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Goethe, 1.

VI.

Epistelu

Gerne hätt' ich fortgeschrieben,
Aber es ist liegen blieben.

14

1.

Jezt, da jeglicher liest und viele Leser das Buch nur
Ungeduldig durchblättern und, selbst die Feder ergreifend,
Auf das Büchlein ein Buch mit seltner Fertigkeit pfropfen,
Soll auch ich, du willst es, mein Freund, dir über das Schreiben
5 Schreibend, die Menge vermehren und meine Meinung verkünden,
Daß auch andere wieder darüber meinen, und immer

So ins unendliche fort die schwankende Woge sich wälze.
Doch so fähret der Fischer dem hohen Meer zu, sobald ihm

Günstig der Wind und der Morgen erscheint; er treibt sein Gewerbe, 10 Wenn auch hundert Gesellen die blinkende Fläche durchkreuzen.

Edler Freund, du wünschest das Wohl des Menschengeschlechtes, Unserer Deutschen besonders und ganz vorzüglich des nächsten Bürgers und fürchtest die Folgen gefährlicher Bücher; wir haben Leider oft sie gesehen. Was sollte man, oder was könnten 15 Biedere Männer vereint, was könnten die Herrscher bewirken? Ernst und wichtig erscheint mir die Frage; doch trifft sie mich eben In vergnüglicher Stimmung. Im warmen, heiteren Wetter Glänzet fruchtbar die Gegend, mir bringen liebliche Lüfte Über die wallende Fluth süß duftende Kühlung herüber, 20 Und dem Heitern erscheint die Welt auch heiter, und ferne Schwebt die Sorge mir nur in leichten Wölkchen vorüber.

Was mein leichter Griffel entwirft, ist leicht zu verlöschen, Und viel tiefer präget sich nicht der Eindruck der Lettern, Die, so sagt man, der Ewigkeit trogen. Freilich an viele 25 Spricht die gedruckte Kolumne; doch bald, wie jeder sein Antlig, Das er im Spiegel gesehen, vergißt, die behaglichen Züge, So vergißt er das Wort, wenn auch von Erze gestempelt.

Reden schwanken so leicht herüber, hinüber, wenn viele Sprechen und jeder nur sich im eigenen Worte, sogar auch 30 Nur sich selbst im Worte vernimmt, das der andere sagte.

Mit den Büchern ist. es nicht anders. Liest doch nur jeder Aus dem Buch sich heraus, und ist er gewaltig, so liest er In das Buch sich hinein, amalgamirt sich das Fremde. Ganz vergebens strebst du daher, durch Schriften des Menschen 35 Schon entschiedenen Hang und seine Neigung zu wenden; Aber bestärken kannst du ihn wohl in seiner Gesinnung Oder, wär' er noch neu, in dieses ihn tauchen und jenes.

Sag' ich, wie ich es denke, so scheint durchaus mir, es bildet Nur das Leben den Mann, und wenig bedeuten die Worte. 40 Denn zwar hören wir gern, was unsre Meinung bestätigt, Aber das Hören bestimmt nicht die Meinung; was uns zuwider Wäre, glaubten wir wohl dem künstlichen Redner; doch eilet Unser befreites Gemüth, gewohnte Bahnen zu suchen. Sollen wir freudig horchen und willig gehorchen, so mußt du 45 Schmeicheln. Sprichst du zum Volke, zu Fürsten und Königen,

allen

Magst du Geschichten erzählen, worin als wirklich erscheinet,
Was sie wünschen und was sie selber zu leben begehrten.

Wäre Homer von allen gehört, von allen gelesen,

Schmeichelt er nicht dem Geiste sich ein, es sei auch der Hörer 50 Wer er sei? Und klinget nicht immer im hohen Palaste,

In des Königes Zelt, die Ilias herrlich dem Helden? Hört nicht aber dagegen Ulyssens wandernde Klugheit Auf dem Markte sich besser, da wo sich der Bürger versammelt? Dort sieht jeglicher Held in Helm und Harnisch, es sieht hier 55 Sich der Bettler sogar in seinen Lumpen veredelt.

Also hört' ich einmal am wohlgepflasterten Ufer

Jener neptunischen Stadt, allwo man geflügelte Löwen Göttlich verehrt, ein Märchen erzählen. Im Kreise geschlossen Drängte das horchende Volk sich um den zerlumpten Rhapsoden. 60 Einst, so sprach er, verschlug mich der Sturm ans Ufer der Insel, Die Utopien heißt. Ich weiß nicht, ob sie ein andrer

Dieser Gesellschaft jemals betrat; sie lieget im Meere

Links von Herkules' Säulen. Ich ward gar freundlich empfangen; In ein Gasthaus führte man mich, woselbst ich das beste 65 Essen und Trinken fand und weiches Lager und Pflege.

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