Wer sich seiner schämt, der muß erst leiden; dem Heuchler Streut er bittern Genuß unter Verbrechen und Noth. Aber auch sie, die Göttin, verfolgt ihn mit Augen und Ohren; Sieht sie ihn einmal bei dir, gleich ist sie feindlich gesinnt, Schreckt dich mit ernstem Blick, verachtenden Miencn, und heftig
Strenge verruft sie das Haus, das er gewöhnlich besucht. Und so geht es auch mir: schon leid' ich ein wenig; die Göttin Eifersüchtig, sie forscht meinem Geheimnisse nach.
Doch es ist ein altes Gefeß: ich schweig' und verehre ; Denn der Könige Zwist büßten die Griechen, wie ich.
Zieret Stärke den Mann und freies muthiges Wesen, O! so ziemet ihm fast tiefes Geheimniß noch mehr. Städtebezwingerin, du Verschwiegenheit! Fürstin der Völker! Theure Göttin, die mich sicher durchs Leben geführt, Welches Schicksal erfahr' ich! Es löset scherzend die Muse, Amor löset, der Schalk, mir den verschlossenen Mund. Ach, schon wird es so schwer, der Könige Schande verbergen! Weder die Krone bedeckt, weder ein phrygischer Bund Midas verlängertes Ohr; der nächste Diener entdeckt es, Und ihm ängstet und drückt gleich das Geheimniß die Brust. In die Erde vergrüb' er es gern, um sich zu erleichtern: Doch die Erde verwahrt solche Geheimnisse nicht; Rohre sprießen hervor, und lauschen und lispeln im Winde: Midas! Midas, der Fürst, trägt ein verlängertes Ohr! Schwerer wird es nun mir, ein schönes Geheimniß zu wahren Ach, den Lippen entquillt Fülle des Herzens so leicht! Keiner Freundin darf ich's vertraun: sie möchte mich schelten; Keinem Freunde: vielleicht brächte der Freund mir Gefahr.
Mein Entzücken dem Hain, dem schallenden Felsen zu sagen, Bin ich endlich nicht jung, bin ich nicht einsam genug. Dir, Herameter, dir, Pentameter, sey es vertrauet,
Wie sie des Tags mich erfreut, wie sie des Nachts mich beglückt. Sie, von vielen Männern gesucht, vermeidet die Schlingen, Die ihr der Kühnere frech, heimlich der Listige legt; Klug und zierlich schlüpft sie vorbei, und kennet die Wege, Wo sie der Liebste gewiß lauschend begierig empfängt. Zaudre, Luna, sie kommt! damit sie der Nachbar nicht sehe; Rausche, Lüftchen, im Laub! Niemand vernehme den Tritt. Und ihr, wachset und blüht, geliebte Lieder, und wieget Euch im leisesten Hauch lauer und liebender Luft, And entdeckt den Quiriten, wie jene Rohre geschwäßig, Eines glücklichen Paars schönes Geheimniß zuleßt.
Goethe, sämmti. Werke. 1.
Bilder so wie Leidenschaften Mögen gern am Liede haften.
Ach! unaufhaltsam strebet das Schiff mit jedem Momente Durch die schäumende Fluth weiter und weiter hinaus! Langhin furcht sich die Gleise des Kiels, worin die Delphine Springend folgen, als flöh' ihnen die Beute davon.
Alles deuter auf glückliche Fahrt: der ruhige Bootsmann Ruckt am Segel gelind, das sich für alle bemüht;
Vorwärts dringt der Schiffenden Geist, wie Flaggen und Wimpel; Einer nur steht rückwärts traurig gewendet am Mast,
Sieht die Berge schon blau, die scheidenden, sieht in das Meer fie Niedersinken, es sinkt jegliche Freude vor ihm.
Auch dir ist es verschwunden, das Schiff, das deinen Aleris,
Dir, o Dora, den Freund, ach! dir den Bräutigam raubt. Auch du blickest vergebens nach mir. Noch schlagen die Herzen Für einander, doch, ach! nun aneinander nicht mehr. Einziger Augenblick, in welchem ich lebte! du wiegest Alle Tage, die sonst kalt mir verschwindenden, auf.
