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um ihm das Ende des Weltalters oder der siebenzig Wochen zu verkündigen 25); so liegt die Vermuthung am nächsten, bei diesem in Gestalt eines Menschen erscheinenden himmlischen Engelwesen, dem in der Vision das Reich und die Herrschaft übertragen wird, an den himmlischen Vertreter des Volkes Israel, nämlich den Erzengel Michael zu denken, von dem gesagt wird, daß er sich zulezt aufmachen werde, um des Volkes Rettung zu vollbringen 26). Allein die Möglichkeit dieser Auffassung, die Gestalt des Menschensohnes mit dem Schuhgeist des Volkes Israel zu identificiren, wird dadurch abgeschnitten, daß dieses wie ein Mensch gestaltete Wesen, das dem Daniel das Ende verkündigt, von dem Fürsten Michael Hülfe gegen den Fürsten-Schußgeist des Perserreichs erwartet, daß somit beide ausdrücklich von einander unterschieden werden 27).

Bleibt demnach im Buche Daniel die Gestalt des Menschensohnes und seine Beziehung zum gesalbten Allerheiligsten", der am Ende der siebenzig Jahreswochen Daniel's erscheinen soll, eine sehr unbestimmte und im Nebel verschwimmende Vorstellung; so sehen wir diese Unbestimmtheit im jüngern Bestandtheil des Buches Henoch beseitigt und die Person des Menschensohnes ausdrücklich als Messias überall an die Spiße der messianischen Schilderungen treten. geführt wird dieselbe auch hier zunächst im Gesichte ganz ähnlich wie bei Daniel, als Einer, dessen Angesicht dem Angesicht eines Menschen gleich war und voll Anmuth, wie bei einem der heiligen Engel. Sogleich aber28) wird dem Seher jedes Geheimniß über diesen Sohn des Menschen gedeutet, wer und woher er war und warum er den Alten der Tage begleite, und im weitern Verlauf der messianischen Schilderung tritt derselbe immer als diese bestimmte, als bekannt vorausgesezte Persönlichkeit auf: Dies ist der Sohn des Menschen, der Gerechtigkeit hat und alle verborgenen Schäße offenbaren wird, der die Fürsten und Gewaltigen von ihren Thronen stoßen und den Druck der Mächtigen lösen und die Zähne der Gottlosen zerbrechen wird und der als Richter der Welt auftritt.

Dieser Sohn des Menschen erscheint im Buche Henoch als ein

25) Daniel 10, 5 f. 16 ff.

26, Daniel 10, 13-21. 12, 1.
27) Daniel 10, 13-21. 12, 1.
28) Henoch 46, 1 ff.

eigenthümliches Doppelwesen: einmal als ein von Anfang an bei Gott weilendes und bei ihm von der Welt her verborgenes, engelartiges, aber über die Engel erhabenes Wesen, dessen Namen vor dem Herrn der Geister angerufen wird und welches den Heiligen und Gerechten die Weisheit des Herrn der Geister enthüllt hat29); zu= gleich aber als Mannes- oder Weibessohn 3°), ja als identisch mit Henoch selbst, als dem zur Gerechtigkeit gebornen Mannessohne 31) ; als der Gerechte, der vor den Augen der auserwählten Gerechten erscheinen wird 32). Wir können uns diese eigenthümliche messianische Doppelanschauung nicht anders erklären, als aus der dem Parsismus eigenthümlichen Vorstellung von den Fervers, als den vergeistig= ten Doppelgängern aller reinen Wesen, die zum Schuß der Frommen herbeieilend gedacht werden, durch die das Kind im Mutterleibe wächst und geboren wird 33), eine Vorstellung, an welche im N. T. auch andere Aeußerungen deutlich erinnern 34), sodaß wir allen Grund zu der Annahme haben, es habe sich diese persische Vorstellung in ähnlicher Weise, wie die persische Vorstellung von der Auferstehung, im spätern jüdischen Volksglauben eingebürgert, so zwar, daß sich jene wie diese bei den Juden an den messianisch-eschatologischen Vorstellungskreis anseßte. Der apokalyptische Verfasser des jüngern Henoch, bei welchem ohnedies die aus dem Parsismus herübergekommene Geisterlehre eine beinahe ebenso große Rolle spielt, wie in den ältern Bestandtheilen des Buches, kennt also die persische Vorstellung von jenen im Himmel wohnenden geistigen Doppelgängern der reinen irdischen Wesen, und er fußt auf dieser Anschauung, wenn er den gerechten und frommen Henoch während seines Aufenthalts auf Erden im Gesicht in den Himmel versezt werden und daselbst in dem Menschensohne seinen eignen Ferver, sein eignes geistiges Urbild erblicken läßt, um ihm zulezt den von Henoch verlangten Schlüssel des Geheimnisses über diesen Menschensohn in der Mittheilung zu geben, womit das jüngere Buch schließt, daß er — Henoch selbst

29) Henoch 48, 2-6.

