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Wie sehr sie sich mühte des Harmlosen Auge zu fangen,
Er hört sie nur halb,

Dacht' an sein Lieb. Doch stille! Die Dirne ist weg

Degen und Schärpe verschwunden, die ihm die Liebste gab.

In V. 85 find das „bräunliche Mädchen“, die Zigeunerin, ebenso ihr ungeordnetes Haar V. 88 geblieben, die übrigen Beziehungen auf sie und den Edelknaben getilgt und dafür in V. 79 und 80 klassische Reminiscenzen (nach Odyss. IV, 456 flgg. und Ovid's Metam. II, 220 flgg.) eingefügt; auch ist die Gelegenheit in eine benußte umgewandelt. V. 82 Wachende als Erwachende, mit Dünger, zu verstehn, wäre ein Fehler; allgemeiner Gegensatz nach dem Spruche: Gott hat's ihm im Schlafe gegeben. Auch an das lateinische Fronte capillata est, post haec occasio calva, oder das deutsche: „Gelegenheit hat vorn langes, hinten kurzes Haar" und ähnliche Sprichwörter speziell vom Haar der Gelegenheit ist nicht zu denken, eher an allgemeine, wie: „Wenn die Gelegenheit Einen grüßt, soll er ihr danken“ (Lehmann's Blumengarten, S. 162) oder an Herder's: „Bild, wer bist du? Der mächtige Gott der Gelegenheit bin ich“ (Zerstr. BI., II. 103). Daß grade des Dichters anfänglicher Verkehr mit Christiane Vulpius, der die römischen Flechten" V. 92 angehören, vor allen der Göttin Ge= legenheit viel schuldete, lag in den Verhältnissen. A. W. Schlegel fand einige Verworrenheit am Schlusse, ohne von der Benutzung des ältern Entwurfs, welcher sie verursachte, zu wissen.

V. 95 den Rath", den des Horaz (Ars poet. 269): Vos exemplaria Graeca Nocturna versate manu, versate diurna.

5. V. 102 die oculatae manus fchon in Erasmus' Sprichwörtern (168). Mit V. 107 werden metrische Mängel entschuldigt in Franz v. Kleist's Vermischten Gedichten vom Jahre 1797 (S. 140): Er zählte ja auf seines Mädchens Rücken Die Silben ab und kam bei diesem Akt Natürlich manchmal aus dem Takt.

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Eine Nachahmung in Dingelstedt's: „Ich wollte dichten in ihrem Arm." V. 109 auf dem Rücken" (früher auf den") wie in Taubert's Übertragung: modum hexametri in tergo numerans. Amor's Triumvirn V. 112 wurden von Anfang an auf die Römischen Elegiker bezogen, von A. W. Schlegel 1796 auf Properz, Tibull und Ovid, und nach Joseph Scaliger's: hi tres sunt triumviri amoris, auf Catull, Tibull und Properz von Fr. Schlegel 1808 (Heidelb. Jahrb., auch in Nr. 283 des Morgenblatts von 1813). Merkwürdigerweise hatte Fuß 1824

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diese klare Beziehung übersehn und von den beiden politischen Triumviraten Rom's gesprochen (Fecit idem Crassis quum Lepidisque suis), so daß M. Bernays sich bewogen fand, ihn unter Hinweis auf Goethe's eigne Worte in der Italiänischen Reise (XXIV, S. 467, 1. Ausg.) von den geistlichen Herren, die sich mit dem Amor jener Römischen Triumvirn nicht einlassen durften," und von dem Gegensaze derselben gegen Dante und Petrarca als die Vertreter der platonischen Liebe, zu berichtigen, zugleich den Schluß der Elegie mit ihrem Anfang verbindend (Allg. Zeitg. 1865, Beil. zu Nr. 203). Taubert übertrug sinngemäß 1872:

Interim Amor nutrit memor aevi lampada, quo par

Regibus officium praestitit iste suis.

Aber noch 1880 erklärte ein Herr F. rhetorisch, grimmig, ironisch" (Allg. Zeitg., Beil. zu Nr. 58) es für „moderne Hypergelehrsamkeit“, unter jenen Triumvirn drei römische Lyriker zu verstehn!

6. V. 126 u. 127 die Falconieri und Albani nur nach Römischen Familiennamen, ohne persönliche Beziehungen. Ostia V. 128 außerhalb, die quatro fontane innerhalb Rom's am Quirinal. Der Rothstrumpf V. 130 vom Kardinal, der Violetstrumpf von den nächstfolgenden geistlichen Würdenträgern, den päpstlichen Prälaten. Die hier V. 118 und V. 139 eingestreuten individuellen Züge nur zur Belebung der Darstellung, wie vorher V. 41 und später V. 174, 305, 308 u. 353. Das Bild V. 144 wie in Ovid's Heroiden (Ep. XVII): Flamma recens parva sparsa recedit aqua, und Goethe's „Flamme der Wahrheit, durch Schulasche zugedeckt" (Bd. XXXVI, 342, 1. Ausg.). Einige Stellen der 6. Elegie hatte Schiller als erklärungsbedürftig bezeichnet (Goethe an ihn den 17. Mai 1795).

