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Wiederkehr der Apokalyptiker erwartet, vorgestellt; der Drache, der Satan 239), gab diesem ersten Thier die Macht, sodaß es vom ganzen Erdboden, außer denen, deren Namen im Buche des Lammes (Christi) geschrieben sind, angebetet wurde und Macht über jedes Geschlecht und Volk und Sprache und Heiden hatte 240). Das andere Thier, das aus dem Lande aufstieg, stellt den falschen Prophe ten vor, in dessen Person der Drache (Satan) seine geistige Kraft, wie die Weltmacht in das erste niederlegte. Es hatte zwei dem Lamme (Christus) ähnliche Hörner und redete wie der Drache, und thut die Macht des ersten Thiers vor dessen Augen und bringt die Erde und ihre Bewohner dahin, das erste Thier anzubeten, und es thut große Zeichen, sodaß es auch Feuer vom Himmel auf die Erde vor den Menschen herabsteigen läßt241) und verführt die Bewohner der Erde durch Zeichen, die ihm gegeben sind vor dem (ersten) Thier zu thun, indem es zu den Bewohnern der Erde spricht, daß sie dem (er= sten) Thier [Nero 242)] ein Bild machen sollen, und es ward ihm gegeben, dem Bild des Thieres Geist zu geben, sodaß das Bild des Thieres redete 243) und es machte, daß diejenigen, welche des Thieres Bild nicht anbeteten, getödtet wurden 244).

Von diesem falschen Propheten wird dann weiter gesagt: Aus seinem Munde geht ein unreiner Geist des Satans aus, der Zeichen thut und zu den Königen der Erde geht, daß sie sich zum Streit auf den großen Tag des Herrn versammeln. Aber der falsche Prophet,

239) Offenb. Joh. 20, 2.

240) Offenb. Joh. 13, 3—10.

241) In einer Schrift über die Wiedertaufe, aus dem vierten Jahrhundert, wird von den Simonianern erzählt, sie hätten durch magische Künste bei ihren Taufen Feuer über dem Taufwasser erscheinen lassen. Cyprian's Werke (Ausg. von Steph. Baluzius) S. 365 u. 607.

242) Als der von seiner Wunde Wiedergenesene bezeichnet (13, 14). 243) In den clementinischen Recognitionen 2, 6. 9. 13. 3, 47 werden die magischen Wunderthaten Simon's erzählt, unter andern auch dies, daß er todten Statuen Leben und Bewegung gegeben und Lebloses beseelt habe.

244) In Pergamus, wo des Satans Stuhl aufgerichtet und die Lehre der Bileamiten und Nicolaiten Beifall gefunden hatte, wurde auch ein treuer Zeuge Jesu, Antipas, getödtet, wo der Satan wohnet (2, 13), ohne Zweifel also, weil er dem Unwesen des Magiers Simon sich widersegte und dadurch als ein Solcher, der dem Kaiserbilde die schuldige Verehrung versagte, getödtet wurde.

der die Zeichen vor dem Thier (Nero) that, wird lebendig sammt dem Thier in den feurigen Schwefelpfuhl geworfen und der Satan zu ihnen 245).

Unter diesen falschen Propheten hat zwar Baur eine bloße Personification der heidnischen Magie angenommen 246), allein offenbar gegen die vom Apokalyptiker deutlich befolgte allseitige Parallelisirung des falschen Propheten mit Nero, des zweiten Thiers mit dem ersten. Ist das erste Thier, wie Baur zugibt, keine blos ideale Person, sondern darin die Gestalt desselben Nero, dessen Wiederkehr erwartet wird, geschildert, so kann auch das zweite Thier keine blos ideale Persönlichkeit gewesen sein, sondern er wird dabei ebensogut, wie beim ersten Thier, eine wirkliche geschichtliche Person im Auge gehabt haben, welche von ihm als Träger der geistigen Kraft Satans, wie das erste Thier (Nero) als Träger der weltlichen Macht Satans, gefaßt wird. Jener ist die persönliche Erscheinung der gottfeindlichen Weltmacht, dieser die persönliche Erscheinung der in einen Engel des Lichts sich verwandelnden gottfeindlichen geistigen Macht Satans selbst, die sich mit jener verbündet, aber nach der Anschauung des Apokalyptikers nur dazu dienen kann, um den Tag der Erscheinung des rechten Christus herbeizuführen.

