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Alle sich gleichsehr placken müssen, die Plackerei selbst erleichtern, jedoch nur aus dem Grunde, damit Alle gleichviel Muße gewinnen. Was aber sollen sie mit ihrer Muße anfangen? Was thut deine „Gesellschaft“, damit diese Muße menschlich verbracht werde? Sie muß wieder die gewonnene Muße dem egoistischen Belieben überlassen und gerade der Gewinn, den deine Gesellschaft fördert, fällt dem Egoisten zu, wie der Gewinn des Bürgerthums, die Herrenlosigkeit des Menschen, vom Staate nicht mit einem menschlichen Inhalt erfüllt werden konnte und deshalb der Willkür überlassen wurde.

Allerdings ist nothwendig, daß der Mensch herrenlos sei, aber darum soll auch nicht wieder der Egoist über den Menschen, sondern der Mensch über den Egoisten Herr werden. Allerdings muß der Mensch Muße finden, aber wenn der Egoist sich dieselbe zu Nuze macht, so entgeht sie dem Menschen; darum müßtet Ihr der Muße eine menschliche Bedeutung geben. Aber auch eure Arbeit unternehmt Ihr Arbeiter aus egoistischem Antriebe, weil Ihr essen, trinken, leben wollt; wie solltet Ihr bei der Muße weniger Egoisten sein? Ihr arbeitet nur, weil nach gethaner Arbeit gut feiern (faulenzen) ist, und womit Ihr eure Mußezeit hinbringt, das bleibt dem Zufall überlassen.

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Soll aber dem Egoismus jede Thür verriegelt werden, so müßte ein völlig uninteressirtes“ Handeln erstrebt werden, gänzliche Uninteressirtheit. Dies ist allein menschlich, weil nur der Mensch uninteressirt ist; der Egoist immer interessirt.

Lassen Wir einstweilen die Uninteressirtheit gelten, so fragen Wir: Willst Du an nichts Interesse nehmen, für nichts begeistert sein, nicht für die Freiheit, Menschheit u. s. w.? „O ja, das ist aber kein egoistisches Interesse, keine Interessirtheit, sondern ein menschliches, d. h. ein theoretisches, nämlich ein Interesse nicht für einen Einzelnen oder die Einzelnen („Alle“), sondern für die Idee, für den Menschen!“

Und Du merkst nicht, daß Du auch nur begeistert bist für deine Idee, deine Freiheitsidee?

Stirner, der Einzige.

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Und ferner merkst Du nicht, daß deine Uninteressirtheit wieder, wie die religiöse, eine himmlische Interessirtheit ist? Der Nußen der Einzelnen läßt Dich allerdings kalt, und Du könntest abstrakt ausrufen: fiat libertas, pereat mundus. Du sorgest auch nicht für den andern Tag und hast überhaupt keine ernstliche Sorge für die Bedürfnisse des Einzelnen, nicht für dein eigenes Wohlleben, noch das der Andern; aber Du machst Dir eben aus alle dem nichts, weil Du ein Schwärmer bist.

Wird etwa der Humane so liberal sein, alles Menschenmögliche für menschlich auszugeben? Im Gegentheil! Ueber die Hure theilt er zwar das moralische Vorurtheil des Philisters nicht, aber „daß dies Weib ihren Körper zur Gelderwerb-Maschine macht“*), das macht sie ihm als „Menschen“ verächtlich. Er urtheilt: Die Hure ist nicht Mensch, oder: so weit ein Weib Hure ist, so weit ist sie unmenschlich, entmenscht. Ferner: der Jude, der Christ, der Privilegirte, der Theologe u. s. w. ist nicht Mensch; so weit Du Jude u. s. w. bist, bist Du nicht Mensch. Wiederum das imperatorische Postulat: Wirf alles Aparte von Dir, kritisire es weg! Sei nicht Jude, nicht Christ u. s. w., sondern sei Mensch, nichts als Mensch! Mach deine Menschlichkeit gegen jede beschränkende Bestimmung geltend, mach Dich mittelst ihrer zum Menschen und von jenen Schranken frei, mach Dich zum „freien Menschen“, d. h. erkenne die Menschlichkeit als dein alles bestim= mendes Wesen.

