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Bestrafung. Einen eigentlichen geistig-sittlichen Werth als vollkräftiges Leben und wirkliche Fortentwickelung hatte diese Art von Fortleben nicht; es ist immer ein Todtsein, eine Herrschaft des Todes über den Menschen 47).

Die Pharisäer dagegen knüpften, im Zusammenhang mit den messianischen Erwartungen, an diesen Zustand der Todten im Schattenreiche (Scheol) noch die Vorstellung der Auferstehung für die Frommen, während die Seelen der Gottlosen in Geenna (Hölle oder Unterwelt) blieben. Jene nämlich harren in der Unterwelt der Wiederbelebung und dem Uebergang in einen andern Leib, wie es Josephus erläutert 4). Ihren vollen und bestimmten Ausdruck erhielt die pharisäische Lehre von der Auferstehung in dem zweiten Buch der Maccabäer, dessen Abfassung in die leßte Hälfte des leßten vorchristlichen Jahrhunderts zu fallen scheint. Die von Antiochus zu Tode gemarterten sieben Brüder, die sich weigerten Schweinefleisch zu essen, welches ihnen im Geseß verboten war, getrösten sich der Hoffnung auf die Auferstehung. Du verfluchter Mensch, rief Einer derselben in seinem zähen fanatischen Wahnsinn zu dem Tyrannen: du nimmst mir wohl das zeitliche Leben, aber der Herr aller Welt wird uns, die wir um seines Geseßes willen sterben, auferwecken zu einem ewigen Leben. Diese Gliedmaßen hat mir Gott vom Himmel gegeben, darum will ich sie gerne fahren lassen um seines Gesezes willen, denn ich hoffe, er werde mir es wohl wiedergeben. Und das ist ein großer Trost, daß wir hoffen, wenn uns die Menschen erwürgen, daß uns Gott wieder auferwecken wird, du aber wirst nicht auferweckt werden zum Leben 49).

Schon zu den Zeiten der Königin Aleṛandra, im ersten Viertel des lezten vorchristlichen Jahrhunderts, war der Einfluß der pharifäischen Partei sehr bedeutend; sie schufen sich im Volk durch ihre geistige Bevormundung desselben als Lehrer und Gewissensräthe eine Macht, mit welcher sie in den politischen Aufständen eine wich

47) Matth. 22, 23. Marc. 12, 28. Luc. 20, 27. A. G. 23, 8. Hiernach ist der Mißverstand der Notiz des Josephus (Alterthümer 18, 1. 4) zu berichtigen, welcher sagt, die Sadducäer hätten alle und jede Art von Fortdauer der Seele nach dem Tode gelehrt.

48) Josephus, Alterthümer, 18, 1, 3. Vom jüdischen Krieg 2, 8, 14, 3, 8, 5. Vgl. Zeller, theologische Jahrbücher, 1847. S. 394 f.

49) 2 Macc. 7, 9. 11. 14. vgl. V8. 23. 29. 36.

tige Rolle spielten. Im Zeitalter Jesu bildeten sie eine mächtige Partei, die der Priesterschaft den Rang abgelaufen hatte, was J0sephus bezeugt, indem er hervorhebt, sie sei zur Zeit des Herodes sechstausend Mann stark gewesen und sie hätte besonders die Frauen auf der Seite gehabt und Kraft genug besessen, Königen zu trogen 50). Dem von dieser Partei beherrschten Volke galten sowohl die römischen Landpfleger als Herodes und seine Kinder als fremde, fluchwürdige Unterdrücker, die nur bezahlte Diener - die Zöllner

gern hätten.

zu Anhän

In der Mischna wird die Machtvollkommenheit der Rabbinen so nannten sich die Pharisäer nach der Zerstörung des Tempels über die Lebensverhältnisse des Volkes mit dem Bilde ausgedrückt, das auch im N. T. 51) vorkommt: sie banden und lösten, und was fie banden, war verboten, und was sie lösten, war erlaubt. Ebenso erzählt Josephus, die Pharisäer hätten seit den Zeiten der Königin Alexandra Gewalt gehabt, Alles nach Willkür zu verfügen und in Bezug auf Gebote und Verbote zu lösen oder zu binden 52). Als Sinnbild dieser ihrer Amtsgewalt führten die Rabbinen einen Schlüssel 53), worauf auch Lucas in den Worten anspielt: weh' euch, ihr Schriftgelehrten, die ihr den Schlüssel der Erkenntniß habt, ihr kommt doch nicht hinein 54)! Auch Jesus selbst spielt in seiner Anschauung des Himmelreichs auf diese Zeitvorstellung in den Worten an, die er zu Petrus spricht: Ich will dir des Himmelreichs Schlüssel geben; und was du auf Erden binden wirst, soll auch im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden lösen wirst, soll auch im Himmel los sein 55).

