ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

zur messianischen Zentralstelle unter den Worten Jesus', an der uns der Messias und sein Verhältnis zu Jesus noch plastischer entgegentritt als auf den Paraklet-Reliefs wir glauben fast eine Wachsfigur aus Castans Panoptikum vor uns zu haben, die einer bekannten politischen Persönlichkeit so zum Erschrecken ähnlich sieht, daß wir ausrufen: das ist ja . . .! c) 5, 45—47 sagt Jesus zu den Juden (als Repräsentanten des ganzen Volkes, der Gegenwart wie der Zukunft, des 1. ebenso wie des 19. Jahrhunderts): ,,Glaubet nicht, ich würde Euch anklagen vor dem Vater! Einer ist es, der als Ankläger gegen Euch auftreten wird: der Moses, der der Gegenstand Eurer Hoffnung ist! Wenn Ihr diesem Moses glaubt, dann werdet Ihr auch an mich glauben; denn Jener wird über mich schreiben! Wenn Ihr aber seinen Schriften nicht glaubet, wie werdet Ihr dann meinen Worten glauben können?!"

Die Kirchenexegese hat sich an dieser Stelle mehrere Male überschlagen und sich dann auf den Kopf gestellt, was bei Menschen aus Papier ja keine schwierige gymnastische Übung ist. Aber während ein Zirkus-Clown weiß, daß er auf dem Kopf steht und nicht verlangt, man solle seinen dicken Zehen für seine Ohren halten, verlangt die Kirchenexegese, man solle ihre Stellung als die normale respektieren. Sie hat den Tatbestand genau auf den Kopf gestellt! Eine dunkle, gewaltig rätselvolle Weissagung, die erst in der Messias-Zeit zu enträtseln ist, schenkt uns der Prophet aller Propheten eine Weissagung, wie sie in solcher konkreten, detaillierten und klar formulierten Präzision selbst bei einem Jesaia nicht zu finden ist. Die Kirche stellt sie auf den Kopf und sagt, in rührender Ahnungslosigkeit und ohne eben je auch nur von ferne an die Möglichkeit gedacht zu haben, daß Jesus einen künftigen Moses habe zeichnen können und wollen: das ist Moses ben Amram; sie stellt den armen Moses auf den Kopf, meint aber eben, er stände immer noch auf den Füßen. Erstens. Nach der Kirchenlehre ist Moses ein Ankläger seines Volkes gewesen, etwa ein Antisemit à la Stahl oder Stöcker er, der ein Seelsorger von unbegrenzter Liebe und

III/IV

97

7

[ocr errors]

Treue war, und wenn er auch nach dem Tanze ums goldene Kalb strenges Gericht als Richter hielt, sein Volk als Volk so wenig verwarf und verließ, daß er vielmehr umgekehrt zu Gott betete: Vergieb ihnen ihre Sünde! Weun aber nicht, so tilge auch mich aus dem Buche, das Du geschrieben hast! -er, der sich solidarisch mit seinem Volke erklärte, fast wie ein treues Weib bei einem Schiffsuntergang lieber mit dem Manne zusammen untergehen will, als von dem Rechte, in das Rettungsboot zu flüchten, Gebrauch zu machen! Aber die Kirchensophisten sind wie die Aale, die festem Zugriff zu entschlüpfen suchen; was bei den Aalen die glatte Haut, ist bei ihnen die Phrase! Pfiffige Bibelexegeten haben sich mit der glatten Phrase zu retten versucht: der Geist [!] des mosaischen Gesetzes", die Strafdrohungen und Flüche „klagen das Volk an! Aber ich fange die Aale mit der Frage, ob denn etwa der Justizminister Friedberg, der der Haupturheber des Strafgesetzbuchs von 1870 war, deßhalb als „Ankläger" des Deutschen Volkes charakterisiert werden dürfe? oder: ob denn die Päpste, die ihren Bullen ihr anathema sit! gegen Ketzer hinzufügten, deßhalb als „Ankläger" der katholischen Christenheit zu gelten haben?! Zweitens. Auf den historischen Moses hofft" das Volk dekretiert die Kirchenlehre. Wohl mögen sporadisch verschwommene Hoffnungen und Vorstellungen von einem Eintreten Moses' im Himmel für das Volk unter Schwarmgeistern gelebt haben, die wie die Katholiken ihren Schutzheiligen, so Moses als ihren Fürsprecher bei Gott ansahen. Aber diese abergläubische Anschauung, deren Möglichkeit ich der vollen, erschöpfenden Genauigkeit halber selber von vornherein aufstellen will, kann niemals unter den Juden eine weitverbreitete, oder „herrschende" gewesen sein! Und siehe da! Jesus sagt ja schlechtweg: Ihr hofft auf ihn (die Hinzufügung des Pronomens: quas ist keine bloß dekorative!), und er behandelt ja auch diese Hoffnung als eine durchaus legitime, ohne jedes tadelnde Wort, welches er unzweifelhaft hinzugefügt haben würde, wenn er einen Aberglauben gemeint hätte; er muß also eine ganz andere Hoffnung vorausgesetzt haben. Drittens und stärkstens"! Moses soll nach den bindenden