Ich sage: Du bist zwar mehr als Jude, mehr als Christ u. s. w., aber Du bist auch mehr als Mensch. Das sind alles Ideen, Du aber bist leibhaftig. Meinst Du denn, jemals „Mensch als solcher" werden zu können? Meinst Du, unsere Nachkommen werden keine Vorurtheile und Schranken wegzuschaffen finden, für die unsere Kräfte nicht hinreichten? Oder glaubst Du etwa in deinem 40sten oder 50sten Jahre so weit gekommen zu sein, daß die folgenden Tage nichts mehr an Dir aufzulösen hätten, und daß Du Mensch wärest? Die Menschen der Nachwelt werden noch manche Freiheit erkämpfen, die Wir nicht einmal entbehren. Wozu

*) Lit. 3tg. V, 26.

brauchst Du jene spätere Freiheit? Wolltest Du Dich für nichts achten, bevor Du Mensch geworden, so müßtest Du bis zum „jüngsten Gericht" warten, bis zu dem Tage, wo der Mensch oder die Menschheit die Vollkommenheit erlangt haben soll. Da Du aber sicherlich vorher stirbst, wo bleibt dein Siegespreis?

Drum fehre Du Dir die Sache lieber um und sage Dir: Ich bin Mensch! Ich brauche den Menschen nicht erst in Mir herzustellen, denn er gehört Mir schon, wie alle meine Eigenschaften.

an

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fann.

Wie kann man aber, fragt der Kritiker, zugleich Jude und Mensch sein? Erstens, antworte Ich, kann man überhaupt weder Jude noch Mensch sein, wenn „man“ und Jude oder Mensch dasselbe bedeuten sollen; „man“ greift immer über jene Bestimmungen hinaus, und Schmul sei noch so jüdisch, Jude, nichts als Jude, vermag er nicht zu sein, schon weil er dieser Jude ist. Zweitens kann man allerdings als Jude nicht Mensch sein, wenn Mensch sein heißt, nicht Besonderes sein. Drittens aber und darauf kommt es kann Ich als Jude ganz sein, was ich eben sein Von Samuel oder Moses und andern erwartet Ihr schwerlich, daß sie über das Judenthum sich hätten erheben sollen, obgleich Ihr sagen müßt, daß sie noch keine „Menschen“ waren. Sie waren eben, was sie sein konnten. Ist's mit den heutigen Juden anders? Weil Ihr die Idee der Menschheit entdeckt habt, folgt daraus, daß jeder Jude sich zu ihr bekehren könne? Wenn er es kann, so unterläßt er's nicht, und unterläßt er es, so kann er's nicht. Was geht ihn eure Zumuthung an, was der Beruf, Mensch zu sein, den Ihr an ihn ergehen lasset?

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In der menschlichen Gesellschaft“, welche der Humane verheißt, soll überhaupt nichts Anerkennung finden, was Einer oder der Andere „Besonderes" hat, nichts Werth haben, was den Charakter des Privaten" trägt. Auf diese Weise rundet sich der Kreis des Liberalismus, der an dem Menschen und der menschlichen Freiheit sein gutes, an dem Egoisten und allem Privaten sein böses Princip, an jenem seinen Gott, an diesem seinen Teufel hat, vollständig ab, und verlor im „Staate“ die besondere oder private Person ihren

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Werth (kein persönliches Vorrecht), büßt in der „Arbeiter- oder Lumpen-Gesellschaft“ das besondere (private) Eigenthum seine Anerkennung ein, so wird in der menschlichen Gesellschaft“ alles Besondere oder Private außer Betracht kommen, und wenn die „reine Kritik" ihre schwere Arbeit vollführt haben wird, dann wird man wissen, was alles privat ist, und was man „in seines Nichts durchbohrendem Gefühle" wird stehen lassen müssen.

