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Die Trauerfeier der Loge zu Weimar.

war, wurde am 9. November 1832 in Weimar eine ähnliche Trauerversammlung zu Ehren Göthe's veranstaltet. Die Gedächtnißrede hielt der Kanzler Friedrich von Müller1. Es finden sich darin schon alle jene Ideen, welche den heutigen Göthecult beherrschen.

„Ja, fürwahr," sagt Müller 2, „die Feier des Andenkens an ein solches Leben verträgt sich nicht mit den hergebrachten Zeichen und Symbolen äußerer Trauer - sie muß zum höchsten Gefühl menschlicher Würde, sie muß zum frommen Danke gegen den ewigen Baumeister der Welten aufrufen, der solch' eine segensvolle Erscheinung uns gegönnt, solch' ein Leben bis zum spätesten Erdenziel bewahrt, geschüßt, gesegnet hat!"

Göthe wurde nicht, wie er es wirklich verdiente, als ein großer Dichter, sondern als ein großer Charakter, ein großer Mensch, ja als ein Jdealmensch hingestellt.

„Ohne Uebertreibung" glaubt Müller sagen zu können: „es scheine, daß in ihm, dem Einzelnen, die Natur den ganzen Kreislauf menschlichen Strebens und menschlicher Bestimmung habe abspiegeln, in ihm, in seinem Individuum, den Grundcharakter allgemeiner Menschheit, so in Tugenden wie in unver meidlichen Schwächen habe aufstellen wollen." 3

Schon Müller bezeichnet Göthe's Leben als einen von der Nachwelt unkritisirbaren, weil einfach nothwendigen Naturproceß:

Hat doch überhaupt sein großer Geist immer in's Heitere gestrebt, dem Unvermeidlichen stets mit würdiger Ergebung sich gefügt, und beharrlich alles abgelehnt, was frischer Lebenswirkung und heiterer Pflichtübung (1) Hemmniß drohte. Denn ihm war das Leben ernste (!) Kunstaufgabe, und es auf's edelste vielseitig zu ergreifen und zu gestalten, innere Naturnothwendigkeit." 4

Friedrich von Müller, Göthe in seiner ethischen Eigen= thümlichkeit. Weimar, W. Hoffmann, 1832.

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Göthe zum Idealmenschen erhoben.

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Ebenso unverhohlen spricht Müller auch den Gedanken aus, daß wir in Göthe's Leben, diesem nothwendigen Naturproceß, auch das Lebensideal, das Menschheitsideal der Freimaurerei vor uns haben 1:

,,Denn mit jedem zunehmenden Lebensjahre bestätigte sich ihm mehr und mehr jenes schöne, einst von ihm ausgesprochene Wort: ,daß die Menschheit zusammen erst der wahre Mensch ist, und daß der Einzelne nur froh und glücklich sein kann, wenn er den Muth hat, sich im Ganzen zu fühlen.‘

„Und kann wohl der tiefste Sinn des Maurerbundes jemals klarer aufgefaßt, würdiger ausgedrückt werden, als Göthe es in diesen wenigen Worten gethan hat??

„Der Begriff, daß große und edle Zwecke nur durch ein treues Zusammenwirken vieler Gleichgesinnten erreicht werden können, daß jede höhere Wahrheit eines sinnlichen Symbols, jede gemeinsame Thätigkeit streng geordneter Formen und Regeln bedürfe, war ihm eigenthümlich, ging aus seiner vollsten Ueberzeugung, aus seinem tiefen Studium der Geschichte und der Natur hervor. Diesen Begriff zu befestigen, auch im Maurerbunde zu bethätigen, hat er nicht leicht eine Gelegenheit vorüber gelassen.

„Er war es, der den Großherzog Karl August den Maurerischen Hallen zuführte, Er, der mit dem edlen, zartsinnigen Herzog Ernst von Gotha langjährige, vertrauteste Maurerverbindung unterhielt. Gleich fern von aberwißiger Schwärmerei, wie von politischer Einwirkungssucht -die jene, übrigens zum Theil ausgezeichneten Männer des Illuminaten-Ordens ergriff - hat er nie die hohe Bedeutung verkannt, die der Bund nach seinem

1 Ebds. S. 15 ff.

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2 Ueberhaupt," schreibt Görres am 26. Nov. 1825 an Cle= mens Brentano, „trennen sich jezt mehr und mehr die Geister und die Freimaurerei scheint wirklich der allgemeine Sammelplatz für die von der Gegenseite werden zu wollen. . . . Göthe hat sich auch, wie ich höre, für die Freimaurerei erklärt, ganz consequent mit allem Andern; die Sache passirt immer noch im obern Stockwerk des Thurmes von Wilhelm Meister." Görres, Freundesbriefe. III. 211.

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Der Göthe-Cultus und die Loge.

reinen Grundcharakter für edlere Gesittung und Ausbildung seiner Glieder, für echte Humanität und Civilisation, und dadurch für die Ruhe und Sicherheit der Staaten haben kann und soll.

„Heilig für immer werden in dem Gedächtnisse wie in den Archiven der Maurer die goldenen Worte bleiben, die er bei Wieland's, bei Ridel's, Jagemann's, Müller's und anderer Brüder Todtenfeier ihnen zugesprochen, dreifach heilig jene seelenvolle (!) Erwiederung ihres Grußes bei seiner maurerischen Jubelfeier (25. Juni 1830):

,So! Die Menschheit fort zu ehren, Lasset, freudig überein,

Als wenn wir beisammen wären,

Kräftig uns zusammen sein.““

Das sind nicht die schönsten Verse, die Göthe gedichtet hat; aber das Zusammensein", das sie aussprechen, hat zu seinem Weltruhm mehr beigetragen, als „Iphigenie“ und „Tasso“. Durch die Loge hat sich die dem Dichter zukommende Anerkennung in eine Art von religiösem Cult verwandelt. Sie hat den Alten von Weimar zum Idealmenschen erhoben.

Siebentes Buch.

Saust.

1771-1831.

So schreitet in dem engen Bretterhans
Den ganzen Kreis der Schöpfung aus,
Und wandelt, mit bedächt'ger Schnelle,
Vom Himmel durch die Welt zur Hölle!"
Vorspiel auf dem Theater.

"Göthe's Faust' ist bis jezt der Höhepunkt deut-
scher Poesie. Erst im Weltalter des Geistes konnte
der Faust gedichtet werden, bis jezt seine genialste
Schöpfung."
Moriz Carrière.

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