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u. s. w., der arbeitet wie mechanisch, wie eine Maschine: er bleibt ein Stümper, wird kein Meister: seine Arbeit kann ihn nicht befriedigen, sondern nur ermüden. Seine Arbeit ist, für sich genommen, nichts, hat keinen Zweck in sich, ist nichts für sich Fertiges: er arbeitet nur einem Andern in die Hand, und wird von diesem Andern benut (exploitirt). Für diesen Arbeiter im Dienste eines Andern giebt es keinen Genuß eines gebildeten Geistes, höchstens rohe Vergnügungen: ihm ist ja die Bildung verschlossen. Um ein guter Christ zu sein, braucht man nur zu glauben, und das kann unter den drückendsten Verhältnissen geschehen. Daher sorgen die christlich Gesinnten nur für die Frömmigfeit der gedrückten Arbeiter, ihre Geduld, Ergebung u. s. w. All ihr Elend konnten die unterdrückten Classen nur so lange ertragen, als sie Christen waren: denn das Christenthum läßt ihr Murren und ihre Empörung nicht aufkommen. Jezt genügt nicht mehr die Beschwichtigung der Begierden, sondern es wird ihre Sättigung gefordert. Die Bourgeoisie hat das Evangelium des Weltgenusses, des materiellen Genusses verkündet und wundert sich nun, daß diese Lehre unter Uns Armen Anhänger findet; sie hat gezeigt, daß nicht Glaube und Armuth, sondern Bildung und Besig selig macht: das begreifen Wir Proletarier auch.

Von Befehl und Willkür Einzelner befreite das Bürgerthum. Allein jene Willkür blieb übrig, welche aus der Conjunctur der Verhältnisse entspringt und die Zufälligkeit der Umstände genannt werden kann; es blieben das begünstigende Glück und die „vom Glück Begünstigten" übrig.

Wenn z. B. ein Gewerbszweig zu Grunde geht und Tausende von Arbeitern brodlos werden, so denkt man billig genug, um zu bekennen, daß nicht der Einzelne die Schuld trägt, sondern „das Uebel in den Verhältnissen liegt.“

Aendern Wir denn die Verhältnisse, aber ändern Wir sie durchgreifend und so, daß ihre Zufälligkeit ohnmächtig wird und ein Gesez! Seien Wir nicht länger Sklaven des Zufalls! Schaffen Wir eine neue Ordnung, die den Schwankungen ein Ende macht. Diese Ordnung sei dann heilig!

Früher mußte man es den Herren recht machen, um zu

etwas zu kommen; nach der Revolution hieß es: Hasche das Glück! Glücksjagd oder Hazardspiel, darin ging das bürgerliche Leben auf. Daneben dann die Forderung, daß, wer etwas erlangt hat, dies nicht leichtsinnig wieder auf's Spiel seze.

Seltsamer und doch höchst natürlicher Widerspruch. Die Concurrenz, in der allein das bürgerliche oder politische Leben sich abwickelt, ist durch und durch ein Glücksspiel, von den Börsenspeculationen herab bis zur Aemterbewerbung, der Kundenjagd, dem Arbeitsuchen, dem Trachten nach Beförderung und Orden, dem Trödel des Schacherjuden u. s. w. Gelingt es, die Mitbewerber auszustechen und zu überbieten, so ist der „glückliche Wurf“ gethan; denn für ein Glück muß es schon genommen werden, daß der Sieger mit einer, wenn auch durch den sorgsamsten Fleiß ausgebildeten Begabtheit sich ausgestattet sieht, gegen welche die Andern nicht aufzukommen wissen, also daß sich - keine Begabteren finden. Und die nun mitten in diesem Glückswechsel ihr tägliches Wesen treiben, ohne ein Arg dabei zu haben, gerathen in die sittlichste Entrüstung, wenn ihr eigenes Princip in nackter Form auftritt und als Hazardspiel „Unglück anrichtet“. Das Hazardspiel ist ja eine zu deutliche, zu unverhüllte Concurrenz und verlegt wie jede entschiedene Nacktheit das ehrsame Schamgefühl.

Diesem Treiben des Ungefährs wollen die Socialen Einhalt thun und eine Gesellschaft bilden, in welcher die Menschen nicht länger vom Glücke abhängig, sondern frei sind.

