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Plinius hervor 38). Und so konnte bei der Gründung des neupersischen Reiches der Passaniden im dritten Jahrhundert mit dem Priesterthum der Magier auch die altpersische Religion vollständig wiederhergestellt werden.

Wir haben mit Absicht auf die Berührung des Parsismus mit dem Judenthum hingewiesen, aus welcher sich persischerseits der jüdisch und christlich umgebildete Vorstellungskreis im Bundehesch, der im fiebenten Jahrhundert aufgezeichneten jüngsten persischen Religionsurkunde, erklärt; aus persischem Einfluß auf den jüdischen Vorstellungskreis erklären sich andrerseits auf einfache Weise manche Elemente im Bewußtsein Jesu, die er ohne Zweifel aus dem Volksglauben seiner Zeit aufgenommen hatte. Wenn Jesus von den Kindern sagt, daß ihre Engel im Himmel allezeit das Angesicht Gottes schauen 39), und wenn in der Apostelgeschichte die Leute im Hause des Marcus statt des aus dem Gefängniß befreiten Petrus den Engel desselben zu sehen glauben 40), so liegt beidemal eine dem ursprünglichen Judenthum so ganz und gar fremde Vorstellung zu Grunde, daß wir bei derselben mit gleichem Rechte, wie bei der spätern jüdischen Engellehre überhaupt, auf die Vorstellung der Zendbücher von den Ferwer's oder den geistigen Doppelgängern aller reinen Wesen geführt werden, die im Himmel eine starke und mächtige Heerschaar bilden 41).

Daß die zur Zeit Jesu geläufige Vorstellung vom Gegensatz des Paradieses und der Hölle aus dem Parsismus ihren Ursprung genommen hat, bedarf keines Beweises. Das Zendavesta lehrt ein Paradies in der nächsten Welt, und Zarathustra verkündigte, daß die Seelen der Gerechten, nach ihrer Trennung vom Leibe, nach der dritten Nacht, in welcher sie noch in dieser Welt sind, sobald die

38) Plinius, Naturgeschichte 30, 1. Im zweiten Jahrhundert sah der Reisende Pausanias (5, 27) liturgische Bücher der Parsen im Besig der Feuerdiener in Lydien.

39) Matth. 18, 10.

40) A. G. 12, 15. Eine Anspielung auf diese Vorstellung findet sich auch im Buche Tobit 5, 16 und im Targum Jeruschalem zu 1 Mose 33, 10. 48, 16.

41) Dunder a. a. D. II, S. 375 f. Man müßte denn vorziehen, dabei an die griechisch-römische Vorstellung vom Genius als Schuhgeist des Menschen zu denken. Creuzer, Symbolik und Mythologie, III, S. 795 f.

glänzende Sonne aufgeht, auf die Höhen gelangen, von wo Mithra und die Sonne ihren Lauf beginnen, und daß sie dann auf die Brücke des Richters oder Versammlers kommen, die zur Wohnung der guten Geister führt; der Herr der himmlischen Geister aber bringt die Seelen der Gerechten zum Paradiese, zum Throne Ahuramasda's, zu den Thronen der heiligen unsterblichen Geister des Himmels, in die glänzende, allbeglückende Wohnung der Gerechten und Reinen. Die Seelen der Ungerechten aber werden vom bösen Geist gebunden und in die Finsterniß geworfen, wo sie im Feuer drei Tage und drei Nächte lang gequält werden 42).

Diese Vorstellung von den getrennten Aufenthaltsörtern der Gerechten und der Bösen, der frommen und der verdammten Seelen, die bereits im Buche Henoch 43) ausgemalt ist und die uns als Vorstellung des apostolischen Zeitalters bei Paulus und dem Verfasser der juden-christlichen Apokalypse begegnet 44), theilte auch Jesus. In der, freilich nur bei Lucas sich findenden Erzählung vom reichen Manne und dem armen Lazarus wird die Seele des Gerechten nach dem Tode in's Paradies, die des Gottlosen in die Hölle verseßt 45). Hören wir im Matthäusevangelium wiederholt davon reden, wie der Leib der Gottlosen in die Hölle oder in's höllische Feuer, in's ewige Feuer, ja wie Leib und Seele zugleich in die Hölle geworfen werde oder in die äußerste Finsterniß, wo Heulen und Zähneklappen sein werde; hören wir ihn Himmel und Hölle einander gegenüberstellen und den Pharisäern um ihrer Heuchelei willen die Verdammniß der Hölle ankündigen 46): so dürfen wir uns nur daran erinnern, daß nicht blos die Essener und die Verfasser des zweiten und vierten Maccabäerbuches, sondern selbst der hochgebildete Josephus ganz die gleiche Ansicht gehabt, um die Ueberzeugung zu gewinnen, daß nur

42) Duncker a. a. D. S. 326 f. 405. Roth, über die Zendreligion, in den Theologischen Jahrbüchern, 1849, S. 290 f. Rhode, die heilige. Zendsage S. 469.

