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Eigenthum (S. 65).

Erster Druck: 1815 Werke I, 104 und Gedichte I, 67, an jeßiger Stelle.

Umbildung eines Wortes von Beaumarchais (p. 73 der Addition au Supplément du Mémoire à consulter, Paris 4o. 1774; von Dünger Komm. II, 165 nachgewiesen), eines Trostes in Fährnissen: „Assuré que rien ne m'appartient véritablement au monde que la pensée que je forme et le moment où j'en jouis," in J. G. Jacobi's Übertragung (Wieland's Merkur, August 1774, VII. 161): „Weiß ich nicht, daß nichts mir wirklich auf dieser Welt gehört als der Gedanke, den meine Seele hervorbringt, und der Augenblick, dessen ich genieße." Beaumarchais sagt: „und der Augenblick, wo ich seiner [d. h. des Gedankens] genieße", wo ich seiner inne werde, wo ich ihn denke. Ein unausgesprochener Hinweis auf Descartes und sein cogito, ergo sum, oder wortgetreu: ich bin, ich bestehe. Wie lange aber? Offenbar so lange, als ich denke" (Meditationes de prima philosophia II, 1641). Grade Jacobi's Mißverständniß zog Goethe an; dem Gedanken war das wahrhaft Erlebte, ganz im Sinne der neuern Philosophie, beigesellt. In dem, was wir unmittelbar erleben, zeigt sich nach Loße der volle Inhalt unsers Ich, der wechselnde Zustand unsers eignen Wesens: Beaumarchais ein ganz fremder, dem Dichter ein wesentlicher Befih (siehe Sprüche i. Pr., Nr. 1037 und 1038). Bedeutungsvoll citirt Goethe im Briefe an Graf Reinhard vom 27. Februar 1825 den Spruch als Motto seiner gesammten Werke: diese Summe seines Gedachten und seines Erlebten war eben sein „Eigenthum". Bei den Vorarbeiten seiner Lebensbeschreibung muß ihm Jacobi's Übertragung des französischen Memoires wieder in die Hände gefallen und dabei obige Stelle entgegengetreten sein. Denn sein Spruch erscheint zuerst in jener Zeit, als Stammbuchvers vom 28. Dez. 1813 (Frhr. v. Biedermann's Goethe und Leipzig, II. 291), dann im Februar 1814 in der Korrespondenz mit Zelter (II. 99), welcher damals den Spruch dreistimmig, wohl als Kanon, sezte.

An Lina (S. 65).

Erster Druck: 1800, Neue Schriften VII, 8, zwischen den Gedichten „Musensohn“ und „An die Erwählte"; als Schluß der Lieder seit 4.

Die ursprünglich Angesungne, die genaue Zeit und der Anlaß der Entstehung sind nicht ermittelt. Doch wird das Gedicht in die Jahre unmittelbar vor dem ersten Drucke fallen, wo Goethische Lieder

in Reichardt's Melodien nach dem Klavier oder der Guitarre ge= sungen zu werden anfingen. Corona Schröter, welche selbst Goethische und Schiller'sche Lieder gesezt hat, sang solche seit früher Zeit noch bis 1801, sowie später Minna Herzlieb theils allein, theils zweistimmig mit Frau Frommann. In Jena ging der Impuls seit 1796 besonders von Gries aus, wo um dieselbe Zeit Frau Hufeland und ihre Schwester, Lotte Wiedemann, Goethe's Liedern Stimme liehen. Obiges Gedicht kennt nicht das übliche Singen nach einer vorgeschriebnen, in Noten gefaßten Melodie, nimmt vielmehr, echt poetisch, eine unmittelbare musikalische Eingebung der Singenden an, wie Orpheus, wie Arion sangen. Das Buch V. 6 ist Goethe's Buch, nicht ein Notenheft. Die Forderung V. 7 steht auf dem Boden der neuen, nach - Leffing'schen Auffassung der Lyrik. Klopstock verlangte nur das Sprechen statt des Lesens (Epigr. Nr. 58): „Lafet es nur, saht also, weil ihr es nicht sprachet, durch einen Flor ein Gemälde“, Herder dagegen schon das Singen (An Merck, 28. Okt. 1770): „Horchen Sie nur auf Ton und nicht auf Worte: Sie müssen nur singen, nicht lesen" (f. Gervinus' Lit.-Gesch., IV. 431). Diese Forderung stellt Goethe's ganze Dichtung, fie will finnlichen Laut gewinnen, sie will tönen, und nach ihm die neuere Lyrik überhaupt. Glücklich traf sie zusammen mit dem hohen Aufschwunge der deutschen Musik. So schrieb auch F. Mendelssohn 1830 feiner Schülerin Josephine Lang in ein Exemplar von Goethe's Gedichten: „Nur nicht lesen, immer singen, und das ganze Buch ist dein", und Holtei's Deutsche Lieder" (Nr. 1) bitten: „Nur leset uns nicht, wie man Bücher liest, nein, singt uns!"

