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als der aus Gott Gebornen. Ich rathe dir, läßt er ihr schreiben, daß du dir weiße Kleider kaufst und sie anthust, damit nicht die Schande deiner Blöße offenbar werde. Thue Buße; denn siehe, ich stehe vor der Thüre und klopfe an; und wenn Jemand meine Stimme höret und die Thür aufthut, zu dem werde ich eingehen und mit ihm speisen und er mit mir 260).

Auf diese einleitenden Briefe folgt in einem neuen Gesicht, welches der Apokalyptiker hat, die vorbereitende Entwickelung der bis zum Strafgericht über die Juden gehenden Ereignisse. Dem Lamme, d. h. dem Messias, wird aus der Rechten Gottes das Buch des Schicksals zum Deffnen gegeben 261); die Oeffnung der sechs ersten Siegel ist nur vorbereitend: in den einzelnen erblickt der Seher je ein farbiges Pferd mit einem Reiter, worauf der Engel, der das legte Siegel des lebendigen Gottes hatte, das Gericht ankündigt 262). Nachdem das Lamm das siebente Siegel geöffnet hat, entsteht eine lang= · dauernde und tiefe Stille im Himmel, und was aus dem Siegel hervorgehen soll, wird vom Apokalyptiker an sieben vor Gotttes Thron stehende Engel mit Posaunen, vertheilt. Sie stoßen nach einander in die Posaunen; sechs dieser Posaunenstimmen bringen große Plagen und verkünden das herannahende Gericht; ehe die siebente Stimme erschallt, wird die gänzliche Enthüllung des an die Erscheinung des Messias geknüpften göttlichen Geheimnisses angekündigt263).

Die heilige Stadt wird eine Zeitlang durch die Heiden in Besiß genommen; zwei Propheten, die als Bußprediger auftreten, sterben. als Märtyrer; über Jerusalem kommt ein Strafgericht, und die übrigen Bewohner bekehren sich. Nachdem die siebente Posaunenstimme den Sieg Gottes und des Messias im Himmel angekündigt hat 264), werden die Feinde Christi und seines Reiches aufgeführt, der Satan wird aus dem Himmel geworfen und verfolgt mit Wuth die Christen; in Gestalt zweier Thiere tritt die heidnische Weltmacht, in dem von seiner tödtlichen Wunde geheilten, wiederkehrenden Nero perso

tiker hatte sich also bereits die alexandrinisch-jüdische Anschauung vom Logos als eins mit Christus angeeignet.

260) Offenb. Joh. 3, 16 ff.

261) Cp. 4 1. 5.

282) Cp. 6 1. 7.

263) Cp. 8-10.

264) Cp. 11.

nificirt, und der falsche Prophet als lügenhafter und betrügerischer Wunderthäter auf 265). Der Sieg Christi und der Seinigen wird vorausgeschaut, der Untergang Babylons, der großen Stadt, des vom Blute der Heiligen triefenden Weibes (Roms), und das Gericht über die Heidenwelt wird angekündigt: in sieben Schalen wird der Zorn Gottes über die Erde ausgegossen, von denen die drei legten Verderben über das gottlose Rom bringen, das die Mutter der Hurerei und aller Greuel auf Erden genannt wird 266). Das vom Blute der Heiligen 267) trunkene Weib sißt auf einem Thier mit sieben Häuptern, welche sieben Berge sind und sieben Könige. Fünf find gefallen 268) und Einer ist an der Regierung 269), der andere, siebente, ist noch nicht gekommen, und wenn er kommt, muß er noch eine kleine Zeit bleiben 270). Der achte ist Einer von den sieben, das Thier, das gewesen ist und nicht ist und in die Verdammniß fahren wird: der als Antichrist wiederkehrende Nero, welcher mit dämonischer Hülfe und von asiatischen Fürsten begleitet, auftreten, aber alsbald durch den persönlich erscheinenden Messias und seine himmlische Legionen vernichtet werden wird 271). Der Drache selbst, der dem ersten und zweiten Thiere, dem Antichrist Nero und dem falschen Propheten ihre Macht gegeben, die alte Schlange, die da ist der Versucher und der Satan, wird in den Abgrund geworfen, damit er die Heiden nicht mehr verführe, bis tausend Jahre erfüllt wären, worauf er eine kleine Zeit befreit würde 272). Die aber um des Zeugnisses Jesu und des Wortes willen enthauptet worden und nicht das Bild des Thieres angebetet hatten, lebten (so schaut der Seher) und herrschen mit Christus tausend Jahre; die andern Todten wurden aber nicht wieder lebendig, bis daß tausend Jahre vollendet

265) Cp. 12 u. 13.

