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alle gesund machte. Und es folgte ihm viel Volk aus Galiläa und Dekapolis, aus Jerusalem und Judäa und von jenseit des Jordan's 56). Hier, in Galiläa, wo sich Jesus durch diese seine Doppelwirksamkeit als Wanderarzt und Bußprediger zum Himmelreich beim Volke den Ruf eines Propheten erwarb 57), hat er aller Wahrschein lichkeit Jahre lang eine sich sogar bis an die phönizische Grenze 58) erstreckende Wirksamkeit gehabt, ehe er sich nach der heiligen Stadt selbst wandte 5o). Denn die Notiz, die uns der Kirchenvater Irenäus als bestimmte Aussage der mit dem Apostel Johannes bekannten Presbyter gibt, daß die Zeit der berühmtesten Thaten Jesu zwischen sein vierzigstes und fünfzigstes Jahr falle 60), nöthigt uns, die Zeit der Wirksamkeit Jesu überhaupt nicht zu kurz anzunehmen, und wenn die überwiegende Ueberlieferung der alten Kirche die Wirksamfeit Jesu auf Ein Jahr beschränkt, so dürfte dies um so weniger als geschichtliche Thatsache gelten, als zu einer solchen Annahme die Prophetenstelle vom „angenehmen Jahr des Herrn“ Veranlassung gegeben haben mag 61).

Bei seinem Auftreten kam Jesu der Zufall seines Namens, der sich wie eine Vorbedeutung seines Berufs darstellte, zu Statten. Denn der althebräische Name Jehoschua (Joheschua, Jeschua) bedeutet etymologisch Heiler, Befreier, und so wurde auch die griechische Form des Namens Jesus schon frühe von den Kirchenvätern aus dem Grieciden ἰᾶσθαι (δ. b. heilen) abgeleitet unb burd) θεραπευτής d. h. Heiler, Arzt überseßt 62). Und der alexandrinische Jude Philon, ein Zeitgenosse Jesu, nennt den Weisen einen Arzt, welcher den Krankheiten des menschlichen Leibes Heilung zu bringen und das Innere des Menschen gesund zu machen berufen seis). Dieses Wort war wie gesprochen, um ein rechtes Losungswort für die Wirksamkeit Jesu

56) Matth. 4, 23 ff. 9, 35.

57) Matth. 4, 23. 8, 16 f. 9, 2. 32. 12, 23. 13, 1. 14, 13. 25. 16, 14. 58) Matth. 15, 21.

59) Daß der Schauplaß der Wirksamkeit Jesu längere Zeit auf Galiläa beschränkt war, troß der gegentheiligen Auffassung des vierten Evangeliums, daran hält auch Weiße (evangelische Geschichte, I, S. 312 ff.) fest.

6o) Irenäus, gegen die Häresien, 2, 22.

61) Jesaias 61, 2. Vgl. Luc. 4, 19.

62) Cyrill, hierosolym. catech. 10, 13. Epiphanius, Häresien 29, 4. 63) Die Belegstellen s. bei Zeller, die Philosophie der Griechen, III, 2. S. 655.

glänzende Sonne aufgeht, auf die Höhen gelangen, von wo Mithra und die Sonne ihren Lauf beginnen, und daß sie dann auf die Brücke des Richters oder Versammlers kommen, die zur Wohnung der guten Geister führt; der Herr der himmlischen Geister aber bringt die Seelen der Gerechten zum Paradiese, zum Throne Ahuramasda's, zu den Thronen der heiligen unsterblichen Geister des Himmels, in die glänzende, allbeglückende Wohnung der Gerechten und Reinen. Die Seelen der Ungerechten aber werden vom bösen Geist gebunden und in die Finsterniß geworfen, wo sie im Feuer drei Tage und drei Nächte lang gequält werden 42).

Diese Vorstellung von den getrennten Aufenthaltsörtern der Gerechten und der Bösen, der frommen und der verdammten Seelen, die bereits im Buche Henoch 43) ausgemalt ist und die uns als Vorstellung des apostolischen Zeitalters bei Paulus und dem Verfasser der juden-christlichen Apokalypse begegnet 44), theilte auch Jesus. In der, freilich nur bei Lucas sich findenden Erzählung vom reichen. Manne und dem armen Lazarus wird die Seele des Gerechten nach dem Tode in's Paradies, die des Gottlosen in die Hölle versezt 45). Hören wir im Matthäusevangelium wiederholt davon reden, wie der Leib der Gottlosen in die Hölle oder in's höllische Feuer, in's ewige Feuer, ja wie Leib und Seele zugleich in die Hölle geworfen werde oder in die äußerste Finsterniß, wo Heulen und Zähneklappen sein werde; hören wir ihn Himmel und Hölle einander gegenüberstellen und den Pharisäern um ihrer Heuchelei willen die Verdammniß der Hölle ankündigen 46): so dürfen wir uns nur daran erinnern, daß nicht blos die Essener und die Verfasser des zweiten und vierten Maccabäerbuches, sondern selbst der hochgebildete Josephus ganz die gleiche Ansicht gehabt, um die Ueberzeugung zu gewinnen, daß nur

42) Duncker a. a. D. S. 326 f. 405. Roth, über die Zendreligion, in den Theologischen Jahrbüchern, 1849, S. 290 f. Rhode, die heilige Zendsage S. 469.

43) Jenod) p. 20, 7. Cp. 21.

44) 2 Korinther 12, 4. Offenb. Joh. 2, 7. Lucas 23, 43 werden von Jesus zu dem Schächer am Kreuz die Worte gesprochen: Heute wirst du mit mir im Paradiese sein!

45) Lucas 16, 23 ff.

46) Matth. 5, 29 f. 11, 23. 28. 5, 22. 13, 40. 18, 8 f. 25, 30. 41. 23, 33. 22, 13. 8, 12. 24, 51.

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die größte exegetische Willkür jene Ausdrücke Jesu als blos bildlich gemeinte, als Accommodation desselben an die Volksvorstellungen verstehen kann.

Denn die Essener lehrten, daß zwar die Körper der Menschen dem Tode erliegen, die aus dem feinsten Aether hervorgehende Seele jedoch ewig fortdauern und von den Banden des Körpers befreit, fich frohlockend himmelwärts schwingen werde, worauf die Guten jenseits des Oceans in ein paradiesisches Land versezt, die Schlechten dagegen zu ewiger Verdammung an einen Ort verstoßen würden, wo Kälte und Finsterniß herrscht 47). Ganz ähnlich ist die eigne Ansicht des Josephus selbst: die Leiber sind sterblich, die Seele unsterblich; im Leibe eingeschlossen ist die Seele übel daran; wenn sie aber aus dem Leben ausgegangen, bleiben die reinen Seelen und kommen an den heiligsten Ort des Himmels, und denen, die das Gesez treu bewahren und wenn es sein muß, auch dafür sterben, gibt Gott, wieder geboren zu werden und ein besseres Leben zu empfangen, indem sie bei der Wende der Aeonen mit heiligen Leibern überkleidet werden. Dagegen die Seelen der Uebrigen nimmt der finsterste Hades auf48). Tugend und Frömmigkeit (so lehrt das vierte Maccabäerbuch, das wahrscheinlich im apostolischen Zeitalter abgefaßt ist) führen zum ewigen Leben bei Gott; um ihrer Ausdauer willen stehen die Frommen jegt beim göttlichen Throne und führen ein seliges Leben (wörtlich: leben den seligen Aeon). Dagegen werden die Uebertreter des göttlichen Gesezes im ewigen Feuer gequält 49).

Wenn uns nun die evangelische Ueberlieferung Aussprüche Jesu mittheilt, daß er seinen Gegnern in Jerusalem erliegen, aber am dritten Tage auferstehen werde, so ist darin weder ein Wunder ge= weissagt, das an ihm vor sich gehen werde, noch etwas für die Hörer Auffallendes und Unverständliches ausgesprochen. Er sprach damit nur ebendieselbe Hoffnung aus, die jeder fromme Israelit überhaupt hatte, zugleich mit der aus dem parsischen Vorstellungskreis sich erklärenden Wendung und nähern Bestimmung, am dritten

47) Nach Josephus, vom jüdischen Krieg 2, 8, 11. Hier haben wir ganz die Finsterniß und das Zähneklappen (vor Kälte) in den Ausdrücken Jesu.

48) Josephus, gegen Apion 2, 24. 30. Vom jüdischen Krieg 3, 8, 5. 49) 4 Macc. 15, 3. 17, 18. 9, 9. 10, 15. 13, 15. Vgl. 2 Macc. 7, 9. 11. 23. 36,

Tage aufzustehen von den Todten und zum Himmel, in's Land der Seligen, erhoben zu werden. Wie sich damit im Bewußtsein Jesu weiterhin die Vorstellung seiner Wiederkunft zur Vollendung seines Werkes verbinden konnte, werden wir später sehen. Wenn aber seine Jünger jene Worte auf eine leibliche Auferstehung deuteten, so beweist dies nur, daß sie ihrerseits an der pharisäischen Vorstellung von einer Auferstehung der Leiber hingen und jene Aeußerung Jesu nach ihrer Anschauung deuteten.

