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leicht, oder wie die Makrobiotik sagt: um alt zu werden, muß man möglichst lange jung bleiben. Das Bild und seine Durchführung find das Wesentliche des Spruchs. Einschlägige Stellen: Mature fias senex, si diu velis esse senex (Erasmus, Prov. 443), Logau (I, 17, 49):

Wenn die Jugend eigen wüßte,

Was das Alter haben müßte,

Sparte fie die meisten Lüste

und ganz adäquat das Sprichwort: Wie der Hund begrünt, begraut er auch. Viehoff traf schon das Richtige in unserm Sinne; Ehrlich scheint mit der Idee als Lebensgesetz in der Erscheinung", obschon glücklich auf den Spruch in Prosa Nr. 979 verweisend, über das Ziel hinaus zu schießen und Dünger mit naturwissenschaftlichen Erkenntnissen" zu vag zu bleiben.

23. Schon von Viehoff ausreichend erklärt. Im Leipziger Gedicht „Die Freude" (Thl. II, Parabolisch) warnte der Dichter den Zergliederer seiner Freuden. Jezt steht er selbst auf dem Standpunkte der Zergliederung, auf dem seiner Pflanzen - Metamorphose, über welche er hier ein fingirtes Gespräch führt wie einst (1794) ein wirkliches mit Schiller (XXVII, 311, 1. Ausg.). Der Gegner sieht in "symbolischen" Pflanzen Gespenster und vermag sich über die schöne," aber trügerische Erscheinung des Sichtbaren nicht zu erheben (Gespenst im letzten Verse nur als Rückgabe des verleßenden Worts, wie Goethe Niete, Traum braucht, an Herder den 27. Dez. 1788). Auch in Prosa spricht der Dichter von der Unzufriedenheit Vieler mit seiner „abstrakten Gärtnerei. Pflanzen und Blumen sollten sich durch Gestalt, Farbe, Geruch auszeichnen: nun verschwänden sie aber zu einem gespensterhaften Schemen" (XXXIII, 80, 1. Ausg.). Vgl. Ven. Epigr. Nr. 78. Jm Sehen der Anführungszeichen folgen wir den authentischen Ausgaben von 1800 an, wonach der Gedankenstrich die Rede des Dichters selbst trennen soll. Die Annahme, daß ihm nur der lezte, nicht auch der vorlegte Vers gebühre, hat jedoch viel für sich.

24. Rechtfertigung menschlichen, heldenhaften Wirkens als Apologie der Xenien von 1796, wie auch im „Neuen Alcinous“ (Thl. III) Kozebue's litterarische Gegner Kegel stehn. Wir sind einmal keine Götter, nicht Kugel und Kegel, nicht, wie Zeus im Ge= witter, wie Eros in der Liebe, leidend und thätig zugleich. Denn, nach dem Proömium (Thl. II): Was wär' ein Gott, der nur von

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außen stieße", wie die Kugel auf die Kegel, nach der Praxis der Menschen! Nach dieser fallen nur vier Kegel, die kleinere Hälfte, während Kant den Theoretiker „seine elf Kegel werfen“ läßt (3. ew. Fr). Die vier Eckegel zugleich zu treffen, möchte man gern von Dünger und Ehrlich lernen.

25 und 26. Erfahrungen aus der Natur. Der zweite Spruch scheint hervorgerufen durch eine Zeitanekdote. Friedrich d. Gr. hatte einen Preis auf Sperlingsköpfe geseht und dadurch seine Gärten von der einen Gattung Räuber befreit; im nächsten Jahre wurden sie aber die Beute der andern, der überhandnehmenden Raupen. Dr. Glogau nennt daher die kleinen Vögel unsre „nüglichsten Freunde". It is best to fight vermin of all kinds by the help of other vermin, lautet ein englischer Spruch.

27. Eine moralische Zurechtweisung, nach dem Gleichniß vom Splitter und Balken, wie häufig bei Goethe, z. B. im Ultimatum (Thl. II) und in den Zahmen Xenien (Abth. V): „Der Mond soll im Kalender stehn."

28. Auch eine Zurechtweisung. Jeder Spaß weiß sein völlig leeres oder egoistisches Thun tiefsinnig aufzustußen. Eines der vollendetsten Gedichte dieser Art. Hehr und herrlich V. 112 von dem= felben Stamm, so verbunden in Nr. 2 von Chamisso's Frauenliebe und Leben, wie schon 1776 in Wieland's Gedicht „Psyche".