43) Jenod) Cp. 20, 7. p. 21.

44) 2 Korinther 12, 4. Offenb. Joh. 2, 7. Lucas 23, 43 werden von Jesus zu dem Schächer am Kreuz die Worte gesprochen: Heute wirst du mit mir im Paradiese sein!

45) Lucas 16, 23 ff.

46) Matth. 5, 29 f. 11, 23. 28. 5, 22. 13, 40. 18, 8 f. 25, 30. 41. 23, 33. 22, 13. 8, 12. 24, 51.

die größte exegetische Willkür jene Ausdrücke Jesu als blos bildlich gemeinte, als Accommodation desselben an die Volksvorstellungen verstehen kann.

Denn die Essener lehrten, daß zwar die Körper der Menschen dem Tode erliegen, die aus dem feinsten Aether hervorgehende Seele jedoch ewig fortdauern und von den Banden des Körpers befreit, sich frohlockend himmelwärts schwingen werde, worauf die Guten jenseits des Oceans in ein paradiesisches Land verseßt, die Schlechten dagegen zu ewiger Verdammung an einen Ort verstoßen würden, wo Kälte und Finsterniß herrscht 47). Ganz ähnlich ist die eigne Ansicht des Josephus selbst: die Leiber sind sterblich, die Seele unsterblich; im Leibe eingeschlossen ist die Seele übel daran; wenn sie aber aus dem Leben ausgegangen, bleiben die reinen Seelen und kommen an den heiligsten Ort des Himmels, und denen, die das Gesez treu bewahren und wenn es sein muß, auch dafür sterben, gibt Gott, wieder geboren zu werden und ein besseres Leben zu empfangen, indem sie bei der Wende der Aeonen mit heiligen Leibern überkleidet werden. Dagegen die Seelen der Uebrigen nimmt der finsterste Hades auf48). Tugend und Frömmigkeit (so lehrt das vierte Maccabäerbuch, das wahrscheinlich im apostolischen Zeitalter abgefaßt ist) führen zum ewigen Leben bei Gott; um ihrer Ausdauer willen stehen die Frommen jegt beim göttlichen Throne und führen. ein seliges Leben (wörtlich: leben den seligen Aeon). Dagegen werden die Uebertreter des göttlichen Geseßes im ewigen Feuer gequält 49).

Wenn uns nun die evangelische Ueberlieferung Aussprüche Jesu mittheilt, daß er seinen Gegnern in Jerusalem erliegen, aber am dritten Tage auferstehen werde, so ist darin weder ein Wunder geweissagt, das an ihm vor sich gehen werde, noch etwas für die Hörer Auffallendes und Unverständliches ausgesprochen. Er sprach damit nur ebendieselbe Hoffnung aus, die jeder fromme Israelit überhaupt hatte, zugleich mit der aus dem parsischen Vorstellungskreis sich erklärenden Wendung und nähern Bestimmung, am dritten

47) Nach Josephus, vom jüdischen Krieg 2, 8, 11. Hier haben wir ganz die Finsterniß und das Zähneklappen (vor Kälte) in den Ausdrücken Jesu.

48) Josephus, gegen Apion 2, 24. 30. Vom jüdischen Krieg 3, 8, 5. 49) 4 Macc. 15, 3. 17, 18. 9, 9. 10, 15. 13, 15. Vgl. 2 Macc. 7, 9. 11. 23. 36.

Tage aufzustehen von den Todten und zum Himmel, in's Land der Seligen, erhoben zu werden. Wie sich damit im Bewußtsein Jesu weiterhin die Vorstellung seiner Wiederkunft zur Vollendung seines Werkes verbinden konnte, werden wir später sehen. Wenn aber seine Jünger jene Worte auf eine leibliche Auferstehung deuteten, so beweist dies nur, daß sie ihrerseits an der pharisäischen Vorstellung von einer Auferstehung der Leiber hingen und jene Aeußerung Jesu nach ihrer Anschauung deuteten.

In seinem religiösen Vorstellungskreis also — dies steht hiernach fest stand Jesus auf dem Boden des Bewußtseins seiner Zeit. Was er als Bußprediger zum Himmelreich Neues verkündigte, betraf lediglich ein neues Verhältniß des Menschen zum göttlichen Gesetz und damit zugleich seine Stellung zum Himmelreich, dessen Anschauung von Jesus erweitert und mit einem neuen praktischsittlichen Inhalt erfüllt wurde.

