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lai's Alm. 1777, S. 39–43, und Wunderhorn, I. 50). Demselben hatte Goethe für seinen Klavigo die Begegnung an der Todtenbahre entnommen. Dem „Als Bräutigam herumgescherzt" V. -6 entspricht dort: „Es spylt eyn Grav mit eyner Magd". V. 10-13 entstanden aus der 9. Strophe, bei Nicolai:

Als eß nu gegen Mytternacht kam,

Daz Meydeleyn tet verscheyden.

Da kam dem jungen Graven ein Traum,
Seyn Lybchen tet verscheyden. -

ebenso V. 14 und 19 aus Strophe 10:

Ach, herhallerlybster Reutknecht meyn,
Sattel myr und dyr zwey Pferde,

Wir wollen reiten Tag und Nacht,
Bis wir die Post erfaren.

Am Schlusse die freilich nur angedeutete Vermählung im Todtenreich, gehört Goethe allein an. Keine Nachahmung der malerischen Lenore von Bürger, aber ein parodistisch anklingendes Gegenstück in den knappsten Umrissen. — V. 1 Buhle im Text des Singspiels, so auch im Citat von Dichtung und Wahrheit, deckt sich mit Knabe in den Gedichten; nach Grimm's Ausführungen (Wbch., Buhle II, 501) mit Bezug grade auf unsern Fall, Buhle als der unschuldige Bue des Alpenmädchens; genung, f. Anm. S. 303. V. 5 liebgekost neben geliebkost (Beispiele bei Grimm, VI. 965). V. 8 braun, wie nußbraun, schwarzbraun, beliebte Epitheta des Mädchens im Volksliede (Lied vom braunen Annerl). Das erste Das V. 8 als Da's aufzufassen und zu schreiben, wäre gewagt, da die Säke V. 8 und 9 unabhängig von einander, im Tone des Volksliedes, stehen können. Wahrscheinlich ist das Apostroph jedoch nur aus Übersehn weggeblieben, und wir wollen M. Heyne nicht widersprechen, der bei Grimm unter Mädel (VI, 1427) citirt: „Da's braune Mädel das erfuhr“. V. 18 wie Bürger's späteres: „Daß ich mir Ruh erreite" und Schiller's Toggenburg: Ruhe kann er nicht erjagen.“ V. 19 die sieben Tag und Nacht, wie vierzehn Tag oder vierzehn Nacht, die heilige Doppelzahl (s. oben im „Stiftungsfest") als Frist= bestimmung des Todtengerichts, welches wie eine Fehme, unter Beihülfe der ganzen empörten Natur, den Schuldigen in Krypten oder Katakomben gleichenden Räumen in Empfang nimmt (j. Lever, bei Grimm, VII, 156 unter Nacht 4). Der Boden thut sich auf und verschlingt den Untreuen. Ne absorbeat animas Tartarus, ne cadant in ob

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scurum, dieser Messentert ist hier verwirklicht. Eine Satire als solche hatte Goethe selbst das Gedicht im Singspiel behandelt in Elysium und Tartarus 1806: Goethe cum notis Sinceri. Specimen novae editionis classicocriticae. Englisch 1799 von W. Scott.

Erlkönig (S. 106).

Erster Druck: 1782 als Einlage in die Fischerin, ein Singspiel, Bl. 2 (S. 3 und 4); dann 1789, Schriften VIII, 157 und 158 unter den

Gedichten, nach dem Fischer; an jeßiger Stelle seit 1800, Neue
Schriften VII, 47-49.

Varianten: V. 30 in Armen im 1. Druck; V. 31 Müh daselbst, Mühe seit 1789.

Eine frühere Abfassung als 'im Frühling 1782, der Entstehungszeit des genannten Singspiels, läßt sich nicht nachweisen. Hervorgerufen wurde die Vorstellung des gespenstigen Königs und seiner Töchter durch das dänische Volkslied, welches Herder in seinen Volksliedern (1779. II. Nr. 27, S. 158 flg.) aus dem Kiämpe-Viiser mitgetheilt hatte, „Erlkönigs Tochter," anfangend:

Herr Oluf reitet spät und weit,

Zu bieten auf seine Hochzeitleut',

Da tanzen die Elfen auf grünem Land,
Erlkönigs Tochter reicht ihm die Hand.

