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Reliefdarstellungen aus Kujundschik.

assyrischen Mythologie; ferner von Jagdszenen und Kriegsdarstellungen aller Art. Be-
lagerungen von Städten und Burgen und deren Kapitulation werden deutlich in Reliefs
veranschaulicht, wir begleiten die assyrische Armee auf ihren Zügen durch dichte Wälder
und über schwer passierbare Bergrücken, sehen die in die Flucht geschlagenen Feinde auf
Tierhäuten eine Furt durchschwimmen, um sich vor den mächtigen Gegnern in Sicherheit zu
bringen, beobachten die Sieger bei der Entgegennahme der verschiedenen wertvollen Beute-
stücke und der Gefangenen, die mit grausamen Martern bestraft, verstümmelt und gepfählt
werden, während assyrische Krieger die Köpfe der Erschlagenen sammeln und zum Zwecke
der Kriegsberichterstattung sorgfältig zählen (vgl. unsere Abb. 4-11). Daneben fesseln
unseren Blick die trefflich erhaltenen Darstellungen auf einem Monolith von schwarzem
Alabaster (vgl. Abb. 3), dessen im übrigen die ganze Fläche bedeckende Keilinschrift von fünf
um die vier Seiten laufenden Bändern mit Reliefdarstellungen unterbrochen wird; leztere
sind mit kurzen Unterschriften versehen, die uns über die auf ihnen veranschaulichten
Tributgegenstände belehren: Silber, Gold, Blei, kupferne und goldene Gefäße, Vasen, Becher,
Platten, Elfenbeingegenstände und ausländische Tiere wie Dromedare, Büffel, Elefanten
und Affen
ein um so wertvolleres Denkmal, als in der begleitenden Inschrift der
aus dem zweiten Buch der Könige bekannte israelitische König Jehu als tributpflichtiger
Untertan des assyrischen Königs Salmanassar II. (860-824 v. Chr.) genannt wird.

In der Mitte der Ausstellungssäle befinden sich größere und kleinere Glasschränke, die eine weitere Menge wertvoller Fundobjekte enthalten. Besonders auffällig sind zahlreiche mit Keilschrift beschriebene Tonprismen und Tonzylinder von 1/4 bis 1/2 m Höhe und Obelisken, worauf, wie wir jest wissen, die babylonischen und assyrischen Herrscher ihre Feldzüge und andere Großtaten aufgezeichnet haben; die betreffenden Urkunden wurden auf ihren Beschl in verschiedenen Sälen der Königspaläste aufgestellt und sollten einer späten Nachwelt die Ruhmestitel und Heldentaten ihrer Stifter verkünden. Beschriebene Backsteine, Marmor- und Alabasterplatten sind zu demselben Zwecke angefertigt; Statuen von Göttern und Königen und kolossale bronzene Torflügel, die sogenannten Palasttore aus Balawat, von über 6 m Höhe, mit trefflichen Reliefdarstellungen (Abb. 13 bis 17) vervollständigen das aus den Wandvertäfelungen gewonnene Bild, das weiter durch eine Unzahl kleinerer Gegenstände ergänzt wird: von Siegeln und Gemmen, geschnittenen Steinen, von kleinen, kaum fingerlangen aus Mineralien, Gesteinen und Artefakten hergestellten Siegelzylindern, die durchbohrt sind und zum Abdruck der Siegel über weichen Ton gerollt wurden oder in etwas anderer Form als Petschaft dienten; ferner von Hals- und Armspangen, ziselierten Ohrgehängen, von Statuetten und Figürchen, kleinen Götterbildern aus Ton oder Alabaster, von Waffen und Werkzeugen, eisernen. Sicheln, Pfeil- und Speerspißen, Ringen und Haken, bronzenen Glocken, Lampen und Spiegeln, Dolchen und Schwertscheiden, Spangen und Schnallen, Becken und Schalen, Löffeln und Gabeln, von Gewichten, Hausgeräten und Schreibstiften, von allerhand Utensilien zur Opferzurichtung wie Schüsseln und Platten, von Amuletten aus Ton und von Elfenbeingegenständen aller Art.

Der kostbarste Schatz aber, der bis jezt aus dem Boden Mesopotamiens gehoben und in das britische Museum verbracht wurde, der weitaus wichtigste Bestandteil der babylonisch assyrischen Ausgrabungssunde besteht in einer im sogenannten Nordpalaste bei Kujundschik, einem Kurdendorfe am linken Ufer des Tigris gegenüber von Mossul, also in den Ruinen der alten Stadt Ninive von Sir Henry Layard aufgefundenen Sammlung von etwas über 22 000 sorgfältig gebrannten Tontäfelchen oder Teilen von Täfelchen, einer auf den ersten Blick unscheinbaren Scherbenmenge, die nichts Geringeres darstellt als die älteste Bibliothek der Welt. In minutiöser, für uns meist nur mit der Lupe erkennbarer Ausführung sind die einzelnen Stücke und Fragmente dieser unschäzbaren Sammlung mit dichtgedrängter Keilschrift besät; Vorder- und Rückseite der Täfelchen und vielfach selbst die Seitenränder sind beschrieben, der Ton ist meist sorgfältig geglättet und weist nur in einzelnen Fällen Hißblajen auf, deren Entstehung man mit Recht daraus erklärt hat, daß ein Teil des Bibliotheksgebäudes einmal dem Feuer ausgesezt gewesen sein muß, eine Tatsache, wodurch sich zugleich das Fehlen jedes

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Abb. 10. Assyrisches Lager aus dem Nordwestpalast König Aschschurnassirpals, 884-860 v. Chr. Aufnahme von W. A. Mansell & Co. in London. (Zu Seite 14.)