Auf die natürlichste Weise äußert sich dies Streben zuerst als Haß der „Unglücklichen“ gegen die „Glücklichen“, d. H. derer, für welche das Glück wenig oder nichts gethan hat, gegen diejenigen, für die es Alles gethan hat.

Eigentlich gilt der Unmuth aber nicht den Glücklichen, sondern dem Glücke, diesem faulen Fleck des Bürgerthums.

Da die Communisten erst die freie Thätigkeit für das Wesen des Menschen erklären, bedürfen sie, wie alle werkeltägige Gesinnung, eines Sonntags, wie alles materielle Streben, eines Gottes, einer Erhebung und Erbauung neben ihrer geistlosen Arbeit“.

Daß der Communist in Dir den Menschen, den Bruder erblickt, das ist nur die sonntägliche Seite des Communismus. Nach der

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W. Maris" "News from Nowhere" lesen,

wohl nicht so viel

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den jetzigen einzuren den halen.

werkeltägigen nimmt er Dich keineswegs als Menschen schlechthin, sondern als menschlichen Arbeiter oder arbeitenden Menschen. Das liberale Princip steckt in der ersteren Anschauung, in die zweite verbirgt sich die Illiberalität. Wärest Du ein „Faulenzer“, so würde er zwar den Menschen in Dir nicht verkennen, aber als einen „faulen Menschen“ ihn von der Faulheit zu reinigen und Dich zu dem Glauben zu bekehren streben, daß das Arbeiten des Menschen „Bestimmung und Beruf“ sei.

Darum zeigt er ein doppeltes Gesicht: mit dem einen hat er darauf Acht, daß der geistige Mensch befriedigt werde, mit dem andern schaut er sich nach Mitteln für den materiellen oder leiblichen um. Er giebt dem Menschen eine zwiefache Anstellung, ein Amt des materiellen Erwerbs und eines des geistigen.

Das Bürgerthum hatte geistige und materielle Güter frei hingestellt und Jedem anheim gegeben, danach zu langen, wenn ihn gelüste.

Der Communismus verschafft sie wirklich Jedem, dringt sie ihm auf und zwingt ihn, sie zu erwerben. Er macht Ernst damit, daß Wir, weil nur geistige und materielle Güter Uns zu Menschen machen, diese Güter ohne Widerrede erwerben müssen, um Mensch zu sein. Das Bürgerthum machte den Erwerb frei, der Communismus zwingt zum Erwerb, und erkennt nur den Erwerbenden an, den Gewerbtreibenden. Es ist nicht genug, daß das Gewerbe frei ist, sondern Du mußt es ergreifen.

So bleibt der Kritik nur übrig zu beweisen, der Erwerb dieser Güter mache Uns noch keineswegs zu Menschen.

Mit dem liberalen Gebote, daß Jeder aus sich einen Menschen oder Ieder sich zum Menschen machen soll, war die Nothwendigkeit gesetzt, daß Jeder zu dieser Arbeit der Vermenschlichung Zeit gewinnen müsse, d. h. daß Jedem möglich werde, an sich zu arbeiten.

Das Bürgerthum glaubte dies vermittelt zu haben, wenn es alles Menschliche der Concurrenz übergebe, den Einzelnen aber zu jeglichem Menschlichen berechtige. „Es darf Jeder nach Allem streben!"

Der sociale Liberalismus findet, daß die Sache mit dem "Dürfen" nicht abgethan sei, weil dürfen nur heißt, es ist Keinem verboten, aber nicht, es ist Jedem möglich gemacht. Er behauptet

daher, das Bürgerthum sei nur mit dem Munde und in Worten liberal, in der That höchst illiberal. Er seinerseits will Uns allen die Mittel geben, an Uns arbeiten zu können.

