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sondern Objekt! Pro colorando bemerke ich noch, daß Jesus auch solche pathetische Redensarten nicht zu gebrauchen pflegte, wenn er seinen Jüngern einmal ein Lob erteilte und es wahrlich von vornherein seinem ganzen klassischen Stil widersprochen haben würde, das Lob in emphatische Phrasen breit zu formulieren, den eigentlichen Kern der petrinischen Äußerung aber (,,das"!) fast bis zur Unsichtbarkeit verschwinden zu lassen. Nein! Er gibt mit schlichten Worten eine allgemeine Charakterisierung seines,,Übermenschentums". Ich bin mehr als Fleisch und Blut; ich bin eine Inkarnation, eine Offenbarung meines Vaters im Himmel. Du kannst Dich glücklich schätzen, Simon Jonassohn, denn Dir hat sich nicht. ein gewöhnlicher Mensch von Fleisch und Blut offenbart, sondern mein Vater im Himmel.

Als dritter Grund prasselt auf die morsche alte Kirchenfestung der Schlußsatz des denkwürdigen Konversatoriums nieder.,,Damals verbot er seinen Jüngern ausdrücklich, irgend Jemandem zu sagen, daß er, Jesus, der Messias sei!" Diese sonnenklare Wendung ist von der Kirchenlehre dahin verdreht worden, Jesus habe aus irgendwelchen Gründen seine Messianität weiteren Kreisen verheimlichen wollen! Er habe diese Tatsache gewissermaßen esoterisch" behandelt! Nein, meine Herren Pfaffen, Jesus war kein Geheimniskrämer, wie Ihr, die Ihr wichtigtuerisch Euch als „Klerus", als geistliche Aristokratie abschließt; er war Demokrat bis auf die Knochen und niemals hat er auch nur mit einem Worte seinen Jüngerkreis als einen ,,Klerus" organisiert, der mehr wissen solle, als sein sonstiges Volk und nun gar in dieser zentralen Frage! Bedarf es noch eines,,adminikulierenden“ sprachlichen Beweises, so liegt er in dem undɛví: Niemandem sollten sie es sagen; selbst wenn er esoterisches Dunkel über seine Person hätte breiten wollen, würden doch wohl noch einige wenige, z. B. aus dem Kreise der siebzig, Klarheit haben erhalten dürfen. Und weiter! bei den beiden andern Synoptikern, Marcus und Lucas, wird statt des Wortes dtaoтεi2ɛoda: befehlen, das äußerst charakteristische Wort gebraucht: лeriunoe avτoùs; „er bedräuete sie übersetzt Luther nicht unrichtig; er verbot ihnen

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kategorisch! Ich meine, ich höre ihn: Daß Ihr mir nur ja keinem Menschen sagt, ich sei der Messias! Daß Ihr Euch nur nicht untersteht, Euren naiven Irrtum, ich sei der Messias, dem ich so oft schon entgegengetreten und den ich neulich noch dem Johannes kräftig verweisen mußte, auch noch zu propagieren! Das fehlte grade noch!

d) Die messianische Lehrrede. Matth. 4, 24-28.

Ein gewaltiges Bild der messianischen Zeit entrollt der Meister aller jüdischen Theologie, hier, wie so oft, die Lehren der Mischnah nur (nur?) in klassischer Klarheit und Kürze zusammenfassend und mit der Meisterschaft des absoluten Genies alle Strahlen der Wahrheit wie in einem Brennpunkt sammelnd ich werde in Schrift X nachweisen, wie die Reden Jesu, ebenso auch die des Johannes und die des echten Ur-Paulus vielfach nicht absolut, sondern nur relativ Neues bieten, auch nur relativ Neues bieten sollten, einem Krystallisationsprozeß ähnlich, der eine bis dahin formlose, zerstreute Mineralmasse zu einer festen, exakt gefügten neuen Formation konsolidiert. Ein klassisches Beispiel dieser Art, wie Jesus, einem Meister der Plastik gleich, eine wogende Masse von Ideen und Anschauungen in harmonische Gußform bringt, bietet uns die vorliegende Schilderung der chewlei hameschiach, der Messias-Wehen.