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Entdeckung der Bibliothek zu Ninive.

weichen, biegsamen und verbrennlichen Schreibmaterials erklärt. Immerhin ist, wenn auch gelegentlich Holztafeln und andere Pflanzenprodukte zur Aufzeichnung von Schriftstücken verwendet worden sein müssen, nach den immensen Tontafelfunden die Gesamtzahl der jezt in curopäischen und amerikanischen Museen befindlichen Tafeln überschreitet ja die Hunderttausend schon um ein Beträchtliches! die Annahme gerechtfertigt, daß die Babylonier-Assyrer ihre Gedanken in der Regel zu Ton" gebracht haben. Die Größe der Tafeln aus Kujundschik variiert zwischen 3722 und 2,4×2 cm, bei einer mittleren Dicke von 21/2 cm, und ihre Farbe vom tiefsten Schwarz bis zu Brennrot. Die flache oder wenig konkave Vorderseite zeigt meist die Gestalt eines Rechtecks, und nur in wenigen Fällen ähneln die Täfelchen einem Kopfkissen oder nähern sich der

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Abb. 11. Szene aus dem vorderasiatischen Lagerleben. (Bu Seite 14.)

Gestalt eines Herzens oder einer Olive (vgl. Abb. 63, 64, 65). Sollten die Flächen einer Tafel liniiert werden, so geschah dies dadurch, daß eine straffgespannte Schnur in Abständen in den weichen Ton gedrückt wurde; noch heute lassen sich darin gelegentlich die Abdrücke der Fasern erkennen, ebenso wie bisweilen die Lineamente eines vorwißigen Daumens, der die weiche Tafel vor dem Brennen allzu unsanft gehalten hat. Mehr oder weniger zahlreiche Löcher in den Dokumenten dienten je nach ihrer Lage und Tiefe einem doppelten Zweck: entweder als Sicherheitsventile, um beim Brennen der Blasenbildung vorzubeugen, oder zur Aufnahme kleiner Holzpflöcke, um so die Täfelchen übereinander aufzuschichten (etwa wie heute die Bücher bei den Chinesen), ohne ihre Flächen sich untereinander berühren zu lassen.

Bemerken wir zudem noch die Erscheinung, daß eine Anzahl der Täfelchen mit einem Tonmantel umgeben ist, der, gleichfalls beschrieben und gebrannt, offenbar dazu bestimmt war, den Kern zu schützen, also als der direkte Vorläufer unseres Brieffouvertes

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betrachtet werden darf (vgl. unsere Abb. 62), so sind damit die äußeren, von der Tafelsammlung selbst gebotenen Anhaltspunkte zu ihrem Studium erschöpft: ein ungeheueres Geduldspiel im buntesten Wirrsal reizt nun Jahr um Jahr zum Ordnen und Sichten der Steine und Steinchen; Tausende von Teilen von Tafeln, die ein unvorsichtiger Spatenstich des Ausgrabenden oder Jahrhunderte früher die Füße oder das Schwert der Bezold, Ninive und Babylon.

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Abb. 13. Verstümmelung gefangener Krieger.
Relief auf den bronzenen Kolossaltoren am Palast Salmanassars II. aus Balawat. Britisches Museum.

(Zu Seite 14.)

Eroberer Ninives zertrümmerten, und solche, die vielleicht wieder schon geraume Zeit vorher von einem nachlässigen Besucher der Bibliothek oder einem fahrlässigen Abschreiber zerbrochen wurden, harren heute noch der kundigen Hand, die sie wieder zusammenfügt; Lustren werden vergehen, ehe das rüstig begonnene Werk vollendet sein wird. Ein reiches Jahrzehnt, das der Schreiber dieser Zeilen der ausschließlichen Beschäftigung mit der Ordnung dieser kostbaren Scherbenmasse gewidmet hat, weckt hier die Erinnerung an manche teure Stunde, die die Fäden des zerstörten Gewebes aufsuchen und entwirren hieß, an manche herbe Enttäuschung, wenn die unvollständigen Glieder der zerstückten Kette sich nicht wieder zum Ganzen ordnen und fügen wollten, aber auch an manche stille Freude über Hunderte von Bruchstücken und Stückchen, die Wort um Wort, Say um Saz und Tert um Text aus dem Chaos wiederbrachten. Wenn sich auch nicht behaupten läßt, daß alle uns von diesen Zeugen der Vergangenheit gestellten Aufgaben schon in Angriff genommen oder gar alle Rätsel gelöst seien, so wird das Folgende doch geeignet sein, darzutun, daß immerhin ein großer Bruchteil dieses verhältnismäßig weitabliegenden Feldes der Altertumsforschung heute urbar gemacht ist. Schon die ersten Entzifferer, wie Rawlinson und Oppert, verwandten erfolgreich eine Summe von Scharfsinn auf die Enträtselung der neuen Ausgrabungsfunde, Eberhard Schrader vermittelte der deutschen Gelehrtenwelt ihre Resultate, und auf seinen Schultern stehen eine Reihe von Schülern, und Schülern von Schülern, die in fast allen Kulturstaaten forschend und lehrend Stein um Stein zum Ausbau der neuen Wissenschaft, der Assyriologie, bearbeiten.

Überdies mehrte sich das Material aus Mesopotamien in den letzten Jahrzehnten des vorigen Jahrhunderts durch neue Ausgrabungen gewaltig, und das Gefundene wurde durch dankenswerte Inschriftenausgaben in erfreulichster Weise allgemein zugäng

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