266) Cp. 14-16.

267) Seit der neronischen Christenverfolgung in Rom.

268) Augustus, Tiberius, Caligula, Claudius und Nero.

209) Galba.

270) Der zur Zeit der Abfaffung des Buches eben zum Kaiser ausgerufene und aus Palästina nach Rom abgegangene Vespasian (im Jahre 69, kurz vor Jerusalems Zerstörung).

271) Cp. 17—20, 3. Der Volksglaube von dem als Antichrist wiederkehrenden Nero begegnet uns auch in den Sibyllinen 4, 114 ff. 5, 28 ff. 105 ff. 142 ff. 361 ff.

272) Offenb. Joh. 20, 3.

worden. Und selig ist und heilig, wer Theil hat an der ersten Auferstehung; über sie hat der zweite Tod keine Macht, sondern sie werden Priester Gottes und Christi sein und mit ihm herrschen tausend Jahre. Und wenn tausend Jahre vollendet sind, wird der Satan befreit werden aus seinem Gefängniß und ausgehen, zu verfüh ren die Heiden an den vier Enden der Erde, den Gog und Magog 273), sie zum Krieg zu versammeln, daß sie auf die Breite der Erde kommen und das Heerlager der Heiligen und die geliebte Stadt 274) umringen. Aber es fiel Feuer vom Himmel (so schaut der Verfasser voraus) und verzehrte sie, und der Verführer, der sie verführte, ward in feurigen Schwefelpfuhl geworfen, wo auch das Thier und der falsche Prophet war, und Tag und Nacht gequält werden 275).

Erst dann, nach dem tausendjährigen Reiche, folgt die mit dem allgemeinen Weltgericht verbundene zweite Auferstehung, die der Seher ebenfalls schaut: Ich sah die Todten, beide groß und klein, vor Gott stehend, und die Bücher wurden geöffnet. Und das Buch des Lebens wurde geöffnet und die Todten wurden gerichtet, und das Meer gab die Todten, die darin waren, und der Tod und die Hölle gaben die Todten, die darin waren, und sie wurden ein Jeglicher nach seinen Werken gerichtet, der Tod aber und die Hölle wurden in den feurigen Pfuhl geworfen. Dies ist der zweite Tod, der Feuerpfuhl; und wer nicht im Buche des Lebens geschrieben erfunden wurde, ward in den Feuerpfuhl geworfen 276).

Nach der auf die tausendjährige Herrschaft Christi und der Seinigen folgenden zweiten, mit dem Weltgericht verbundenen allgemeinen Auferstehung folgt endlich die Erneuerung der Welt: Ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde, denn der erste Himmel und die erste Erde waren vergangen; und ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott aus dem Himmel herabfahren, von Gott wie eine geschmückte Braut ihrem Manne bereitet. Und ich hörte eine laute Stimme vom Throne sprechen: siehe, das Zelt Gottes mit den Menschen, und er wird mit ihnen wohnen, und sie

273) Nach Ezechiel Cp. 38 u. 39.

274) Also hier nicht mehr das frühere jüdische Jerusalem, sondern das zum Siz der Herrschaft des Messias erhobene neue Jerusalem.

275) Offenb. Joh. 20, 4-10.

276) Offenb. Joh. 20, 11-15.

werden sein Volk sein und Gott selbst wird mit ihnen ihr Gott sein, und Gott wird abwischen alle Thränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Trauer, noch Schmerz, noch Mühe, denn das Erste ist vergangen 277). Der Sieger wird dies ererben und ich werde ihm Gott und er wird mir Sohn sein 278); den Feigen aber und Ungläubigen und Greuelthätern und Mördern und Hurern und Zauberern und Gößendienern und allen Lügen wird ihr Theil im Feuer- und Schwefelpfuhl sein, welches ist der zweiteTod 279). Auch dieser himmlische Zustand aber wird, nach der Anschauung des Apokalyptikers, nicht etwa im Himmel selbst, sondern auf der erneuten Erde sein: Komm (so läßt er einen der sieben Engel zu sich sprechen) ich will dir das Weib, die Braut des Lammes (Christi) zeigen. Und er führte mich im Geisted. h. im Gesicht -weg auf einen großen und hohen Berg und zeigte mir die große Stadt, das heilige Jerusalem, aus dem Himmel von Gott herabfahren, indem es die Herrlichkeit Gottes hatte. Es hatte aber eine große und hohe Mauer und zwölf Thore und auf den Thoren zwölf Engel und Namen, die Namen der zwölf Stämme der Söhne Israel 280), geschrieben; und die Mauer der Stadt hatte zwölf Grundlagen und in denselben die Namen der zwölf Apostel des Lammeg 281). In der Stadt aber sah ich keinen Tempel, denn der Herr, der allmächtige Gott, ist ihr Tempel und das Lamm; und die Stadt bedarf keiner Sonne und keines Mondes, denn die Herrlichkeit Gottes erleuchtet sie und ihre Leuchte ist das Lamm. Und die Heiden werden wandeln durch dasselbe Licht und die Könige der Erde werden ihre Herrlichkeit in sie hereinbringen 282) und man wird die Herrlichkeit und Ehre der Heiden in fie bringen, und nichts Gemeines und Keiner der Greuel und Lüge thut, wird in sie eintreten,