Weil dem humanen Liberalismus Staat und Gesellschaft nicht genügt, negirt er beide und behält sie zugleich. So heißt es einmal, die Aufgabe der Zeit sei „keine politische, sondern eine sociale“, und dann wird wieder für die Zukunft der „freie Staat“ verheißen. In Wahrheit ist die „menschliche Gesellschaft“ eben beides, der allgemeinste Staat und die allgemeinste Gesellschaft. Nur gegen den beschränkten Staat wird behauptet, er mache zu viel Aufhebens von geistigen Privatinteressen (z. B. dem religiösen Glauben der Leute), und gegen die beschränkte Gesellschaft, sie mache zu viel aus den materiellen Privatinteressen. Beide sollen die Privatinteressen den Privatleuten überlassen, und sich als menschliche Gesellschaft allein um die allgemein menschlichen Interessen bekümmern.

Indem die Politiker den eigenen Willen, Eigenwillen oder Willkür abzuschaffen gedachten, bemerkten sie nicht, daß durch das Eigenthum der Eigenwille eine sichere Zufluchtsstätte erhielt.

Indem die Socialisten auch das Eigenthum wegnehmen, beachten sie nicht, daß dieses sich in der Eigenheit eine Fortdauer sichert. Ist denn bloß Geld und Gut ein Eigenthum, oder ist jede Meinung ein Mein, ein Eigenes?

Es muß also jede Meinung aufgehoben oder unpersönlich gemacht werden. Der Person gebührt keine Meinung, sondern wie der Eigenwille auf den Staat, das Eigenthum auf die Gesellschaft übertragen wurde, so muß die Meinung auch auf ein Allgemeines, den Menschen“, übertragen und dadurch allgemein menschliche Meinung werden.

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Bleibt die Meinung bestehen, so habe Ich meinen Gott (Gott ist ja nur als „mein Gott", ist eine Meinung oder mein „Glaube“); also meinen Glauben, meine Religion, meine Gedanken, meine Ideale. Darum muß ein allgemein menschlicher Glaube entstehen,

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der Fanatismus der Freiheit“. Dies wäre nämlich ein Glaube, welcher mit dem Wesen des Menschen“ übereinstimmte, und weil nur der Mensch“ vernünftig ist (Ich und Du könnten sehr unvernünftig sein!), ein vernünftiger Glaube.

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Wie Eigenwille und Eigenthum machtlos werden, so muß die Eigenheit oder der Egoismus überhaupt es werden.

In dieser höchsten Entwicklung des freien Menschen“ wird der Egoismus, die Eigenheit, principiell bekämpft, und so untergeordnete Zwecke, wie die sociale „Wohlfahrt“ der Socialisten u. s. w. verschwinden gegen die erhabene „Idee der Menschheit“. Alles, was nicht ein „allgemein Menschliches“ ist, ist etwas Apartes, befriedigt nur Einige oder Einen, oder wenn es Alle befriedigt, so thut es dies an ihnen nur als Einzelnen, nicht als Menschen, und heißt deshalb ein „Egoistisches“.

Den Socialisten ist noch die Wohlfahrt das höchste Ziel, wie den politischen Liberalen der freie Wettstreit das Genehme war; die Wohlfahrt ist nun auch frei, und was sie haben will, mag sie sich verschaffen, wie, wer in den Wettstreit (Concurrenz) sich einlassen wollte, ihn erwählen konnte.

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Allein an dem Wettstreit Theil zu nehmen, braucht Ihr nur Bürger, an der Wohlfahrt Theil zu nehmen, nur Arbeiter zu sein. Beides ist noch nicht gleichbedeutend mit „Mensch“. Dem Menschen ist erst wahrhaft wohl“, wenn er auch „geistig frei“ ist! Denn der Mensch ist Geist, darum müssen alle Mächte, die ihm, dem Geiste fremd sind, alle übermenschlichen, himmlischen, unmenschlichen Mächte müssen gestürzt werden, und der Name „Mensch“ muß über alle Namen sein.

So kehrt in diesem Ende der Neuzeit (Zeit der Neuen) als Hauptsache wieder, was im Anfange derselben Hauptsache gewesen war die geistige Freiheit".

Dem Communisten insbesondere sagt der humane Liberale: Schreibt Dir die Gesellschaft Deine Thätigkeit vor, so ist diese zwar vom Einfluß der Einzelnen, d. h. der Egoisten frei, aber es braucht darum noch keine rein menschliche Thätigkeit, und Du noch nicht ein völliges Organ der Menschheit zu sein. Welcherlei Thätigkeit die Gesellschaft von Dir fordert, das bleibt ja noch zu

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