Dieser König, Erlenkönig (Goethe III, 145, 1. Ausg.), ist der Elfenkönig Oberon. Neuere Mythenbildung erdichtet Vorfälle, welche die Ballade veranlaßt haben sollen (s. 3. B. Allgem. Zeitung 1858, Nr. 5, und das Sonntagsbl. von Ruppins 1868, Nr. 25). Verwandt ist der „Haidemann“ der Annette von Droste, die jedoch den geängsteten Knaben aus dem gespenstigen Moor die Heimath glücklich erreichen läßt. Die Nachtgespenster lösen sich in Bäume oder in Nebel auf. Zur Litteratur des Gedichts: Becker, die Dichtkunst aus dem Gesichtspunkte des Historikers betrachtet, 1803, Vergleich der Balladen Erlkönig und Fischer; Hillebrand, Lit.-Gesch., II. 214; Hegel, Ästhetik, I. 367, 373; Eckermann's Gespräche, I. 283, und neuerdings Schrader, Geheimniß von drei Goethischen Balladen (Erlkönig, Fischer und Todtentanz). Jns Altgriechische übertragen von Crain (Programm, Wismar 1860) und von Richter (Oster-Progr. des Friedrich-Werderschen Gymn. Berlin 1870), ins Neugriechische von Alex. Risos Rangawis siáqoga rońμara, Athen. 1840. II, 351), ins Englische 1799 von W. Scott.

Unter den Komponisten des Liedes stehn obenan Reichardt, Fr. Schubert (op. 1) und C. Löwe; wir nennen aber auch Corona Schröter (1786), Zelter, Methfeffel (1806), L. Berger (op. 7, 1808), And. Romberg (op. 7), Reiffiger, Spohr (op. 153), B. Klein (1815), Tomaschek (op. 59), den Dänen Weyse, Blum und Schlottmann.

Der Fischer (S. 107).

Erste Drucke: 1779 in S. v. Seckendorff's Volks- und andern Liedern, 1. Sammlung, S. 4 u. 5, und noch in demselben Jahre in Herder's Volksliedern, II, Nr. 1, S. 3 u. 4; 1789, Goethe's Schriften VIII, 155 u. 156, vor Erlkönig; an jeßiger Stelle feit 1800, Neue Schriften VII, 50 u. 51 (V. 22 feuchtverklärt 1779 u. 1789 zwei Worte, seit 1800 ein Wort).

Vermuthlich 1778 entstanden. Das Motiv des Gedichts findet sich in dem Briefe an Frau v. Stein vom 19. Januar 1778: „Diese einladende Trauer hat was gefährlich Anziehendes wie das Wasser selbst, und der Abglanz der Sterne des Himmels, der aus beiden leuchtet, lockt uns“ (f. Anm. zu „An den Mond" und Eckermann's Gespräche, I. 78). Der zur Litteratur des vorigen Gedichts genannte Schrader hebt (S. 20) die Schönheiten der Sprache des Gedichts, die Annominationen (V. 1), die glücklichen Alliterationen (V. 13, 14, 17, 18) und die Assonanzen statt der Reime in Luther's Art (V. 9, 11, 29, 31) hervor. — V. 3 Angel männlich, wie auch Bürger im Liede „Mein frommes Mädchen ängstet sich“ und schon Luther und Hans Sachs in diesem Sinne, nach J. Grimm überhaupt vorzuziehn; später bei Goethe weiblich: „gleich der bleibeschwerten Angel des Fischers" (Auszug aus der Ilias, Ges. 24). V. 12 die Todesgluth wohl allgemein als die warme atmosphärische Luft (Schrader, S. 20) zu verstehn, obwohl die Stael erzählt, der Dichter selbst habe ihr im Jahre 1803 das Herdfeuer als gemeint bezeichnet; wenigstens ist die Gluth der Luft, der die Fische zunächst verfallen, schon das höchste Verderben, nach Homer: „nun liegen fie lechzend im dürren Sande Und die sengende Hiße der Sonne raubet ihr Leben“ (Odyssee 22, 386–388). V. 13 Fischlein, Dativ, unter Wegfall des Artikels. V. 14 wohlig und Wohligkeit belegt bei Sanders (unter Wohl. II); vergl. die prächtige Wohnung in der ewigen Frische, Faust, II. 1, 1411. V. 16 in der Sprache des Volkslieds: „zu aller stund werd' ich gesund" (Uhland, Volksl. S. 649, V. 10). Zu V. 32

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vergl. V. 716 der Braut von Messina": „Entschwand sie mir und ward nicht mehr gesehen."

