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*) Bannerherr (mit Bedacht).

Mein Schloß und Feld, ich mach' es schuldenfrei.
Ein andrer (gleichfalls).

Es ist ein Schat, den leg' ich Schäßen bei.

Kaiser. Ich hoffte Lust und Muth zu neuen Thaten;
Doch wer Euch kennt, der wird Euch_leicht errathen.
Ich merk' es wol, bei aller Schäße Flor,

Wie Ihr gewesen, bleibt Ihr nach wie vor.

Narr (herbeikommend).

Ihr spendet Gnaden, gönnt auch mir davon!

Kaiser. Und lebst Du wieder? Du vertrinkst sie schon.
Narr. Die Zauberblätter! Ich versteh's nicht recht.

Kaiser. Das glaub' ich wol, denn Du gebrauchst sie schlecht.
Narr. Da fallen andre, weiß nicht, was ich thu'.
Kaiser. Nimm sie nur hin, sie fielen Dir ja zu. (Ab.)
Marr. Fünftausend Kronen wären mir zu Handen!
Mephistopheles.

Zweibein'ger Schlauch, bist wieder auferstanden?

Marr. Geschieht mir oft, doch nicht so gut als jeßt.
Mephistopheles.

Du freust Dich so, daß Dich's in Schweiß verseßt.
Marr. Da seht nur her, ist das wol Geldes werth?
Mephistopheles.

Du hast dafür, was Schlund und Bauch begehrt.

Warr. Und kaufen kann ich Acker, Haus und Vieh? Mephistopheles. Versteht sich! Biete nur, das fehlt Dir nie. Narr. Und Schloß mit Wald und Jagd und Fischbach? Mephistopheles.

Ich möchte Dich gestrengen Herrn wol schaun!

Marr. Heut Abend wieg' ich mich im Grundbesiß!
Mephistopheles (solus).

Wer zweifelt noch an unsres Narren Wiß!

Traun!

(Ab.)

Finstere Galerie.

Faust. Mephistopheles.

Mephistopheles. Was ziehst Du mich in diese düstern Gänge?

Jst nicht dadrinnen Lust genug,
Im dichten, bunten Hofgedränge
Gelegenheit zu Spaß und Trug?

*) Diejenigen meist adligen Besitzer, welche das Recht hatten, ein Ban

ner, eine Fahne, wehen zu lassen (Dünger).

Faust. Sag mir das nicht, Du hast's in alten Tagen
Längst an den Sohlen abgetragen. *)
Doch jest Dein Hin- und Wiedergehn

Jst nur, um mir nicht Wort zu stehn.
Ich aber bin gequält zu thun,

Der Marschalk und der Kämmrer treibt mich nun.
Der Kaiser will, es muß sogleich geschehn,

Will Helena und Paris vor sich sehn;

Das Musterbild der Männer so der Frauen

In deutlichen Gestalten will er schauen.

Geschwind ans Werk! Ich darf mein Wort nicht brechen. Mephistopheles. Unsinnig war's, leichtsinnig, zu versprechen.

Faust. Du hast, Gefelle, nicht bedacht,

Wohin uns Deine Künste führen;

Erst haben wir ihn reich gemacht,

Nun sollen wir ihn amüsiren.

Mephistopheles. Du wähnst, es füge sich sogleich;

Hier stehen wir vor steilern Stufen,

Greifst in ein fremdestes Bereich,

Machst frevelhaft am Ende neue Schulden,

Denkst, Helenen so leicht hervorzurufen

Wie das Papiergespenst der Gulden.

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Mit Herenferen,**) mit Gespenstgespinnsten,

Kielfröpf'gen Zwergen***) steh' ich gleich zu Diensten;
Doch Teufelsliebchen, wenn auch nicht zu schelten,

Sie können nicht für Heroinen gelten.

Fauft. Da haben wir den alten Leierton!

Bei Dir geräth man stets ins Ungewisse.
Der Vater bist Du aller Hindernisse,

Für jedes Mittel willst Du neuen Lohn.