Innerhalb dieser pharisäischen Partei von Schriftgelehrten ward nun die politisch-messianische Erwartung im Zeitalter des Hellenismus zu einer dem veränderten Zeitgeist entsprechenden neuen Gestalt ausgebildet und zu einer, mit dem wachsenden Drucke der Zeitverhältnisse in geradem Verhältniß stehenden, steigenden Gluth ange facht. Verfolgen wir den Faden, an welchem die Entwickelung der

6o) Josephus, Alterthümer, 17, 2, 4.

51) Matth. 16, 19.

52) Josephus, vom jüdischen Krieg, 1, 5, 2.
53) Gfrörer a. a. D. I, S. 154 f. 138 ff.

54) Luc. 11, 52.

55) Matth. 16, 19. 18, 18.

messianischen Hoffnung bis zu dem Momente verlief, wo ihr lezter weltgeschichtlicher Wendepunkt eintrat.

In den nächsten Zeiten nach Esra's und Nehemia's Thätigkeit zur Neubegründung des jüdischen Gemeinwesens, gegen das Ende der persischen Herrschaft, hatten die Juden theils durch die Willkürherrschaft persischer Satrapen, die allmählich durch Mißbrauch in den Besiß der Militärgewalt gelangt waren, mancherlei zu dulden, wodurch mehrfache Empörungen derselben hervorgerufen wurden, theils hatte das Land durch die langwierigen Kriege zwischen den Egyptern viel zu leiden 56). In solcher bedrängten Zeit, um die Mitte oder gegen das Ende des vierten Jahrhunderts, scheinen unter den Juden im Osten die beiden apokryphischen Bücher Baruch und Tobit 57) entstanden zu sein. Der gegenwärtige Zustand des Volkslebens bot keine Befriedigung für das religiöse Volksbewußtsein; im Spiegelbild seiner gemachten Geschichte erblickte dasselbe die vergangene Größe des Volkes und übertrug diese mit phantastischer Hoffnung in die Zukunft. Das Reich Israel wird so zu einem ersehnten, geträumten Reich der Hoffnung, welches für das gegenwärtige Bewußtsein zwar nur in der Vorstellung existirte, gleichwohl aber gewisser war als alle Gegenwart; denn die gläubige Logik hielt sich an Jehovah's vergangene Verheissungen, deren Erfüllung nicht ausbleiben könne.

Drum läßt der Verfasser des Buches Baruch das Volk beten: Ach, allmächtiger Herr, du Gott Israels, höre das Gebet derer, die dem Tod im Rachen stecken, und das Gebet der Kinder, die sich an dir versündigt haben. Du gabst uns als Knechte dahin in alle Königreiche, die umherliegen, zur Schwachheit unter alle Völker, unter welche du uns zerstreut hast, und wir werden immer unterdrückt und können nicht aufkommen. O Herr, laß uns Gnade finden bei denen, die uns weggeführt haben; denn die Todten, in der Hölle rühmen nicht die Herrlichkeit und Gerechtigkeit des Herrn. Sei getrost, mein Volk, ihr seid verkauft den Heiden, aber nicht zum Verderben. Ziehe aus, Jerusalem, dein Trauerkleid und seße die Krone

56) Ewald a. a. D. III. 2. S. 230 f. In diese Zeit der persisch-egyptischen Kriege rückt Ewald auch das Buch Koheleth hinauf.

67) Lezteres könnte jedoch auch wohl später, um die Zeit Christi, entstanden sein.

der Herrlichkeit des Ewigen auf dein Haupt; Gott wird deine Herrlichkeit unter allem Himmel offenbaren. Mache dich auf, Jerusalem, und tritt auf die Höhe und schaue den Trost, der dir von Gott kommt; schaue deine Kinder, die von Abend und von Morgen versammelt sind durch das Wort des Heiligen und sich freuen, daß Gott ihrer wieder gedacht und sie zu dir gebracht hat, erhöhet mit Ehren als Kinder des Reichs 58).

Lobet den Herrn, heißt es in Tobit's Lobgesang, ihr Kinder Israel's, und vor den Heiden preiset ihn, denn darum hat er euch unter die Heiden zerstreut, die ihn nicht kennen, daß ihr seine Wunder verkündiget, und daß die Heiden erkennen, daß kein allmächtiger Gott sei, denn Er allein. Jerusalem, du Gottesstadt, lobe den Herrn, daß er deine Hütte wieder baue und alle deine Gefangene wieder hole, daß du ewiglich dich freuen mögest. Du wirst wie ein heller Glanz leuchten, und an allen Enden auf Erden wird man dich ehren. Von fernen Landen wird man zu dir kommen und Geschenke bringen. In dir werden sie den Herrn anbeten und du wirst das Heiligthum heißen; den großen Namen des Herrn werden fie in dir anrufen. Der Herr, unser Gott, wird die Stadt Jerusalem von allen Trübsalen erlösen. Gelobt sei Gott, der sie erhöhet, und sein Reich bleibe ewiglich über sie 3).