Ach! nur im Augenblick, im leßten, stieg mir ein Leben, Unvermuthet in dir, wie von den Göttern, herab, Nur umsonst verklärst du mit deinem Lichte den Aether;
Dein allleuchtender Tag, Phöbus, mir ist er verhaßt. In mich selber kehr' ich zurück; da will ich im Stillen
Wiederholen die Zeit, als sie mir täglich erschien.
War es möglich, die Schönheit zu sehn und nicht zu empfinden? Wirkte der himmlische Reiz nicht auf dein stumpfes Gemüth? Klage dich, Armer, nicht an! So legt der Dichter ein Räthsel, Künstlich mit Worten verschränkt, oft der Versammlung ins Ohr Jeden freuet die feltne, der zierlichen Bilder Verknüpfung,
Aber noch fehlet das Wort, das die Bedeutung verwahrt. Ist es endlich entdeckt, dann heitert sich jedes Gemüth auf, Und erblickt im Gedicht doppelt erfreulichen Sinn.
Ach, warum so spät, o Amor, nahmst du die Binde,
Die du ums Aug' mir geknüpft, nahmst sie zu spät mir
Lange schon þarrte befrachtet das Schiff auf günstige Lüfte; Endlich strebte der Wind, glücklich, vom Ufer ins Meer. Leere Zeiten der Jugend! und leere Träume der Zukunft!
Ihr verschwindet, es bleibt einzig die Stunde mir nur. Ja, sie bleibt, es bleibt mir das Glück! ich halte dich, Dora! Und die Hoffnung zeigt, Dora, dein Bild mir allein. Defter sah ich zum Tempel dich gehn, geschmückt und gesittet,
Und das Mütterchen ging feierlich neben dir her.
Eilig warst du und frisch, zu Markte die Früchte zu tragen; Und vom Brunnen, wie kühn! wiegte dein Haupt das Gefäß. Da erschien dein Hals, erschien dein Nacken vor allen,
Und vor allen erschien deiner Bewegungen Maaß.
Oftmals hab' ich gesorgt, es möchte der Krug dir entstürzen; Doch er hielt sich stät auf dem geringelten Tuch.
Schöne Nachbarin, ja, so war ich gewohnt dich zu sehen, Wie man die Sterne sieht, wie man den Mond sich beschaut, Sich an ihnen erfreut, und innen im ruhigen Busen
Nicht der entfernteste Wunsch, sie zu besißen, sich regt. Jahre, so gingt ihr dahin! Nur zwanzig Schritte getrennet Waren die Häuser, und nie hab' ich die Schwelle berührt. Und nun trennt uns die gräßliche Fluth!
Welle! dein herrliches Blau ist mir die Farbe der Nacht. Alles rührte sich schon; da kam ein Knabe gelaufen
An mein väterlich Haus, rief mich zum Strande hinab: Schon erhebt sich das Segel, es flattert im Winde, so sprach er, Und gelichtet, mit Kraft, trennt sich der Anker vom Sand; Komm, Aleris, o komm! Da drückte der wackere Vater, Würdig, die segnende Hand mir auf das lockige Haupt; Sorglich reichte die Mutter ein nachbereitetes Bündel:
Glücklich kehre zurück! riefen sie, glücklich und reich! Und so sprang ich hinweg, das Bündelchen unter dem Arme, An der Mauer hinab, fand an der Thüre dich stehn Deines Gartens. Du lächeltest mir und sagtest: Alexis! Sind die Lärmenden dort deine Gesellen der Fahrt? Fremde Küsten besuchest du nun, und köstliche Waaren Handelst du ein, und Schmuck reichen Matronen der Stadt. Aber bringe mir auch ein leichtes Kettchen; ich will es
Dankbar zahlen: so oft hab' ich die Zierde gewünscht! Stehen war ich geblieben, und fragte, nach Weise des Kaufmanns Erst nach Form und Gewicht deiner Bestellung genau. Gar bescheiden erwogst du den Preis! da blickt' ich indessen Nach dem Halse, des Schmucks unserer Königin werth. Heftiger tönte vom Schiff das Geschrei; da sagtest du freundlich: Nimm aus dem Garten noch einige Früchte mit dir!
« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
» |