,,

[ocr errors]

Beschlüssen der Kirche von Jesus geschrieben" haben. Die Kirche hat das beschlossen; ,,also" hat Moses sich 1-2 Jahrtausende nach Abschluß des Chumesch selbstredend diesen Beschlüssen,,laudabiliter" zu unterwerfen. Wie? sagt die Kirche nicht. Ein berühmter Kirchenscholastiker des 19. Jahrhunderts sagt in seinem Kommentar an dieser Stelle: ,,Jesus wußte also [] solche Weissagungen auf seine Person im Pentateuch zu finden". Und die Unkenntnis dieser,,in the darkest Pentateuch" wie in einem unerforschlichen Urwald verborgenen Weissagungen auf seine Person soll der gerechteste Mensch, der je über die Erde gegangen ist, zum Gegenstande eines schweren Vorwurfs gemacht haben eine Unkenntnis, an der doch sogar die Professoren der Gottesgelahrtheit, die noch nach 1800 Jahren jene unfindbaren Stellen noch gar nicht entdeckt haben, laborieren! Tatsächlich hat auch Moses nirgendwo von Jesus geschrieben, geschweige denn in dieser klar vorbereitenden Weise, daß Jesus sie als ausreichende Propädentik zum Verständnis seiner Person hätte behandeln und auf Grund jener Moses-Schriftstellerei volle Klarheit und Gläubigkeit hinsichtlich seiner Person hätte verlangen können! - Anhangsweise möchte ich dieser negativen Kritik noch den Hinweis auf das auch hier wieder auftretende Wort zɛivos hinzufügen, welches bei Johannes immer auf eine zukünftige,,bewußte" Person hinweist, niemals eine so bekannte historische Persönlichkeit wie Moses bedeuten konnte.

Nun will ich der Weissagung, die die Kirche auf den Kopf gestellt hat, wieder auf die Beine helfen. Erstens. Der Moses, der der Gegenstand der Hoffnung" seines Volkes ist, ist der Messias. Auf ihn,,hoffte" das Volk damals schon fast 1000 Jahre, ähnlich wie das deutsche Volk auf den Kaiser im Kyffhäuser aber ohne deutsche Märchenphantastik. Daß er den Namen Moses tragen würde, war ein feststehendes Axiom, wie denn der Thalmud die Parallele zwischen Moses I. und Moses II. (d. i. Messias) mit gradezu systematischer Planmäßigkeit ausgebaut hat. Zweitens. Dieser Moses wird nicht dauernd, aber während einer wichtigen Periode seines Lebens als Ankläger, als „zatηrogov" seine Volkes auftreten

[ocr errors]

- in

[ocr errors]

unseren Tagen würden wir sagen: als ,Volksfeind", etwa wie Coriolan, also speziell als jüdischer Antisemit. Jesus sagt nicht, daß diese volksfeindliche Haltung berechtigt; er sagt auch nicht, daß sie unberechtigt sein würde. In seiner Weisheit hat er hiermit angedeutet, daß die Schuld zu gleichen Teilen auf beiden Seiten liegen werde, teils auf seiten des Volkes, teils auf seiten des antisemitischen Moses. Drittens. Mit leuchtender Klarheit tritt das Bild des zweiten Moses aus dem Kirchennebel hervor bei den Worten: er schreibt von mir (daß im prophetischen Stil der Aorist: eroape völlig zeitlos ist, ebenso das futurum bedeuten kann, wie z. B. in der Apokalypse regelmäßig, weiß jedes theologische Kind); d. h. dieser Moses wird als theologischer Schrifsteller auftreten, über Jesus schreiben und zwar mit solch überzeugender Wirkung, daß die Juden sich von ihm zu Jesus ,,bekehren", richtiger: über ihn belehren lassen und dann sein wahres Wesen erkennen werden!

