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Zweiter Teil.

Der Messias im Evangelium.

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Die Messiaslehre des Evangeliums ist dieselbe wie die der Thorah! Allein, während die Kirche behauptet, daß die Lehre des Alten Testaments" sich um die Zentralpersönlichkeit des Neuen drehe, habe ich die Entdeckung gemacht, daß es umgekehrt richtig ist, daß die messianischen Reden des Evangeliums sich um die der Thorah drehen, welche unerschüttert stehen bleibt. Diese Entdeckung hat auf theologischem Gebiet ungefähr dieselbe Bedeutung, wie auf astronomischem die Feststellung haben würde, daß sich nicht die Erde um die Sonne drehe, sondern daß die Alten doch Recht hatten, wenn sie behaupteten, die Erde stehe still und Sonne und Sterne drehen sich um sie, eine Theorie, die ich nebenbei, trotz Copernikus und Galilei, für die richtige halte. Da dieses Buch ein theologisches Volksbuch für denkende Juden und solche, die es werden wollen, also auch Gojim, die das Nahen der messianischen Zeit wittern, sein soll, nur einen Grundriß bieten kann, dessen Detailausarbeitung ich besonderen Schriften vorbehalten muß, so habe ich aus wohlerwogenen Gründen grade diese meine „neutestamentlichen" Entdeckungen so kurz wie möglich berichtet; es ist gewissermaßen nur ein gut orientierender, aber nur vorläufiger Vorbericht eines zurückgekehrten Entdeckungsreisenden; ich habe mich vielfach auf Thesen beschränken müssen, aber diese Thesen sind so neu, tragen vielfach den Beweis ihrer Richtigkeit und Festigkeit so sehr in sich selbst, oder ziehen ihn aus dem Zusammenhang mit dem ganzen neuen System, das ich hier biete, daß vielfach eine gewisse immanente Dialektik die Dialektik der speciellen Beweisführung einstweilen befriedigend ersetzen kann.

I. Der Messias im Evangelium.

Ist der Satan der „Vater der Lüge", auch der Vater der pseudomessianischen Kirchenexegese, so ist die Allegorie ihre Mutter, und die „spiritualistische Auslegung" die erstgeborene Tochter in dieser Lügenfamilie. Meschiach" heißt der Gesalbte. Allenthalben, wo in den altbiblischen Schriften von Salbung von Gegenständen und Personen (Priestern und Königen) berichtet wird, handelt es sich um einen realen Vorgang. Das ist der so einfache und selbstverständliche ,Begriffsinhalt" des Begriffs „Meschiach", daß ich absichtlich im Ersten Teil alle dialektischen Untersuchungen, Begriffsanalysen, Definitionen etc. als völlig überflüssig vermied, da die wissenschaftliche Feststellung, daß als ,,Gesalbter" nur der zu bezeichnen ist, der auch wirklich gesalbt worden ist, mir ebenso albern erschienen wäre, wie die Feststellung etwa, daß eine Maschine nur dann als geölt bezeichnet werden könne, wenn sie auch wirklich geölt worden ist, oder ein Mensch nur dann als „,bekleidet", wenn er auch wirklich Kleider am Leibe hat. Ich werde am Schlusse meiner Schrift eine Warnungstafel vor Schwarmgeistern als Barriere gegen allen messianischen Schwindel, der grade in den nächsten Jahrzehnten in üppiger Fülle aufwuchern wird, aufrichten durch die mit eiserner Festigkeit festzuhaltende Lehre, daß von einem Messias erst dann gesprochen werden kann, wenn Jemand in Jerusalem als Erster des Volkes gesalbt worden ist.

Jesus ist aber überhaupt nicht gesalbt worden. Er kann schon deshalb ebensowenig von der Kirche als XOLTÓS hingestellt werden, wie der chinesische Kaiser, der nackt durch die Straßen schritt, dem Volke aber befohlen hatte, seine herrlichen Kleider zu bewundern, bis schließlich ein enfant terrible laut zu seiner Mutter rief: Aber Mutter, der Herr Kaiser ist ja nackt!, als bekleidet geschildert werden könnte.