29 und 30. Im Briefe an Schiller vom 8. Dez. 1798 (s. oben S. 459) sprach Goethe von der Ausdehnung der Natureinsichten aufs Sittliche. Hier sind Erscheinungen einer Naturkraft mit fitt= lichen verbunden; die Orakelform soll die Auffindung des Sinnes erschweren, der Leser aber durch den Gehalt des Gebotenen für die Mühe entschädigt werden. Dies folgt aus der angenommenen Rolle des Bakis. Vielleicht war er hier etwas zu dunkel, da Viehoff rath= los vor den Sprüchen stand, Dünger, auf der richtigen Fährte bei Nr. 30, doch in Einzelnheiten stecken blieb und Ehrlich mit seiner Lösung „Pantoffel" — schon sprachlich unmöglich, da das in V. 114 auf seinem Kopf Stehende in V. 113 auf seinen Füßen gedacht werden soll, gegen seine eigne oben erwähnte richtige Methode fehlte. Wie konnte er Bakis eine solche Plattheit zutrauen! Doch entschuldbar! Denn schwerlich gibt es auf der Welt ein Etwas, welches die Gegensäße der Nr. 29 so positiv ausgedrückt enthielte. Anders, wenn man die Säße hypothetisch faßt. Dann finde ich darin die Polarität, die magnetische Kraft, sich diametral entgegen=

gesetzt manifestirend und doch dieselbe: was auf den Füßen (genauer den Fußsohlen, Grimm unter Fuß, Ep. 1042) angebetet wird, muß am negativen Pole, aufs Kopfende gestellt, zum Gegenstande des Fluchs, was geküßt, am andern Pol zu dem des Abscheus werden. Kürzer sagt dasselbe der Spruch (Thl. III, „Gott, Gemüth und Welt"): „Magnetes Geheimniß, erkläre mir das! Kein größer Geheimniß als Lieb' und Haß." So sprach auch Schiller von „der Magnete Hassen und Lieben“ im Spaziergang, V. 132.

Am 25. April 1814 schrieb Goethe: Seit unser vortrefflicher Kant mit dürren Worten sagt: es lasse sich keine Materie ohne Anziehen und Abstoßen denken, bin ich sehr beruhigt, unter dieser Autorität meine Weltanschauung fortsetzen zu können nach meinen frühesten Überzeugungen, an denen ich niemals irre geworden bin" (Schnorr's Arch. f. Litt.-Gesch., IX. 335, und Kant in den Metaphys. Anfangsgründen der Naturw.), und noch am 24. Mai 1824 (zum Auffah Natur") bezeichnete er Polarität als „eins der zwei großen Triebräder aller Natur“.

Diese Angelegenheit hatten nun im Sommer 1798 der Arzt v. Marum und Eschenmayer mit der Schrift über magnetische Erscheinungen auf die Schiller-Goethische Tagesordnung geseßt (Bd. XXVII, Nr. 193, 1. Ausg.), wie der Briefwechsel von Nr. 472 bis 480 beweist. Noch später an Gräfin Schimmelmann den 23. November 1800 schreibt Schiller: „Auch über den Magnet und die Elektrizität hat er [Goethe] sehr neue und schöne Ansichten." Ward ihm der Magnet ein allgemeiner Tropus für sittliche und geistige Vorgänge, so zeigen die Verse 119 und 120 Polarität im flüchtigsten Genuß, die Sprüche zum Ausdruck einer allgemeinen Lebensansicht vertiefend. Die avaorgogń der Verse 117 und 118 mögen belegen aus Lessing's Faust der schnelle Übergang vom Guten zum Bösen, Luther's Worte: „Aus Ehefrauen werden Ehebrecherinnen, aus Jungfrauen Dirnen, aus Brüdern, Söhnen, Freunden werden die ärgsten, bittersten Feinde, aus Engeln kommen Teufel“ (Colloq. I, Nr. 198, und noch ausge= führter fol. 330 sq.), danach Michaelis' Apophthegmata Nr. 2888: Wie aus den Engeln find Teufel geworden und aus den Jungfrauen Dirnen werden, also kommen aus den guten Gebräuchen böse Mißbräuch", und Lehmann (Flor. pol., unter Bosheit 58): Alles Bözs kommt vom Guten her. So polarisch schildert Goethe seinen Freund Meyer scherzend: derselbe stehe im Verzweifeln so hoch, daß er wieder zu hoffen anfange (Unterh. mit Müller). — V. 114 Scheitel

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weiblich, wie in den Römischen Elegien V. 149 seit 1800, bei Rückert auf der Scheitel" (Todtenopfer) und nach Andresens „Sprachgebrauch". Männlich z. B. in V. 4 von Goethe's Schweizeralpe" oben S. 165 und im 1. Druck der Röm. Elegien V. 149. Das Bild des V. 120 bei Geibel: „Gebt mir vom Becher nur den Schaum“, und vollständig bei Byron (Childe Harold III, Str. 8): And life's enchanted cup but sparkles near the brim.

31. Das Vorige fortsehend, von der Polarität der Magnetnadel; auch hier die Übertragung aufs sittliche Gebiet (V. 123 und 124). Die Windfahnen, als Erscheinungen der bald dem Demos, bald den Monarchen hofirenden Zeit, hatte Goethe schon das Jahr vorher auf den Blocksberg gesandt (Faust I, V. 3938 flgg.). Selbst Herder erschien ihm vom Luftzuge der Korridore der Zeit erfaßt. Das Bild stammt aus Matth. 11, 7.

