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materie der geschauten Gestalt sei etwa nur der Schein gewefen einer lichten Materie, jener transcendente Schimmer, in welchem auch sonst dem visionären Menschengeiste die himmlischen Gestalten fich darzustellen pflegen, die Vision selbst also nicht ein reales Schauen eines Objektiven, sondern nur das psychologische Schauen eines Subjektiven gewesen, welches, wie bei allen Visionen eines mit den psychologischen Gesetzen unbekannten, oder darauf nicht reflectirenden Bewußtseins, für den Schauenden die Gewißheit des Objectiven gehabt habe.

Bei jeder Vision werde ja überhaupt nur geschaut, was psychols vorher schon als Vorstellung oder Bild der freien Phantafie_im final Bewußtsein des Visionärs gelebt habe. Die visionäre Phantasie "i chat sei nur eine reproductive Thätigkeit; dabei eine unbewußte und unte. freie. Daher komme es, daß der Visionär, welcher die psycholo gische Genesis der Vision nicht erkenne, nothwendig die Ueberzeugung bekomme, daß ein anderer als sein eigener Geist, daß ein transcendenter Wille die Vision für ihn hervorgerufen habe. Solche

Comprat th Biftonen seien durchaus nicht immer Erzeugnisse krankhafter Gei steszustände, vielmehr oft ein unmittelbares und nothwendiges Erwith Sogebniß völlig gesunder Seelenzustände, entspringend in Steigerungen der Thätigkeit des Denkens und Gemüths, derer nur die begabtesten und kräftigsten Geister in besonderer Lage fähig seien. Nur müsse natürlich im Bewußtsein des Visionärs eine Welt des Transcendenten gegeben und als wirkliche Wahrheit anerkannt sein. Auch müsse der Visionär sein Bewußtsein aus der äußern Welt wold mis- zurüďgezogen und in die nur im Geist und im Glauben gewußte

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Welt des Transcendenten versenkt haben. Und dann: „ein Druc

to actul auf die gereizten Nerven, und leuchtend und tönend, sichtbar und

hörbar hebt es sich aus diesem Grunde der Seele vor das Auge und Ohr der Phantasie des Visionärs.“

Die Individualität des Paulus sei zu solchen Visionen sehr geneigt gewesen. Aus 2 Cor. 10, 10; 4, 7. Gal. 4, 13. 2 Cor. 12, 7 schließt Holsten, daß Paulus „eine nervöse Natur“ braker von sanguinisch-cholerischem Temperamente wohl mit epileptischen

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Krampfzufällen behaftet gewesen sei. Nach seinem geistigen Wesen Efeile schildert er ihn als eine in ungewöhnlichem Maaße denkende, lo

gische Natur von unerbittlicher Consequenz des Denkens und unwiderstehlicher Macht der Dialectik, aber auch eben so energischer

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Consequenz des sittlichen Willens, als einen Mann von großer Innigkeit der Empfindung, leichter Erregbarkeit, aber auch vollständiger Lauterkeit des Gemüthes, eines Gemüthes, das aus allen Kräften nach der Wahrheit verlangte und seine Wurzel und Blüthe in tiefer Religiosität hatte. Paulus sei eine im höchsten Sinne religiöse Natur, strebend unter Furcht und Zittern nach der eigenen Gerechtigkeit vor Gott und kämpfend für den Sieg des göttlichen Willens in der Welt. So schon als Pharisäer, so später als Christ. „So ahnen wir, wie ein Jude, der auf dem Grunde seiner nervös sensiblen Organisation ein tief religiöses, nach der Gerechtigkeit Gottes und den göttlichen Gütern dürstendes, dazu lauteres, nur der göttlichen Wahrheit und dem göttlichen Willen offenes und feurig reizbares Gemüth vereinte mit einer durchdringenden Kraft und Schärfe des Gedankens, um jede Erscheinung des geistigen Lebens seiner Zeit denkend ergreifen und begreifen zu können, gestellt in eine widerspruchsvoll in sich zerrissene Zeit, wo aus einer Paul beschränkten Form des jüdischen Volksgeistes unter einer fieberhaften Erregung des Volksgemüthes eine reine Form der religiösen Weltanschauung im peinlichsten Kampfe zwischen Glauben und Unglauben sich losrang —, wie ein solcher Jude den tiefsten Erschütterungen ✩ seines Wesens unterliegen mußte, und ahnen, daß Erscheinungen dailis des geistigen Lebens, wie sie zu allen Zeiten aus einer ungewöhnlichen Spannung aller geistigen Kraft auf einen Punkt, verbunden mit einer bis in die Tiefe erzitternden Erregung des Gemüths, hervorgegangen sind, für eine solche Individualität unter solchen Verhältnissen nichts Befremdendes haben können.“