277) Offenb. Joh. 21, 1-4.

278) Man übersehe dies nicht: Alle Heilige und Gläubige werden in dieser auf das tausendjährige Reich Christi folgenden Zeit des himmlischen Lebens Söhne Gottes sein, also Christo gleich.

279) Offenb. Joh. 21, 7 f.

280) Also die Heiden sind aus der Stadt Gottes ausgeschlossen, sie stehen außerhalb. Vgl. 7, 9. 11, 12.

281) Also der Heidenapostel ist ausgeschlossen.

282) Nur von außen also werden die Heiden an der Herrlichkeit des messianischen Reiches in der heiligen Stadt der Gläubigen Theil nehmen ganz in der Weise der altprophetischen Anschauung des messianischen Reiches.

sondern nur die da geschrieben sind in dem Buche des Lebens des Lammes. Und der Thron Gottes und des Lammes wird darin sein, und seine Knechte werden ihm dienen und sein Angesicht schauen, und sein Name wird an ihren Stirnen sein, und sie werden herrschen in die Aeonen der Aeonen 283).

In diesem apokalyptischen. Bilde von der Zukunft des Messias hat sich der eigentliche Schwer- und Mittelpunkt des ganzen urchristlichen Glaubens seinen classischen Ausdruck gegeben, welcher ganz und gar dem Bewußtsein des Nazareners von seiner Wiederkunft entsprach. Die Vorstellung von der messianischen Zukunft Jesu war derjenige Punkt, worin das Bewußtsein der palästinensischen Urapostel wesentlich nur den Gehalt und die Form der Vorstellung und Verkündigung ihres Meisters über die Zukunft und Vollendung seines messianischen Werkes festgehalten haben, und sie thaten dies mit einer Glaubenszähigkeit, welche erst durch den thatsächlichen Gegenbeweis der Geschichte, durch die Thatsache, daß Jesus in sichtbar persönlicher Gestalt nicht wieder erschien, allmählich erschüttert und zu der Einsicht gebracht werden konnte, daß in dieser Gestalt der Glaube an die Wiederkunft Jesu ein Wahn, eine Täuschung der Phantasie, eine Schwärmerei war. In der Sache theilte auch der Apostel Paulus und das alexandrinische Judenchristenthum des apostolischen Zeitalters diesen Glauben an Jesu Wiederkunft. Von leßterer Geistesrichtung wird dies durch die im ersten christlichen Jahrhundert entstandenen Stücke der fibyllinischen Weissagungen erwiesen, welche aus den Lehrkreisen des alexandrinischen Judenchristenthums 284) hervorgingen. Und was den Apostel Paulus betrifft, so unterscheiden sich die in den Korinther und Thessalonicherbriefen ausgesprochenen Erwartungen über die Zukunft des Herrn von den judenchristlichen nur in dem Einen Punkte, der überhaupt den Ausgangspunkt in den Lehrdifferenzen des Paulus bildet, die mit den Juden gleichberechtigte Stellung der Heiden zur messianischen Heilsökonomie.

288) Offenb. Joh. 21, 9 ff. 22, 3 ff. Ganz dieselbe Anschauung begeg nete uns auch im Buche Henoch (92, 17): Der frühere Himmel wird untergehen und ein neuer Himmel entstehen und alsdann werden viele (Jahres-) Wochen (Aeonen) sein ohne Zahl.

284) Die Abschnitte 5, 361 ff. (unter Vespasian oder Titus) 4, 114 ff. (im nächsten Jahrzehend) 5, 138 ff. 5, 93 ff. 214 ff. (unter Hadrian) 8, 154 ff. (unter Marc Aurel) entstanden.

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