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hervor, daß sein Logos und seine Verkündigung nicht in überredenden Logen der Weisheit, sondern in Beweisung des Geistes und der Kraft bestehe, daß er zur Verkündigung des Zeugnisses Gottes nicht nach dem Vorzug des Logos oder der Weisheit zu ihnen kam und nicht geglaubt habe, unter ihnen etwas zu wissen, außer Jesum Christum, und zwar den Gekreuzigten 150). Er fürchtete von der Lehrverkündigung des Apollos, daß durch die Weisheit des Logos das Kreuz Christi leer (d. h. bedeutungslos) gemacht werde; und wir müssen daraus schließen, daß in der Lehrverkündigung des Apollos der Tod Christi nicht die hohe Bedeutung im Mittelpunkt der ganzen Heilspredigt, wie bei Paulus, gehabt habe. Hatte Apollos in der Weise und aus dem Anschauungskreis des Buches der Weisheit heraus die göttliche Weisheit mit Jesus als dem rechten und ächten Salomon in die innigste Verbindung gebracht, so weist nun Paulus seinerseits darauf hin, daß auch Er Weisheit rede unter den Vollkommenen, aber nicht Weisheit dieses Aeons und der Herrscher dieses Aeons, welche verabsäumt werden, sondern die im Geheimniß verborgene Weisheit Gottes, welche Gott vor dem Aeon verordnet hat zu seiner Herrlichkeit, welche keiner der Herrscher dieses Aeons erkannt hat; denn hätten sie dieselbe erkannt, so würden sie den Herrn der Herrlichkeit nicht gekreuzigt haben. Wo ist ein Weiser ? wo ein Schriftgelehrter? Wo ein Mitforscher der Weisheit der Welt? Denn nachdem in der Weisheit Gottes die Welt Gott nicht erkannte durch Weisheit, gefiel es Gott, durch die Thorheit der Verkündigung

nämlich den gekreuzigten Christus den Glaubenden das Heil zu bringen 151). Drum wenn Einer unter Euch glaubt weise zu sein in diesem Aeon, so werde er ein Thor um Christi willen, denn die Weisheit dieser Welt ist Thorheit bei Gott; und was ich rede, rede ich nicht in gelernten Worten menschlicher Weisheit, sondern des Geistes; ich will kommen und lehren nicht den Logos der Aufgeblasenen, sondern die Kraft; denn nicht im Logos stehet das Reich Gottes, sondern in Kraft. Alle haben wir Erkenntniß (Gnosis 152); ihr sollt zwar wissen, daß unsere Väter alle unter der Wolke waren und durch's Meer gingen und alle auf Mose getauft wurden in der

150) 1 Korinther 2, 1 ff.

151) 1 Korinther 2, 6-8. 1, 20 f.

152) 1 Korinther 3, 13 f. 18. 4, 19. 8, Į.

Wolke und im Meer und alle dieselbe geistige Speise gegessen und denselben geistigen Trunk getrunken haben von dem geistigen Fels, der da Christus ist 153); aber nicht an den Meisten hatte Gott Wohlgefallen 154).

Hatte Apollos unter den Korinthern den göttlichen Logos mit der Person und Sendung des Messias in eine ähnliche Verbindung gebracht, wie der Verfasser des Buches der Weisheit die göttliche Welsheit mit ihrem Liebhaber, der sie zur Genoffin wählt; so for= dert Paulus die Korinther auf, nicht in's Leere die Gnade Gottes anzunehmen, denn Gott habe den Logos der Versöhnung unter ihnen aufgerichtet, und er sei nicht von denen, die den Logos Gottes verfälschen 155); obgleich ihn Etliche schäßten, als wandle er nach dem Fleich, in fleischlicher Weisheit, so seien doch die Waffen seines Kampfes nicht fleischlich, sondern mächtig für Gott zur Vertilgung der Gedanken (Logismen) jeder Erhöhung, die sich wider die Erkenntniß Gottes erhebt, und es verschmäht, den Verstand zum Gehorsam des Glaubens gefangen zu nehmen 156).. Auch mit den leßten Worten kämpft Paulus gegen den Standpunkt der alexandrinisch-jüdischen Weisheit, der Apollos huldigte, sofern dieselbe den höchsten Gott als für die menschliche Erkenntniß schlechthin unerreichbar bezeichnete und das Wesen des göttlichen Logos wiederum in zahlreiche einzelne Logen oder göttliche Gedanken als göttliche Kräfte unterschied, als deren „Mutterstadt“ der Logos selbst angeschaut wurde.