Mit wenig Murmeln, weiß ich, ist's gethan,

Wie man sich umschaut, †) bringst Du sie zur Stelle.
Mephistopheles. Das Heidenvolk geht mich nichts an,
Es haust in seiner eignen Hölle;

Doch giebt's ein Mittel.

*) Wie Goethe im „Divan“ sagt: Abgeschliffen hab' ich das

An den Sohlen schon.

**) Fex, Fax oder Fächs (s. Grimm's Wörterbuch III, 1225) kommt sowol in der Bedeutung von Kretin" als von „Possenreißer“ vor. Herenser ift wie das bei Grimm (unter Fachse) erwähnte Narrenfer gebildet.

***) Rielkröpfige Zwerge, Wechselbälge, find Kinder des Teufels und der Heren. S. Bodinus, Dämonomania, überseßt von Fischart (1586) S. 359. Auch Luther theilte den Wahnglauben an derartige Geschöpfe.

†) d. h. augenblicklich, schnell, im Umsehn.

Goethe's Werke, 13.

Faust.

Sprich, und ohne Säumniß!

Mephistopheles. Ungern entded' ich höheres Geheimniß. Göttinnen thronen hehr in Einsamkeit,

Um sie kein Ort, noch wen'ger eine Zeit;
Von ihnen sprechen ist Verlegenheit.
Die Mütter sind es!*)

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Mütter!

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Fauft. Die Mütter! Mütter!

Mephistopheles. Das ist es auch. Göttinnen, ungekannt Euch Sterblichen, von uns nicht gern genannt.

Nach ihrer Wohnung magst ins Tiefste schürfen;**)
Du selbst bist Schuld, daß ihrer wir bedürfen.
Faust. Wohin der Weg?
Mephistopheles.

Kein Weg! Jns Unbetretene,

Nicht zu Betretende; ein Weg ans Unerbetene,
Nicht zu Erbittende. Bist Du bereit?

Nicht Schlösser sind, nicht Riegel wegzuschieben,
Von Einsamkeiten wirst umhergetrieben.
Hast Du Begriff von Oed' und Einsamkeit?

Faust. Du spartest, dächt' ich, solche Sprüche,

Hier wittert's nach der Herenküche,
Nach einer längst vergangnen Zeit.
Mußt' ich nicht mit der Welt verkehren?
Das Leere lernen, Leeres lehren?

Sprach ich vernünftig, wie ich's angeschaut,
Ertlang der Widerspruch gedoppelt laut;
Mußt' ich sogar vor widerwärt'gen Streichen
Zur Einsamkeit, zur Wilderniß entweichen,
Und um nicht, ganz versäumt, allein zu leben,
Mich doch zuletzt dem Teufel übergeben.

Mephistopheles. Und hättest Du den Ocean durchschwommen,

Das Grenzenlose dort geschaut,

So sähst Du dort doch Well' auf Welle kommen,

Selbst wenn es Dir vorm Untergange graut.

Du sähst doch etwas. Sähst wol in der Grüne

Gestillter Meere streichende Delphine,

Säbst Wollen ziehen, Sonne, Mond und Sterne;

Nichts wirst Du sehn in ewig leerer Ferne,

*) Nach antiken und mittelalterlichen Vorstellungen.

**) Bergmännische Ausdrücke. (Der Schacht ist noch nicht wieder bis ins Tiefste" schreibt Humboldt an Freiesleben den 20. Januar 1794.)

Den Schritt nicht hören, den Du thust,
Nichts Festes finden, wo Du ruhst.

Faust. Du sprichst als erster aller Mystagogen,*)
Die treue Neophyten je betrogen,

Nur umgekehrt. Du sendest mich ins Leere,
Damit ich dort so Kunst als Kraft vermehre;
Behandelst mich, daß ich, wie jene Kaße,
Dir die Kastanien aus den Glüthen krage.
Nur immer zu! Wir wollen es ergründen;
In Deinem Nichts hoff' ich das Äll zu finden.

Mephistopheles. Ich rühme Dich, eh Du Dich von mir trennst, Und sehe wohl, daß Du den Teufel kennst;

Hier diesen Schlüssel nimm!

Faust.

Das kleine Ding!

