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Gedicht erscheint als „die beste Nachahmung der alten Goliardenlieder" (Lahrer Liederb. S. 227). Es wiederholt das Hauptmotiv des Erzpoeten zur scherzhaften Einkleidung derb weltlustiger Gedanken (W. Scherer, Gesch. d. D. Litt., S. 77), indem es die allgemeine Beichte parodirt, wie Goethe solche im siebenten Buche von Dichtung und Wahrheit" beschreibt. V. 16 u. 17 nach Art des Hafis (bei Hammer, I. 208): „Geh, verkünde den Trinkenden, daß Hafis Über Enthaltsamkeit Buße gethan."

V. 23 u. 36 der Philister, philistus der Bibel, seit dem 17. Jahrhundert Studenten-Ausdruck (Naturgesch. d. Deutschen Studenten von Plinius dem Jüngsten [D. L. B. Wolff]. 1842, S. 61). V. 26-28 Schiller an Goethe Nr. 834: „Das kann man sich gefallen lassen, da man so oft wegen des wahrhaft Lobenswürdigen gescholten wird." An der herzoglichen Tafel pflegten damals Goethe, Herder, Wieland meist Schweigen zu beobachten und Hofleuten das große Wort zu lassen. Mit Strophe 5 schloß Carlyle die Anzeige von Goethe's Tod: „Möchte ein Jeder leben, wie er es gebot: nicht bequem im Halben und Scheinenden, sondern resolut im Ganzen, Guten und Wahren“ (Monthly Magazine, June 1832). V. 37 schnippen von mhd. snipp Schnippchen schlagen; schnuppen = pußen. Zu V. 41 u. 42 zu vergleichen in Goethe's Ungleichen Hausgenossen (Bd. IX. 259, 1. Ausg.): „Und leichte Lust zu saugen, War jede Lippe lieb", und im Breslauer Burschenliede von 1821: Brüder, zu den festlichen Gelagen" der Vers: Honig laßt uns von den Lippen saugen."

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Schon 1806 in Musik gesezt von Scheibler und Fr. Göhloff, dann von Zelter (Einer und Chor).

Zwei Kophtische Lieder. (S. 81).
Nr. 1.

Erster Druck: Schiller's Musenalmanach auf 1796, S. 88, mit dem folgenden verbunden als: Kophtische Lieder 1 und 2 (V. 7 gebührt);

in den Neuen Schriften VII, 20 beide gesondert unter den jeßigen Überschriften.

Nach Goethe's Annalen von 1789 (Bd. XXVII, 1, S. 8, 1. Ausg.) hatte Reichardt beide Gedichte als „Baß-Arien" aus Goethe's Oper „Der Großkophta" in Musik gesezt. Bei der Verwandlung derselben in ein prosaisches Lustspiel (Bd. X) find den Personen genau entsprechende Worte nicht zugetheilt, wohl aber dem Grafen und dem Domherrn

ähnliche. Der Refrain V. 5-7 lautet hier (III, 5): Bedauern Sie meinetwegen die Thoren, aber ziehen Sie Vortheil aus der Thorheit!" Die Anspielungen auf Indien und Ägypten V. 14 und 15 erklären fich aus dem Stücke (I, 4). - Zu V. 3 u. 4, dem Magna ingenia conspirant, vergl. Goethe über Kepler in der Geschichte der Farbenlehre: „daß die echten Menschen aller Zeiten auf einander hinweisen." V. 8-10 als Erinnerung an den keltischen Zauberer Merlin in Ariost's Rasendem Roland von R. Borberger nachgewiesen (Arch. f. Lit. - Gesch. IX, 266 flg.). Meusebach's Briefe, S. 30, 33, 36, 80, und Wilde: Daß er Vergangnes schauet,

Und Künftiges ermerkt."

Vergl. über Merlin Uhland's Merlin der

Von Zelter in Musik geseht den 22. Mai 1811.

Nr. 2.

V. 4 die große Wage, im Gegensatz zur Krämerwage und Goldwage. V. 10 nach Erasmi Prov. 188: Inter malleum et incudem, auch von Voltaire benut (Funk's Schriften, 1821, II. 271) und in Goethe's Venetianischem Epigramm Nr. 14.

Vanitas! vanitatum vanitas! (S. 82 u. 83.)