Hätte uns die Geschichte auch nur das geringste urkundliche Zeugniß der Lehrweise des Alexandriners Apollos in Korinth überliefert, so würde es möglich sein, die Opposition des Paulus gegen dieselbe in den vier ersten Capiteln des ersten Korintherbriefes bis in die feinsten Züge und Einzelheiten nachzuweisen, worin wir polemische oder umdeutende Anspielungen auf die Weisheits- und Logoslehre des Apollos zu erkennen glauben. Bei dem Mangel aller solcher urkundlichen Nachrichten über den Lehrbegriff des merkwürdigen Mannes müssen wir uns mit den gegebenen Andeutungen begnügen.

153) B. d. Weisheit Cp. 11 u. 16—19.

154) 1 Korinther 10, 1-5.

155) 2 Korinther 6, 1. 5, 19. 2, 17. 4, 2.

156) 2 Korinther 10, 2 ff. vgl. 1, 12. 1 Korinther 14, 37.

Die Opposition des Paulus gegen die in die korinthische Gemeinde eingedrungene alexandrinische Weisheitslehre rief jedoch aus dem Lehrkreis der leztern eine Gegenopposition hervor, von welcher uns im N. T. ein merkwürdiges Denkmal erhalten ist im sogenannten Briefe des Jakobus. Dieser Brief wird zwar durch die vorausgeschickte briefliche Grußformel: Jakobus, Gottes und des Herrn Jesus Christus Knecht, an die zwölf Stämme in der Zerstreuung seinen Gruß, als eine Schrift des Jakobus bezeichnet, unter welchem nicht der unter Herodes Antipas, also vor dem Jahre 44 hingerichtete Jakobus, sondern der jüngere Jakobus, ein Bruder des Herrn, gemeint wurde, welcher in der Gemeinde zu Jerusalem neben Johannes und Petrus in hohem Ansehen stand 157) und zur Zeit des jüdischen Kriegs den Märtyrertod starb. Diese Grußesformel zur Bezeichnung des Verfassers kann jedoch keinen Grund für uns abgeben, dem Briefe einen andern geschichtlichen Ursprung beizulegen, als dies durch den Inhalt und die Eigenthümlichkeit des Briefes selbst gefordert wird. Ursprünglich ohne Bezeichnung des Verfassers an den Ort seiner Bestimmung geschickt, konnte die Namenlosigkeit desselben später Veranlassung geworden sein, ihn einem Verfasser beizulegen, zu dessen sonsther bekannter Denkweise der Inhalt des Schreibens zu passen schien, und gerade den später so hoch gefeierten Vorsteher der jerusalemitischen Gemeinde zu wählen, dazu lagen in dem Inhalte des Briefes manche Veranlassungen, die freilich für einen aufmerksameren Leser verschwinden. Schon in der alten Kirche wurde die Abfassung des Briefes durch Jakobus bezweifelt; ́Eusebius zählt ihn zu den widersprochenen Schriften des N. T. und bemerkt, daß nicht Viele von den Alten seiner Erwähnung thäten; Irenäus kennt ihn, ohne ihn jedoch als eine kanonische Schrift zu nennen, und Hieronymus führt an, daß behauptet werde, ein Anderer habe ihn unter dem Namen des Jakobus geschrieben, und Theodor von Mopsueste verwarf ihn ganz und gar158). Nun geht aber aus dem „Hirten des Hermas“, einer zu Anfang des zweiten Jahrhunderts verfaßten Schrift von verwandter Geistesrichtung, eine Bekanntschaft mit dem Inhalt des Briefes hervor 159), und weist überdies die ganze

157) Galater 1, 19. 2, 9. A. G. 12, 17. 15, 13. 21, 18 ff.

158) Die Belege bei Schwegler, das nachapostolische Zeitalter I, S. 416, 169) Vgl. Schwegler a. a. D. S. 335 u. 340 f.

Haltung und Individualität des Schreibens so unverkennbar auf bestimmte apostolische Gemeindeverhältnisse, aus denen allein es sich genügend erklärt, daß die Abfassung desselben in der apostolischen Zeit 160) nicht wohl bezweifelt werden kann.

Das Schreiben entbehrt nämlich keineswegs, wie von der neuern Kritik behauptet wird, einer bestimmten und charakteristischen Individualität und bestimmten geschichtlichen Veranlassung, durch welche seine Abfassung motivirt worden ist; die einzelnen Beziehungen und individuellen Züge des Inhaltes sind im Gegentheil so bestimmt und eigenthümlich gehalten, daß damit gerade die Ueberschrift des Briefes, sowohl was die Bestimmung des Jakobus als Verfassers, als auch die Bestimmung der Leser als Solcher, die über den ganzen hellenistischen Weltkreis zerstreute Juden wären, betrifft, in keiner Weise zu vereinigen ist und schon hieraus die Ueberschrift als eine von späterer Hand hinzugefügte sich zu erkennen gibt. Es wird nämlich in dem Briefe ausdrücklich ausgesprochen, daß sich die Leser in einer besondern Lage befanden, Anfechtungen zu Verführung zu erdulden hatten und an ganz bestimmten Gebrechen litten 161), daß es offenbar nur der größten Willkür und Oberflächlichkeit bei der Auffassung des Briefes beikommen kann, dieselben Zustände bei allen judenchristlichen Gemeinden außerhalb Palästinas, bei den zwölf Stämmen in der Zerstreuung gleichmäßig vorauszuseßen.