Aus den Zahmen Xenien ließen sich als Bakissprüche die von den magnetischen Kuren (Abth. II: „Willst du, was doch Ge= nesene preisen") und die Schlußnummer der Abth. III vom magnetischen Schlaf anschließen. Alles dies fällt in die Sphäre der Wahrsagung, in das schon von Athan. Kirchner (1667 sect. II, cap. 4) beschriebene Magneticum naturae regnum, den Bereich der contrariarum qualitatum, latente quodam consensu.

32. Endlich die Metamorphose der Natur auch in der Kunst, ein Ev zaì nãv: die Einheit im Mannichfaltigen. Vergl. Schiller's Votivtafeln Wahrheit“ und „Schönheit". Beginn und Ende

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V. 128 = A und O.

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IX. Vier Jahreszeiten (S. 245–258).

Als besondere Rubrik zuerst 1800, Neue Schriften VII, 327-355, nach den Weissagungen und vor den Theaterreden; dann in den Werken 4 als Schluß der Gedichte an jeßiger Stelle, desgleichen in 5 und 6 als Schluß des ersten Theils derselben; in 8 zwischen den Weissagungen und den Episteln, seit 9 wieder am Schluß des ersten Theils, nur in unsrer 1. Ausgabe im zweiten Theil, als Rubrik XIV, zwischen den Weissagungen und den Kunstgedichten. In 3 bis 8 sind es 99 Nummern (gezählt als 100; jedoch in 3-5 ohne eine Nr. 49, in 6 ohne eine Nr. 52), 107 seit 9, auch in der Grote'schen Ausg. von 1881 und der neuesten Cotta-Schröner'schen von 1882 nur in unsrer 1. Ausg. die ursprünglichen 99 Nummern.

Ju 3 und 4 mit der Überschrift: Jahrszeiten.

Der Vorspruch S. 245 seit 1815, Werke I, 349 und Gedichte I, 245. Darin die Jahrszeiten nach alter Vorstellung mit Mädchen verglichen; so als schwebende Frauen auf Wandgemälden zu Pompeji und bei neueren Malern (Charles Lebrun, Schilling auf der Brühlschen Terrasse).

Frühling (S. 247 u. 248).

Erster Druck: Schiller's Musenalmanach auf 1797, S. 187-191, mit der Überschrift Vielen (darauf folgend der Sommer, überschrieben Einer, mit der auf beide Abschnitte bezüglichen Unterschrift: G. und S.); jedes Distichon unter besondrer Überschrift oder einzelnen Buchstaben; unter der gemeinsamen Überschrift” „Frühling“ und den gegenwärtigen Nummern der einzelnen Distichen erst seit 3.

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Varianten des ersten Drucks: V. 7 Viele Veilchen binde zusammen! Das
Sträußchen e.; V. 12 Muthwill? Wir wissen es nicht; V. 17
Unter der Menge strahlest du vor, du e. i. Fr.; V. 19 Weit von
fern erblick' ich dich schon, doch k.; V. 25 Asters st. Astern; V. 27
Keine lockt mich von euch, ich möchte zu keiner mich wenden;
V. 30 stilles und zierliches Kraut.

Die Überschriften des ersten Drucks find unten bei den einzelnen
Nummern angegeben.

Entstanden im Xenien-Jahre 1796, in der den verbundnen Dichtern damals handgerechten Distichenform. Eckermann sah in den Sprüchen Bestandtheile des Goethischen Redouten-Aufzugs vom 29. Januar 1796, wodurch sich die Chiffern-Überschriften erklären würden. Er schreibt in seinem Auszuge zur Chronologie von Goethe's Werken unter jenem Jahre: „Arrangirt einen Redoutenaufzug, wozu Distichen gedichtet werden. Wahrscheinlich, gewiß, möchte ich behaupten, sind es dieselben, welche im Musenalmanach 1797 abgedruckt und später als Vier Jahreszeiten in die Werke aufgenommen wurden." Das Schreiben an Schiller vom folgenden Tage (Nr. 147) gedenkt jedoch nicht eines Aufzugs der vier Jahreszeiten oder nur von Blumen, vielmehr eines vom „türkischen Hofe" der Herzogin Luise dargebrachten Kompliments (dies Distichon bei Dünger, Komm. I, 235). Auch das Bertuch'sche Journal des Lurus und der Moden jenes Jahres (März, S. 143) läßt uns im Stich, da es nur allgemein von „sehr vielen Charaktermasken“ spricht. Jedenfalls tritt der Gedanke, die Sprüche unter dem Bilde der Horen zu vereinigen, noch nicht im Musenalmanach, sondern erst bei den Vorbereitungen der Ausgabe von 1800 hervor. Goethe's Distichen wollen nicht mit Thomson wetteifern, überhaupt die Jahreszeiten nicht malerisch schildern, sondern ihnen nur ein Gleichniß des

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