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An den Mond (S. 62 u. 63).

Verglichen ist Herder's Kopie der ersten Gestalt (mit vorstehender Überschrift).

Erster Druck: 1789, Schriften VIII, 153 u. 154, in jeßiger Gestalt, nach dem vorigen Gedicht und vor der Ballade „Der Fischer"; an jeßiger Stelle seit 4.

Die erste Fassung in den Briefen
Beilage des Briefs vom 19. Januar
Frhr. S. von Seckendorff, lautet:

Füllest wieder 's liebe Thal
Still mit Nebelglanz,
Löfest endlich auch einmal
Meine Seele ganz.

5 Breitest über mein Gefild
Lindernd deinen Blick,
Wie der Liebsten Auge mild
über mein Geschick.

Das du so beweglich kennst

10 Dieses Herz im Brand,

Haltet ihr wie ein Gespenst

An den Fluß gebannt.

an Frau v. Stein (I. 155 u. 156), 1778, zugleich mit der Musik von

Wenn in öder Winternacht
Er vom Tode schwillt,
15 Und bei Frühlings Lebenspracht
An den Knospen quillt.

Selig, wer sich vor der Welt
Ohne Haß verschließt,
Einen Mann am Busen hält
20 Und mit dem genießt,

Was dem Menschen unbewußt
Oder wohl veracht,

Durch das Labyrinth der Brust
Wandelt in der Nacht.

Varianten der Herder'schen Kopie: V. 10 in; V. 11 liest Suphan: Hallet; es möchte aber ein undeutliches Haltet sein; im V. 16 Er um Knospen quillt (f. Zeitschr. f. d. Philologie 1876, VII. 216).

Das Gedicht ward von der Empfängerin dem Briefe vom 19. Januar 1778, wie es scheint, wegen des Inhalts beigelegt, der vom Tode der kurz vorher in der Ilm ertrunkenen Christiane v. Laßberg handelt; als zugleich überschickt kann man es nicht annehmen, schon da die Zusendung an Seckendorff, dessen musikalische Arbeit und deren Mittheilung an den Dichter einige Zeit verlangten. Gleichwohl ist das Jahr 1778 als Geburtsjahr nicht abzuweisen, so wenig wie die Annahme, daß jener Tod in dem Liede (Strophe 4) eine Spur hinterlassen. Das Kolorit des Gedichts ist aber nicht winterlich; V. 13 u. 14 enthalten einen Rückblick auf die vergangne Jahreszeit, V. 15 u. 16 den Ausdruck der gegenwärtigen, des Lebens im Gegen= satz zum Tode; das Gedicht fiele danach in den Frühling 1778. Die zweite Fassung schließt, durch Einschaltung des Busch in V. 1 die winterliche Natur noch bestimmter aus. Die individuellen und örtlichen Züge der ersten Fassung sind auch jezt nicht ganz verwischt.

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Busch und Thal, mein Gefild, bezeichnen die Gegend an der Jlm, welche Goethe's Gartenhaus beherrschte, die Ilm der Fluß V. 13 u 21, auch der Freund (V. 7 u. 31) ist schon im Manne V. 19 der ersten Gestalt gegeben. Dem Freunde sollte die Liebste des frühern V. 7 weichen und die Erinnerung an diese im jezigen V. 16 in Schmerz um „verrauschte Treue“ umschlagen. Zurücktritt jezt die dämonischgespenstische und Tod bringende Gewalt des Wassers (frühere St. 3 u. 4), selbständig behandelt in der Ballade „Der Fischer"; der Vergleich der Magie des aus dem Flusse widerscheinenden Mondes mit dem Zauber der Geliebten in Strophe 3 war in Strophe 4 fortgeführt: es ist der Abglanz der Sterne des Himmels" in dem angeführten Briefe und in V. 17-20 jener Ballade. Dies hat die neue Fassung, aus dem Jahre 1786 (Dünger's Komm., II. 158) nach zwei Richtungen geändert: der Freund ist auch V. 7 eingetreten und der bald zer= störende, bald Leben spendende Fluß als poetischer Genosse, Vertrauter oder spiritus familiaris des Dichters begrüßt. Der Mond aber beherrscht das ganze Gedicht, das Thal, der Fluß empfangen Glanz und Leben nur von ihm, ihr Preis im Gedichte gilt auch ihm, und die Nacht V. 36 ist eine Mondnacht. Die Einheit des Gedichts wäre verlegt, sollte mit C. Rösler (Grenzboten 1879, III. 157-163) in dem Freunde V. 31 in übertragenem Sinne der Melodien flüsternde Fluß verstanden werden. Wir finden hier eine menschliche Beziehung; konkret kann nur der in dem folgenden Gedicht „Einschränkung" ge= nannte Freund gemeint sein. Schöll's Ansicht von der Vollendung, welche dem Liede, abgesehn von der Abschwächung in V. 34, bei der Umarbeitung durch den „reinsten und stetigsten Empfindungsgang" zu Theil geworden, wird wohl allgemein beigepflichtet; panegyrisch, aber wahr drückt E. Eckstein sich aus (Glück und Erkenntniß 1880): „Hätte Goethe nie etwas Anderes geschrieben als obiges Lied, er wäre doch ein größerer Künstler als alle französischen Dramatiker von Corneille bis auf die Sardou und Dumas.“