Die Ermahnungen des Briefes verseßen uns in so auffallender Weise in die verwickelten und schwierigen Zustände der korinthischen Gemeinde gerade zu der Zeit, als Paulus seine Briefe an dieselben richtete 162), daß wir nur die Korinther als die Leser denken können, für welche der Verfasser sein Schreiben bestimmt hatte. Wir sehen den Verfasser wiederholt gegen die Reichen sich aussprechen und da

160) Auch die Bezeichnung der Synagoge als Versammlungsort der Gemeinde (2, 2. 5, 14) beweist die Abfassung des Briefes im apostolischen Zeitalter, da eben dieses den spätern Gegensaz zwischen „Gemeinde“, und „Synagoge", noch nicht kennt und beide als gleichbedeutend gebraucht. Auch die Art und Weise, wie der Verfasser die Parusie des Herrn als eine ganz nahe voraussegt und den Richter schon vor der Thür sicht (5, 3. 7. 9) weist auf die apostolische Zeit, in welcher noch keine Spur von Zweifeln und Bedenken über das lange Ausbleiben Christi vorhanden war.

181) Jakobus 2, 1 ff. 3, 1 ff. 13 f. 4, 1 ff. 13 ff. 5, 14.

182) Lutterbed, die neutestamentlichen Lehrbegriffe II, S. 53.

gegen die Armen hervorheben 163), was ganz auf eine Gemeinde, wie die der reichen Handelsstadt Korinth, paßt, wo neben den ärmern Judenchristen zahlreiche Heidenchristen lebten, auf welche die Vorwürfe der Verweltlichung, des Hochmuths, der Härte und Lieblosigkeit, die ihnen der Verfasser macht, vollständig passen. Ein Bruder, der niedrig ist, rühme sich seiner Höhe; der Reiche aber rühme sich seiner Niedrigkeit, denn wie eine Blume des Grases wird er vergehen und mit seiner Habe verwelken 164). Der Verfasser wirft den Lesern vor, daß sie in ihren Versammlungen dem Reichen vor dem Armen einen Vorzug gäben, die Person ansähen und einen schlechten Unterschied machten. Hat nicht Gott die Armen nach der Welt sich erwählt zu Reichen im Glauben und zu Erben seines Reiches, daß er denen verheißen hat, die ihn lieben? Ihr aber habt den Armen Unrecht gethan; sind es nicht die Reichen, die Gewalt an euch üben und euch vor Gericht ziehen 165)? verlästern nicht sie den schönen Namen, der auf euch herabgerufen ist? Wenn ihr das königliche Geseß der Liebe des Nächsten vollendet, so handelt ihr recht; wenn ihr aber die Person ansehet, so thut ihr Sünde und werdet vom Gesez als Uebelthäter überführt. Ein unbarmherziges Gericht aber wird über den ergehen, der nicht Liebe geübt hat, denn die Liebe rühmt sich wider das Gericht166). Wohlan, ihr Reichen, weinet und heulet über euer bevorstehendes Elend; euer Reichthum ist verfault, eure Kleider von Motten gefressen, euer Gold und Silber verrostet und ihr habt euch Schäße gesammelt in den leßten Tagen; ihr habt wohlgelebt auf Erden und eure Wohllust gehabt und eure Herzen geweidet wie auf einen Schlachttag, habt den Gerechten verurtheilt und getödtet und er widersteht euch nicht167).

168) Jakobus 1, 9 f. 2, 2 ff. 4, 13 ff. 5, 1 ff.
164) Jakobus 1, 9-11.

165) Aehnliches erwähnt auch Paulus 1 Korinther 6, 2 ff.; nur stellt er es unter einen andern Gesichtspunkt, er tadelt, daß man diese Gerichtshändel vor heidnische Richter ziehe.

166) Jakobus 2, 2—12. Wie man in dieser Forderung der Liebe (ễλɛos, als Nächstenliebe), die durch den ganzen Zusammenhang auf das gerügte lieblose Verhältniß zwischen den Reichen und den Armen in der Gemeinde sich bezieht, eine einseitig judenchristliche Werthlegung auf Wohlthätigkeit hat finden können, erklärt sich nur aus dem dogmatisch befangenen Streben, in dem Briefe mit aller Gewalt eine bestimmte judenchristliche Parteischrift zu finden. 167) Jakobus 5, 1—6.

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