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Wunderlich irrte darauf der Eingeführte durch Kreise

Seltner Gestalten; im Traum schien er zu wallen: denn hier Wanden sich Schlangen am Boden umher, verschlossene Kästchen, Reich mit Ähren umkränzt, trugen hier Mädchen vorbei, 225 Vielbedeutend gebärdeten sich die Priester und fummten, Ungeduldig und bang harrte der Lehrling auf Licht.

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Erst nach mancherlei Proben und Prüfungen ward ihm ent

hüllet,

Was der geheiligte Kreis seltsam in Bildern verbarg.
Und was war das Geheimniß! als daß Demeter, die große,
Sich gefällig einmal auch einem Helden bequemt,
Als sie Jasion einst, dem rüstigen König der Kreter,

Ihres unsterblichen Leibs holdes Verborgne gegönnt.
Da war Kreta beglückt! Das Hochzeitbette der Göttin
Schwoll von Ähren, und reich drückte den Acker die Saat.
235 Aber die übrige Welt verschmachtete; denn es versäumte
Über der Liebe Genuß Ceres den schönen Beruf.

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Voll Erstaunen vernahm der Eingeweihte das Märchen,
Winkte der Liebsten Verstehst du nun, Geliebte, den Wink?
Jene buschige Myrte beschattet ein heiliges Plätzchen!
Unfre Zufriedenheit bringt keine Gefährde der Welt.

13.

Amor bleibet ein Schalt, und wer ihm vertraut, ist betrogen!
Heuchelnd kam er zu mir: „Diesmal nur traue mir noch.
Redlich mein' ich's mit dir: du hast dein Leben und Dichten,

Dankbar erkenn' ich es wohl, meiner Verehrung geweiht.
245 Siehe, dir bin ich nun gar nach Rom gefolget; ich möchte
Dir im fremden Gebiet gern was Gefälliges thun.
Jeder Reisende klagt, er finde schlechte Bewirthung;
Welchen Amor empfiehlt, köstlich bewirthet ist er.
Du betrachtest mit Staunen die Trümmern alter Gebäude
Und durchwandelst mit Sinn diesen geheiligten Raum.
Du verehrest noch mehr die werthen Reste des Bildens

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Einziger Künstler, die stets ich in der Werkstatt besucht. Diese Gestalten, ich formte sie selbst! Verzeih mir, ich prahle Diesmal nicht; du gestehst, was ich dir sage, sei wahr. 255 Nun du mir lässiger dienst, wo sind die schönen Gestalten,

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Wo die Farben, der Glanz deiner Erfindungen hin?
Denkst du nun wieder zu bilden, o Freund? Die Schule der

Griechen

Blieb noch offen, das Thor schlossen die Jahre nicht zu.
Ich, der Lehrer, bin ewig jung und liebe die Jungen.
Altklug lieb' ich dich nicht! Munter! Begreife mich wohl!
War das Antike doch neu, da jene Glücklichen lebten!

Lebe glücklich, und so lebe die Vorzeit in dir!

Stoff zum Liede, wo nimmst du ihn her? Ich muß dir ihn

geben,

Und den höheren Stil lehret die Liebe dich nur." 265 Also sprach der Sophist. Wer widerspräch' ihm? Und leider Bin ich zu folgen gewöhnt, wenn der Gebieter befiehlt. Nun, verrätherisch hält er sein Wort, giebt Stoff zu Gesängen, Ach! und raubt mir die Zeit, Kraft und Besinnung zugleich; Blick und Händedruck und Küsse, gemüthliche Worte,

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Silben köstlichen Sinns wechselt ein liebendes Paar.
Da wird Lispeln Geschwäß, wird Stottern liebliche Rede:
Solch ein Hymnus verhallt ohne prosodisches Maß.
Dich, Aurora, wie kannt' ich dich sonst als Freundin der Musen!
Hat, Aurora, dich auch Amor, der lose, verführt?

275 Du erscheinest mir nun als seine Freundin und weckest

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Mich an seinem Altar wieder zum festlichen Tag.