Erster Druck: 1806 Werke I, 98 u. 99 zwischen „Vorschlag zur Güte“ und den Kophtischen Liedern; an jeßiger Stelle seit 5 (V. 19 sucht',

V. 20 macht', V. 26 behagt' seit 8, vorher: sucht, macht, behagt).

Zu Anfang des Jahres 1806 gedichtet, unter Benußung eines Spruchs von Michael Neander v. J. 1585 (auch in Harsdörffer's Gesprächsspielen, II. 397): „Wer seine Sach auf nichts stellet, dem kann es nicht fehlen," in Anlehnung an das Kirchenlied aus dem 16. Jahrhundert von Johann Pappus „Vertrauen auf Gott", dessen erster Vers lautet: „Ich hab' mein Sach' Gott heimgestellt." Ausdruck des refignirten Humors, womit sich Goethe über die trüben Ereignisse jenes Jahrs zu erheben suchte, sein impavidum ferient ruinae, in scheinbarem Scherze, welchen der Spruch i. Pr. Nr. 261 ernst so formulirt: „Unser ganzes Kunststück besteht darin, daß wir unsre Existenz aufgeben also unsre Sache auf nichts stellen, um zu existiren." Aus derselben Stimmung später die Reimsprüche: ‚Und fällt der Himmel ein, kommt doch eine Lerche davon" und:

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„Das alles ist nicht mein Bereich“ u. s. w. (II. 327 u. 370, 1. Ausg.). Vischer findet im Liede freie Bewegung in normaler Reinheit" (Ästhet., III. 1352), ebenso K. Grün (Goethe vom mensch= lichen Standpunkte, S. 255), wogegen Mar Stirner den ersten Vers als atheistisches Motto benußte. In Jahn's Hochverraths - Prozesse ward das Singen des Liedes vom Gericht als „unangemessen“ ge= rügt, während die Untersuchungs-Kommission fragte, warum dieses naive Goethische Lied besonders unangemessen sein solle" (Allg. Zeit., 1863. Nr. 66, Beil.). Das Motto nach dem „Vanitas vanitatum et omnia vanitas" des Ecclesiastes (1, 2 und 12, 8) wie V. 48 nach Psalm 75, 9. Das vanitas vanitatum findet sich so schon bei Alberich von Besançon und Lamprecht zu Anfang des Alexanderliedes, und K. Frenzel nannte danach und in Erinnerung an Thackeray's Vanity Fair seinen ersten Roman (1860). Einer indischen Parallele begegnete R. Borberger (Arch. f. Litt.-Gesch., IV. 273). In Deutschland war Goethe's Vorgänger Bürde in seinem Liede: O vanitas omnia vana (Urania 1793. I, 1. S. 76), sein Nachfolger oder Opponent Eichendorff, dessen froher Wandersmann schließt: „Gott hat auch mein Sach aufs Best' bestellt“, und Kurz-Bernardon, „Teutsche Arien“ 3, 384. In Musik gesezt von Zelter, grade am 14. Oktober 1806, auch von L. Spohr; ins Griechische übertragen von Richter 1870 (s. zum Erlkönig).

Mit Mädeln sich vertragen (S. 83).

In der Ausgabe von 1840 (I. 107) an dieser Stelle mit dernicht authentischen Überschrift: Frech und froh. Aus Goethe's Singspiel Klaudine von Villabella (die erste Strophe schon 1776, die andere 1788). Als „altes Commentlied" unter Goethe's Namen und mit Reichardt's Melodie seit Anfang dieses Jahrhunderts gesungen (Leipz. Kommersb. 1878. Nr. 42), jezt mit Strophe 3 aus Goethe's Soldatenliede zu Wallenstein's Lager:

Heut lieb' ich die Johanne
Und morgen die Susanne;

Die Lieb' ist immer neu,

Das ist Soldatentreu

und mit einigen Strophen fremden Inhalts. V. 5 u. 6 nach dem alten Spruch: Mit vielem hält man Haus, Mit wenigem kommt man auch aus (Zinkgreff's Apophthegmata, IV. 37, Harsdörffer's

Gesprächsspiele, II. 373, u. Michaelis' Apophth. 1414). V. 16 das A und O der Offenbarung 1, 8. V. 17 dichten im allgemeinen Sinne = sein Wesen treiben, verrichten (Grimm unter dichten 2). V. 20 nach Luther's Überschrift zu Psalm 119 „der Christen gülden A. B. C.,“ wonach auch Faust II, V. 939, so auch Spee's Güldnes Tugendbuch und F. Roth's Aller christlichen Hausmütter ABC.