Allein die Kirche, was tut sie? Sie,,allegorisiert"! Was real sich nicht erfüllt hat, das ist,,geistlich" zu verstehen! Und sie hat mit diesem Allegorisierungssystem nicht so harmlos gewirtschaftet, wie etwa der Deutobold Allegoriewitsch Mysti

ficinski, der Verfasser des fingierten dritten Teiles des ,,Faust" von dem bekannten schwäbischen Ästhetiker. Die kirchliche „Allegorie" hat den Paradiesgarten der Thorah verwüstet, wie die Reblaus einen blühenden Weinberg! Gott hat ihn,,mit Geist und Kraft“ „gesalbt“ lautet das Sophisma, welches die Kirche auch in den Text einer einzigen Stelle der evangelischen Schriften einzuschmuggeln verstanden hat. Mit der unverfrorenen Sicherheit Sicherheit und Selbstverständlichkeit verlogener Naturen, die um so kaltblütiger und ruhiger bleiben, je größer die Lüge ist, die sie zu verbergen haben, wird die Fiktion, daß Jesus gesalbt" worden und daß sein Name ,,Xororós" sei, von vornherein als feststehende, gar nicht weiter beweisbedürftige Tatsache, als das völlig gesicherte Fundament des ,,Dogmatik“ genannten Gedanken-Kartenhauses behandelt. Die Kirche gleicht in christologischer Beziehung einem Wechselreiter, der ohne alle Valuta immer wieder neue Wechsel zu ziehen sich erdreistet und sie auch in Umlauf zu setzen versteht, weil die fehlende Grundvoraussetzung seines Kredits durch eine verblüffend dreiste Schwindeltaktik verdeckt wird, die vornehm und stolz grade das, was fehlt, als das ,,Allerselbstverständlichste" hinstellt, nach dem skeptisch zu fragen eine Beleidigung des Wechselreiters sein würde. Aber auch für die christologische Wechselreiterei schlägt die Stunde der ,,Entdeckung" im doppelten Wortsinne.

Ein Monstrum an Verdrehung, ein Ungeheuer in der Welt der Logik, ein dialektischer Riesenschwindel von den Dimensionen eines Ichthyosaurus ist die Theorie der geistlichen" Salbung. Salbe ist eine Substanz, die nicht in luftförmigem, sondern in flüssigem Aggregatzustand existiert. Ein „Gesalbter", der nur,,mit Geist",,gesalbt" worden wäre, gliche einem Weibe, welches aus dem an fruchtbaren Anregungen reichen Verkehr mit einem Manne von Geist die frohe Gewißheit entnehmen würde, es sei nun auch physisch befruchtet das so,,befruchtete" Weib bekommt aber doch sicher keine Kinder! Mit demselben Rechte, mit dem die Salbung Jesu geistlich" aufgefaßt werden darf, könnten auch alle realen Vorgänge seines gewaltigen, beispiellosen Lebens spiritualistisch verflüchtigt

werden: die Kreuzigung, dieses beispiellose, bisher fast noch gar nicht verstandene Mysterium könnte als ein,,symbolischer" Vorgang gedeutet werden (etwa wie in der unglücklichen Wendung von der „Kreuzigung des Fleisches samt Begierden und Lüsten" in dem pseudopaulinischen Galaterbrief, den ich in Schrift VI als gefälscht nachweisen werde), die Auferstehung ebenfalls, die Himmelfahrt nicht minder. Nicht auf Sand" baut die spiritualistische Methode, sondern schlechtweg in die Luft! Es fehlt überhaupt jegliches Fundament für dieses System. Die allegorische Methode, die schon dazu geführt hat, Abraham als symbolische Figur (Personifikation der BrahmIdee) zu konstruieren, könnte schließlich auch bis zur Auflösung der Person Jesu selbst in irgend eine geistlich" zu verstehende Personalallegorie, zur Auflösung aller Tatsachen und Realitäten der Reichsgottesgeschichte,,fortgebildet" und ,,fortentwickelt werden. Jesus kann schon deshalb nicht der Messias gewesen sein, weil er überhaupt nicht gesalbt worden ist!

