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Jesus wollte sagen: es hat keiner eine größere Erweckung erlebt, als der Täufer; das uɛisoov ist gewissermaßen adverbium zur Erweckung; Johannes wird als ein ,,Bußgenie" von unübertroffener sittlicher Größe charakterisiert, und das mit gutem Grunde! Diese Größe als Büßer und Bußprediger ändert nichts an der Wertlosigkeit seiner messianischen Vermutungen.

Von Johannes ging die messianische Unklarheit auf einige seiner Jünger über. Der junge Andreas, ein Sanguiniker und stürmischer Jüngling, reist sofort, nachdem er Jesus bei Johannes kennen gelernt und einen Tag mit ihm zusammen im Fremdenhospiz logiert hat, nach Galiläa zurück zu seinem Bruder und Associé Petrus und meldet ihn in begeisterter Stimmung: Wir haben den Messias gefunden! (Joh. 1, 41.) Andreas war (was die Kirche gar nicht beachtet hat) der theologisch unbedeutendste Apostel, dessen messianische Theorieen schon deßhalb von vornherein als minderwertig erscheinen. Philippus verwechselt Jesus ebenfalls mit dem Messias. Und welchen Platz würde man nach seinen sonstigen Leistungen grade diesem Apostel in der Apostelklasse anzuweisen haben? den Platz neben dem ultimus! Daß Martha Jesus für den Messias hielt und es aussprach (Joh. 1, 27), beweist nur, daß auch die jüdischen Weiber der damaligen Zeit, zumal wenn sie etwas vorlaut waren, wie Martha, die Jesus ja wiederholt ermahnte, sich an der still-sinnenden, lieblichen, echt weiblichen Maria ein Beispiel zu nehmen, in theologischen Grundfragen oft große Dummheiten sprachen, wenn auch noch immer nicht so große, wie sie die typischen protestantischen Priesterweiber unserer Tage sich leisten, um durch ihre feminisierenden Einflüsse auf ihre Männer den zunehmenden Verfall der Kirche noch zu beschleunigen. (Ein jüngerer Kirchengelehrter hat vor einigen Jahren in einer,,Meditation": ,,Die Botschaft Johannes des Täufers an Christus",,bewiesen", die Frage des Johannes sei gar keine,,Frage", sondern eine,,Aufforderung", eine ,,Erinnerung an die Taten, die dem Messias zustanden"; es sei,,keine quaestio dubitativa", sagt der junge Scholastiker, sondern ein ,,Appell in der Form einer rhetorischen Frage". Daß der Täufer noch hinzu

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fügt: oder sollen wir auf einen Anderen warten?" übergeht (!) dieser Jünger der Steinmeyer'schen Sophistenschule, da diese Alternativfrage eben in höchst unbequemer Weise jeden Versuch einer Ehrenrettung" des Täufers von vornherein unmöglich macht. Das ,,Dogma" steht diesen gefährlichen Irrlehrern eben über dem Evangelium! Und das will über Papismus und Thalmudismus zu Gericht sitzen!)

c) Der Messias als Móyos.

Mit leuchtender Klarheit schildert uns der herrliche Johannes den kommenden Messias im Eingang zu seinem ozeantiefen Evangelium. Die Kirche sitzt seit 1800 Jahren am Rande dieses Ozeans, sammelt die Muscheln und Seesterne, die an den Strand gespült werden, und behauptet nun stolz, wie ein kleines renommistisches Bürschchen: Ich bin ein Seefischer! Ich kann auf hoher See Netze auswerfen! Seht, diese Tierchen habe ich mit Lebensgefahr gefangen!

Seit 1800 Jahren schleppt die Kirchenscholastik, die über den introitus evangelii Johannis schon eine ganze Bibliothek zusammengeschrieben hat, die Irrlehre mit sich herum, der Móyos des Johannes sei Jesus.

Καὶ ὁ λόγος σάρξ ἐγένετο; Und der Logos ward Fleisch - der Logos, der ,,im Anfang" war, der mehr war, als Faust mit all seinen Übersetzungsversuchen ahnte, mehr als „,Wort", mehr als ,,Sinn", mehr als ,,Kraft", mehr als ,,Tat"; der vielmehr ein Glied am Organismus Gottes ist, dessen Bedeutung nur Esoterikern erklärt werden kann.

