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er denkt, offenbart seine letzten Gedanken, die ja überdies nie sehr tief gehen. Dieser Vernunftglaube“ ist so faßlich, so klar, diese Denkgläubigkeit“ stellt an beides, an das Denken ebensowohl, wie an das Glauben so billige, mäßige Forderungen, daß ihr der Applaus der großen Zahl derer, die weder auf das Glauben, noch auf das Denken große Stärke halten, für alle Zeiten nicht fehlen kann. Man wäre sehr im Irrthum, wenn man der Meinung sich hingeben wollte, als sei dieser ältere Rationalismus ein in unserem Volke überwundener religiöser Standpunkt. Noch in den fünfziger Jahren wurde eine beträchtliche Zahl Schriftchen über Tod und Auferstehung Christi geschrieben, die ganz jenen Standpunkt einnehmen, in vielen Tausenden von Exemplaren verbreitet und vou unserem Volf in Stadt und Land begierig gelesen. So das Buch „Jesus der Effäer oder die Religion der Zukunft", 25 oder „das Buch Jesu", 26 oder die in vielen Auflagen erschienene, mit dem bekannten versehene Schrift über die wahre Todesart Jesu", angeblich „aus alten Handschriften herausgegeben" u. s. f. In den Jahren 1862 und 1863 reifte ein gewisser Dr. Dulk in operas Deutschland umher. Er hatte die Geschichte Jesu dramatisch bearbeitet, und trug dieselbe in mehreren Städten öffentlich vor. In neuester Zeit hat er dieses Operat unter dem Titel: „Jesus der Christ. Ein Stück für die Volksbühne in neun Handlungen mit einem Nachspiel" im Druck erscheinen lassen. 27 Das Ganze ist ein in gereimte Prosa gebrachter Abklatsch Venturinis. Der „Essäer" Joseph von Arimathia ist, wie bei Venturini, der Vater Jesu, der Scheintod des Herrn wird dann auch hauptsächlich durch ihn bewirkt, indem er dem Gekreuzigten einen ihn in festen Schlummer einwiegenden Trank reichen läßt, und es dahin zu bringen weiß, daß ihm die Beine nicht gebrochen werden. Zu Jesu Grab, das zwar von außen versiegelt wurde, führte ganz nach Venturini ein nur wenigen Bekannten verborgener Gang. Die Essäer besorgen auch hier, wie bei Venturini, die Wiederbelebung unter obligater Assistenz der „göttlichen Vorsehung." Noch frivoler, wo möglich, ist, was Dulk über die Himmelfahrt dichtet. Jesus, immer müde und angegriffen, aber in dem füßen Wahn, wirklich von den Todten auferstanden zu sein, verbreitet diesen Glauben auch unter seinen Jüngern, bis Joseph, das Gefährliche seiner Lage erkennend, ihm befiehlt, sich von Jerufalem zu entfernen. Noch einmal will Jesus

seinen Jüngern „erscheinen“, und von ihnen Abschied nehmen auf dem Delberg. Joseph weiß die Zeit so zu bestimmen, daß es geschieht, als Wolken den Gipfel des Berges verhüllen. Aus ihnen heraus tritt Jesus und wird von seinen Jüngern als der Auferstandene anerkannt. In dem Augenblick, da die Sonne durchbricht, und auf der Wolkenwand hinter ihm sein Bild abspiegelt, sinkt er zu= sammen, und wird von einigen Essäern weggetragen, ob lebend oder todt, wer weiß es? 28

Ein Geistesverwandter Dr. Dulks, ein gewisser Fr. Clemens in Hamburg, schrieb am Ostertage 1867" die Vorrede zu einem ähnlichen, jedoch nicht in Verse gebrachten Operate: „Jesus der Nazarener. Des Weisesten der Weisen Leben, Lehre und natürliches Ende. Nach neueren historischen Quellen bearbeitet und dem deutschen Volke gewiedmet." 29 Die Beiseßung des Leichnams in Josephs Grab war nach ihm eine fingirte, in Wirklichkeit wurde Jesus in das Haus Josephs gebracht, wo Widerbelebungsversuche gemacht und mit glänzendem Erfolge gekrönt wurden. Aus einem „Archive Alexandriens" bringt nun Herr Clemens den Bericht eines Augenzeugen aus dem Orden der Essäer über den Hergang der Sache und bedauert nur, daß für die Auffindung des eigentlichen Urevangeliums" in Stambul (wie nach seiner Ansicht Konstantinopel zur Zeit des Conciliums zu Nicäa hieß!) troß der Andeutung des Pfarrers Witschel gar keine Aussicht vorhanden sei !!