1. Und er, der einzige Mensch, der von sich sagen durfte: Ich bin die Wahrheit! er hat mit nichten der Messias-Lüge der Kirche Vorschub geleistet! Niemals hat er, der mehr war als Messias, ein Wort gesprochen, das als messianische Selbstaussage gedeutet werden mußte, niemals die messianischen Irrtümer seiner Umgebung genährt, niemals ihnen ein Schweigen entgegengesetzt, das nach dem Satze: qui tacet consentit gedeutet werden dürfte. Gegen die Kirchenlehre erhebe ich die schwere, in ihrer ganzen weltgeschichtlichen Tragweite mir vollbewußte Anklage, daß sie den Sinn der Worte Jesu teils absichtlich verdreht, teils aus Borniertheit mißverstanden hat! ,,Du gleichst dem Geist, den Du begreifst, nicht mir!" würde der Person gewordene Logos der Kirchenlehre von der Patristik des 2. bis zur Scholastik des 20. Jahrhunderts mit göttlichem Recht zurufen können! Gegen sämtliche evangelische Positionen, in denen die kirchliche Pseudochristologie sich eingenistet hat, eröffne ich auf der ganzen Linie eine systematisch geleitete Kanonade, mit echten geistlichen,,Kanonen", mit dem,,Kanon" der Heiligen Schriften selbst! Werden

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auch die Kirchendörfer nicht schon durch die ersten Geschützsalven, die dieses Buch abgiebt, zerstört werden, so ist es doch keine Frage, daß sämtliche Positionen für das Volk Jisraël zurückerobert werden nur eine Frage der Zeit ist es! Fast sämtliche scheinmessianischen Selbstaussagen Jesu ergeben schon bei sorgfältiger und von jüdischem Geiste erfüllter Specialexegese einen ganz anderen Sinn, und da, wo noch einige Dunkelheiten bleiben, schwinden auch sie vor dem Lichte der „deduktiven Methode", die aus der auf induktivem Wege gewonnenen generellen Erkenntnis auch auf den richtigen Ursinn im Einzelfalle hinführt.

a) Das Gespräch mit der Samariterin.

Aus der ersten Zeit des wunderbaren Wirkens und Wanderns Jeschuahs von Nazareth berichtet uns Johannes das Gespräch mit dem samaritischen Weibe (Joh. 4, 7-26). Da ich aus Gründen der Raumökonomie keine lange, dünne Professorenhrühe, sondern nur Extrakt meiner Gedanken und Erkenntnis bieten kann, kann ich den ganzen Inhalt des Meister- und Mustergesprächs hier nicht exegetisch behandeln. Der „passus concernens", um juristisch zu reden, steht am Schluß: Es spricht das Weib zu ihm: „ich weiß, daß ein Meschiach, das heißt der Gesalbte, kommen wird; wenn Jener kommen wird, wird er uns Alles erklären. Es spricht Jesus zu ihr: Ero siu o 2a2o oot." Luther übersetzt: ,,Ich bin's, der mit dir redet". Diese Übersetzung ist von vornherein in dem Maße als kanonisch verehrt worden, daß ein berühmter und gefährlicher Kirchenscholastiker des 19. Jahrhunderts, der Professor Steinmeyer, ein ganzes Buch (!) allein über „Das Gespräch mit der Samariterin" schreiben konnte, ohne überhaupt der Frage näher zu treten, ob der Sinn der Worte richtig wiedergegeben und der Ursinn durch die Übersetzung gedeckt sei ein Beweis naiver Borniertheit und Abneigung gegen alle,,voraussetzungslose" Forschung, der rührend wirken würde, wenn nicht die Arroganz, mit der die Kirchenscholastik sich auf Lehrstühlen spreizt, empörend wirkte. Drei Gründe zertrümmern diese Position.

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