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damit sie eure guten Werke sehen und euern Vater im Himmel preisen 194).

Um den Sinn der Beziehung, in welcher Jesus die zum Himmelreich Berufenen, also das Volk Israel, das Salz der Erde nennt, zu verstehen, haben wir uns daran zu erinnern, daß alles Opfer mit Salz gesalzen wird, dem Salz des Bundes mit Jehovah, und daß Elisa, Elias' Schüler, in eine böse Wasserquelle Salz warf, damit das Wasser gesund werde und hinfort keinen Tod noch Unfruchtbarkeit bringe 125). Sollen nun die Heiden in der messianischen Zeit ein Gott wohlgefälliges Opfer werden, so müssen sie gesalzen werden, wie der Priester Jehovah's auf das Opfer Salz streut; sie müssen gesalzen werden durch das heilige Priestervolk Israel selbst, damit sie, wie die Wasserquelle Elisa's, gesund und geheiligt und fruchtbar an gottwohlgefälligem Wesen werden. So verstanden drücken die Worte Jesu einen ganz ähnlichen Sinn aus, wie das Gleichniß vom Sauerteig, dessen Kraft dem Mehl mitgetheilt wird. Das Salz, das Senfforn, der Sauerteig bedeutet hier immer nur das Eine, was den lebendigen Mittelpunkt in der messianischen Anschauung der Juden bildet, nämlich das Volk des Heils, das zur Heilsquelle auch für die Heiden werden und ihnen in der messianischen Zeit die heiligende Kraft mittheilen soll.

Erinnern wir uns, um den Sinn, den Jesus in jene bildlichen Reden ohne Zweifel allein gelegt hat, zu verstehen, an sein großes jesaianisches Vorbild, aus dem er soviele Züge in seine messianische Anschauung aufnahm. Jehovah legt (so lehrt Jesaias) auf Zion einen Grundstein, einen köstlichen und wohlgegründeten Eckstein; sein Volk wird in Häusern des Friedens wohnen und Vergebung der Sünden. haben; Jehovah wird allein Gott sein über alle Königreiche der Erde; die Heiden werden nach der Wurzel Isai (dem Samen David's) fragen und werden auf den Berg Jehovah's und zu seinem Hause kommen, und von Zion wird das Geseß ausgehen für die Heiden 126). Und der große unbekannte Prophet des Exils, dessen Reden die zweite Hälfte des Buches Jesaias ausmachen, sagt: Aller

124) Matth. 5, 14-16.

125) 3 Mose 2, 13. (Marc. 9, 49.) Ezechiel 43, 24. 2 Könige 2, 20. (Elisa).

120) Jesaias 28, 16. 32, 18. 33, 24. 37, 16. 11, 10. 2, 2 f.

Welt Ende sieht das Heil unsers Gottes, und um Jehovah's willen werden die Heiden zu David laufen, den Jehovah zum Fürsten und Herrn der Völker gesezt hat. Zu den Heiden wird Jehovah sein Panier aufwerfen, die Könige derselben sollen seines Volkes Pfleger und ihre Fürstinnen seine Säugammen sein. Vom Volke Israel wird das Geseß und Recht für die Heiden ausgehen als ihr Licht, daß sie sich von aller Welt Enden zu Jehovah wenden und vor ihm Aller Knie sich beugen und alle Zungen schwören. In deinem Lichte, Israel, werden die Heiden wandeln und die Könige in deinem Glanz, der über dir aufgeht. Fremde werden deine Maueru bauen und werden dich nennen eine Stadt des Herrn und das Volk der Gerechten soll die Erde ewig besigen als Zweig der Pflanzung Jehovah's, denn du, Herr, bist unser Vater und unser Erlöser. Das ist das Erbe der Knechte des Herrn, der solches eilends ausrichten wird zu seiner Zeit 127).

Im Sinne dieser messianischen Vorstellungen also nennt Jesus das Volk des Heils, dem seine Predigt vom Reiche gilt, das Licht der Welt; in diesem Sinne hebt er hervor, daß die auf dem Berge liegende Stadt 128) nicht verborgen sein dürfe, sondern es müsse das Volk des Heils sein Licht vor den Menschen leuchten 129) lassen, damit dieselben die Gerechtigkeit des Volkes Gottes sehen und dessen Vater im Himmel preisen, damit das Licht des Heils leuchten könne allen denen, die im Hause sind, d. h. die auf der Erde wohnen, die ja des Herrn ist. Denn auch der Acker, auf welchen der Same des Himmelreichs gesäet wird, ist ja die Welt 130); das Senfkorn aber, welches unter allem Samen, das kleinste, wie das Volk des Heils unter allen Völkern das geringste ist, wächst zu einem Baume, unter dem die Vögel des Himmels wohnen, gleichwie die Völker von aller Welt Enden zu dem Volke kommen, das Jehovah gemacht hat zu ihrem Heil, sodaß das Heil dieses Volkes, seine heilige Gotteskraft

127) (Pseudo-) Jesaias 55, 4 f. 45, 22 f. 49, 6. 22 f. 51, 4. 52, 10. 60, 3 f. 11 f. 14. 21 f. 54, 17.