Wichtig für die Kenntniß der geschichtlichen Situation ist auch der vierte, an die Gemeinde zu Thyatira, einer zwischen Sardes, und Pergamos am Flusse Lykus liegenden lydischen Stadt, gerichtete Brief, worin der Schreiber neben dem Lob, das er der Gemeinde wegen ihrer Werke, ihrer Liebe, ihres Glaubens und ihres Dienstes spendet, zugleich das Wenige an ihr auszuseßen hat, daß sie ihr Weib Isabel lasse, die da sagt, sie sei eine Prophetin und lehret und verführt Christi Knechte, zu huren und Gögenopfer zu essen. Ich habe ihr (läßt der Apokalyptiker Jesum sprechen) Zeit gegeben, ihren Sinn zu ändern von ihrer Hurerei, aber sie thut es nicht; siehe, ich werfe fie in ein Bett und die mit ihr die Ehe gebrochen haben, in große Trübsal, wenn sie nicht ihren Sinn ändern von ihren Werken, und ihre Kinder 247) will ich zu todt schlagen, und alle Gemeinden werden erkennen, daß ich es bin, der Herzen und Nieren prüft. Euch

246) Offenb. Joh. 16, 13. 19, 20 f.

246) Baur, theologische Jahrbücher 1852. S. 370 f.
247) D. h. ihre Anhänger, die sich zu ihrer Lehre bekennen.

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aber und den Andern in Thyatira, die nicht solche Lehre haben und nicht die Tiefen des Satans erkannten, sage ich: wer überwindet und bis an's Ende meine Werke bewahrt, dem will ich Macht geben über die Heiden, und er soll sie weiden mit eisernem Stabe 248).

Es ist aus dieser Stelle zunächst soviel gewiß, daß die von einem Theil der Thyatirer angenommene Lehre, die eine Erkenntniß der Tiefen des Satans genannt wird, ein wirklicher Abfall vom Glauben an den Messias Jesus war, da es ausdrücklich heißt, daß diejenigen, welche leßterm treu bleiben und die Verführung überwinden, an seiner Herrschaft Theil nehmen sollen. Diese Satanslehre nun wird auf eine Prophetin Isabel zurückgeführt, die sich in Thyatira befunden habe. An wen wir hierbei zu denken haben, darüber werden uns die alttestamentlichen Züge des geschichtlichen Bildes der Isabel einen Fingerzeig geben, die hier in ähnlicher Weise, wie oben Bileam, als Vorbild und Repräsentantin einer vom Verfasser verworfenen Geistesrichtung bezeichnet wird, denn wir werden annehmen dürfen, daß der Apokalyptiker zur Bezeichnung der unter den Thyatirern gerügten Verirrung mit Absicht gerade die alttestamentliche Isabel gewählt habe. Zur Zeit des Propheten Elia lebte Isabel, die Tochter eines sidonischen Königs und die Gemahlin des Königs Ahab, der zu Samaria über Israel herrschte und dort dem Baal einen Altar baute. Von ihr heißt es nun, daß sie die Propheten Jehovah's ausrottete und die Baalspropheten von ihrem Tische essen ließ und ihrem Manne zum Weinberge Naboths, den dieser um Geld herzugeben sich weigerte, dadurch verhalf, daß sie diesen steinigen und tödten ließ. Der später von Elisa zum König von Samarien gesalbte König Jehu ließ aber bei seinem Einzug in Samarien diese Isabel wegen ihrer Hurerei und Zauberei zum Fenster herabstürzen und zertreten, auf daß die Hunde ihr Fleisch fräßen und man nicht sagen könne, daß sei Isabel 249).

Sollte nun diese geschichtliche Isabel als Vorbild und Repräsentantin der Verirrungen gelten, welche der Apokalyptiker unter den Thyatirern als Abfall von Jesus rügt, so stellen sich folgende

248) Offenb. Joh. 2, 18 ff.

249) 1 Könige 16, 29-32. 18. 19. 21, 6 ff. 2 Könige 9, 7 ff. 22 ff. 30 ff.