Für den Sohn Joseph's und der Maria war die Taufe durch Johannes zu einem psychologisch bedeutsamen und geschichtlich folgenwichtigen Ereigniß geworden. Dies erkennt er selbst in den Worten an: Von den Tagen des Johannes bis hierher geschieht dem Himmelreich Gewalt (wird es geraubt), und die da Gewalt thun (die Starken, die Räuber) reißen es an sich 5o). Der Täufer hatte auf Den hingewiesen, der nach ihm kommen und mit der Feuertaufe des heiligen Geistes taufen würde. Einer mußte also irgend einmal den Muth und die Kühnheit haben, die Bußpredigt des Täufers zum Himmelreich und die Taufe auf den, der da kommen sollte, auf sich zu beziehen und selbst als dieser Kommende aufzutreten; Einer mußte fich für befähigt und berufen halten, solchen Anspruch durch den Erfolg thatsächlich zu Recht zu erheben. Der Messias war derjenige, welcher den Muth und die Kraft besaß, es zu sein. Diesen Muth und diese Kraft besaß der Nazarener. Sein Recht hierzu mußte der Erfolg beim Volke als ein göttliches begründen, und das Volk zur Anerkennung seiner als des Messias zu bringen, war die zu lösende Aufgabe.

Daß Jesus wirklich die Absicht gehabt, als der Messias feines Volkes aufzutreten, ist unbestreitbare Thatsache 51); er hatte diese Ab

59) Matth. 11, 12.

51) Auch Strauß, Leben Jesu I, §. 61. gesteht dies zu.

sicht, als er auftrat. Hätten dagegen seine Jünger sogleich von Anfang an, als sie sich ihm zuwandten, von Jesus die Ueberzeugung gehabt, daß er der Messias sei, so würde unmöglich das Bekenntniß des Petrus: Du bist der Messias, des lebendigen Gottes Sohn 52), einen so starken Eindruck auf Jesum haben machen können, daß er darüber den Petrus selig pries und den Jüngern verbot, es weiter zu sagen. Es war vielmehr den Jüngern erst im Verlauf der öffentlichen Wirksamkeit Jesu die Ueberzeugung aufgegangen, daß Jesus der Messias sei. Daraus folgt aber weiterhin unwiderleglich, daß Jesus in der ersten Zeit seiner galiläischen Wirksamkeit mit dem messianischen Anspruch auch noch nicht ausdrücklich aufgetreten sein konnte.

Wir sind hierdurch nicht blos berechtigt, sondern geradezu genöthigt, die frühere Zeit seiner galiläischen Wirksamkeit von der spätern, in welcher er ausdrücklich als Messias sich hinstellte, zu unterscheiden; und an diesen Anfang und Mitte seiner Wirksamkeit schließt sich dann, als Ausgang derselben, sein Auftreten in JerusaIem. Sehen wir darum in der ersten Epoche durch die Reden Jesu und seine Aussprüche über das Himmelreich nur in einzelnen bedeut samen Winken die Hinweisung auf ihn als den Messias anklingen 5o), so trat er in der zweiten galiläischen Epoche als der Sohn des Menschen in der Hoheit seines messianischen Selbstgefühles auf. Ging ihm aber im weitern Verlauf seiner Wirksamkeit aus der Unempfänglichkeit der Mehrzahl des Volkes für seine messianische Verkündigung und aus dem Conflict mit der herrschenden Partei die Einsicht in die Nothwendigkeit eines leidensvollen Kampfes auf, so erhebt sich in der Schlußzeit seines Wirkens der Sohn des Menschen im Bewußtsein seines bevorstehenden Schicksals zur höchsten Energie eines todesmuthigen Helden.

Wir haben uns sonach den Inhalt des messianischen Bewußt

52) Matth. 16, 16.

53) Wir halten also (insbesondere gegen die von Strauß geltend ge= machte Ansicht, daß Jesus in der ersten Zeit seines Auftretens in Abhängigkeit vom Täufer Johannes gestanden habe) ausdrücklich fest, daß Jesus schon beim Beginne seines Auftretens den messianischen Plan gehabt, mit demselben aber erst nach und nach immer deutlicher hervorgetreten ist, sowie sich dieser Plan selbst in seinem Bewußtsein nach Maßgabe des fortschreitenden Erfolgs seiner Wirksamkeit, immer bestimmter und fester herausgestaltete.

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