Welches sind nun diese geschichtlichen Verhältnisse und wie ist aus ihrer Wechselwirkung mit der geistigen Individualität Pauli die Möglichkeit jener Vision zu begreifen? Jesus von Nazareth, so führt Holsten aus, hat thatsächlich einen tiefen Eindruck auf das Gemüth des jüdischen Volkes gemacht. Aber nur wenige hatten in ihm den Messias erkannt. Die Masse des Volkes, von der nationalen Messiasidee beherrscht, hatte Ihn verworfen und gekreuzigt. Und dieser Kreuzestod mußte von ebenso tiefem Eindruck auf das Gemüth des Volkes sein. Ja er war für ein jüdisches Bewußtsein der entscheidende Beweis, daß dieser Jesus ein Betrüger und Lügenprophet gewesen sei. — Nun aber verkündeten die Jünger die Erscheinung und Auferweckung des Ge

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reuzigten: 1 Cor. 15. Der Eindruck mußte ein gewaltiger sein. Nicht die Behauptung der Thatsache an sich. Denn die Auferwedung war ein Dogma der jüdischen Orthodoxie. Aber die VerLe cemficherung, daß dieser als Betrüger am Kreuz Gestorbene auferweckt Fin sei. Denn diese Auferweckung war ja für ihn die glänzendste Rechtfertigung von Seiten Gottes. Aber einen sichern Beweis für diese Thatsache konnten die Jünger nicht liefern, denn die Visionen Se des Auferstandenen waren nur den Gläubigen zu Theil geworden. te Die nichts schauenden Juden blieben ungläubig. Sie sahen wohl in dem Vorgeben der Jünger einen Betrug. So auch Paulus vor seiner Bekehrung. Daher ward er zum Verfolger der messiasgläubigen Gemeinde. Aber sein Verfolgungseifer brachte ihn in fortwährende unmittelbare Berührung mit den Christen und ihr Glaube wurde für ihn ein Gegenstand leidenschaftlichen Interesses, des practischen zunächst, dann aber auch des theoretischen. Alles drehte sich hiebei um die beiden Thatsachen des Todes und der Auferstehung Christi. Der Kreuzestod Jesu war der Hauptanstoß der Messiasungläubigen, und auch die Fünger, obwohl durch die Erscheinung des Auferstandenen von seiner Messianität überzeugt, wußten das Räthsel dieses Todes nicht auf eine den jüdischen Geist befriedigende Weise zu lösen. Denn obwohl sie denselben sich als stellvertretendes Leiden erklärt hatten (1 Cor. 15, 3), fo erkannten sie ihn doch nicht als ein neues religiö ses Heilsprincip, er blieb ihnen immer ein dem messianischen Werke äußerliches Moment, eine „Luxusthat Gottes." Eine solche Anschauung mußte sowohl das religiöse Gemüth, als den denkenden Geist des Juden völlig unbefriedigt lassen. Der denkende Geist des jüdischen Theisten mußte verlangen, daß der Kreuzestod Christi als ein nothwendiges Mittel zur Erlösung des Volkes Gottes begriffen werde. Das konnten die Jünger nicht leisten, weil ihr Geist noch zu sehr in den Banden der nationalen, der alttestamentlichen Anschauung und Messiasidee gefangen lag. Und eben um dieser mangelhaften Lösung des Räthsels des Kreuzestodes Jesu willen hat der mit so scharfer Consequenz denkende Geist Pauli schon vor seiner Bekehrung den Messiasglauben der ersten Jünger angefeindet und bekämpft. An jenem ungelösten Widerspruch nährte er immer wieder das Recht seiner Verfolgung. Aber damit war freilich die Behauptung der Auferstehung Christi nicht entkräftet.