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Von derartigen Produkten, wie die beiden leztgenannten, wird freilich die Wissenschaft keine Notiz nehmen. Wozu auch? Allein sie werden gelesen und viel gelesen und sind eben darum immerhin ein Beweis dafür, daß die in ihnen vertretene Ansicht über Tod und Auferstehung Christi zur Zeit noch viele Anhänger hat, und daß es darum keineswegs überflüssig ist, in einer Schrift über Christi Auferstehung auf jene Ansicht Rücksicht zu nehmen.

Viel gewichtiger aber und ernster Beachtung werth sind diejenigen Einwendungen gegen die Realität der Auferstehung Christi, die die Realität seines Todes voraussetzen und direkt das Wunder der Auferstehung aus dem Grabe leugnen.

Wenn wir, was das zweckmäßigste sein wird, vorherrschend eine chronologische Ordnung in Aufführung der einzelnen Vertreter dieser Anschauung beobachten, so ist hier vor Allem

Spinoza zu nennen. Seine Ansichten über die Auferstehung Christi hat er in zwei Briefen an Oldenburg niedergelegt. 31 Jm ersten derselben (vom Jahre 1675) ist er der Meinung, „daß die Spinaz Auferstehung Christi von den Todten eine eigentlich geistige war, und blos den Gläubigen nach ihrer Fassungskraft geoffenbart wurde, a spirituck weil nämlich Christus mit der Ewigkeit begabt war, und von den remedia Todten (ich nehme hier Todte in dem Sinn, wie Christus sagte: „laßt die Todten ihre Todten begraben“) auferstand, wie er durch sein Leben und seinen Tod das Beispiel einer besonderen Heiligkeit gegeben; und in so fern hat er seine Jünger vom Tode erweckt, insoweit sie dieses Beispiel seines Lebens und seines Todes befolgten." 1. Cor. 15, meint er, könne nur nach dieser Hypothese erklärt und verstanden werden. Nur durch die Weisheit der Lehre, nicht aber durch Wunder könne die Gewißheit der göttlichen Offenbarung gestützt werden. Auch hebt er hervor, daß Christus nicht dem hohen Rathe, noch dem Pilatus, noch irgend einem andern Ungläubigen erschienen sei, sondern blos den Heiligen. Im zweiten Briefe (vom Jahre 1676) sagt er: ich nehme, wie Sie, die Leiden, den Tod, und das Begräbniß Christi “buchstäblich, seine Auferstehung aber allegorisch. Ich gestehe zwar, daß diese von den Evangelisten mit solchen Umständen erzählt wird, daß wir nicht leugnen können, daß die Evangelisten selber geglaubt haben, der Körper Christi sei auferstanden, gen Himmel aufgestiegen und siße zur Rechten Gottes, und daß dieß auch von Ungläubigen hätte gesehen werden können, wenn sie mit ihnen an dem Orte gewesen wären, wo Christus selber den Jüngern erschien. Hierin konnten sie sich aber unbeschadet der Lehre des Evangeliums getäuscht haben, wie sich das auch bei andern Propheten ereignete. Paulus aber, dem Christus uch nachher erschien, rühmt von sich, daß er Christus nicht nach, dem Fleische, sondern nach dem Geiste gekannt habe".

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An Spinoza schließen sich einige Englische Deisten namentlich Thomas Woolston und der schon genannte Peter Annet.

Woolston 32 ist bei seiner Manie, in der Bibel alles allegorisch zu fassen, geneigt, auch die Auferstehung Christi so zu denken. Doch ist es ihm hauptsächlich darum zu thun, möglichst viele Zweifel und Bedenken gegen die Glaubwürdigkeit der evangelischen Berichte zu erheben, ohne ein eigentliches wissenschaftliches

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Princip. Es ist ihm nicht unglaublich, daß die Jünger in den Plan eingiengen, den Leib Jesu zu stehlen, um der Schande zu entWoolston's gehen, an einen falschen Propheten geglaubt zu haben. „Wiewohl memua die Jünger, so viel wir wissen, einfache und arglose Männer sein m about mochten, so hat es doch solche Leute in der Welt gegeben, die the stealing einem Zwecke zu lieb keinen Anstand nahmen, eine Falschheit zu