Durch das Princip der Arbeit wird allerdings das des Glückes oder der Concurrenz überboten. Zugleich aber hält sich der Arbeiter in seinem Bewußtsein, daß das Wesentliche an ihm „der Arbeiter“ sei, vom Egoismus fern und unterwirft sich der Oberhoheit einer Arbeitergesellschaft, wie der Bürger mit Hingebung am ConcurrenzStaate hing. Der schöne Traum von einer „Socialpflicht" wird noch fortgeträumt. Man meint wieder, die Gesellschaft gebe, was Wir brauchen, und Wir seien ihr deshalb verpflichtet, seien ihr alles schuldig*). Man bleibt dabei, einem „höchsten Geber alles Guten" dienen zu wollen. Daß die Gesellschaft gar kein Ich ist, das geben, verleihen oder gewähren könnte, sondern ein Instrument oder Mittel, aus dem Wir Nußen ziehen mögen, daß Wir keine gesellschaftlichen Pflichten, sondern lediglich Interessen haben, zu deren Verfolgung Uns die Gesellschaft dienen müsse, daß Wir der Gesellschaft kein Opfer schuldig sind, sondern, opfern Wir etwas, es Uns opfern: daran denken die Socialen nicht, weil sie als Liberale - im religiösen Princip gefangen sizen und eifrig trachten nach einer, wie es der Staat bisher war, heiligen Gesellschaft!}

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Die Gesellschaft, von der Wir alles haben, ist eine neue Herrin, ein neuer Spuk, ein neues „höchstes Wesen“, das Uns „in Dienst und Pflicht nimmt!"

Die nähere Würdigung des politischen sowohl als des socialen Liberalismus kann ihre Stelle erst weiter unten finden. Wir gehen für jezt dazu über, sie vor den Richterstuhl des humanen oder kritischen Liberalismus zu stellen.

§. 3. Der humane Liberalismus.

Da in dem sich kritisirenden, dem „kritischen" Liberalismus, wobei der Kritiker ein Liberaler bleibt und über das Princip des

*) Proudhon: Création de l'ordre ruft z. B. p. 414 aus: „In der Industrie wie in der Wissenschaft ist die Veröffentlichung einer Erfindung die erste und heiligste der Pflichten!"

Liberalismus, den Menschen, nicht hinausgeht, der Liberalismus sich vollendet, so mag er vorzugsweise nach dem Menschen benannt werden und der „humane“ heißen.

Der Arbeiter gilt für den materiellsten und egoistischsten Menschen. Er leistet für die Menschheit gar nichts, thut alles für sich, zu seiner Wohlfahrt.

Das Bürgerthum hat, weil es den Menschen nur seiner Geburt nach für frei ausgab, ihn im Uebrigen in den Klauen des Unmenschen (Egoisten) lassen müssen. Daher hat der Egoismus unter dem Regiment des politischen Liberalismus ein ungeheures Feld zu freier Benußung.

„Der

Wie der Bürger den Staat, so wird der Arbeiter die Gesellschaft benußen für seine egoistischen Zwecke. Du hast doch nur einen egoistischen Zweck, deine Wohlfahrt! wirft der Humane dem Socialen vor. Fasse ein rein menschliches Interesse, dann will Ich dein Gefährte sein. „Dazu gehört aber ein stärkeres, ein umfassenderes, als ein Arbeiterbewußtsein.“ Arbeiter macht Nichts, drum hat er Nichts: er macht aber Nichts, weil seine Arbeit stets eine einzeln bleibende, auf sein eigenstes Bedürfniß berechnete, tägliche ist“*). Man kann sich dem entgegen etwa Folgendes denken: die Arbeit Guttenberg's blieb nicht einzeln, sondern erzeugte unzählige Kinder und lebt heute noch, sie war auf das Bedürfniß der Menschheit berechnet, und war eine ewige, unvergängliche.

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Das humane Bewußtsein verachtet sowohl das Bürger- als das Arbeiter-Bewußtsein: denn der Bürger ist nur entrüstet“ über den Vagabonden (über Alle, welche „keine bestimmte Beschäftigung“ haben) und deren Immoralität"; den Arbeiter empört“ der Faulenzer (Faulpelz") und dessen „unsittliche“, weil aussaugende und ungesellschaftliche, Grundsäße. Dagegen erwidert der Humane: Die Unseßhaftigkeit Vieler ist nur dein Product, Philister! Daß Du aber, Proletarier, Allen das Büffeln zumuthest, und die Plackerei zu einer allgemeinen machen willst, das hängt Dir noch von deiner seitherigen Packeselei an. Du willst freilich dadurch, daß

*) Br. Bauer Lit. Ztg. V, 18.

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