bedeutsame Züge dar, welche bei der Vergleichung von Gewicht sind: sie ist Sidonierin ihrer Herkunft nach, treibt Hurerei 250) und Zauberei, fie verschafft für Geld ihrem dem falschen Gott dienenden, gößendienerischen Manne den Weinberg und Samarien ist der Schauplaß ihres Treibens. Alles dies sind nun aber Züge, welche uns in der Geschichte des samaritischen falschen Messias und Magiers Simon und seinem Verhältniß zu seiner Genoffin Helena, der Tyrierin, wieder begegnen. Erfahren wir nun von Origenes, daß die Anhänger des Simon (oder wohl nur ein Theil derselben), welche die Helena verehrten, Helenianer genannt worden seien 251), so wüßten wir in der That nicht, was uns abhalten könnte, in der Thyatirischen Isabel die Helena des falschen Propheten zu finden, gegen welchen der Apokalyptiker sein Anathema aussprach. Ja, es liegt sogar eine weitere Vermuthung nahe, die wir schließlich noch aussprechen wollen, weil damit ein neues Licht über eine sonst dunkle und bedeutungslose Notiz der Apostelgeschichte fällt. Der Verfasser der Apostelgeschichte, welcher bekanntlich den Petrus und Paulus in allen Stücken mit einander zu parallelisiren und in Allem beide gleichzustellen bemüht ist, hatte den Simon Petrus mit seinem Namensverwandten, dem Magier Simon, in Verbindung gebracht. Wie nun, wenn derselbe Verfasser den Paulus mit der Genossin Simon's, der Helena, in jener Notiz in Verbindung gebracht hätte, daß der Herr in Philippi einer Lydierin in Thyatira, einer Purpurhändlerin 252), das Herz geöffnet habe, auf die Reden des Paulus Acht zu haben und sich und ihr Haus taufen zu lassen 253)? Wie? wenn dem Verfasser der Apostelgeschichte, der seine Darstellung für seinen bestimmten Zweck aus dem ihm vorliegenden Geschichtsstoff auswählte, eine ähnliche, den geschichtlichen Thatbestand bis in's Unkenntliche verwirrende Darstellung, wie bei der Erzählung des Zusammentreffens zwischen Petrus und dem Magier Simon, sich auch bei der Erwähnung des Zusammentreffens der Helena mit Paulus hätte zu Schulden kommen lassen? Dann dürften wir annehmen, daß auch das Freudenmädchen, das dem Paulus in

250) D. h. nach alttestamentlich-prophetischer Anschauung: Abfall von Jehovah, Gößendienst und die damit zusammenhängenden Sittenlosigkeiten. 251) Drigenes, gegen Celsus 5, 62.

252) Also wohl aus Tyrus?

253) A. G. 16, 14 f.

Philippi aufstieß, welches ihren Herren 254) durch den Geist ihrer Weissagung Geld eingebracht hätte, bis ihr Paulus diesen unsaubern Geist im Namen Jesu Christi austrieb 255), keine andere als die Helena Simon's gewesen. Nicht zwar, als ob Paulus wirklich auf seinen Bekehrungsreisen mit Simon und seiner Reisegefährtin in persönliche Berührung gekommen wäre, sondern die Apostelgeschichte bringt vielmehr nur die sonsther bekannten Notizen von dem Treiben der Isabel-Helena mit dem Aufenthalt des Paulus in Philippi aus keiner andern Absicht in Verbindung, als um auch für ihn ein Seitenstück zu dem früher berichteten Zusammentreffen des Petrus mit Simon dem Magier zu haben.

In den Schreiben an die Gemeinden zu Smyrna und Philadelphia werden solche Gemeindeglieder erwähnt, die sich für Juden ausgäben und es nicht seien, sondern seien eine Synagoge des Sa= tang 256). Siehe (so schreibt er an die Philadelphier) ich will fie machen, daß sie kommen sollen und anbeten vor deinen Füßen 257) und erkennen, daß ich dich geliebt habe. Denn du hast eine kleine Kraft und hast mein Wort behalten und meinen Namen nicht verleugnet. Weil du behalten hast das Wort meines Ausbleibens, will ich dich bewahren vor der Stunde der Versuchung, die über den ganzen Erdkreis kommen wird. Wer überwindet, den will ich machen zum Pfeiler im Tempel meines Gottes, und er soll nicht mehr hinausgehen, und ich will auf ihn schreiben den Namen meines Gottes und den Namen des neuen Jerusalem, der Stadt meines Gottes, die vom Himmel herniederkommt von meinem Gott, und meinen neuen Namen 258). Die Gemeinde Laodicea sei weder kalt noch warm, sondern lau, darum wolle er sie ausspeien, spricht der Anfang der Schöpfung Gottes 259), d. h. der Erstling in der Gemeinde Gottes,

264) Da die Simonianer die laxesten Lehren über Geschlechtsverhältnisse vortrugen und eine eigentliche Emancipation des Fleisches verkündigten, so kann der Dienst mehrerer „Herren“ bei der emancipirten Helena = Isabel nicht auffallen.

255) A. G. 16, 16-18.

256) Offenb. Joh. 2, 9. 3, 9.

257) Wie dies ja die Heiden in der messianischen Zeit vor Gott und seinem Gesalbten thun sollen.

258) Offenb. Joh. 3, 10-12.

259) Er wird auch (19, 13) der Logos Gottes genannt; der Apokalyp

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