Er gab die Sporen kreuz und quer Herüber, hinüber, hin und her, Kann keine Ruh erreiten; Neit't sieben Tag' und sieben Nacht, Es blizt und donnert, stürmt und kracht, Und reit't in Bliß und Wetterschein Bind't 's Pferd hauß' an und kriecht hinein Und duckt sich vor dem Regen. Und wie er tappt, und wie er fühlt, Sich unter ihm die Erd' erwühlt; Er stürzt wohl hundert Klafter. Und als er sich ermannt vom Schlag, Irr' führen ihn, die Quer' und Läng', Auf einmal steht er hoch im Saal, Goethe, sämmtl. Werke. 1. 10 Erlkönig. Wer reitet so spät durch Nacht und Wind? Er hat den Knaben wohl in dem Arm, Er faßt ihn sicher, er hält ihn warm. Mein Sohn, was birgst du so bang dein Geficht? Den Erlenkönig mit Kron' und Schweif? „Du liebes Kind, komm geh mit mir! " Gar schöne Spiele spiel' ich mit dir; Manch' bunte Blumen sind an dem Strand, „Meine Mutter hat manch gülden Cewand.“ Mein Vater, mein Vater, und hörest du nicht, Sey ruhig, bleibe ruhig, mein Kind; „Willst, feiner Knabe, du mit mir gehn? " Meine Töchter sollen dich warten schön; „Meine Töchter führen den nächtlichen Reihn „Und wiegen und tanzen und singen dich ein.“ Mein Vater, mein Vater, und siehst du nicht dort Mein Sohn, mein Sohn, ich seh' es genau: Ich liebe dich, mich reizt deine schöne Gestalt; „Und bist du nicht willig, so brauch' ich Gewalt." Dem Vater grauset's, er reitet geschwind, Johanna Sebus. Zum Andenken der siebzehnjährigen Schönen, Guten, aus dem Dorfe Brienen, die am 13. Januar 1809 bei dem Eisgange des Rheins und dem großen Bruche des Dammes von Cleverham, Hülfe reichend, unterging. Der Damm zerreißt, das Feld erbraus't, Der Damm zerschmilzt, das Feld erbraus't, Schön Suschen gleich wieder zur Fluth gewandt. Wohin? Wohin? Die Breite schwoll; Des Wassers ist hüben und drüben voll. " Sie sollen und müssen gerettet seyn!“ Der Damm verschwindet, die Welle braus't, Der Damm verschwand, ein Meer erbraust's, Den kleinen Hügel im Kreis umsaust's. Da gähnet und wirbelt der schäumende Schlund Und ziehet die Frau mit den Kindern zu Grund; Das Horn der Ziege faßt das ein', So sollten sie alle verloren seyn ! Schön Suschen steht noch strack und gut: Kein Damm, kein Feld! Nur hier und dort Bezeichnet ein Baum, ein Thurn den Ort,Bedeckt ist Alles mit Wasserschwall; Doch Suschens Bild schwebt überall. Das Wasser sinkt, das Land erscheint Der Fischer. Das Wasser rauscht', das Wasser schwoll, Ein Fischer saß daran, Sah nach dem Angel ruhevoll, Kühl bis ans Herz hinan. Und wie er sigt und wie er lauscht, Theilt sich die Fluth empor; Aus dem bewegten Wasser rauscht Ein feuchtes Weib hervor. Sie sang zu ihm, sie sprach zu ihm: Was lockst du meine Brut Mit Menschenwiß und Menschenlist Hinauf in Todesgluth? Ach wüßtest du, wie's Fischlein ist Labt sich die liebe Sonne nicht, |