128) Sion nämlich, die Stadt auf dem Berge, da des Herrn Wohnung steht, wie Jes. 2, 2 f. sagt.

129) In ähnlichem Sinne wird dasselbe Bild Matth. 13, 45 ebenfalls von Allen, nicht etwa blos von den Jüngern allein, gebraucht: Die Gerechten werden leuchten in ihres Vaters Reich. Vgl. Offenb. Joh. 21, 24.

130) Matth. 13, 24. 38.

und Gerechtigkeit, als der Sauerteig sich erweise, der das übrige Mehl durchdringe, daß es zum schmackhaften Lebensbrote werde.

In allen diesen bildlichen Redewendungen also vom Salz der Erde, vom Licht der Welt, vom Senfkorne und vom Sauerteig sehen wir immer nur den einen messianischen Grundgedanken anschaulich gemacht, welcher in der ersten Zeit der Wirksamkeit Jesu, che noch die Erfahrungen von der Unempfänglichkeit und Verstocktheit des Volkes Israel ein neues Moment in das messianische Bewußtsein Jesu brachte, den bewegenden Mittelpunkt seiner Anschauung vom Himmelreich bildete, den altprophetischen Gedanken nämlich von der göttlichen Bestimmung des Volkes Israel zur Quelle des Heils für die Welt. An den heiligen, ächten Kern dieses von Gott erwählten Volkes nun wendet sich Jesus, im Beginne seiner Wirksamkeit, im noch ungetrübten Vertrauen auf den für das Himmelreich empfänglichen Sinn desselben mit den Seligpreisungen, die am Eingang der Bergrede vom ersten Evangelisten zusammengestellt find Selig sind, die im Geiste arm sind, d. h. die im Hinblick auf das messianische Heil die Schäße des Irdischen geringachten, denn das Himmelreich gehört ihnen 181). Hatte ja doch schon Jesaias in ähnlichem Sinne von dem Würmlein Jakob und dem armen Haufen Israel geredet: Die Elenden und Armen suchen Wasser und ist nichts da, aber ich will sie erhören, spricht der Herr, und will fie nicht verlassen; und die Elenden werden wieder Freude haben am Herrn und die Armen unter den Menschen werden fröhlich sein in dem Heiligen Israels 132). Selig sind, die da Leid tragen, denn sie sollen getröstet werden 183). Hatte ja doch schon Jesaias den Elenden und denen, die zerbrochenen Herzens sind, und den Traurigen in Zion den Trost des Herrn verkündigt, daß sie Pflanzen des Herrn genannt werden sollten 134). Selig sind die Sanftmüthigen, denn sie werden die Erde bestyen 135). Hatte doch schon Jesaias dem unter Qualen geduldigen Knechte Gottes, der seinen Rücken darhielt denen, die ihn schlugen und seine Wange denen, die ihn rauften, dem verlassenen und gehaßten Volke verkündigt, daß sie die Erde besigen

181) Matth. 5, 3.

132) Jef. 41, 17 u. 14. 29, 19.

133) Matth. 5. 4.

134) Jesaias 61, 1—4.

135) Matth. 5, 5.

2r Band.

