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Zweitens: das Wort ,,Zion" bezw.,,zionistisch" wird in allen amtlichen Publikationen und Bezeichnungen ersetzt durch das Wort: Jüdisch-Liberia bezw. jüdisch-liberianisch; (Tobender Tumult. Rufe: Unverschämtheit! Hinaus mit dem Menschen! Vereinzelte Rufe: Antisemit! Kreuzzeitungsritter! ,,Morris de Jonge"! Ein einziger Delegierter, der rief: meschugge, wird unmittelbar darauf, infolge der im Saale herrschenden brütenden Sommerhitze, von einer Ohnmacht zu Boden geworfen. Nordau klingelt unaufhörlich, bis der Glockenklöppel abspringt und nur noch dumpf klappernde Töne vernehmbar sind. Redner ruft laut: Mein Antrag hat ja noch einen Punkt III, bezüglich Allgemeiner Judentag! Er wird überschrieen; man hört ihn noch klagend rufen: Ja, soll ich denn mit dem Negerstaat Liberia schließen? Er bahnt sich dann durch die tobenden Gruppen den Weg zum Ausgange, um sich von der Tribüne der Redner auf die Tribüne der Zuschauer zu begeben. Manche Mitglieder der orthodoxen Richtung drücken ihm verstohlen die Hand, nachdem sie sich durch ängstliche Blicke zum Präsidialtisch vergewissert haben, daß Herzl es nicht sieht. Als der Redner nach einer kurzen Pause auf der Tribüne der Zuschauer erscheint, erfolgt grade durch Akklamation die Annahme eines Antrages Herzl auf Absendung eines Brüderschafts- und Freundschaftstelegramms an die Häuptlinge der 12 größten Negerstämme zwischen Kilimandjaro und Kenia. Redner ruft mit Donnerstimme in den Saal hinab: Nach Babel! statt nach Basel mit diesem falschen Zionistenkongress! Er verläßt dann unter erneut ausbrechendem tobendem Tumult und baylonischer Verwirrung des Kongresses das Baseler Stadtkasino und fährt mit dem nächsten Schnellzug ins Land des Vaters Jaakob!)

3. November 1903 (13. Cheschwan 5664).

Dankgebet des befreiten Jisraël!

(Zum ersten Monat des zweiten Exodus anno 191?)

Allen Chören soll entklingen

Ein gewalt'ger Jubelton,

Daß sie durch die Sphären dringen,
Bis hinauf zu Gottes Thron!

Alle Kehlen sollen jauchzen
Einen einz'gen Dankgesang,
Dass sich durch der Lüfte Meer
Schwinge seiner Rhythmen Klang!

Allen Herzen soll entfluten
Eine einzige Freudenwelle
Hin zum ew'gen Born des Lichts
Zu der Weltensonnen Quelle!

Alle Augen sollen schauen

In des Schöpfers Flammenblick

Durch des Himmels Ätherblauen

Dankend für der Freiheit Glück!

Alle Hände sich erheben

Wie des Volkes Riesenhand

Als ein einz'ges Sehnsuchtsstreben

Grüßend nach dem Heiligen Land!

Anhang.

Die „Jüdische Rundschau" vom 23. Januar 1903 brachte folgende Veröffentlichung:

99

Uns geht die folgende Zuschrift von Dr. Morris de Jonge zu, die wir veröffentlichen, ohne erst erklären zu müssen, daß uns der religiöse Standpunkt natürlich trennt. Wenn uns ein Quilibet die Erklärung zugehen ließe, so würden wir ohne weiteres den Abdruck in unserm Blatte a limine zurückgewiesen haben, da wir jede Einmischung in religiöse Anschauungen, seien sie auf dem Boden des Judentums oder nicht, ablehnen. Aber es handelt sich um Dr. Morris De Jonge, der durch seine antisemitische Stellung in der Presse und Öffentlichkeit in den Jahren 1890-93 eine Einleitung in die neueste antisemitische Campagne gegen das Judentum, nicht nur gegen die Juden, gab. Es hat deshalb mehr als historisches Interesse, zu sehen, wie sich die Stellung des Dr. De Jonge weiter entwickelt, und wir haben deshalb buchstäblich seine uns zugegangene Erklärung abgedruckt, und enthalten uns hier jeden Kommentars:

Lossagung eines „,getauften" Juden von der ,,christlichen" Kirche.