30) Henoch 61, 9. 71, 14. 68, 39 f.

31) Henoch 71, 14 ff.

32) Henoch 38, 2.

33) Roth, über die Ormuzdreligion. In den Theologischen Jahrbüchern 1849, S. 291 f.

34) Siehe oben im ersten Capitel.

der zur Gerechtigkeit geborne Mannessohn sei, den die Gerechtigkeit des Alten der Tage nicht verlassen würde 35). Die messianische Persönlichkeit des Menschensohnes hat also hier wesentlich zwei Seiten, eine irdisch-menschliche und eine himmlisch-urbildliche, und ebendieselbe Unterscheidung zweier Seiten, die in der Anschauung selbst ineinanderfließen, begegnet uns in der Bezeichnung, die Jesus mit dem Ausdruck der Sohn des Menschen“ seiner messianischen Persönlichkeit gibt, indem er die jenseitig-geistige Gestalt seines himmlischen Doppelgängers, seines Fervers oder Engels36) im Himmel, zugleich als die gegenwärtig wirkliche lebendige Macht in seiner geschichtlichen Erscheinung anschaut, sodaß ihm eben das Bewußtsein dieser Gegenwart auch das Recht und die Macht gibt, mit solcher königlichen Hoheit des Selbstbewußtseins auch unter den Menschen aufzutreten.

Aus der danielisch-henoch'schen Bedeutung der Anschauung vom Sohne des Menschen erhält der Ausdruck im Munde Jesu von vornherein zwei Beziehungen, welche wir als die wesentliche Grundlage des von ihm damit verknüpften Sinnes festzuhalten haben. Eigenthümlich ist dem danielisch-henoch'schen Menschensohne die nahe Beziehung zum Haupt der Tage, die bevorzugte Stellung, die derselbe den übrigen himmlischen Geistern gegenüber zu Gott einnimmt. Dies Verhältniß festhaltend und auf sich anwendend, legt er einen neuen geistig-sittlichen Inhalt hinein und faßt es als das Verhältniß des Sohnes zum Vater auf; er nennt Gott mit Emphase seinen himmlischen Vater 37). Wie nun aber darin der engste Verkehr mit Gott angedeutet ist und vom henoch'schen Menschensohne ausdrücklich gesagt wird, daß er bei Gott von Anfang an geweilt und mit demselben verkehrt habe; so wird damit zugleich das Verhältniß des Menschensohnes zur sittlichen Bestimmung des Menschen, der Gerechtigkeit, in Verbindung gebracht und der Menschensohn als derjenige bezeichnet, welcher Gerechtigkeit hat und bei welchem Gerechtigkeit wohnt, ja er wird geradezu der Gerechte schlechthin genannt, der vor den Augen der auserwählten Gerechten erscheint. Wollen wir nun auch keinen allzu

35) Henoch 46, 1. 70, 17 ff.

36) Wie er ja auch von den Engeln der Kinder spricht, die allezeit das Angesicht ihres Vaters im Himmel schauen, Matth. 18, 10.

37) Matth. 11, 27. 24, 36. 26, 39.

großen Werth darauf legen, daß Stephanus in der Apostelgeschichte Jesum geradezu als den Gerechten schlechthin bezeichnet; wollen wir davon absehen, daß im Buche der Weisheit 38) das Schicksal des Gerechten wie eine Copie des Lebens Jesu geschildert wird, so wissen wir aus der obigen Erörterung des Lehrgehaltes der Bergpredigt, welche Bedeutung der Begriff der vollendeten Gerechtigkeit im Bewußtsein Jesu besaß. Der wahrhafte Mensch, der Mensch Gottes, wie ihn der Alexandriner Philon 89) nennt, erreicht diesen vollendeten Begriff seiner selbst nur durch die vollendete Gerechtigkeit, die nach der Anschauung Jesu nur im Kindschaftsverhältniß des Menschen zu Gott zu erreichen steht.