Im Einzelnen: V. 3 lösen (Grimm's Wrbch. 6 f.), wie Paul Gerhard: „er wird dein Herze lösen von der so schweren Last“ und Schiller (Maria Stuart 3, 4) absolut: „löst mir das Herz, daß ich das eure rühre". V. 5 mein Gefild, wie mein ganz Revier im Briefe an Frau v. Stein vom 2. Januar 1779 (Dünger). Von V. 29 u. 30 sagt B. Auerbach: „Dies Dichterwort ward in Spinoza wirkliche Erfüllung" (Spinoza's sämmtl. Werke, 2. A. I, p. XLI); ich seße hinzu: und ebenso bei Goethe selbst, der gelernt hatte, die Welt zu kennen

und nicht zu verachten". Zu V. 31 flgd. wird als Parallele angeführt Cronegk's Gedicht an Uz (V. 23 u. 24): „Wenn ich in dir [in der Einsamkeit] mich vor der Welt verschließe, So leb' ich dann der Freundschaft nur allein" (Imelmann, Symb. Joach., I. 151). Geibel zeigt den Einfluß des Schlusses in Strophe 2 seiner „Nacht am Meer“: , was in solcher stillen Nacht Durch eine Menschenseele zieht, Bei Tag hat's Keiner noch gedacht,

Und spricht es aus kein irdisch Lied.

Schon 1808 (S. 632) konnte die Allg. Musikalische Zeitung bei Besprechung der Musik zu unserm Gedicht von A. Harder bemerken: „es sei vielleicht von jedem deutschen Liederkomponisten gesetzt", mit dem Hinzufügen: „Reichardt und Zumsteeg waren nicht glücklich damit." Am glücklichsten war Fr. Schubert (das Gedicht abgetheilt zu 3 Strophen von je 8 Versen, mit Weglassung der Strophen 5-7; Nachlaß, 47). Von Neueren nennen wir M. Hauptmann (op. 22, Nr. 5), Karl Rheinthaler und H. Ulrich (op. 8, 1863).

Einschränkung (S. 64).

Verglichen ist die Handschrift des ursprünglichen Gedichts: Dem Schicksaal, in der Hirzel'schen Sammlung (S. 185 des Katalogs) und Herder's Kopie, ohne Überschrift, doch mit dem Datum: Stüßerbach 3. August 76 auf dem Schloßberge.

Erfter Druck: 1789 Schriften VIII, 159 in jeßiger Gestalt, vor der Ballade „Erlkönig"; an jeßiger Stelle feit 4.

In der ursprünglichen Fassung an Lavater 1776 gesandt mit den Worten: Hier ein paar Zeilen reinen Gefühls auf dem Thüringer Walde, geschrieben den 3. August Morgens unter dem Zeichnen (J. Goethe, III. 143):

Dem Schicksaal.

Was weis ich, was mir hier gefällt
In dieser engen kleinen Welt
Mit leisem Zauberband mich hält!
Mein Karl und ich vergessen hier

5 Wie seltsam uns ein tiefes Schicksal leitet
Und ach, ich fühl's, im Stillen werden wir
Zu neuen Scenen vorbereitet.

Du hast uns lieb, du gabst uns dies Gefühl:
Daß ohne dich wir nur vergebens sinnen,

10 Durch Ungeduld und glaubenleer Gewühl
Voreilig dir niemals was abgewinnen.

Du hast für uns das rechte Maas getroffen
In reine Dumpfheit uns gehüllt,

Daß wir, von Lebenskrafft erfüllt,

15 In holder Gegenwart der lieben Zukunft hoffen.

Der Name des Herzogs V. 4, nur Lavater mitgetheilt, war für die übrige Welt früh Geheimniß; denn Herder's Abschrift liest schon: mein Freund und ich".

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Auch nach Goethe's Tagebuch (Keil, Vor hundert Jahren, I. 76) zu Stüberbach in der Nähe von Ilmenau an dem genannten Tage ge= dichtet: Früh auf dem Schloßberg gezeichnet. Gesang des dumpfen Lebens. Der Herzog auf der Jagd."