7. Ein quo me Bacche rapis? gleich Schiller's späterer Dithyrambe (Besuch) (Dünger's Komm., HI. 72, u. D. Jacoby, GoetheJahrb., III. 182):

Götter, was kann euch der Sterbliche geben?

Hebet zu eurem Olymp mich empor!

Die Freude, sie wohnt nur in Jupiter's Saale.

V. 155 und 160 werden belegt durch Stellen aus Goethe's Italiänischer Reise, z. B. vom 16. und 30. Juli 1787.

Dem Jupiter Xenius V. 160 (unlateinische Form, nach Odyss. IX, 271, dem Xévios) weihte in den zwanziger Jahren auch Waiblinger seine Gedichte. V. 172 Cestius' Mal, ein antikes Grabdenkmal beim protestantischen Friedhof zu Rom, wo seit 1830 des Dichters einziger Sohn ruht, von Goethe kurz vor seinem Abgang von Rom gezeichnet.

9. Ohne Zuthat auf Weimar und Christiane gedichtet. — V. 186 Asche und Flamme wirklich, V. 187 bildlich.

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10. Schlegel wollte „Friedrich" gestrichen wissen, und doch war der Gedanke dem Könige eigen; er schreibt an Voltaire (f. Viehoff's Komm., II. 125) 9. Oktober 1757: un instant de bonheur vaut mille ans dans l'histoire (unter G. Büchmann's Geflügelten Worten, S. 85. 1. A.). Auch Gresset frägt: Une éternité de gloire, vaut-elle une heure de plaisir? V. 194 fliehend ist der Fuß, wie die Jahre fliehen, nach Hiob 14, 2: der Mensch. . fleucht wie ein Schatten und bleibt nicht. Vgl. das schwankende Eilen" oben in Euphrosyne, V. 119. 11. V. 204 feucht nach dem griechischen vygós (Dünger). Der Sohn, V. 206, jedoch unmöglich einer, den Venus dem Bacchus „zu bringen wünscht“ (ders. Komm., III. 78, und M. Ehrlich, I. 190, Note 7), sondern Amor, dessen Pfeile sie auf Bacchus gerichtet sehen. möchte, ihr Sohn auch nach Nr. 96 der Ven. Epigramme. Solcher „Umarmungen“ (V. 205) Sprossen waren Priapus und Hymenäus. Die Charakteristik der Götter nach antiken Statuen der Apoll von Belvedere V. 200 scheint nicht zu verkennen, - bildete damals das Studium des Dichters. In physiognomischen Entdeckungen, die sich auf die Bildung idealer Charaktere beziehen, bin ich sehr glücklich gewesen," schreibt er am 27. Dez. 1788 an Herder, wie Ende Juli 1789 von einem Jupiter-Profil, allgemein von den Hauptcharakteren der Statuen in der Italiän. Reise am 28. Januar 1787.

12. V. 207 die Straße durch die Porta del Popolo, die alte Porta Flaminia, nach Rimini und Pesaro (Strehlke). Die folgende Erzählung von den Eleusinischen Geheimnissen und von Ceres und Jasion nach Ovid's Amores (Elegia X, Buch 3). Zu V. 212 sind dort anzuziehn V. 7—11:

Arte nec hirsuti torrebant farra coloni:

Sed glandem quercus, oracula prima, ferebant.
Prima Ceres docuit surgescere semen in agris

zu V. 231, dort V. 25: Viderat Jasium Cretaea Diva sub Ida zu V. 233 u. 234, dort V. 37 u. 38: Sola fuit Crete fecundo fertilis anno. Omnia, qua tulerat se Dea, messis erant.

Danach Hygin (cap. 270): Jasion Ilithii filius formosissimus, quem Ceres dicitur amasse. Die Eleusinischen Geheimnisse galten zwar der Ceres und dem Erntesegen, aber nicht grade Ceres' Liebschaft.

Mit V. 214 vergl. im Pausias und seinem Blumenmädchen V. 123: Immer allein sind Liebende sich in der größten Versammlung.

13. Bedarf keiner Erklärung. Am Schlusse stellt sich diese Elegie neben die siebente; in beiden ist das Alterthum in wirklichem, ath= mendem Leben vergegenwärtigt, ein Triumph der Dichtkunst: eine moderne Liebe, von V. 285 bis zu Ende, in dem „höheren Stil“ des Verses 264 zur Anschauung handelnder antiker Mythologie erhoben. —— V. 265 der größte aller Sophisten ist Amor nach Plato (j. Wieland's Agathon II, 28, und Wilh. Müller's: Amor ein Gelehrter, ein Sprachlehrer. Goedeke's Grdrß., III. 355). Mit V. 273–277 vergl. Nr. 95 der Ven. Epigr. und zum ersten Verse das Sprichwort: Aurora Musis amica. B. 279 u. 280 oben beim Vorspruch" S. 411 gedeutet.

