knebel notirt z. B. in seinem Kalender unter dem 24. Januar 1781, daß er Goethe's Faust gelesen, den der Verfasser ihm, dem Herzoge und dem Prinzen August von Gotha schon früher, am 16. Juli 1780, vorgelesen hatte. ** Im Gedicht „An Psyche“, Merkur 1776, S. 17.

Unter Goethe's ungedruckten Schauspielen wurde daher auch in demselben Jahre in Reichard's Theaterkalender auf 1777 (S. 146 ff.), ebenso in jenem auf 1778 und 1779 neben Julius Cäsar, dem Vogelschießen vor Brüffel (d. h. Egmont) u. a. der „Doktor Faust" genannt, und die Dichter suchten ihn schon zu übertreffen, ehe er nur erschienen war. Ueber des Malers Müller Faust*) schrieb die Berliner Literatur- und Theaterzeitung 1779 (Bd. II, S. 237): „der Goethe'sche, den das Publikum erwarten sollte, würde doch den Müller'schen hinter sich lassen. Herr Müller sage, was er will, Goethe ist sein Vorbild. Und so viel Nachahmer Dieser gefunden, so wenig scheinen sie sein Gutes zu erreichen; sie übertreffen ihn aber in dem Fehlerhaften, in dem immer neu, groß, kraftvoll, erhaben sein Wollenden." Auch in dem zu Goethe's Geburtsfeste am 28. August 1781 in Weimar aufgeführten Festspiele Minervens Geburt" wurden Iphigenie" und "Faust" vor seinen übrigen Werken gefeiert. Veröffentlicht wurde in jener Zeit (1782) daraus aber nur „Der König in Thule" im dritten Bande von Seckendorf's Volksliedern in der unten S. 89 in der Note abgedruckten Fassung, woneben noch die Nachahmung von Gretchen's Monolog „Meine Ruh ist hin“ (S. 109) erwähnt sein mag, welche 1786 in Korona Schröter's Liedern erschien. **) So warf der Faust" nach allen Seiten schon seine Schatten. Seine Veröffentlichung wurde dann endlich in dem Briefe an Göschen vom Juli 1786 und in deffen Ankündigung von der bevorstehenden ersten Gesammtausgabe der Goethe'schen

*) Faust's Leben, dramatisirt 1778.

**) S. den Abdruck dieser Nachahmung in Goethe's Gedichten, Bd. III., Anhang, S. 395, Note.

Schriften*) ficher als,,ein Fragment", doch mit der Aussicht auf deffen mögliche Vollendung für den Sommer 1787 verheißen.

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Goethe hatte im Jahre 1786 sein altes, schon mürbes und vergriffnes Faust-Manuskript nach Italien mitgenommen, das ihm, als er erst im Februar 1788 in Rom zur Arbeit gelangte, wie das Fragment eines alten Koder" erschien. Fragment blieb es auch hier, da in Rom erweislich nur die im Garten der Villa Borghese geschriebene Szene in der Herenküche (S. 75) hinzukam.**) Die Abreise von Rom verhinderte die Fortseßung, und unterwegs und im ersten Jahre in Deutschland trat die Ausarbeitung des Tasso", dann die erste Redaktion und Herausgabe der Gedichte dazwischen; endlich entfernten die Elegien und Epigramme nach antiken Mustern den Dichter so weit von der Welt des "Faust", daß nichts übrig blieb, als ihn gegen die erregte Erwartung in nothdürftigem Zusammenhange als Fragment" zu veröffentlichen. Nach einem (ungedruckten) Briefe Knebel's an Frau von Imhof vom 18. September 1789 las Goethe an diesem Tage Ersterem schon die ersten Szenen seines Faust" vor, sowie sie zum Drucke bereit" lagen. Während Goethe nach einem (gleichfalls ungedruckten) Briefe aus Rom vom 5. April 1788 gehofft hatte, schon zu Ostern 1789 den siebenten Band seiner Schriften zu bringen, welcher den Faust und also die große Girandel enthält," erschien dieser nun erst zu Ostern 1790, also unmittelbar nach dem inzwischen erfolgten Ausbruche der

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*) In Bibra's „Journal von und für Deutschland", 6. St., S. 575, in Wieland's ,,Merkur", August 1786 (Anzeiger CXVI), und im deutschen Museum", Dkt. 1786 (s. Jördens VI, 206).

**) S. Eckermann II., 134.

französischen Revolution. Dies „Fragment“ (1.3ur Revifion des Tertes II, A und B, außerdem 1791 im leßten Bande der Ausgabe in 4 Bänden) beginnt mit Faust's erstem Monologe S. 17. Das Erscheinen des Erdgeistes und das Gespräch mit Wagner sind hier unverändert bis S. 25, Vers 4, mit welchem die erste Szene abbricht. *) Dann blieb von S. 25 bis 58 „die große Lücke“, und die zweite Szene begann unvermittelt mit Faust's Worten im zweiten Gespräch mit Mephistopheles: „Und was der ganzen Menschheit zugetheilt ist“ (S. 58), von wo an das Weitere, die Schülerszene, sowie die ganze Szenenreihe, Auerbach's Keller, die Herenküche, die ersten Szenen mit Gretchen und Marthe bis S. 104 unverändert **) folgten. Daran schlossen sich die Szenen in Gretchens Stube S. 109 und in Marthens Garten S. 110 und die Brunnenszene S. 114 an. Nun erst folgte die Szene in Wald und Höhle S. 104, unmittelbar darauf die im Zwinger S. 115, die Valentinszene fehlte, und das Ganze brach ab mit der Szene im Dom S. 122 und 123. ***) Alles Weitere von S. 124 bis S. 150 ist erst später hinzugekommen.

Wo in der Zeit von 1790 bis 1808 von Goethe's

*) Die vier lezten Verse vor Wagner's Abgang fehlen jedoch im Fragment, wo deshalb der Vers „Ich hätte gern nur immer fortgewacht“ lautete: „Ich hätte gern bis morgen früh gewacht."

**) Allerdings hie und da mit Lücken: S. 76 und 77, 3 in der Herenküche fehlen die zwölf mit „Warum denn just das alte Weib" und die vier mit ,,So sagt mir doch, verfluchte Puppen" anfangenden Verse und in der Gartenszene S. 102, 4 die vier Verse von „Die armen Weiber" bis zu belehren.“

***) Der Vers S. 122 Auf Deiner Schwelle weffen Blut?" fehlte im Fragment, da es die Valentinszene noch nicht kannte. Es enthält aber schon den Vers S. 101 Mein Bruder ist Soldat."

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