Rückkehr eines ,,getauften" Juden zum Judentum.

Berlin, den 15. Januar (16. Tebeth) 1903.

Brückenallee 27.

Geehrte Redaktion!

Es würde mir erfreulich sein, wenn Sie die folgenden drei Schriftstücke in Ihrer Zeitschrift veröffentlichen würden:

Berlin, den 23. Oktober 1902.

ערב שמחת תורה

An die „Gesellschaft zur Beförderung des Christentums unter den Juden" Berlin.

Der,,Gesellschaft zur Beförderung des Christentums unter den Juden" mache ich hierdurch die Mitteilung, daß ich nach schweren Kämpfen der letzten drei Jahre mich entschlossen habe, mich nicht blos von der preußischen Landeskirche, sondern von der allgemeinen christlichen Kirche überhaupt gänzlich loszusagen und unter bestimmten, dem Judentum der apostolischen Zeit (insonderheit Jakobus, Petrus und Johannes) nachgebildeten evangelischen Vorbehalten in das Judentum bezw. die Synagoge zurückzukehren.

Die Gründe meines Entschlusses wird man in naher Zukunft aus einer Reihe von Schriften, in denen alle einschlägigen Fragen, insonderheit die von der Person des Herren und Heilandes Jeschuah-Jehovah, von den beiden Teilen der Heiligen Schrift, dem Messias der Juden*), dem ewigen Werte des Gottes - Volkes Israël und seiner Thorah, dem Unwerte der Kirche, in der ich den gefährlichsten Feind des Gottesvolkes erkannt habe, etc. etc. in systematischer Vervollständigkeit und wissenschaftlicher Gründlichkeit erörtert werden sollen, entnehmen können.

Indem ich bemerke, daß ich voraussichtlich in naher Zukunft die echte, altjüdische Wassertaufe durch die Hand eines Juden empfangen werde, erkläre ich hiermit die vor 12 Jahren durch Ihren Prediger Bieling ohne alle geistliche Berechtigung an mir vollzogene „Taufe" für null und nichtig Offenbarung Johannes 3, 14-16.

M. Chr. de Jonge, Dr. jur.

*) Jeschuah von Nazareth war nicht der Messias der Juden, war nicht,,Christos".

Berlin, 23. Oktober 1902.

An das Königliche Amtsgericht I. Berlin.

Dem Kgl. Amtsgericht I. Berlin melde ich hiermit gemäß § 2 des Gesetzes vom 14. 5. 73 meinen Austritt aus der preußischen Landeskirche an, da ich mich nach mehrjährigen inneren Kämpfen und Schwankungen entschlossen habe, mich nicht blos von der preußischen Landeskirche, sondern von der allgemeinen christlichen Kirche überhaupt gänzlich loszusagen und in naher Zukunft unter bestimmten evangelischen Vorbehalten in das Judentum bezw. die Synagoge, aus der ich im Jahre 1890 austrat, zurückzukehren.

Ich füge bei . . . (folgende Urkunden).

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An Herrn Dr. jur. Moritz de Jonge, bier.

Der Dr. jur. Moritz de Jonge, Brückenallee 27, hierselbst, hat laut Protokolls vom 22. November 1902 seinen Austritt der Religionsgemeinschaft der evangelischen Christen unter Beobachtung der durch das Gesetz vom 14. Mai 1873 vorgeschriebenen Form erklärt.

aus

Zum Beweise dessen ist die vorliegende Bescheinigung ausgefertigt worden.

Berlin, den 22. November 1902.

Königliches Amtsgericht I Abteilung 90 II.

(Arabeske statt Unterschrift.)

Ich bemerke noch, daß der Rabbiner meiner Vaterstadt Köln, Dr. Frank, in einer am 18. Oktober 1902 mit ihm gepflogenen, formell überaus freundlich verlaufenen Verhandlung infolge unüberwindlicher Bedenken gegen jene „evangelischen Vorbehalte" mir die Wiederaufnahme in die Synagogengemeinde meiner Vaterstadt, in der ich die ersten 25 Jahre meines Lebens bis zum Jahre 1889 verlebte, verweigert hat, wie

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