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sollen 136). Selig sind, die nach Gerechtigkeit hungern und dürften, denn sie sollen gesättigt werden 187). Hatte doch schon Jesaias den hungrigen und durftigen Seelen verheißen, sie sollten essen und trinken und der Herr werde ihre Seele satt machen in der Dürre 138). Selig find die Barmherzigen, denn sie sollen Barmherzigkeit erlangen; wie ja schon Jesaias Jehovah sprechen läßt: ich habe dich einen Augenblick verlassen, aber mit großer Barmherzigkeit will ich dich aufnehmen 189). Selig sind die Reinen im Herzen, denn sie sollen Gott schauen; wie schon der fromme Sänger sagt: Israel hat Gott zum Trost, wer nur rein im Herzen ist; in Gerechtigkeit werde ich dein Antlig schauen und satt werden 140). Selig sind die Friedebringer, denn sie werden Kinder Gottes heißen 141). Hatte doch be= reits Jesaias gesagt: Wie lieblich sind auf den Bergen die Füße der Boten, die da Friede verkündigen; und: ich will Frucht der Lippen schaffen, die da predigen: Friede, Friede, auf daß die Herrschaft des Friedefürsten groß werde und des Friedens kein Ende 142). Selig find, die um Gerechtigkeit willen verfolgt werden, denn das Himmelreich gehört ihnen: selig seid ihr, wenn euch die Menschen schmähen und verfolgen und reden allerlei Uebles wider euch, so sie daran lügen; seid fröhlich und getrost, denn euer Lohn wird groß sein im Himmel 143). Hatte ja doch schon der Prophet des Erils gesprochen: Höret mir zu, die ihr die Gerechtigkeit kennet, du Volk, in dessen Herzen mein Gesez ist, spricht der Herr; fürchtet euch nicht, wenn euch die Leute schmähen, und entseßet euch nicht, wenn sie euch verzagt machen 144).

Diese Armen, diese Sanftmüthigen, diese Leidtragenden, diese nach Gerechtigkeit Hungernden, diese Barmherzigen, diese Reinen im Herzen, diese Friedebringer, diese um der Gerechtigkeit willen Ver

136) Jesaias (50, 6. 53, 7.) 60, 21.

137) Matth. 5, 6.

138) Jesaias 32, 6. 44, 3. 58, 11. 65, 13.
139) Matth. 5, 7 u. Jesaias 54, 7.

140) Matth. 5, 8. Psalm 73, 1. 17, 15.

141) Matth. 5, 9 (Friedebringer in dem Sinne, wie Matth. 10, 13 die Jünger Jesu der Welt den Frieden bringen sollen).

142) Jesaias 52, 7. 60, 17. 9, 6 f.

148) Matth. 5, 10. 11.

144) Jesaias 51, 7.

folgten, was find sie anders, die von Jesus als Besizer des Himmelreiches gepriesen werden, als die Auserwählten seines Volkes, das Häuflein rechter und ächter Israeliten, als der auch damals unter dem Drucke der Fremden, wie der Knecht Jehovah's zur Zeit des Exils, seufzenden treuen Diener des Herrn? Und ein Bote des Friedens im Geiste des großen Propheten der Verbannung war er ihnen mit seiner Verkündigung vom Himmelreich, als er (wenn Lucas richtig meldet) in seiner Heimath Nazareth, wo er auch nach Matthäus 145) einmal in der Synagoge lehrend auftrat, aus dem Buche Jesaias die Worte las: der Geist des Herrn ist bei mir, darum hat er mich gesalbt und gesandt zu verkündigen das Evangelium den Armen, zu heilen die zerstoßenen Herzen, zu predigen den Gefangenen das angenehme Jahr des Herrn. Und als er das Buch geschlossen, sprach er: Heute ist diese Schrift erfüllet vor euern Ohren! 146)

Hier hätten wir, wenn die erzählte Thatsache richtig ist, einen der wenigen Anklänge, die sich in den der ersten Zeit seines Auftretens angehörenden Reden Jesu an seinen eignen messianischen Beruf finden. Auch in den Gleichnißreden vom verborgenen Schaße und der Perle des Himmelreichs, deren oben gedacht wurde, scheint die Beziehung auf ihn selbst als denjenigen, der das Himmelreich an sich reißt, enthalten zu sein. Der Mensch, der den im Acker verborgenen Schaz fand und solange verbarg, bis er mit Hingabe alles seines Besizes den Acker mit dem Schage erworben hatte: warum sollte nicht darunter Jesus zunächst und vor Allem sich selbst im Auge gehabt haben, der auf dem Boden der Wirksamkeit des Täufers den Schaß entdeckte, ohne vorerst Andern davon Kunde zu geben, und vor Freuden über den göttlichen Fund Alles dafür einseßte? Und der Kaufmann, der gute Perlen suchte, und als er Eine köstliche gefunden hat, dieselbe mit Hingabe alles seines Besißes erwirbt: wer könnte dies mit größerem Rechte von sich selber sagen, als eben derjenige, der sich als einen Räuber des Himmelreichs bezeichnete 147). Denn die in beiden lezten Gleichnißreden enthaltene

145) Matth. 13, 53. Nur erwähnt Matthäus nicht das Vorlesen der jesaianischen Stelle (61, 1 f.).

146) Luc. 4, 16—21.
147) Matth. 11, 12.

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