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Seine Logit mußte zugestehen, daß der Gegenbeweis gegen die Wiedererscheinung und Auferweckung, gegründet auf den Saß, daß die Gerechtigkeit Gottes den als Betrüger Gekreuzigten nicht aus dem Scheol zu neuem himmlischem Leben habe heraufführen können, ein Beweis durch Annahme des zu Beweisenden sei, ein logischer Gewaltstreich, der nur das logische Unrecht des also Schließenden offenbarte. Und sein lauterer Sinn und sein selber religiöses Gemüth mußten alsbald von der unerschütterlichen Gewißheit und der freudigen Zuversicht, mit welcher der Glaube der Gläubigen durch alle Leiden der Verfolgung hindurch bis zum Märtyrertod die Messianität Jesu auf Grund seiner Wiedererscheinung bekannte, auf das Tiefste ergriffen und zu der Anerkennung gezwungen werden, daß wenigstens für die Gläubigen selber die Wiedererscheinung Jesu eine Wirklichkeit gewesen, daß von den Gläubigen selber die Behauptung der Wiedererscheinung kein Betrug sei. In einer solchen Anerkennung lag aber eine das Bewußtsein und Gemüth des Paulus schlechthin überwältigende Macht. Visionen mit der Gewißheit ihrer vollen objectiven Wirklichkeit und eines Mittels göttlicher Offenbarung waren ein unbezweifeltes Element des jüdischen Bewußtseins. Und die ganze Weltanschauung des Paulus, wenn er einmal die subjektive Wirklichkeit der Vision Christi hatte zuge= stehen müssen, bot weder einen Grund, noch ein Mittel, noch einen Anlaß dar, ihre objective Wirklichkeit zu leugnen." Daraus entstand für ihn peinliche Qual. „Der Widerspruch des Krenzestodes als entscheidenden Beweises gegen die Messianität des Kreuzestodten mit der Auferweckung als entscheidendem Beweis für die Messianität des Gekreuzigten mußte sowohl den denkenden Geist, als das religiöse Gemüth des für das Fudenthum mit so leidenschaftlicher Energie eifernden, aber für das Judenthum doch nur allein, weil für den Willen Gottes streitenden Pharisäers bis in die Tiefe aufregen und erschüttern. Denn drückte die Wiederscheinung Jesu nur erst mit einem Gran des Zweifels an der entscheidenden Beweiskraft des Kreuzestodes auf die Seele des Paulus, so mußte bei einer logisch und sittlich so confequenten und lauteren Natur dieser Gran alsbald und nothwendig mit Centnerschwere ihn belasten, und über sein religiöses Gemüth mußte die Angst kommen, daß er in dem Wahne für Gott gegen die Lüge zu kämpfen, gegen Gott für den Unglauben gestritten habe, und die Verzweiflung vor

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der Strafe des gerechten Gottes und dem Verlust seiner Seelen Seligkeit mußte ihn durchzittern." So rang er nach Lösung des Widerspruchs. Nun war die Auferweckung, wenn ihre Wirklichkeit feststand, eine Thatsache, die nur eine Deutung zuließ, ein entNolting scheidender Gottesbeweis für die Gerechtigkeit Jesu und seine Mesfianität. Wie, wenn nun auch der Kreuzestod sich als Wille Gottes begreifen ließ? Wenn in beiden Willensacten Gottes, im Kreuzestode und in der Auferwecknng die Einheit eines göttlichen Zweckes sich offenbarte? Wenn auf diese Weise das Räthsel des ment Kreuzestodes sich "löste?” In brütender Innerlichkeit des geistigen Contradictions Lebens spannten sich alle Kräfte seines denkenden Geistes auf diesen einen Punkt der Lösung jener Widersprüche; und in dieser mächtigen Erregtheit seines innerlichen Lebens mußte der Gedanke an den Wiedererschienenen und Auferweckten ein stetes Element seines Bewußtseins bleiben. Das Bild des zu himmlischer LichtherrClichkeit verklärten Menschen Jesus, des Christus, stand in seiner Phantasie immer vor ihm.,,So stehen wir an dem Punkt, wo dem Paulus die eigene Vision Chrifti, das Gesicht des himmlisch verklärten Menschen, geschehen sein muß." Und als nun diese Vision wirklich geschah, da mußte sich der Kampf aller Widersprüche in ihm entscheiden. Denn für sein Bewußtsein war das Geschaute ein objektiv Wirkliches.

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So sei die Christusvision Pauli als die immanente That eines menschlichen Geistes nachgewiesen, und die Kritik könne mit klarerem Bewußtsein und Rechte behaupten, auch an diesem Punkte der Entwicklung des menschlichen Geistes werde kein Riß durch ihre Weltanschauung gehen.

Diese Ausführungen Holsten's haben mehrfache Entgegnungen hervorgerufen. In einer derselben 63 (von Pfarrer Dr. Paul) war gesagt: „Versuche nur Holsten den psychologischen Prozeß, der bei Paulus denkbar ist und für die Vision verwendet werden kann, bei Petrus denkbar zu machen, resp. ihn mit einer Vision „am dritten Tage" zusammenzureimen. Dazu soll ihm wohl der Muth fehlen!" „Aber wie?" so antwortet Holsten, „wenn nun der Verfasser diesen Muth hätte, wenn er ihn schon gehabt hätte, ehe der Herr Pfarrer ahnen konnte, ob er ihn haben würde?" 64

Zwar hält Holsten die der Kritik hier gestellte Aufgabe für noch verfrüht, bis das Evangelium des Paulus tiefer und reiner erkannt und vor Allem von den Gegnern der Kritik anerkannt sei,

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