Find' ich die Fülle der Locken an meinem Busen! Das Köpfchen
Ruhet und drucket den Arm, der sich dem Halse bequemt.
Welch ein freudig Erwachen, erhieltet ihr, ruhige Stunden,
Mir das Denkmal der Luft, die in den Schlaf uns gewiegt! -
Sie bewegt sich im. Schlummer und finkt auf die Breite des
Lagers

Weggewendet, und doch läßt sie mir Hand noch in Hand.
Herzliche Liebe verbindet uns stets und treues Verlangen,
Und den Wechsel behielt nur die Begierde sich vor.
285 Einen Druck der Hand, ich sehe die himmlischen Augen

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Wieder offen. O nein, lass't auf der Bildung mich ruhn! Bleibt geschlossen! Ihr macht mich verwirrt und trunken, ihr raubet

Mir den stillen Genuß reiner Betrachtung zu früh.
Diese Formen, wie groß! Wie edel gewendet die Glieder!
Schlief Ariadne so schön, Theseus, du konntest entfliehn?

Diesen Lippen ein einziger Kuß! O Theseus, nun scheide!
Blick ihr ins Auge! Sie wacht!

Ewig nun hält sie dich fest.

Zünde mir Licht an, Knabe!

14.

Öl und Docht nur umsonst.

„Noch ist es hell. Ihr verzehret Schließet die Läden doch nicht!

295 Hinter die Häuser entwich, nicht hinter den Berg uns die

Sonne!

Ein halb Stündchen noch währt's bis zum Geläute der

Nacht." Unglückseliger! Geh und gehorch! Mein Mädchen erwart' ich; Tröste mich, Lämpchen, indeß, lieblicher Bote der Nacht!

15.

300

Cäsarn wär' ich wohl nie zu fernen Britannen gefolget,
Florus hätte mich leicht in die Popine geschleppt!
Denn mir bleiben weit mehr die Nebel des traurigen Nordens
Als ein geschäftiges Volk südlicher Flöhe verhaßt.

Und noch schöner von heut an seid mir gegrüßet, ihr Schenken,
Osterien, wie euch schicklich der Römer benennt;

305 Denn ihr zeigtet mir heute die Liebste, begleitet vom Oheim, Den die Gute so oft, mich zu befizen, betrügt.

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Hier stand unser Tisch, den Deutsche vertraulich umgaben;
Drüben suchte das Kind neben der Mutter den Play,
Rückte vielmals die Bank und wußt' es artig zu machen,
Daß ich halb ihr Gesicht, völlig den Nacken gewann.
Lauter sprach sie, als hier die Römerin pfleget, kredenzte,
Blickte gewendet nach mir, goß und verfehlte das Glas.
Wein floß über den Tisch, und sie mit zierlichem Finger

Zog auf dem hölzernen Blatt Kreise der Feuchtigkeit hin. 315 Meinen Namen verschlang sie dem ihrigen; immer begierig

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Schaut' ich dem Fingerchen nach, und sie bemerkte mich wohl.
Endlich zog sie behende das Zeichen der römischen Fünfe
Und ein Strichlein davor. Schnell, und sobald ich's gesehn,
Schlang sie Kreise durch Kreise, die Lettern und Ziffern zu
Löschen;
Aber die köstliche Vier blieb mir ins Auge geprägt.

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Stumm war ich sizen geblieben und biß die glühende Lippe
Halb aus Schalkheit und Lust, halb aus Begierde mir wund.
Erst noch so lange bis Nacht! Dann noch vier Stunden zu
warten!

Hohe Sonne, du weilst und du beschauest dein Rom!