ersinnen und auszubreiten und mit Lebensgefahr dabei zu bleiben.“ Der schlaueste Theil in dem Projecte war, daß man Weiber dazu anstellte, Spezereien vorzubereiten, und daß man sie vor Tage zu dem Grabe schickte, wo sie, überrascht, den Leichnam nicht zu treffen, und erstaunt über die Stimmen zweier Männer die wie Geister und Gespenster da aufgepflanzt waren und sagten, er sei nicht da, er sei auferstanden an nichts geringeres denken konn ten, als an ein erstaunliches Wunder. Man konnte dann gewiß sein, daß die Weiber das bekannt machen würden mit Versicherungen, wie ihre weibliche Entzückung und Leichtgläubigkeit sie nahe legte, und daß sie im Ernst für die Wahrheit sich verbürgen würden. So, fährt W. fort, „könnte ich mich beinahe in einen Unglauben an Christi Auferstehung hineinraisonniren, und wäre ich nicht überzeugt, daß die ganze Geschichte, in welcher dem Buchstaben nach Hr alle tein Sinn ist, nur ein Typus und Vorbild seines mystitoming schen Todes und seiner Auferstehung aus dem Grabe des Buchstabens, des Gesezes und der Propheten, in welchem er begraben lag drei Tage und drei Nächte lang, sein soll, so müßte ich glauben, es sei blos eine leere — Sage." Auffallend sei, daß der Herr nie seinen Feinden erschienen. Die Erschei nungen, von denen die Evangelisten erzählen, seien wie confuse, unglaubliche Weibermärchen von Geistererscheinungen.

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Peter Annet, 33 sonst der Scheintodhypothese nicht abgeneigt, hält die Vorherverkündigungen Jesu von seinem Tode und seiner Auferstehung, und die Erzählung von der Wache am Grabe für Erdichtungen. Die Berichte der Evangelisten von der Auferstehung selbst widersprächen sich in allen Stücken so, daß man daraus auf einen Betrug schließen müsse. Annet stellt die Regel auf: wenn ein Evangelist einen Umstand oder Vorfäll berichte, dessen die andern feine Erwähnung thun, so möchte das als ein Beweis einer Erdichtung oder Betrügerei angenommen werden." Auf diese Weife erhält er natürlich sehr zahlreiche Widersprüche. Zu Zeugen der

Auferstehung, meint er, hätte man nicht die Apostel auslesen sollen. Aments Ein halbes Dutzend Nachtwächter, Männer, die für keine Sache insie interesfirt waren, würden passender gewesen sein, als ein Dußend tons Apostel. Wären die Zeugen aber vollends Feinde gewesen, so fast the wäre es noch besser. Der einzige Apostel Paulus habe mehr bewirkt, als die übrigen Elfe alle. In einer später unter dem Titel ,,Bemerkungen über die Geschichte der Auferstehung Christi“ herausgegebenen Streitschrift gegen Gilbert West sagt Annet geradezu, der ganze Bericht von der Auferstehung Jesu scheine eher von Träumern und Visionären herzurühren, als von Thatsachen, so confus und blind laute er. Auch griff er hier den Charakter und die Geschichte des Apostels Paulus aufs heftigste an. 34

Einen Nachklang dieser englischen Frivolitäten vernehmen wir in Joh. Chr. Edelmanns Glaubensbekenntniß vom Jahre 1746, das übrigens sonst pantheistischer Färbung ist. Nach ihm hat Christus den Tod erlitten durch den Neid und Stolz der Pfaffen, ist aber nicht nur aus den Todten, unter denen er damals lebte, dem Geiste nach wieder aufgestanden, sondern kommt noch täglich in viel tausenden seiner Zeugen wieder. 35

Gewichtiger als die Einwendungen der Deisten sind die des sogenannten Wolfenbüttler Fragmentisten, des Hamburger Professors H. S. Reimarus († 1768). In Betracht kommen hier die beiden Fragmente: „Vom Zwecke Jesu und seiner Jünger" und über die Auferstehungsgeschichte." 36

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Nach Reimarus muß man unterscheiden zwischen der Lehre Jesu und der seiner Jünger. Jesus hat keine neuen Glaubensartikel vorgetragen, vielmehr wollte er das ganze Gesetz in dem bevorstehenden Himmelreiche, von dem er so viel sprach, noch besser we in Schwung bringen. Seine Jünger aber lehrten ganz anders. Sie brachten das Judenthum zu Grabe, und eine ganz neue Religion 4 da auf. Sie haben ein ganz neues Lehrgebäude aufgeführt. Was Jesus selbst wollte mit all seinen Reden vom Himmelreich_war nichts anderes, als was seine Zeitgenossen unter den Juden vom kommenden Messias bestimmt erwarteten: die Aufrichtung eines weltlichen Messiasreiches, um fein Volk zu erlösen aus all feiner Drangsal und es zum Herrn über andere Völker zu machen. Das war die frohe Botschaft, die er verkündigte. Von einer geistlichen Erlösung durch einen leidenden Heiland findet sich in den Reden Jesu, wie in den

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