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14. V. 295 beruht auf einem Wortspiel mit dem italiänischen tramontare vom Untergehn der Sonne, ohne daß der eigentliche Sinn des über den Berg oder über die Berge Gehens im Worte noch lebendig wäre. Nicht hinter den Berg entwich die Sonne" steht also einfach für: die Sonne ging noch nicht unter. Ebenso der sich zum Berge neigende Tag" in Strophe 2 des Logengedichts vom 3. Sept. 1825 (II, 427. 1. Ausg.), vom wirklichen Berge dagegen Bd. XXVI, S. 130: „Um halb vier war die Sonne schon hinter dem Berge." V. 296 das Ave-Maria-Läuten als äußeres Zeichen des Nachtanbruchs.

15. V. 299 bis 302 enthalten eine klassische Anspielung, von Fuß nachgewiesen und von Hoffmann von Fallersleben in seinen „Diavolini" dichterisch behandelt. Aelius Spartianus führt im Leben des Hadrian, Kap. 16, Verse von Florus auf Hadrian's Fußreisen an: Ego nolo Caesar esse, ambulare per Britannos, Scythias pati pruinas (Ich möchte nicht Kaiser sein, wandern durch Britannien, Scythiens Reif erdulden), und Hadrian's Antwort: Ego nolo Florus esse, ambulare per tabernas, latitare per popinas, culices (pulices) pati rotundos (Ich möchte nicht Florus sein, wandern durch die Schenken, herumlungern in Garküchen, feiste Flöhe erdulden). Also eine Gegenüberstellung des Nordens und des Südens nach ihren Schattenseiten. Nach welcher Richtung sich damals, 1789, Goethe neigte, ist klar. Anders schon 1790 in Nr. 67 der Ven. Epigramme. V. 302 das „Volk" sind die Flöhe selbst, das Flohvolk. Das „Ge= grüßet“ V. 303 nicht erst aus der Quart-Ausgabe, nach Dünzer (Komm., III. 89. x), sondern aus der Octavausgabe von 1827. Übergang von Hadrian's Tabernen auf die italiänischen Osterien: diese heißen V. 304 „schicklich“ benannt, als Stätten der Gast= freundschaft, von oste, ospite = hospes, Gastfreund, Gastwirth.

Als die V. 307 gemeinte Osteria wird die Campana am Theater des Marcellus zu Rom angesehn, heute nach Goethe benannt, klein und eng (Allg. Zeitg. 1866. Nr. 43, Rom vom 7. Februar, und W. Müller bei Goedeke, III. 353, Nr. 11). V. 314 flgg. schildern ein im alten wie im neuen Rom bekanntes Verfahren; vergl. Ovid's Ars amatoria (I, 571 u. 572):

Blanditiasque leves tenui perscribere vino,

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Ut dominam in mensa se legat illa tuam, sowie Heroides, Epist. XVII, 87: Orbe quoque in mensae legi sub nomine nostro u. s. w., und von Neueren Schweichel (Italiän. Blätter, 1877), der von den Weingärten an der Via Nomentana erzählt, daß die Römerinnen hier stumme Sprache reden mit dem bräunlichen Finger, der den übergeflossenen Wein als Tinte benut“. V. 323 bis Nacht s. Grimm Nacht, Sp. 154 sub y. V. 326 nach des Horaz Carmen saeculare V. 9: Alme Sol possis nihil urbe Roma Visere majus. V. 346 drei, wie vier V. 320 nach der italiänischen Uhr, nächtliche Stunden vor und um Mitternacht. V. 321 Jm Simplicissimus (Kurz, 3, 350): „fie biß die Leffzen zusammen“. V. 350 Rang = Vorrang, wie Jemand den Pas geben.

16 und 17. Während die erste mit der Vigne nach Rom weist (das doppelte emfig V. 357 und 358 ist erst nachträglich hineingekommen), läßt die zweite, wie oben Nr. 9, die Heimath durch= blicken. Der Nachbar, der sich den Hund erzog, erscheint auch unten V. 485 und in den „Morgenklagen" von 1788 (Thl. II: „Hört' ich schon des Nachbars Thüre gehn"). Goethe's Abneigung gegen Hunde zeigt ebenso Nr. 74 der Venet. Epigramme.

18. Der Anfang erinnernd an Ovid (Amores, Eleg. XI des 3. Buchs): Multa diuque tuli: vitiis patientia victa est. V. 374. Schlangen und Gift, wie V. 309 der Venet. Epigr., weniger aus eigner als aus fremder Erfahrung; um so unbefangner werden die Gefahren der modernen Libertinage berührt. Vergl. den Brief vom 6. April 1789: „Das leidige Übel hat Sie noch nicht verlassen. Ich werde ihm ehstens in Herametern und Pentametern aufs Schmählichste begegnen", und Faust I, V. 2627 flg.; speziell war dem Übel eine der sekretirten Elegien gewidmet. Das latet anguis in herba in Virgil's Eflogen 3,93; auch an Horaz' Satiren (I, 2. V. 39 u. 40) ist zu erinnern:

Goethe, 1.

Utque illis multo corrupta dolore voluptas
Atque haec rara cadat dura inter saepe pericla

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