Drei Mal nennt er den Messias: v. 5, 23, 24. Auch nicht der Schatten eines Beweises kann von der Kirchenlehre erbracht werden, daß er hier von seiner,, Wiederkunft" gesprochen habe. Freilich hat Papst Martin das fehlende Beweismaterial wenigstens teilweise durch eine Urkundenfälschung gleich am Eingang der Rede zu ersetzen versucht. er legt Jesus die Worte in den Mund:,,es werden viele kommen unter meinem Namen und sagen: Ich bin Christus"; der Grundtext hat aber: ἐπὶ τῷ ὀνόματί μου: in meinem Namen (Hieronymus hatte ganz richtig: in nomine meo). Der „große" Reformator hat durch seine gefälschte Übersetzung dem Redner die stillschweigende Voraussetzung in den Sinn gelegt, daß er auch Christus sei, dessen Name dann von anderen miß

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bräuchlich angenommen werde: etwa wie ein Hochstapler ,,unter dem Namen" irgend eines echten Fürsten oder Prinzen auftritt. In seinem Namen werden die falschen Messiase der letzten Zeit auftreten, die zwar Erkenntnis von der Person Jesus haben, aber keinen Beruf zum Messias (ich erinnere nur z. B. an den „,Christus in London", Mr. Pigott, von anno 1902). Und diesen klaren Sinn hat auch der Hinweis auf die falschen Messiase v. 23 und 24. Die Luther-Übersetzung ist hier wieder von besonderer Pfiffigkeit und Gefährlichkeit, indem sie durch ein einziges, äußerlich kleines, grammatisch sehr wichtiges Wörtchen den ganzen Bau der grandiosen Rede verschiebt und erschüttert, etwa wie ein falsches Rad, das in eine Uhr eingesetzt wird, deren Gang fälscht. Mit nichten also hat Jesus hier sich selbst indirekt den Namen Christus beigelegt. Selbst wenn der griechische Kirchentext nicht schon klar genug spräche, würde der Hinweis auf den Umstand genügen, daß im Aramäischen eine solche kurze Wendung, wie das deutsche,, unter dem Namen" überhaupt unmöglich ist.

e) Die messianische Examensfrage an die Pharisäer. Mt. 22, 42-46.

Jesus unterwirft die anmaßenden Scholastiker seiner Zeit einem Examen, um ihnen an einer besonders schwierigen Psalmenstelle zu zeigen, daß sie sich zwar für große Dogmatiker" halten, aber den Sinn der Thorah exegetisch vielfach verdreht haben, tout comme chez nous. Ich stelle ein Kolumbus-Ei hin, indem ich behaupte, daß Jesus die Scholastiker, denen er die im Schwange gehende Übersetzung der Septuaginta vorhielt, mit der Nase darauf stoßen wollte, daß diese Übersetzung die schwierige Psalmstelle falsch wiedergebe: das pov der griechischen Übersetzung, das auch in die deutsche übergegangen ist, braucht nämlich durchaus nicht in dem Worte zu stecken; das dritte Wort des 110. Psalmes kann auch anders punktiert werden und dann heißt es einfach: zum Herrn, so daß das Paradoxon, daß David seinen eigenen Nachkommen seinen Herrn nennt, wegfällt. Jesus wollte die Scholastiker auf die Gefahren hinweisen, die aus der Kanoni