Die Beziehung auf diesen ist in der Umbildung des „Gesangs" für die Ausgabe von 1789 völlig getilgt; die erste Stufe des Verhältnisses beider war in ihm ausgeprägt, wie die ferneren in dem Gedichte „Ilmenau" (Thl. II), dem Venetianischen Epigramm Nr. 35 und die legten in den Gedichten zum 3. September 1825. Als ursprüngliches Schicksalslied ein Seitenstück zu dem Gedicht „Seefahrt" (Thl. II) aus dem folgenden Monat. Das Schicksal hier vom ruhigen und engen Hafen wie dort von der hohen See aus empfunden, daher die Überschrift Einschränkung. Dem entspricht V. 9 eingehüllt, vom Enospenartigen Zustande, wie eingelullt, „in reine Dumpfheit gehüllt“ (V. 13 der 1. Fassung), und im Gedicht „Ilmenau“ der Gegensatz, das Enthüllen (kein liebevolles Wort kann seinen Geist enthüllen). Dumpfheit bedeutet in der Sprache jener Zeit einen träumerischen, mehr aus Instinkt als bewußt hervorbringenden Zustand der Seele, den „dunkeln Drang" des Faust (Prolog, V. 86). Beispiele bei Grimm (Wrbch., II. 1526). So Goethe an Merck den 18. März 1778: „Auch mach' ich manches in der Dumpfheit, das wohl das Beste ist" und im Stoßseufzer" (THI. II, Epigrammatisch). Wieland war das Wort ebenso geläufig.

Von Reichardt (2. Fassung) in Musik gesezt.

Hoffnung (S. 64).

Verglichen ist Herder's Kopie mit der Überschrift: An mein Glück und den Varianten: V. 3 u. 4: Sei ein Bild der Garten hier.

Pflanzt' ich ahnungsvolle Träume;

V. 6 Geben einst noch Schatten mir.

Erster Druck: 1789 Schriften VIII, 160, in jeßiger Fassung und an jeßiger Stelle.

Dem Glück gewidmet, der άyadã rúyn nach des Dichters Tagebuch vom 25. Dezember 1776. Während der Zeit der ersten Anpflanzungen in seinem Garten (V. 3 der ersten Lesart) entstanden, frühestens im November 1776, wo er dort Linden pflanzte (Tagebuch). Auch im Briefe an Frau v. Stein vom 7. Nov. 1777 nennt der Dichter junggepflanzte Linden „Stangen“ (zu V. 5). Vergl. an Merck den 5. August 1778: „Bäume pflanz' ich jezt, wie die Kinder Israel Steine legten zum Zeugniß"; an seine Mutter den 11. August 1781, daß die "gepflanzten Bäume anfangen zu wachsen", weshalb er sich durch Davongehen nicht um Schatten, Früchte und Ernte" bringen wolle. Immer die Pflanzung als Symbol des „Tagwerks" (V. 1), der in Weimar übernommenen Pflichten. Glücklich verweist Suphan (Zeitschr. f. d. Philol., VII. 218 fg.) auf die Verse vom 16. Dezember 1780: „Sag' ich's euch, geliebte Bäume, die ich ahudevoll gepflanzt"; auch hier ruft der Dichter: Bringet Schatten, traget Früchte!" Die Erfüllung, am Schlusse des Lebens, in den Worten an Knebel vom 14. Nov. 1827, daß seine Helena ihm „ebenso wunderbar vorkomme, als daß die hohen Bäume in meinem Garten am Stern zu einer Höhe herangewachsen sind, daß ein Wirkliches, welches man selbst verursacht, als ein Wunderbares, Unglaubliches, nicht zu Erlebendes erscheint“. Dünger freilich hält nach Auffindung der ursprünglichen Lesart der Strophe fest an der innerlich unmöglichen Entstehung auf der Schweizerreise im Juni 1775 (Komm. zu Dichtung u. Wahrh. 1881, I. 108).

Sorge (S. 64).

Erster Druck: 1789 Schriften VIII, 160, nach dem vorigen Gedicht, aber vor Muth" (oben S. 43), in 4 vor Stoßseufzer" (Thl. II, Epigr.); seit 5 an jeßiger Stelle.

Auch diese Verse, im engen Anschluß an beide vorigen Gedichte, ein Stoßfeufzer aus der ersten Weimarischen Zeit. Schöll und Viehoff nehmen das Jahr 1777 an. Die erste Überschrift der vorigen Strophe kehrt in V. 4, der Fluchtgedanke aus „Rastlose Liebe“ (oben S. 53) in V. 5 wieder.

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