Die Steigerung des menschlichen Wesens, welche hiernach ohne Zweifel auch im Sinne Jesu so gut wie im Sinne des Buches Henoch in der Anschauung des Menschensohnes ausgedrückt ist, enthält keinen andern Sinn, als die Erhebung des menschlichen Wesens zu seiner geistig-sittlichen Wahrheit, wie in ähnlichem Sinne der Apostel Paulus vom sinnlichen oder psychischen Menschen den geistigen, vom heiligen Geiste getriebenen und vom Geist der Kindschaft erfüllten Menschen unterscheidet und vom leztern sagt, daß er Alles richte und von Niemand gerichtet werde 4o). Und wenn nun weiterhin Paulus den ersten Menschen als irdischen vom zweiten Menschen oder den lezten Adam als dem Menschen vom Himmel unterscheidet 41), so unterliegt es keinem Zweifel, daß unter dem Leßtern ebenderselbe Begriff verstanden ist, wie im Munde Jesu unter dem Ausdruck: Sohn des Menschen oder (wie das Wort in dem aramäischen Volksdialekt, den Jesus sprach, hieß:) Sohn Adams. So trat auch in der Anschauung Jesu dem ersten Adam, durch dessen Ungehörsam gegen Gott der zweite Adam, der Sohn Adam's, als der Sohn des Weibes", wie er auch bei Henoch heißt, als derjenige gegenüber, welcher von der Sünde befreien und Macht haben werde, die Sünde

"

38) A. G. 7, 52. (wo Luther falsch dieses statt des Gerechten übersezt hat) und Buch der Weisheit 2, 12 ff.

39) Philon's Werke, Mangey's Ausgabe, I, S. 195. 367. 565. II, . 2. 3. 410. Vgl. Dähne, die alexandrinische Religionsphilosophie I,

G. 329.

40) Korinth. 2, 14 f.

41) 1 Korinth. 15, 45 ff. vgl. mit Römer 5, 14, wo Adam dem Messias gegenübergestellt wird.

zu vergeben, indem er indem er an die Stelle des Gott widerstrebenden Willens die Hingebung an den göttlichen Vaterwillen seßte. Damit hätte in der Wahl jener Bezeichnung für seine messianische Sendung Jesus zugleich auf die Erfüllung jener bedeutsamen Worte im ersten Buche Mose's hingedeutet: Ich will Feindschaft seßen zwischen der Schlange und dem Weibe und dem Samen der Schlange und des Weibes Samen, und derselbe soll der Schlange den Kopf zertreten, sie aber wird ihn in die Ferse stechen 42). Der aus des Weibes Samen Erzeugte, der Sohn des Menschen, soll der Herrschaft der alten Schlange, des Teufels, ein Ende machen.

Ueber das Verhältniß, in welches Jesus sich selbst mit sammt seiner Lehrverkündigung vom Himmelreiche, Beides in Einen gedacht, zu seinem himmlischen Vater seßt, spricht er sich ausführlich in folgenden Worten aus, in welchen er gewissermaßen das Programm seiner messianischen Wirksamkeit als der Sohn des Menschen niedergelegt hat. Ich preise dich, so spricht er, Vater und Herr des Himmels und der Erde, daß du dies vor den Weisen und Klugen verborgen und es den Unmündigen geoffenbart hast; ja, Vater, denn so war es wohlgefällig vor dir. Alles ist mir überliefert von meinem Vater, und Niemand kennet den Sohn, denn nur der Vater, und Niemand kennet den Vater, denn nur der Sohn, und wem es der Sohn offenbaren will. Kommet her zu mir alle ihr Mühseligen und Beladenen, ich will euch erquicken; nehmet auf euch mein Joch 43) und lernet von mir, denn ich bin mild und demüthig im Herzen, so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen; denu mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht**).

In dieser merkwürdigen Stelle tritt das durch die Unempfänglichkeit der stumpfen Menge und der ersten Regungen pharisäischen Widerspruchs 45) gesteigerte Selbstgefühl Jesu als das entschiedene

42) 1 Mose 3, 15: das von den alten Lehrern der Kirche sogenannte Urevangelium. Vgl. Nork, rabbinische Quellen und Parallelen zu neutestamentlichen Schriftstellen. S. X. Vgl. (Weiße) über die Zukunft der evangelischen Kirche, S. 243.

43) Auch die Rabbinen vergleichen das Gesez mit einem Joch und sprechen auch von einem Joch des Himmelreiches oder des obern Reiches. Nork a. a. D. 6. 67 f.

44) Matth. 11, 25-30.

45) Matth. 11, 16 ff. 20 ff. 12, 2 ff. 14 f. 24 f.

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