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alles schon

sierung von Bibelübersetzungen entstehen dagewesen! Wie immer aber auch der Sinn jener messianischen Thorahstelle gewesen sein mag, mit welcher Berechtigung geht denn die Kirchenlehre von der Voraussetzung aus, daß Jesus die Scholastiker nach seiner eigenen Abstammung habe examinieren wollen?! Da die Kirche keinen Jesus von Blut und Leben sieht, sondern nur ein Schattenbild, einen Schemen, so hat sie gar nicht daran gedacht, welch' klotzige Taktlosigkeit sie dem armen Herrn Jesus unterstellt er soll zum Examengegenstand seinen eigenen (!) Stammbaum gewählt haben er soll noch eitler, als ein eitler Professor der Gottesgelahrtheit, der die Studenten grade nach seinen Werken fragt, wie ein renommistischer Aristokrat, ein Baron mit vierzehn Ahnen verlangt haben, daß sie sich grade über seine Genealogie ihre wissenschaftlichen Köpfe zerbrechen sollten! Und dieses Taktbedenken wiegt um so schwerer, als es die einzige Stelle ist, an der Jesus gewissermaßen direkt zum wissenschaftlichen Angriff übergeht, den Scholastikern ein polemisches Bein stellen, ihnen zeigen will, daß sie trotz aller angelernten Gelehrsamkeit in schwierigen Fragen der Thorah ihm gegenüber chamaurijm seien. Und wie sehr sie sich blamiert fühlten, wie sehr er seinen Zweck erreicht hat, sie zu veranlassen, ihm gegenüber in theologischen Fragen eine größere Zurückhaltung zu üben und ihr Mundwerk einige Zeit in geschlossenem Zustand reserviert zu halten, das geht aus dem klassisch-einfachen Schlußsatz des evangelischen Berichts hervor:,,und es hatte seit jenem Tage niemand mehr die Courage, ihn mit Fragen anzuzapfen". Man muß sich dabei vergegenwärtigen, daß die Scholastiker diese Anrempelung in ein vollständiges System gebracht hatten, so daß er nachgrade ein berechtigtes Bedürfnis nach menuchah hatte und ihnen einmal für einige Zeit ihre Lust zu lästigen kaschjes austreiben wollte.

f) Die Davidität.

Daß Jesus überhaupt nachweisbar kein Davidide war, also schon deßhalb nicht der Messias, der in der Thorah durchweg

als Sproß Davids qualifiziert wird, beginnt seit einigen Jahren selbst der Kirchenantidoxie aufzudämmern. In der Frage der zwei Stammbäume tappelt und trippelt sie immer noch wie eine geschwätzige alte Jungfer herum. Statt dieser Trippeltritte stelle ich ein Kolumbus-Ei hin, indem ich behaupte, daß beide Stammbäume den Stammbaum des Josef wiedergaben, daß Lucas 3 nicht den Stammbaum der Maria, durch den Jesus ja genealogischen Anschluß an David erzielt haben würde, bringt. – Lucas sagt: ἐνομίζετο υἱὸς Ιωσήφ του Ἠλί. Die Scholastik knackt an dieser Nuß herum wie ein zahnloses altes Weib, also gänzlich erfolglos es soll der Stammbaum der Maria mit wer weiß welchen sophistischen Kniffen nachgewiesen werden. Nein! der Stammbaum der Mutter Josefs ist's; und da Weiber bei den jüdischen Genealogen nicht mitzählten, wird sie überhaupt nicht genannt, sondern sofort zu ihrem Vater übergegangen: der Eli ist der Großvater Josefs mütterlicherseits!

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Es ist von der ebenso tauben wie blinden Kirchenlehre bisher noch gar nicht beachtet worden, daß der Zuruf: Du Sohn Davids! nur von Kindern (Matth. 21, 15), Irrsinnigen, und am,,Palmsonntag" von der jubelnden Masse beim Einzug des ungekrönten Königs ausgestoßen wurde. Wenn die Geisteskranken und Besessenen ihn anriefen: Du Sohn Davids! so hätte doch diese Tatsache allein schon wahrhaft kritische Exegeten stutzig machen müssen! Wenn die strotzende Fülle der sonstigen Beweise gegen die Davidität nicht schon genügte, so würde hier schon ein argamentum e contrario vorliegen. Und ebenso beweist der Zuruf der Volksmasse nur, daß die Begeisterung für Jesus in der letzten Woche bis zum Rausch gestiegen war, und dieser exaltierten Hurrah-Stimmung des Publikums gegenüber konnte Jesus ebenso wie gegenüber den pathologischen Reden der Wahnsinnigen doch wahrlich keine eifrig-pedantischen Dementierungsversuche" unternehmen, sondern nur eine Haltung, die mit seiner Würde in Einklang stand: er schwieg; aber hier nicht im Sinne des: qui tacet, consentit, sondern umgekehrt: qui tacet, dissentit, wie ja grade im Privatverkehr (im Gegensatz zu manchen Gebieten

III/IV

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