Kriegsglück (S. 84 u. 85).

Erster Druck: 1815 Werke I, 136-138 und Gedichte I, 89-91, zwischen Vanitas und dem folgenden Liede.

Nach Eckermann's Papieren am 12. Februar 1814 gedichtet (nach der Ausgabe 8 irrig zwei Tage später) als das Lied eines freiwilligen Jägers. S. Boifferée (I. 281) schreibt im September 1814: Dann las er [Goethe] mir ein Lied eines Freiwilligen, sehr hübsch, naiv und ironisch zugleich durch eine gewisse Selbstgefälligkeit." Vergl. Eckermann's Gespräche, I. 101. Die Kriege von 1806 und noch mehr von 1813 lieferten reichen Stoff für dies Gedicht. So ward der schöne Rittmeister Graf Schlick, zu Wien als General der Kavallerie im März 1862 verstorben, nach der Schlacht bei Leipzig im Hause des Hofmarschalls von Spiegel zu Weimar vier Monate hindurch, also bis in den Februar 1814 von zarten Händen gepflegt. Auch Blücher's Sohn Franz erwartete seine Herstellung in einem vornehmen Weimarischen Hause vom Oktober bis in den Dezember 1813. V. 16 Profoß von praepositus, prévôt, der Gewaltige, der Vollstrecker der Militärstrafen. V. 16-20 das Brummen, Knattern, Summen vom Baß der schweren und Diskant der kleineren Geschüße, s. R. Hildebrand's Kanonenconcert, Kanonenmusik und das Geschüßconcert von 1512 in Uhland's Volksliedern S. 472 (Grimm's Wbch., V. 170).

Offne Tafel (S. 85–87).

Verglichen sind: a) Goethe's Handschrift in der hief. Kgl. Bibliothek, in lateinischen Lettern, ohne Überschrift; b) die Kopie (Diktat) des Gedichts von der Hand der Fräulein Ulrich d. d. Weimar den 12. Oktober 1813, gleichfalls ohne Überschrift, in der Hirzel'schen Sammlung; e) das Facsimile, Berlin Mai 1832, nach a mit Zelter's Musik vom 26. Februar 1814 und seiner Überschrift: Das Gastmahl.

Erster Druck: 1815, Werke I, 139-141 und Gedichte I, 91-93; jebige Überschrift und Stelle.

Varianten: V. 41 Iud, b und c; in a anfangs winkt'; V. 43 ein b, c und die Drucke; in a gestrichen; V. 52 in a anfangs wird für will; b und e will; V. 53 nun nach den Drucken; in a, b und e nur, das den Vorzug verdient; V. 59 komme nach b; in a anfangs bleibe.

Dies Lied, aus den Tagen der Leipziger Schlacht, ist nach der Mittheilung Strehlke's (in unsrer 1. Ausgabe, I. 86, Note, ausgege= ben im Dezember 1867) Nachbildung des Gedichts Les Raretés von de la Motte Houdard, aus dem Anfang des vorigen Jahrhunderts. Der Refrain: Va-t'en voir s'ils viennent, Jean wird in Rameau's Neffen von Diderot (XXIX, 286. 1. Ausg.) als allgemein bekannt citirt. Goethe scheint sein Vorbild in den Oeuvres choisies von La Motte (1811) gefunden zu haben (s. Dünger's Komm., II. 210, der noch zwei andre Entdecker der Goethischen Quelle anführt). Goethe's An= fang fußt auf La Motte's erster Strophe:

On dit qu'il arrive ici
Une compagnie

Meilleure que celle-ci

Et bien mieux choisie.

Va-t'en voir s'ils viennent, Jean,

Va-t'en voir s'ils viennent!

- und Goethe's zweite Strophe auf La Motte's vierter:

Une fille de quinze ans,

d'Agnès la pareille,

Qui pense que les enfans

Se font par l'oreille.

Va-t'en etc.

- und Goethe's dritte und fünfte auf La Motte's fünfter:

Une femme et son époux,

Couple bien fidèle;

Elle le préfère à tous

Et lui n'aime qu'elle.
Va-t'en etc.

Das Übrige und die Verwendung jener Züge zu dem Schlusse ist Goethe allein eigen, der das biblische Gleichniß von den geladenen Gästen (Lucas 14, 17-23) von früh an poetisch zu verwenden liebte (f. Dichtung und Wahrheit, Buch X das unterdrückte französische

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