Die Kirche hat dekretiert, als der Logos sei Jesus zu betrachten und hat damit einen der Äste abgesägt, auf denen sie selbst sitzt. Die Kirche hat in dunkler Ahnung der mystischen Organisation Gottes auch die Dreipersönlichkeit des drei Mal Heiligen geahnt. Das zweite Glied in der Person Gottes ist nach der Kirche in Jesus Mensch geworden, eine richtige Ahnung, die ich in meiner Schlußschrift in das klare Licht der Erkenntnis rücken werde. Die dritte ist der Heilige Geist, ruach adonaj, das Wort Gottes, das dewar adonaj der Thorah, in der alexandrinischen Religionsphilosophie, deren

Terminologie Johannes der griechischen Übersetzung seines ursprünglich hebräischen Evangeliums zu Grunde legen durfte,

der Λόγος. - Die Kirchenlehre ist nun mit ihrem schwer, aber unordentlich beladenen Trinitätswagen bei der Einfahrt ins Evangelium Johannes völlig entgleist der Materialschaden ist unbedeutend (einige hundert Bände theologischer Makulatur verbrannt!), aber zahlreiche berühmte Theologen schwer verunglückt Kontusionen, wollte sagen: Konfusionen schlimmster Art! Denn hier wird plötzlich Jesus als die dritte Person, als eine Inkarnation des Heiligen Geistes behandelt! Mir bot Ende der 90er Jahre trotz meiner damaligen kirchlichen Befangenheit grade die Wahrnehmung dieses fundamentalen trinitarischen Irrtums, dieses unlöslichen Widerspruchs, dieser dogmatischen contradictio in adjecto, den Hebel, den ich ansetzte, um den Schutt zu heben, der über dem von mir dunkel geahnten Diamantfelde der Prophetie sich an dieser Stelle gelagert hatte. Und siehe da! ich entdeckte in der Tat ein Diamantlager; auch die anderen leuchtenden prophetischen Diamanten traten nun klar dem kritischen Blick entgegen.

Erstens. Der Mann, der v. 6-9 geschildert wird, ist nicht Johannes der Täufer, wie die Kirche lehrte, sondern der künftige Messias. Denn erstens war der Täufer damals im ganzen Volk eine berühmte historische Persönlichkeit; sie konnte vom Evangelisten kaum zwei Menschenalter nach seinem Tode nicht in diesem dunklen, episch-sagenhaften Skaldenstil: ,,Es ward einmal ein Mensch, dess' Name war Johannes" (dessen Name also als unbekannt vorausgesetzt wurde) geschildert werden. Das wäre grade so absurd gewesen, wie wenn etwa Walter Scott seiner Biographie Napoléons einen Vorbericht über den Verlauf der französischen Revolution vorangeschickt und ihn mit den Worten eingeleitet hätte: Es trat einmal ein Mann auf, dessen Name war Mirabeau. Nein, der Jude Johannes war nicht der pietistische Schlemiehl, als welcher er, durch das grüne Kirchenglas betrachtet, vielen erscheinen könnte, sondern der bedeutendste Historiker seiner Zeit! Und zweitens hätte er den Täufer niemals als ἀπεσταλμένος παρὰ θεοῦ: unmittelbar

von Gott gesandt, charakterisiert, da er eine solche Bedeutung, wie sie in dieser Wendung liegt, nicht hatte, auch in den Augen der Evangelisten nicht hatte (man vergleiche nur die nüchterne Charakterisierung bei Mathäus).

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Und drittens würde das mysteriöse yévero in der Anwendung auf den Täufer durchaus unerklärlich sein; es heißt nicht einfach: es war (wie Luther falsch übersetzt), sondern es ward, biographisch psychologisch; heute würden wir sagen: es wickelte sich ein Mensch. Und endlich würde die Charakteri sierung von v. 7-8 auf Johannes passen, wie die „Faust auf's Auge". Die ausdrückliche Verwahrung, daß er nicht das Licht war, sondern nur der, der vom göttlichen Lichte zeugen würde, wäre ganz gegenstandslos, ein Einrennen offener Türen gewesen, wenn der herrliche Evangelist den Täufer gemeint hätte, den Niemand für eine „Lichtgestalt" gehalten, sondern Jeder als einen bei seinen Zeitgenossen eher zu niedrig, als zu hoch geschätzten, finsteren Bußprediger kannte.