Das ist der Sinn dieser messianischen Weissagung Jesu, die das grandiose systematische Gebäude seiner messianischen Weissagungen, das ich hier zuerst aus dem Kirchensande von 18 Jahrhunderten ausgraben mußte, krönend abschließt, wie eine runde glänzende Kuppel ein in architektonischem Meisterund Musterstil gebautes Synagogengebäude!

3. Die sonstigen messianischen Worte. Im ersten Kapitel berichtet uns Mathäus, der unzweifelhaft sein Evangelium ursprünglich hebräisch schrieb, am Schlusse der Stammbaumzeichnung: „,von der Maria, von der geboren wurde Jesus, ὁ λεγόμενος Χριστός." Geschwind übersetzt Luther: der da heißt Christus. Tatsächlich meinte und sagte aber Mathäus: der genannt wird: hamikroh wird er im hebräischen gesagt haben, nicht beschem. Daß Mathäus nicht daran dachte, den Namen Christus als Jesus' zweiten Namen festzulegen, sondern lediglich als historischer Berichterstatter den weitverbreiteten messianischen Irrtum bezüglich seiner Person referieren wollte, das hätte die Kirchenscholastik, wenn sie nur von einem Funken echten systematischen Geistes

[ocr errors]

erleuchtet wäre, schon daraus ersehen können, daß Mathäus diese Wendung nur noch ein Mal gebraucht! Und siehe da! wem legt er sie in den Mund? dem Heiden und Jesus-Töter Pilatus! Wen wollt Ihr, daß ich freigeben soll: Barrabas oder Jesus, τὸν λεγόμενον Χριστόν? Da übersetzt Martinus Magnus auch ganz richtig: „von dem gesagt wird, er sei Christus". Die im Eingangsbericht lediglich aus historischer Treue mitgeteilte Benennung Jesus' als Messias durch messianische Schwärmer hat Luther gleich so verdreht, als handele es sich um einen objektiven, völlig feststehenden, innerlich begründeten Namen.

Ich muß, vielleicht als der Erste seit 1800 Jahren, auf die wu chtig schwer wiegende Tatsache hinweisen, daß in den Evangelien die Wendung „Jesus Christus" noch nicht ein halbes Dutzend Mal gebraucht wird und auch der Textwert dieser Stellen wird dadurch devalviert, daß grade puncto der Wendung „Jesus Christus" in der Apostelgeschichte und den Episteln uns ein kribbelndes Durcheinander von Handschriftenvarianten wie in einem desorganisierten Ameisenhaufen entgegentritt ich muß diese wimmelnde Variantenfülle gradezu als Textverwirrung bezeichnen (s. später in Abteilung II) und diese Textverwirrung hat auch im benachbarten EvangelienGarten einige Spuren zurückgelassen.

a) Die Messias epiphanie bei der Taufe Jesus.

Mathäus und die beiden anderen Synoptiker berichten uns von einem wunderbaren metaphysischen Vorgang bei der Taufe Jesus'. „Und siehe, es öffneten sich ihm die Himmelssphären und er [nicht: Johannes, wie Luther einfach einfälscht!] sah den Geist Gottes in taubenähnlicher Gestalt herabsteigen und auf ihn zukommen; und siehe, eine Stimme aus den himmlischen Sphären wurde laut:,,Dieses ist der Sohn von mir, der Gegenstand meiner Liebe, v ‹ ɛ¿ðóznoɑ“ [die letzten drei Worte lasse ich absichlich einstweilen unübersetzt]. Math.3, 16, 17. Marcus berichtet den Vorgang mit einer kleinen Variante; danach soll die Stimme gesagt haben: Du bist der Sohn; genau ebenso Lucas. Und bei Johannes 1, 32 wird der Bericht des Täufers über die

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »