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zwischen Paulus und dem Alexandriner Apollos Lehrunterschiede in der Auffassung des Christenthums statt, welche in der korinthischen Gemeinde die Unterscheidung von Paulinern und Apollisten veranlaßten.

Ihrem Gedankeninhalte nach und in der Grundauffassung der Heilsthatsachen des A. T. und deren Beziehung auf Jesus unterscheidet sich die Rede des Stephanus durchweg von dem Gedankengange, der in den Reden des Petrus und Paulus herrscht. Sie enthält Nichts davon, daß Jesus durch Kräfte und Zeichen und Wunder für die Juden als Messias erwiesen sei, daß ihn Gott von den Todten auferweckt und als Davidssohn zu seiner Rechten gefeßt, zum Herrn und Messias gemacht habe und ihn wieder senden werde, was den Kern der Reden des Petrus bildet 125); Nichts davon, was Paulus hervorhebt, daß die Väter im Gesetz Mose's nicht gerecht geworden, daß aber, wer an Jesus glaube, gerecht sei 126); Nichts davon, daß er als Messias aus David's Stamme auf David's Stuhl size 127); sondern im Gegentheil heißt es von Stephanus, er habe unverwandt zum Himmel geblickt und die Herrlichkeit Gottes und Jesum stehend zur Rechten Gottes gesehen 128).

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Schon beide lettere Bezeichnungen, die Herrlichkeit Gottes und der Ausdruck der Stehende“. (kotos) weisen unleugbar auf die alexandrinische Geistesrichtung dessen, der sich derselben bedient. Im dritten Buche Mose heißt es, Moses habe die Gestalt Gottes gesehen; die alexandrinische Ueberseßung der LXX seßt dafür: er sah die Herrlichkeit (doğar) des Herrn 129). Diese war aber, wie es Philon deutlich bestimmt, nichts anders als die Gegenwart der Kräfte 180), und spielt in der alexandrinischen Theologie eine große Rolle. Die alexandrinische Bibel überseßt die Worte, womit Jesaias sein im Todesjahr des Usias gehabtes Gesicht einführt 131), vom hebräischen Text ab= weichend so: ich sah den Herrn fißen auf seinem hohen und erhabenen Stuhl, und voll war das Haus von seiner Herrlichkeit, und

125) A. G. 2, 22 ff. 3, 13 ff.

126) A. G. 13, 38 f.

127) A. G. 2, 30 (Psalm 89, 4). 2, 34. 13, 21 ff. 27 ff. 10, 43 f. 128) A. G. 7, 55 f.

129) 3 Mose 12, 8.

130) Philon's Werke, Fragmente, Ausgabe von Maugey II, S. 679.

131) Jesaia 6, 1 f.

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Seraphim standen im Kreis um ihn. Was aber den Ausdruck „der Stehende" betrifft, womit Philon den göttlichen Logos bezeichnete, so ist der vom palästinensischen und auch paulinischen Sprachgebrauch ganz abweichende Ausdruck stehend" statt „fißend" im Munde des Stephanus so auffallend und im ganzen N. T. so einzig, daß wir den Gebrauch desselben hier nicht für zufällig halten können, sondern als von Stephanus wirklich ursprünglich gebraucht und dem Kreis der alexandrinisch - philonischen Anschauungen entlehnt ansehen müssen.

Auf alexandrinischer Anschauungsweise beruht es ferner, wenn Stephanus die Gotteserscheinungen, die Moses auf dem Sinai hatte 132), als Erscheinung eines Engels in der Feuerflamme erklärt und zwar wiederholt darauf zurückkommt, sowie er auch das Gesetz durch Engel gegeben sein läßt 133).

Gerade auf die Sendung des Moses, den Gott den Vätern zum Führer und Erlöser aus Egyptenland sandte, legt Stephanus in seiner Strafrede das größte Gewicht, aber keineswegs in so flüchtiger Weise, wie es in der Rede des Paulus geschieht 134), und in ganz anderem Sinne, als von Paulus auf Moses der Ursprung des Gesetzes zurückgeführt wird. Dem Stephanus ist die Sendung und Bedeutung eine vorbildliche für die messianische Zeit, und in diesem Sinne geschieht es, daß er auf die Worte Mose's hinweist: Einen Propheten will ich euch auferwecken aus euern Brüdern, wie mich 185). Diesen Moses, durch dessen Hand Gott den Vätern Heil geben wollte, haben die Väter verleugnet; diesem Moses, den Gott zu ihrem Führer und Erlöser sandte durch die Hand des Engels, der ihm im Busche erschien, wollten eure Väter nicht gehorchen 136). Dieser Moses war in der Wüste in der Gemeinde mit dem Engel und empfing lebendige Worte, uns zu geben; ihr aber habt das Gesez, das ihr empfinget, nicht gehalten (bewahret), weil ihr allezeit dem heiligen Geiste widerstrebet 187). Wie grundverschieden ist diese

182) 2 Mose 19. 24 u. 33.

Die LXX segen statt Gott in ihrer Uebersegung öfters Engel. Dähne a. a. D. II, S. 49.

133) A. G. 7, 30. 35. 38. 53.

134) A. G. 13, 17 ff.

135) A. G. 7, 37 (5 Mose 18, 15).

136) A. G. 7, 25. 35. 39.

137) A. G. 7, 38. 53. 51.

Anschauung von der des Paulus vom mosaischen Geseß! Nach Paulus fehlt dem Adamssöhne die Fähigkeit, das Gesetz zu halten, das vielmehr um der Uebertretung willen gegeben worden ist und gerade die Sünde zum Bewußtsein bringen soll. Nach Stephanus wird es übertreten, weil die Uebertreter dem heiligen Geist widerstreben.

Die Uebertretung und das Widerstreben gegen den heiligen Geist ist aber noch eine andere, wodurch die vorbildliche Bedeutung, die Moses in der Anschauung des Stephanus erhält, erst in ihr rech tes Licht, in Beziehung auf den durch Jesus aufgehobenen Tempeldienst tritt. Gott hatte zu Moses gesagt, das Zelt des Zeugnisses zu machen, das die Väter in der Wüste hatten, nach dem Vorbilde, das er sah; und dieses Zelt nahmen die Väter auch an bis zur Zeit des David's, der da suchte, dem Hause Jakob ein Zelt (Wohnung) zu machen 138); Salomon jedoch baute ihm ein Haus, während doch der Höchste 139) nicht in Händewerken wohnt, wie der Prophet sagt 140): welches Haus wollt ihr mir bauen und welches ist der Ort meiner Ruhe 141)? Ihr Halsstarrigen aber widerstrebt allezeit dem heiligen

138) Wie diese Worte zu verstehen seien, darüber gibt uns die alexandrinische Bibelübersegung Aufschluß, aus deren Kenntniß auf die in der Rede des Stephanus vorkommenden Anschauungen und Redewendungen das überraschendste Licht fällt. Die LXX fügen in die Rede Salomon's bei der Tempelweihe (1 Könige 8, 53) folgende Worte ein: „Da redete Salomon über das Haus, als er vollendet hatte, es zu bauen; baue mir ein Haus, sprach Gott; ein Haus nämlich, wie es sich für dich (einen König) schicht, zu wohnen bei der Neuheit. Siehe, ist diese nicht geschrieben im Buch der Gesänge?" Offenbar meint hier der Ueberseßer den Anfang des vermeintlich davidischen Psalms 14 (15), 1: „Herr, wer wird wohnen in deinem Zelte? wer wird sich aufhalten auf deinem heiligen Berge?" Diese Psalmstelle hatte offenbar Stephanus bei seiner Bemerkung, David habe gesucht, dem Herrn ein Zelt zu machen, im Sinne. Verstand man nun den Psalm messianisch, so konnte eine so künstliche und geschraubte Eregese, wie sie die Alexandriner übten, darin statt des sichtbaren salomonischen Tempels einen höhern und wahrern Tempel erblicken, worin Gott im Herzen der Gemeinde wohnend gedacht wurde.

139) Auch die Bezeichnung Gottes als des Höchsten ist alexandrinisch und vorzugsweise den (alexandrinischen) Apokryphen eigen. Vgl. Dähne, ́die alexandrinische Religionsphilosophie II, S. 187. 190. 120.

140) Jesaias 66, 1.

141) Auch das Wort „Ruhe“, von Gott gebraucht, ist ein Lieblingswort der Alexandriner und begegnet uns im Hebräerbrief wieder, der gleichfalls unter alexandrinischem Einfluß entstand.

Geist 142). Der Tempelbau wird hier offenbar als eine Verirrung, als ein Abfall von dem göttlichen Gebote, das Mose erhalten habe, bezeichnet; und offenbar mit dem Nebengedanken, daß nun Jesus mit der Aufhebung des Tempeldienstes wieder dem göttlichen Gebote Genüge gethan habe. Der Ort143) der göttlichen Ruhe sollte vielmehr die Gemeinde Gottes sein, wie auch der Verfasser des Buches der Weisheit den Tempel Gottes auffaßt, den er seinen Davidssöhn bauen läßt: Du gebotst mir zu bauen einen Tempel auf deinem heiligen Berge und in der Stadt deiner Wohnung einen Altar, ein Nachbild des heiligen Zeltes, das du von Anfang bereitetest 144). Und der Apostel Paulus selbst, angeregt durch die Rede des Stephanus, nahm eben diesen Gedanken auf, daß die Gemeinde ein Tempel Gottes oder des heiligen Geistes sei 145). Daß aber Stephanus dasselbe im Sinne hatte, wird auch durch die Worte angedeutet: Dieser Moses war in der Gemeinde in der Wüste mit dem Engel, der zu ihm redete auf dem Berg Sinai und eurer Väter, und welcher (Mose) lebendige Worte empfing, euch zu geben 146).

Unterliegt es hiernach keinem Zweifel, daß wir in Stephanus einen Repräsentanten der alexandrinisch-juden christlichen Grundrichtung des urchristlichen Geistes zu erkennen haben, so begegnet uns ein anderer Vertreter dieser Richtung in dem bereits oben erwähnten Alexandriner Apollos, welcher in der korinthischen Gemeinde zahlreiche Anhänger fand und gegen dessen alexandrinische Weisheitslehre Paulus im ersten Korintherbrief polemifirt. Denn daß die lange Abhandlung über wahre und falsche Weisheit auf Paulus in seinem Verhältniß zu Apollos innerhalb der korinthischen Gemeinde zu be ziehen ist, würde, auch wenn es Paulus nicht ausdrücklich andeutete 147), schon aus dem einen Umstande mit Sicherheit geschlossen

142) A. G. 7, 44 ff. 51.

143) Wir dürfen hierbei auch an die alexandrinische Bedeutung des Wortes „Ort“ denken, wonach dasselbe zur Bezeichnung des göttlichen Logos dient. Marbach, Geschichte der Philosophie II, S. 31 f.

144) B. d. Weisheit 9, 8 (Worte, die eine Reminiscenz an Psalm 14 (15), 1`enthalten. Vgl. Hebräer 8, 5.

145) 1 Korinther 6, 9-20. Philon nennt den göttlichen Logos 'selbst bisweilen „Haus“ oder „Tempel“ Gottes. Marbach a. a. D. II, S. 31 f. 146) A. G. 7, 38.

147) 1 Korinther 4, 6.

werden dürfen, daß Paulus für eine solche Weisheitslehre, wie er fie im Gegensatz zu Apollos aufstellt, in den Grenzen seines eignen pharisäisch-christlichen Lehrbegriffs sonst gar keinen Plaß hat, indem diese Anschauung von der göttlichen Weisheit weder im Galater noch im Römerbrief vorkommt und im Korintherbrief eben nur durch die Opposition gegen den alexandrinisch-judenchristlichen Weisheitslehrer Apollos herbeigezogen worden ist.

Aus den Angelpunkten, um welche sich diese Opposition des Paulus bewegt, und aus der Hervorhebung derjenigen Lehrpunkte, auf die sich seine eigne evangelische Verkündigung im Unterschied von der des Apollos firirte, dürfen wir einen Rückschluß auf die Beschaf fenheit der leztern machen. Tritt nun die eigenthümliche Grundlehre des Paulus, die Rechtfertigung durch den Glauben, die im Galaterbrief und im Römerbrief recht eigentlich im Brennpunkt der Erörterungen des Apostels stand, in den beiden Korintherbriefen nicht nur in den Hintergrund zurück, sondern geschieht ihrer darin gar keine Erwähnung, auch nicht einmal in gelegentlicher Andeutung; so dürfen wir daraus den Schluß ziehen, daß in der Lehrverkündigung, die der Alexandriner Apollos unter den Korinthern vorgetragen hatte, die Rechtfertigung aus dem Glauben mit sammt der ganzen pharifäischen Grundlage, auf der sie ruhte, um so weniger eine Stelle gefunden hatte, als eben die pharisäische Dogmatik dem alexandrinischen Judenthum ganz und gar fremd war.

War bei den alexandrinischen Judenchristen die Bezeichnung Jesu als des Gerechten ohne Zweifel die stehende geworden 148), so wird sich derselben auch Apollos in seinen Vorträgen bedient haben. Brachte er nun aber damit die alexandrinischen Anschauungen vom Logos und der Weisheit etwa in der Weise in Verbindung, wie Paulus selbst, in seiner Weise auf die Anschauungsweise der Apollisten in Korinth eingehend und sich ähnlicher Redewendungen bedienend, von Christus sagte, er sei Gottes Kraft und Weisheit und von Gott uns zur Weisheit, Gerechtigkeit, Heiligkeit und Erlösung geworden 149); so begnügte sich doch Paulus nicht damit, daß er, um die Apollisten für sich zu gewinnen, sich ähnlicher Wendungen alexandrinischer Weisheitslehre bediente, sondern er hebt zugleich entschieden

148) B. d. Weisheit Cp. 2. A. G. 7, 52.

149) 1 Korinther 1, 24. 30. ́

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