Nachdem das Perserreich durch Alerander's Eroberungszug zertrümmert worden war, kamen seit dem Ende des vierten Jahrhunderts die Juden unter ptolemäische Herrschaft und durchlebten ein Jahrhundert glücklichen Friedens. In solcher Zeit konnte, wahrscheinlich mit Beziehung auf Ptolemäus Philadelphus (285-247), der fromme Sänger sprechen: Gib, o Gott, dein Gericht dem Könige und deine Gerechtigkeit des Königs Sohne, daß er dein Volk bringe zur Gerechtigkeit und deine Elenden errette. Er wird das elende Volk bei Recht erhalten und den Armen helfen und die Lästerer zerschlagen. Zu seinen Zeiten blüht der Gerechte und großer Friede, bis daß der Mond nimmer sei. Er wird herrschen von einem Meer bis an's andere und vom Wasser an bis zur Welt Ende. Vor ihm werden sich neigen die in der Wüste, und seine Feinde werden Staub lecken; die Könige am Meer und auf den Inseln werden Geschenke bringen;

58) Baruch 3, 1. 4. 2, 4 f. 2, 14. 17. 4, 5. 6. 4, 36. 5, 1—6.
59) Tobit 13, 3. 10-14. 18. 22.

die Könige aus dem reichen Arabien und Saba werden Gaben zuführen. Alle Könige werden ihn anbeten, alle Heiden werden ihm dienen. Er wird gnädig sein den Geringen und Armen; er wird leben, und man wird ihm vom Golde aus reich Arabien geben. Sein Name wird ewiglich bleiben, so lange die Sonne währet, und alle Heiden werden ihn preisen 6o).

Die gedrückte Stimmung, die den Hintergrund des Buches Koheleth bildet 61), und das Bestreben des Verfassers, die herrschende Unzufriedenheit mit den bestehenden Zuständen der weltlichen Herrschaft zu beschwichtigen und das rechte kluge Verhalten unter solchen Umständen anzudeuten, erklärt sich am besten aus den auf die Zeit der ptolemäischen Herrschaft folgenden drückenden Zeitverhältnissen der syrisch-egyptischen Kriege (seit 221-187), in welchen Palästina der Spielball zwischen den Herrschern beider Reiche war. Nur vermochte der skeptische Reflexionsstandpunkt des Verfassers sich zu einem eigentlichen Trost über die Nichtigkeit des eiteln Lebens nicht zu erheben, da, wie es scheint, seiner sadducäischen Geistesrichtung die messianische Hoffnung fern lag.

Anders war es in der, wohl nicht viel später als Koheleth entstandenen siracidischen Sammlung, deren ältester Bestandtheil 2) eine an das Buch Koheleth erinnernde, etwas gedrückte Stimmung der Zeit, besonders im Hinblick auf äußere Macht und Herrschaft zeigt und überdies durch die starke Hervorhebung der Sterblichkeit des menschlichen Lebens darauf hinweist, daß der Anschauung ein sicherer Halt im nationalen Dasein fehlt, den das ringende Bewußtsein (in dem vom Siraciden aufgenommenen jüngern Bestandtheil des Buches, Cp. 17—36) in der messianischen Hoffnung findet. Herr, allmächtiger Gott, siche darein und erschrecke alle Völker; hebe deine Hand auf über die Fremden, daß sie deine Macht sehen. Wie du vor ihren Augen geheiligt wirst bei uns, so erweise dich auch herrlich an ihnen vor unsern Augen, daß sie erkennen wie wir, daß kein andrer Gott sei, als du! Thue neue Zeichen und Wunder, erzeige deinen Arm herrlich und schütte Zorn aus, reiß den Wider

60) Psalm 72, 1 f. 4. 7 f. 10 f. 13. 15. 17.

61) Koheleth 3, 16 ff. 4, 1. 5, 7. 6, 2. 8, 2 ff. 9, 14. 10, 4 ff. 16. 20. 62) Sirach Ep. 1–16, 22, besonders die Stellen 8, 1 ff. 14. 9, 13. 17 ff. 13, 2. 7, 4 ff. 10, 1—10. 9, 12, 10, 9 ff. 14, 11—19.

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