Eine Übertragung ins Italiänische erschien 1819 (von S. B.; Berliner Spener'sche Zeitung, Nr. 78) und Kompositionen für eine Singstimme von Tomaschek (op. 58) und 1850 von H. Wichmann (op. 13).

II. Gesellige Lieder (S. 67—96).

Diese Rubrik zuerst in der Ausgabe 1815 (Werke I, 107-160), auf der Grundlage des Taschenbuchs von 1804 (S. 87).

Der Vorspruch S. 67 auch seit 1815.

Sum neuen Jahr (S. 69 u. 70).

Verglichen ist die Abschrift des Gedichts in dem Album der Frau Zelter, später in der Friedländer'schen Autographensammlung.

Erster Druck: Taschenbuch auf 1804 (S. 91–93): Zum neuen Jahr 1802 (V. 11 vom). 1815 Werke I, 109 und 110 und Gedichte I,

71 u. 72, an jeßiger Stelle, mit Weglassung der Jahreszahl in der Überschrift.

Veranlaßt durch ein am Sylvesterabend 1801 bei Goethe ge= feiertes Kränzchen" (Briefw. mit Schiller, Nr. 826-828), erwähnt von Goethe XXVII, 1, 76, 1. Aufl. (f. d. nächste Anm.). Die Leiden (V. 11) beziehn sich auf einen Anfall von Krankheit, der Schiller vom Kränzchen fern gehalten, und auf die am Orte grassirenden Masern (Schiller an Körner am 10. Dez. 1801). In den Verbundnen (V. 19) klingt das Kränzchen an, wie auch im Taschenbuch dem Gedicht das Stiftungslied" unmittelbar voranging. Ähnlich war das Alte und Neue ein Jahr vorher in „Paläophron und Neoterpe" (XI, 1, 21, 1. Aufl.) behandelt; die Verse 23 und 24 und Strophe 5 erläutert des Dichters späteres Wort: „Es gibt kein Vergangnes, das man zurücksehnen dürfte, es gibt nur ein ewig Neues, das sich aus den erweiterten Elementen des Vergangnen gestaltet" (Unterh. mit Müller, S. 72). Das Bild der „deckenden Falten" V. 34 von einem Schleier, einem Vorhang im Freimaurersinne (vergl. das Logengedicht Symbolum"). V. 39 u. 40 haben in den Originaldrucken kein Sazzeichen, bei Dünger und Strehlke ein Komma nach „Sehet“. In der letzten Strophe das Bild von Gesellschaftstänzen genommen (z. B. der Polonaise und der Figur der Chaine). Beugung V. 46 curvatio, Krümmung, horizontale Biegung, nicht inclinatio, wie Arnim (Kronenwächter, I. 4; s. Grimm's Wbch., I. 1745) von der „Beugung des Wegs". Wirrende Beugung = Labyrinth. Schiller warnte bei derartigen Gedichten vor „dem Ton der Freimaurerlieder" (An Goethe, Nr. 903, und an Körner den 18. Febr. 1802).

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Stiftungslied (S. 70 u. 71).

Verglichen ist die Abschrift in dem vorgedachten Zelter'schen Album (V. 20: frische; V. 25: fehlt und fehlet sehr).

Erster Druck: Taschenbuch auf 1804, S. 89 u. 90, dann 1815 Werke I, 111 u. 112 und Gedichte I, 72 u. 73.

Varianten des ersten Drucks: V. 5 Kellerin; die Form Keller Kellner auch

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in den „Mitschuldigen“ von 1769; V. 14 zusamm', wie in V. 19 der Ballade Wirkung in die Ferne".

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Gedichtet zum 11. November 1801, dem Tage nach Schiller's Geburtstage als zum zweiten Feiertage" (Briefw., Nr. 820), an welchem Goethe eine Anzahl harmonirender Freunde zu einem Klub oder Kränzchen vereinigt hatte, das alle vierzehn Tage zusammenkommt und soupirt" (Schiller an Körner den 16. Nov. 1801). Die Namen der sieben Paare s. in Biedermann's Anmerkungen zu XXVII, S. 410, 1. Aufl. Goethe selbst sagt hier (S. 76): „Im Stiftungsliede konnten sich die Glieder der Gesellschaft als unter leichte Masken verhüllt gar wohl erkennen." Versteckte Anspielungen auf die erst nachträglich beim Mahle gewählten Paare lassen sich jetzt nur noch ahnen. Goethe nahm, besonders für die ersten drei Paare, volksthümliche Figuren, um das Ganze auf einen naiven epischen Ton zu stimmen. Der Oberkammerherrin, den Hofdamen, den Hofräthinnen des Vereines gab der Dichter, um sie nur einigermaßen für die Poesie möglich zu machen, Verrichtungen einer primitiven Welt und der Homerischen Gedichte. Unter fie vertheilte er Keller, Küche und Garten ganz ebenso wie früher in der zweiten Epistel (oben S. 214) unter Die Töchter im Hause". Vergl. auch Knapp und Kellnerin im gleichzeitigen Bergschloß“ (oben S. 58 ff.). Schiller, nach seiner Natur, scheint von diesem poetischen Realismus, der auch seine Frau betraf, wenig erbaut gewesen zu sein; wenigstens möchte sich seine Äußerung an Körner (v. 18. Febr. 1802): „So hat Goethe selbst einige platte Sachen bei dieser Gelegenheit ausgehn lassen", grade auf obiges Lied beziehn. - Die heilige Doppelzahl am Schlusse ist die Zahl sieben (Planeten, Tage, Könige, Weise, Thore u. s. w.) verdoppelt, nicht die Zahl zwei versiebenfacht nach Porchat: le saint nombre deux (Oeuvres de Goethe, I. 42).