Mephistopheles. Erst faß ihn an und schäß ihn nicht gering. Faust. Er wächst in meiner Hand! Er leuchtet, blizt! Mephistopheles. Merkst Du nun bald, was man an ihm besißt! Der Schlüssel wird die rechte Stelle wittern,

Folg ihm hinab, er führt Dich zu den Müttern.

Faust (schaudernd).

Den Müttern! Trifft's mich immer wie ein Schlag!

Was ist das Wort, das ich nicht hören mag?

Mephistopheles. Bist Du beschränkt, daß neues Wort Dich stört? Willst Du nur hören, was Du schon gehört?

Dich störe nichts, wie es auch weiter flinge,

Schon längst gewohnt der wunderbarsten Dinge.

Fauft. Doch im Erstarren such' ich nicht mein Heil,

Das Schaudern ist der Menschheit bestes Theil;**)

Wie auch die Welt ihm das Gefühl vertheure, ***)

Ergriffen, fühlt er tief das Ungeheure.

Mephistopheles. Versinke denn! Ich könnt' auch sagen: steige! 'S ist einerlei. Entfliehe dem Entstandnen

In der Gebilde losgebundne Räume!+)

Ergebe Dich am längst nicht mehr Vorhandnen;

*) Der in die Mysterien Einführende heißt der Mystagoge, der Eintretende Neophyt.

**) Nach Aristoteles ist das Staunen der Anfang aller Philosophie. Nur Erstaunen und Bewunderung führen nach Goethe (40 bänd. Ausg. 27,434) in das Heiligthum der Kunst. Auch kann man an Lufrez' Wort erinnern, daß die Furcht zuerst die Götter geschaffen (primus Deos timor fecit). ***) verleide (Dünger).

+ Der Reim verlangt „Reiche." "Räume" scheint Druckfehler.

Wie Wolkenzüge schlingt sich das Getreibe,
Den Schlüssel schwinge, halte sie vom Leibe!

Fauft (begeistert). Wohl! Fest ihn fassend, fühl’ ich neue Stärke, Die Brust erweitert, hin zum großen Werke.

Mephistopheles. Ein glüh❜nder Dreifuß thut Dir endlich kund, Du seist im tiefsten, allertiefsten Grund.

Bei seinem Schein wirst Du die Mütter sehn;
Die einen sizen, andre stehn und gehn,
Wie's cben kommt. Gestaltung, Umgestaltung,
Des ew'gen Sinnes ew'ge Unterhaltung.
Umschwebt von Bildern aller Kreatur;

Sie sehn Dich nicht, denn Schemen sehn sie nur.
Da faß ein Herz, denn die Gefahr ist groß,

Und gehe grad auf jenen Dreifuß los,

Berühr ihn mit dem Schlüssel!

(Faust macht eine entschieden gebietende Attitüde mit dem Schlüssel.) Mephistopheles (ihn betrachtend).

So ist's recht!

Er schließt sich an, er folgt als treuer Knecht;
Gelassen steigst Du, Dich erhebt das Glück,
Und eh sie's merken, bist mit ihm zurück.
Und hast Du ihn einmal hierher gebracht,
So rufft Du Held und Heldin aus der Nacht,
Der Erste, der sich jener That erdreistet;
Sie ist gethan, und Du hast es geleistet.
Dann muß fortan nach magischem Behandeln
Der Weihrauchsnebel sich in Götter wandeln.
Faust. Und nun, was jezt?
Mephistopheles.

Dein Wesen strebe nieder;

Versinke stampfend, stampfend steigst Du wieder.

(Faust stampft und versinkt.)

Wenn ihm der Schlüssel nur zum Besten frommt!
Neugierig bin ich, ob er wiederkommt.

Hell erleuchtete Säle.

Kaiser und Fürsten. Hof in Bewegung.

Kämmerer (zu Mephistopheles).

Ihr seid uns noch die Geisterszene schuldig;
Macht Euch daran! Der Herr ist ungeduldig.

Marschalk. Socben fragt der Gnädigste darnach;
Jhr! Zaudert nicht der Majestät zur Schmach.

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