In fremde Sprachen früh übertragen, ins Holländische 1818 zu Rotterdam von J. Immerzeel, ins Italiänische 1828 zu Mailand von V. Ferrario, Poesie scelte, in Musik geseht von Reichardt, Zelter, Fr. Schubert (op. 5, datirt 5. Juli 1815), Kurschmann, Reissiger (für Baß, op. 48), C. Löwe (op. 43), M. Hauptmann (op. 31), Truhn, im Gemälde dargestellt vom Düsseldorfer Jul. Hübner.

Der König in Thule (S. 108).

Verglichen ist die Abschrift von fremder Hand aus Herder's Nachlaß, überschrieben: Romanze.

Erster Druck: 1782, S. v. Seckendorff's Volkslieder, III. 6: „Aus Goethens

D. Faust," überschrieben: Der König von Thule. Dann 1790 Schriften, VII, 94 und in der Einzelausgabe des Faust.

1800 unter den Gedichten, Neue Schriften VII, 52 u. 53, als König in Tule (jeit 4 Thule), an jeßiger Stelle.

In der Herder'schen Abschrift die primitivste Form, bei Seckendorff schon Abweichungen, welche, wie die Überschrift, von diesem herrühren mögen. Varianten:

Herder'sche Abschrift.

V. 1 Es war ein König in Thule

Seckendorff's Volks-
lieder.

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Als zugleich mit den frühesten Faustscenen entstanden anzuneh= men 1773 oder 1774, nach Schröer, Faust I, 165, im März 1774; im Sommer dieses Jahres von Goethe schon auf der Rheinreise recitirt. V. 1 Thule, zur Bezeichnung eines in romantischer Ferne belegnen Landes, wie Virgil's Ultima Thule (Georg. 1, 30), Seneka's Medea: Nec sit terris ultima Thule, und Schiller's Spaziergang, V. 120. Die Shetlands-Jnseln (Müllenhoff, Alterthumskunde, 410). Hoffmann's von Fallersleben „Deutsches Thule“ (Unpolit. Lieder, 1840, S. 152) liegt dagegen in Oberschlesien. V. 3 Buhle, im ursprünglichen guten Sinne (s. Anm. zu V. 1 des „Untreuen Knaben" und die biblischen Citate bei Grimm, besonders Es. 62, 4 u. 5). Für den König, sei er heidnisch oder christlich, wie die Ritter annehmen lassen, fallen die Begriffe Gattin und Geliebte zusammen. V. 4 der Becher als Symbol dauernder Vereinigung (Grimm, Briefw., S. 405), wie die Trinkschale in der Braut von Corinth. V. 7 Augen übergehn, von den Thränen, wie Goethe in den Mitschuldigen (III, 9) und Rückert in den gesammelten Gedichten I, 297. Nr. 30; Beispiele aus Fischart und Grimmelshausen bei Grimm unter Auge, Nr. 17. V. 9 kam zu sterben, so noch heute Gottfr. Keller im erzählenden Stil: „Als er kam zu sterben" (f. bei Grimm, kommen 6c, von Schicksalsfügungen), in Möser's Phantasien 2, 314, und Ostfriesisch: as he to starven quamm. V. 10 u. 11 die ältere Fassung sinngemäßer, wo das Zählen als ein Inventarisiren behufs der Theilung erschien. Städt' und Reich' genau entsprechend dem alten epischen: Land und Bürge (= Städte), womit Siegfried (Nibelungen 40, 2) die Herrschaft empfing; die neuere Fassung Städt im Reich" drückt den Herrschaftsbegriff sehr herab. V. 21 und 22 die Aufeinanderfolge des Stürzens, Trinkens (sich Füllens mit Wasser) und Sinkens malerischer und forrekter als in der ersten Lesart; nur berührt sich jetzt das Sinken V. 22 mit dem V. 24 zu nah für das Ohr. V. 24 Augen sinken = brechen, vom Sterben; in Taylor's Faustübersegung: Then fell his eyelids for ever. Anders Blicke finken" in V. 13 von „Lust und Qual“.

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Ins Griechische übertragen von Crain und Richter (f. zum Erlkönig), in Musik, außer von Seckendorff, von Reichardt, Zelter, Fr. Schubert (op. 51, 1816), Tomaschek (op. 59), R. Schumann (op. 67, 1849), Fr. Liszt.

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