Eine Komposition des Liedes in Zelter's Entwürfen.

Frühlingsorakel (S. 71 u. 72).

Verglichen ist die Abschrift im Album der Frau Zelter, wo das Gedicht die erste Stelle hat (darin stets: Kuku; V. 8: Jmmer weiter Kukuku! V. 13: fehlt denn, wie auch in 5, wiederhergestellt in 6; V. 14: „wie lang man“; V. 15: Eins, Kuku! Zwey Kuku! V. 23: Nun Kuku! nun Kuku! V. 24: Kuku kuku Kukuku! V. 28: auch st. wohl; V. 30: am längsten).

Erster Druck: Taschenbuch auf 1804, S. 150–152 (V. 14: Sage; V. 28:

lange, beides geändert in 4), zugleich 1804 in Ehlers' Gesängen S. 64; an jeßiger Stelle seit 5.

Das Gedicht scheint im Frühling 1801 oder 1802 entstanden zu sein, nach Dünger in letterem; s. Brief an Schiller v. 4. Mai 1802 (Nr. 852): Einiges Lyrische hat sich wieder eingefunden", und „daß die Gegend [um Jena] in dieser Blüthenzeit außerordentlich schön jei".

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Das uralte Weissagen der Vögel benutzt zum Frage- und Antwort= spiel zweier Liebenden. Der Kucuk ist vor und neben der Nachtigall Bote des Frühlings. „Der Kuckuk wie die Nachtigall, Sie möchten den Frühling fesseln" (Goethe's Chines.-deutsche Tages- und Jahreszeiten, Nr. 6). Daher der Kuckuk schlechthin: Maivogel. Vergl. in Lehmann's Florilegium v. J. 1642 unter Volgen, Nr. 13: Der Guckguc eifert mit der Nachtigall, und den Schluß von Shakespeare's Verlorner Liebesmüh (Love's labour's lost), wo der Kuckuk den Frühling be= gleitet: „des Kuckuks Ruf im Baum erklingt". In Deutschland gilt er nicht als Hahnreiruf, sondern als Prophezeiung von der LebensSauer. „Der Gugger cha dier prophizeie, Wie gly du stirbschst“ (Berner Lied bei Firmenich, II. 582). Ebenso in allen Heirathssachen (f. Grimm, Mythologie S. 640 u. 723; Uhland's Schriften 3, 23 flg. Mannhardt, Zeitschr. f. Mythol. 3, 212 flg. u. 255 flg. und Grimm's Wrbch., Kucuk, II. 1. und 3, e.). In unserm Liede ist die Form französisch, eine französische Quelle aber nicht bekannt. Die Papagenos V. 20 aus Mozart's Zauberflöte. -Das Kucuksrufen schon in einem Liede von Laurentius Lemlin, aus der 1. Hälfte des 16. Jahrhdrts., musikalisch benutzt wie im unsrigen in Beethoven's Pastoralsymphonie. Für Sopran und Tenor gesezt von H. Truhn (op. 10).

Die glücklichen Gatten (S. 72–75).

Erster Druck: Taschenbuch auf 1804 S. 125-129 (unmittelbar nach Bergschloß, oben S. 58); an jeßiger Stelle seit 5. In Kunst und Alterthum II, 3, S. 24-29, 1820 wiederholt u. d. T. „Für's Leben“ und danach in der Ausg. letter Hand III, 40-43 (8o).

Varianten: V. 5 u. 6 im 1. Druck, 4, 5 und 6 Bd. I:

Nur in der blauen Trübe [im Sinne der Goethischen Farbenlehre.]
Verliert sich fern der Blick.

Druck 1820 und 6 Bd. III:

Bis in die blaue Trübe

Verliert sich unser Blick.

Die lettre Fassung, als die spätre, von uns beibehalten. V. 27
Komma nach Busch, V. 28 nach Gemäuer, im 1. Druck; beide

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