In seinem religiösen Vorstellungskreis also dies steht hiernach fest stand Jesus auf dem Boden des Bewußtseins seiner Zeit. Was er als Bußprediger zum Himmelreich Neues verkündigte, betraf lediglich ein neues Verhältniß des Menschen zum göttlichen Gesez und damit zugleich seine Stellung zum Himmelreich, dessen Anschauung von Jesus erweitert und mit einem neuen praktischsittlichen Inhalt erfüllt wurde.

Für den Sohn Joseph's und der Maria war die Taufe durch Johannes zu einem psychologisch bedeutsamen und geschichtlich folgenwichtigen Ereigniß geworden. Dies erkennt er selbst in den Worten an: Von den Tagen des Johannes bis hierher geschieht dem Himmelreich Gewalt (wird es geraubt), und die da Gewalt thun (die Starken, die Räuber) reißen es an sich 50). Der Täufer hatte auf Den hingewiesen, der nach ihm kommen und mit der Feuertaufe des heiligen Geistes taufen würde. Einer mußte also irgend einmal den Muth und die Kühnheit haben, die Bußpredigt des Täufers zum Himmelreich und die Taufe auf den, der da kommen sollte, auf sich zu beziehen und selbst als dieser Kommende aufzutreten; Einer mußte fich für befähigt und berufen halten, solchen Anspruch durch den Erfolg thatsächlich zu Recht zu erheben. Der Messias war derjenige, welcher den Muth und die Kraft besaß, es zu sein. Diesen Muth und diese Kraft besaß der Nazarener. Sein Recht hierzu mußte der Erfolg beim Volke als ein göttliches begründen, und das Volk zur Anerkennung seiner als des Messias zu bringen, war die zu lösende Aufgabe.

Daß Jesus wirklich die Absicht gehabt, als der Messias feines Volkes aufzutreten, ist unbestreitbare Thatsache 51); er hatte diese Ab

59) Mattb. 11, 12.

1) Auch Strauß, Seben Jesu I, §. 61. gefebt dies zu.

sicht, als er auftrat. Hätten dagegen seine Jünger sogleich von Anfang an, als sie sich ihm zuwandten, von Jesus die Ueberzeugung gehabt, daß er der Messias sei, so würde unmöglich das Bekenntniß des Petrus: Du bist der Messias, des lebendigen Gottes Sohn 52), einen so starken Eindruck auf Jesum haben machen können, daß er darüber den Petrus selig pries und den Jüngern verbot, es weiter zu sagen. Es war vielmehr den Jüngern erst im Verlauf der öffentlichen Wirksamkeit Jesu die Ueberzeugung aufgegangen, daß Jesus der Messias sei. Daraus folgt aber weiterhin unwiderleglich, daß Jesus in der ersten Zeit seiner galiläischen Wirksamkeit mit dem messianischen Anspruch auch noch nicht ausdrücklich aufgetreten sein fonnte.

Wir sind hierdurch nicht blos berechtigt, sondern geradezu genöthigt, die frühere Zeit seiner galiläischen Wirksamkeit von der spätern, in welcher er ausdrücklich als Messias sich hinstellte, zu unterscheiden; und an diesen Anfang und Mitte seiner Wirksamkeit schließt sich dann, als Ausgang derselben, sein Auftreten in Jerusa lem. Sehen wir darum in der ersten Epoche durch die Reden Jesu und seine Aussprüche über das Himmelreich nur in einzelnen bedeutsamen Winken die Hinweisung auf ihn als den Messias anklingen 53), so trat er in der zweiten galiläischen Epoche als der Sohn des Menschen in der Hoheit seines messianischen Selbstgefühles auf. Ging ihm aber im weitern Verlauf seiner Wirksamkeit aus der Unempfänglichkeit der Mehrzahl des Volkes für seine messianische Verkündigung und aus dem Conflict mit der herrschenden Partei die Einsicht in die Nothwendigkeit eines leidensvollen Kampfes auf, so erhebt sich in der Schlußzeit seines Wirkens der Sohn des Menschen im Bewußtsein seines bevorstehenden Schicksals zur höchsten Energie eines todesmuthigen Helden..

Wir haben uns sonach den Inhalt des messianischen Bewußt

52) Matth. 16, 16.

58) Wir halten also (insbesondere gegen die von Strauß geltend ge= machte Ansicht, daß Jesus in der ersten Zeit seines Auftretens in Abhängigkeit vom Täufer Johannes gestanden habe) ausdrücklich fest, daß Jesus schon beim Beginne seines Auftretens den messianischen Plan gehabt, mit demselben aber erst nach und nach immer deutlicher hervorgetreten ist, sowie sich dieser Plan selbst in seinem Bewußtsein nach Maßgabe des fortschreitenden Erfolgs seiner Wirksamkeit, immer bestimmter und fester herausgestaltete.

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