325 Größeres sahest du nichts und wirst nichts Größeres sehen,
Wie es dein Priester Horaz in der Entzückung versprach.
Aber heute verweile mir nicht und wende die Blicke
Von dem Siebengebirg früher und williger ab!
Einem Dichter zu Liebe verkürze die herrlichen Stunden,
Die mit begierigem Blick selig der Maler genießt;
Glühend blicke noch schnell zu diesen hohen Façaden,
Kuppeln und Säulen zulezt und Obelisken herauf;
Stürze dich eilig ins Meer, um morgen früher zu sehen,
Was Jahrhunderte schon göttliche Lust dir gewährt:
335 Diese feuchten, mit Rohr so lange bewachs'nen Gestade,

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Diese mit Bäumen und Busch düster beschatteten Höhn.
Wenig Hütten zeigten sie erst; dann sahst du auf einmal
Sie vom wimmelnden Volk glücklicher Räuber belebt.
Alles schleppten sie drauf an diese Stätte zusammen,

Kaum war das übrige Rund deiner Betrachtung noch werth.
Sahst eine Welt hier entstehn, sahst dann eine Welt hier in
Trümmern,

Aus den Trümmern aufs neu' fast eine größere Welt! Daß ich diese noch lange, von dir beleuchtet, erblicke, Spinne die Parze mir klug langsam den Faden herab; 345 Aber sie eile herbei, die schön bezeichnete Stunde!

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Glücklich! Hör' ich sie schon? Nein; doch ich höre schon drei. So, ihr lieben Musen, betrogt ihr wieder die Länge

Dieser Weile, die mich von der Geliebten getrennt.

Lebet wohl! Nun eil' ich und fürcht' euch nicht zu beleid'gen;
Denn ihr Stolzen, ihr gebt Amorn doch immer den Rang.

16.

„Warum bist du, Geliebter, nicht heute zur Vigne gekommen?
Einsam, wie ich versprach, wartet' ich oben auf dich."

Beste, schon war ich hinein; da sah ich zum Glücke den Oheim
Neben den Stöcken, bemüht, hin sich und her sich zu drehn.

355 Schleichend eilt' ich hinaus. ,, welch ein Irrthum ergriff

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--

dich!

Eine Scheuche nur war's, was dich vertrieb! Die Gestalt
Flickten wir emsig zusammen aus alten Kleidern und Rohren;
Emsig half ich daran, selbst mir zu schaden bemüht.
Nun, des Alten Wunsch ist erfüllt; den lofesten Vogel
Scheucht' er heute, der ihm Gärtchen und Nichte bestiehlt."

17.

Manche Töne find mir Verdruß, doch bleibet am meisten
Hundegebell mir verhaßt; kläffend zerreißt es mein Ohr.
Einen Hund nur hör' ich sehr oft mit frohem Behagen
Bellend kläffen, den Hund, den sich der Nachbar erzog;
365 Denn er bellte mir einst mein Mädchen an, da sie sich heimlich
Zu mir stahl, und verrieth unser Geheimniß beinah.

Jezo, hör' ich ihn bellen, so dent' ich nur immer: fie kommt wohl!
Oder ich denke der Zeit, da die Erwartete kam.

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18.

Eines ist mir verdrießlich vor allen Dingen, ein andres
Bleibt mir abscheulich, empört jegliche Faser in mir,
Nur der bloße Gedanke. Ich will es euch, Freunde, gestehen:
Gar verdrießlich ist mir einsam das Lager zu Nacht;
Aber ganz abscheulich ist's, auf dem Wege der Liebe

Schlangen zu fürchten und Gift unter den Rosen der Lust,
375 Wenn im schönsten Moment der hin sich gebenden Freude
Deinem sinkenden Haupt lispelnde Sorge sich naht.
Darum macht Faustine mein Glück; sie theilet das Lager
Gerne mit mir und bewahrt Treue dem Treuen genau.
Reizendes Hinderniß will die rasche Jugend; ich liebe,
Mich des versicherten Guts lange bequem zu erfreun.
Welche Seligkeit ist's! Wir wechseln sichere Küsse,

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Athem und Leben getrost saugen und flößen wir ein.
So erfreuen wir uns der langen Nächte, wir lauschen,

Busen an Busen gedrängt, Stürmen und Regen und Guß. 385 Und so dämmert der Morgen heran; es bringen die Stunden Neue Blumen herbei, schmücken uns festlich den Tag.

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