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4.

Fromm sind wir Liebende, still verehren wir alle Dämonen,
Wünschen uns jeglichen Gott, jegliche Göttin geneigt.
Und so gleichen wir euch, o römische Sieger! Den Göttern
Aller Völker der Welt bietet ihr Wohnungen an,

65 Habe sie schwarz und streng aus altem Basalt der Ägypter,
Oder ein Grieche sie weiß, reizend, aus Marmor geformt.
Doch verdrießet es nicht die Ewigen, wenn wir besonders
Weihrauch köstlicher Art Einer der Göttlichen streun.
Ja, wir bekennen euch gern, es bleiben unsre Gebete,
Unser täglicher Dienst Einer besonders geweiht.
Schalkhaft munter und ernst begehen wir heimliche Feste,
Und das Schweigen geziemt allen Geweihten genau.
Eh' an die Ferse lockten wir selbst durch gräßliche Thaten
Uns die Erinnyen her, wagten es eher, des Zeus

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75 Hartes Gericht am rollenden Rad und am Felsen zu dulden,
Als dem reizenden Dienst unser Gemüth zu entziehn.
Diese Göttin, sie heißt Gelegenheit; lernet sie kennen!
Sie erscheinet euch oft, immer in andrer Gestalt.
Tochter des Proteus möchte sie sein, mit Thetis gezeuget,
Deren verwandelte List manchen Heroen betrog.

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So betrügt nun die Tochter den Unerfahrnen, den Blöden:
Schlummernde necket sie stets, Wachende fliegt sie vorbei;
Gern ergiebt sie sich nur dem raschen, thätigen Manne,
Dieser findet sie zahm, spielend und zärtlich und hold.

85 Einst erschien sie auch mir, ein bräunliches Mädchen, die Haare
Fielen ihr dunkel und reich über die Stirne herab,
Kurze Locken ringelten sich ums zierliche Hälschen,
Ungeflochtenes Haar krauste vom Scheitel sich auf.
Und ich verkannte sie nicht, ergriff die Eilende; lieblich
Gab sie Umarmung und Kuß bald mir gelehrig zurück.
, wie war ich beglückt! Doch stille, die Zeit ist vorüber,
Und umwunden bin ich, römische Flechten, von euch.

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5.

Froh empfind' ich mich nun auf klassischem Boden begeistert;
Vor- und Mitwelt spricht lauter und reizender mir.

95 Hier befolg' ich den Rath, durchblättre die Werke der Alten Mit geschäftiger Hand, täglich mit neuem Genuß.

100

Aber die Nächte hindurch hält Amor mich anders beschäftigt; Werd' ich auch halb nur gelehrt, bin ich doch doppelt beglückt. Und belehr ich mich nicht, indem ich des lieblichen Busens Formen spähe, die Hand leite die Hüften hinab? Dann versteh' ich den Marmor erst recht; ich denk' und vergleiche, Sehe mit fühlendem Aug', fühle mit sehender Hand. Raubt die Liebste denn gleich mir einige Stunden des Tages, Giebt sie Stunden der Nacht mir zur Entschädigung hin. 105 Wird doch nicht immer geküßt, es wird vernünftig gesprochen; Ueberfällt sie der Schlaf, lieg' ich und denke mir viel. Oftmals hab' ich auch schon in ihren Armen gedichtet Und des Herameters Maß leise mit fingernder Hand

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Jhr auf dem Rücken gezählt. Sie athmet in lieblichem Schlummer,
Und es durchglühet ihr Hauch mir bis ins Tiefste die Brust.
Amor schüret die Lamp' indeß und denket der Zeiten,

Da er den nämlichen Dienst seinen Triumvirn gethan.

6.

„Kannst du, o Grausamer! mich in solchen Worten betrüben?
Reden so bitter und hart liebende Männer bei euch?

115 Wenn das Volk mich verklagt, ich muß es dulden! und bin ich
Etwa nicht schuldig? Doch, ach! schuldig nur bin ich mit dir!
Diese Kleider, sie sind der neidischen Nachbarin Zeugen,
Daß die Witwe nicht mehr einsam den Gatten beweint.
Bist du ohne Bedacht nicht oft bei Mondschein gekommen,
Grau, im dunkeln Sürtout, hinten gerundet das Haar?
Hast du dir scherzend nicht selbst die geistliche Maske gewählet?
Soll's ein Prälate denn sein, gut, der Prälate bist du.
In dem geistlichen Rom, kaum scheint es zu glauben, doch
schwör' ich:

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Nie hat ein Geistlicher sich meiner Umarmung gefreut. 125 Arm war ich, leider, und jung und wohl bekannt den Ver

führern:

Falconieri hat mir oft in die Augen gegafft,

Und ein Kuppler Albanis mich mit gewichtigen Zetteln
Bald nach Ostia, bald nach den vier Brunnen gelockt.

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Aber wer nicht kam, war das Mädchen. So hab' ich von
Herzen

Rothstrumpf immer gehaßt und Violetstrumpf dazu.
Denn ihr Mädchen bleibt am Ende doch die Betrognen“,
Sagte der Vater, wenn auch leichter die Mutter es nahm.
Und so bin ich denn auch am Ende betrogen! Du zürnest
Nur zum Scheine mit mir, weil du zu fliehen gedenkst.
135 Geh! Ihr seid der Frauen nicht werth! Wir tragen die Kinder
Unter dem Herzen, und so tragen die Treue wir auch;
Aber ihr Männer, ihr schüttet mit eurer Kraft und Begierde
Auch die Liebe zugleich in den Umarmungen aus!“
Also sprach die Geliebte und nahm den Kleinen vom Stuhle,
Drückt' ihn küssend ans Herz, Thränen entquollen dem Blick.
Und wie saß ich beschämt, daß Reden feindlicher Menschen
Dieses liebliche Bild mir zu beflecken vermocht!