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In Wahrheit sah eben der herrliche Johannes als Prophet in die Zukunft! Er sieht den Messias, der von Gott gesandt wird, sich mehr und mehr entwickelt", und allmählich seinen Zeitgenossen mehr und mehr als herrliche Lichtgestalt erscheint. Johannes sieht mit prophetischer Klarheit die Gefahr der Messias-Vergötterung, der ihn in den Himmel erhebenden" Schwärmerei für seine Person; dieser Gefahr will er vorbeugen, indem er die Bedeutung des Messias im Vergleich zu Gott selbst, dem,,Licht", auf das richtige Maß reduziert; er nennt ihn bei der wiederholten Variation des Themas: zɛīvos, wie auch an anderen Stellen der Messias bezeichnet wird, jener bewußte, derjenige welcher, der kommende Mann, den wir noch nicht kennen. Aber der Name: 'Ioάvvns!? Im Urtext, vor dem die Kirche verständnislos wie die Kuh vor dem verschlossenen Scheunentor stand, la utete der Name ein wenig anders: etwa Iovas (nach der schon oben erwähnten Thalmud-Stelle einer der vermuteten Namen des dereinstigen Messias); vielleicht stand auch schlechtweg der bürgerliche Name da, den der Messias im 20. Jahrhundert führen wird und der sehr nahe an Johannes anklingt und

deßhalb von der Kirche, die unfähig war, an die Zukunft zu denken, für den Namen Johannes gehalten wurde, etwa: Jones oder ein ähnlicher englischer oder deutscher Name.

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Zweitens. Der Vers 11:,,Er kam in das Seinige und die Seinigen nahmen ihn nicht auf", hat sich nach der Kirchenlehre unverzüglich auf Jesus zu beziehen. Das kann der Vers aber nicht, so wenig wie Johannes nach Art eines Schlangenmenschen seine eigenen Beine in die Hand nehmen konnte. Denn es ist ja einfach unwahr, daß Jesus „,von den Seinigen nicht aufgenommen worden sei": seine Mutter pries sein Kommen vor der Geburt mit schwärmerischen Lobgesängen, seine Familie war ihm in Liebe, Achtung und hänglichkeit zugetan (man sehe ihn doch nur als Familienautorität auf der Verwandtenhochzeit in Kana!), seine Freunde und Jünger waren ihm treu und gewärtig, wie einem regierenden Herren, sein Volk folgte ihm zwei Jahre lang wie in einem Freudentaumel, unausgesetzten Rausch der Begeisterung und schwärmerischen Verehrung und wollte ihn schließlich zum König machen". Nein! Johannes hat keine Geschichtsfälschung nach Art eines Judenmissionars versucht!-Er weist prophetisch auf die Leidensgeschichte des Messias hin, darauf, daß der Messias grade in seiner Jugend in schweren Konflikten,,mit den Seinigen", mit Verwandtschaft und Bekanntschaft, die kein Verständnis für ihn haben, leben würde Sinne von Jesaia 53 und Psalm 38.

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Drittens. Vers 14 wird ausdrücklich betont, daß er dem ,,eingeborenen Sohn" nur ähnlich sein, eine Herrlichkeit wie dieser haben würde; das: os als Identitäts-Wie aufzufassen, ist logischer nonsense: wenn Jemand wie ein Fürst geehrt werden soll, so bedeutet das für alle Leute mit normaler Logik, daß er an sich kein Fürst, nicht,,identisch" mit einem Fürsten ist. Das,,wie" soll grade die Identität negieren, den Unterschied markieren zwischen dem Fleisch gewordenen Logos und dem eingeborenen Sohn, zwischen dem Messias und Jesus.

In Vers 17 und 18 hat die Ur-Kirche zwei kleine Urtextfälschungen verbrochen. v. 17 hat sie das Wort Inoo eingefälscht; Johannes hatte klar den ersten und den zweiten

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