140

Dunkel brennt das Feuer nur augenblicklich und dampfet, Wenn das Wasser die Gluth stürzend und jählings verhüllt; 145 Aber sie reinigt sich schnell, verjagt die trübenden Dämpfe, Neuer und mächtiger dringt leuchtende Flamme hinauf.

150

7.

O, wie fühl ich in Rom mich so froh! gedenk' ich der Zeiten,
Da mich ein graulicher Tag hinten im Norden umfing,
Trübe der Himmel und schwer auf meine Scheitel sich senkte,
Farb- und gestaltlos die Welt um den Ermatteten lag,
Und ich über mein Ich, des unbefriedigten Geistes

Düstre Wege zu spähn, still in Betrachtung versank.
Nun umleuchtet der Glanz des helleren Äthers die Stirne;
Phöbus rufet, der Gott, Formen und Farben hervor.
155 Sternhell glänzet die Nacht, sie klingt von weichen Gesängen,
Und mir leuchtet der Mond heller als nordischer Tag.
Welche Seligkeit ward mir Sterblichem! Träum' ich? Empfänget
Dein ambrosisches Haus, Jupiter Vater, den Gast?

160

Ach! hier lieg' ich und strecke nach deinen Knieen die Hände
Flehend aus. O vernimm, Jupiter Xenius, mich!
Wie ich hereingekommen, ich kann's nicht sagen; es faßte
Hebe den Wandrer und zog mich in die Hallen heran.
Hast du ihr einen Heroen herauf zu führen geboten?

Irrte die Schöne? Vergieb! Lass mir des Irrthums Gewinn! 165 Deine Tochter Fortuna, sie auch! Die herrlichsten Gaben

170

Theilt als ein Mädchen sie aus, wie es die Laune gebeut. Bist du der wirthliche Gott? O dann, so verstoße den Gast= freund

Nicht von deinem Olymp wieder zur Erde hinab!
„Dichter! Wohin versteigest du dich?" Vergieb mir; der hohe
Capitolinische Berg ist dir ein zweiter Olymp.
Dulde mich, Jupiter, hier, und Hermes führe mich später
Cestius' Mal vorbei, leise zum Orkus hinab.

8.

Wenn du mir sagst, du habest als Kind, Geliebte, den
Menschen

Nicht gefallen, und dich habe die Mutter verschmäht,

175 Bis du größer geworden und still dich entwickelt, ich glaub' es: Gerne denk ich mir dich als ein besonderes Kind.

Fehlet Bildung und Farbe doch auch der Blüthe des Weinstocks,
Wenn die Beere, gereift, Menschen und Götter entzückt.

180

9.

Herbstlich leuchtet die Flamme vom ländlich geselligen Herde,
Knistert und glänzet, wie rasch! sausend vom Reisig empor.
Diesen Abend erfreut sie mich mehr; denn eh' noch zur Kohle
Sich das Bündel verzehrt, unter die Asche sich neigt,
Kommt mein liebliches Mädchen. Dann flammen Reisig und
Scheite,

Und die erwärmete Nacht wird uns ein glänzendes Fest. 185 Morgen frühe geschäftig verläßt sie das Lager der Liebe,

Weckt aus der Asche behend Flammen aufs neue hervor. Denn vor andern verlieh der Schmeichlerin Amor die Gabe, Freude zu wecken, die kaum still wie zu Asche versank.

10.

Alexander und Cäsar und Heinrich und Friedrich, die Großen, 190 Gäben die Hälfte mir gern ihres erworbenen Ruhms,

Könnt' ich auf Eine Nacht dies Lager jedem vergönnen;
Aber die Armen, sie hält strenge des Orkus Gewalt.
Freue dich also, Lebend'ger, der lieberwärmeten Stätte,
Ehe den fliehenden Fuß schauerlich Lethe dir neht.

11.

195 Euch, o Grazien, legt die wenigen Blätter ein Dichter
Auf den reinen Altar, Knospen der Nose dazu,
Und er thut es getrost. Der Künstler freuet sich seiner
Werkstatt, wenn sie um ihn immer ein Pantheon scheint.
Jupiter senket die göttliche Stirn, und Juno erhebt sie,
200 Phöbus schreitet hervor, schüttelt das lockige Haupt;
Trocken schauet Minerva herab, und Hermes, der leichte,
Wendet zur Seite den Blick, schalkisch und zärtlich zugleich.
Aber nach Bacchus, dem weichen, dem träumenden, hebet
Cythere

Blicke der süßen Begier, selbst in dem Marmor noch feucht. 205 Seiner Umarmung gedenket sie gern und scheinet zu fragen: Sollte der herrliche Sohn uns an der Seite nicht stehn?

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12.

Hörest du, Liebchen, das muntre Geschrei den Flaminischen
Weg her?

Schnitter sind es, sie ziehn wieder nach Hause zurück,
Weit hinweg. Sie haben des Römers Ernte vollendet,
Der für Ceres den Kranz selber zu flechten verschmäht.
Keine Feste sind mehr der großen Göttin gewidmet,

Die statt Eicheln zur Kost goldenen Weizen verlieh.
Lass uns beide das Fest im Stillen freudig begehen!

Sind zwei Liebende doch sich ein versammeltes Volk.
215 Hast du wohl je gehört von jener mystischen Feier,
Die von Eleusis hieher frühe dem Sieger gefolgt?
Griechen stifteten sie, und immer riefen nur Griechen
Selbst in den Mauern Rom's: „Kommt zur geheiligten
Nacht!"

220

Fern entwich der Profane; da bebte der wartende Neuling,
Den ein weißes Gewand, Zeichen der Reinheit, umgab.

Goethe, 1.

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