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wird uns von einer Reise erzählt, die Jesus zum Laubhüttenfest nach Jerusalem machte. Seine Brüder forderten ihn auf, in der Hauptstadt sich Anerkennung und Geltung zu verschaffen; er lehnte ab und erklärte ihnen, daß er nicht [!] reisen wolle. ,Als aber seine Brüder hinaufgegangen waren, da gieng er auch hinauf zu dem Fest, nicht offenbarlich, sondern heimlich'.“ (,,Aus dem Zuchthause" S. 52.) Ich hatte Leuß im Jahre 1899 in einer längeren Unterhaltung bereits auf seinen schweren Irrtum aufmerksam gemacht; er scheint es aber nicht für nötig gehalten zu haben, die Worte, die Jeschush sprach, einmal genau nachzusehen! Was sagte Jeschuah?,,Gehet Ihr hinauf auf dieses Fest; ich gehe noch nicht [! oйлo] hinauf auf dieses Fest, weil meine Zeit noch nicht erfüllt ist. Nachdem er ihnen dies gesagt, blieb er in Galiläa [!]. Nachdem aber seine Brüder hinaufgegangen waren, da gieng er auch hinauf zu diesem Fest, nicht öffentlich, sondern heimlich" (Ev. Joh. 7, 8—10). Auch nicht der Schatten einer Unwahrheit fällt auf Jeschuah!! Er hat nur zwei Vorbehalte gemacht

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erstens wolle er erst später, nach Beginn des Festes, kommen, seine Brüder sollten vorgehen; zweitens, er wolle nicht öffentlich auftreten; beide Vorbehalte hat er absolut" wahrheitsgemäß erfüllt! Leuß, der leichtfertig diese Worte mißbraucht, wahrscheinlich auch gar nicht weiß, daß das Laubhüttenfest neun Tage dauert, der einige Seiten vorher (S. 48) behauptet,,,die öffentliche Meinung" habe ihm „als einem Lehrer des Volkes (!) die Katheder ihrer Organe (!) geöffnet", sollte sich sagen, daß er als Krypto-Antisemit, der er noch immer ist, ohne je für seine schweren antisemitischen Sünden Buße getan zu haben, für seine Tätigkeit als,,Lehrer" der „Moral" die Worte Jeschuah's von Nazareth nur nach Vorstudien benutzen dürfe, die gründlicher sind, als seine kriminalpolitschen!)

Den Sabbath hat Jeschuah,,geheiligt", musterhaft, fehlerlos! Freilich würde er den Thalmud-Traktat Erubin nicht respektiert haben, wenn er damals schon kodifiziert gewesen wäre, und auch den Traktat Schabbath nur teilweise! Er verstand das Sabbath - Gebot besser als die Pfaffen und

Professoren! Und seine sabbatharischen Konflikte mit ihnen, deren Behandlung eine besondere Studie erfordert, sie drehten sich alle um die Frage, wer Recht hatte bei der Auslegung und Ausführung des Gebotes: lo maasseh kol melochoh die Pedanten der theologischen Zunft oder der Priester und Theologe von Gottes Gnaden, der sich von dem (wieder antithetisch formulierten) Wahlspruch leiten ließ: „Der Sabbath ist um des Menschen willen gemacht worden, nicht der Mensch um des Sabbath willen" (Mark. 2, 27), und der deshalb mit eiserner Festigkeit an dem Rechte festhielt, auch am Sabbath Kranke zu heilen, zur Stillung des Hungers ein paar Ähren bei einem Spaziergang aufs Feld auszuraufen eine Tätig

keit, die er wahrlich mit demselben Recht nicht als melochoh, Arbeit im technischen bezw. rechtsgeschäftlichen Sinne, qualifizieren wollte und konnte, wie etwa heute das Tragen eines Schlüsselbundes oder ähnliche von thalmudischen Pedanten am Sabbath verbotene ,,Arbeiten".

Aber ein Fest hat er nicht gefeiert, das die Kirche grade als sein Fest feiert das,,Christ"fest, den „,heiligen Abend", das Weihnachtsfest! Das Weihnachtsfest ist prinzipiell antievangelisch! Der Herr unser Gott hat die Festtage, deren Feier er wünschte, kraft seiner souveränen Machtvollkommenheit selbst eingesetzt! Der Kirche fehlte jegliche Berechtigung, neue Feste hinzuzufügen! Und die protestantische Kirche leidet ebenso an Festwillkür wie die päpstliche! Und zu dieser prinzipiellen Erwägung tritt die historische Tatsache, daß Jeschuah gar nicht am 25. Dezember geboren sein kann! Der Tag ist uns unbekannt! Aber gegen die Annahme, daß er mitten im Winter geboren sei, spricht der Geburtsbericht des Evangelisten Lucas 2, 38:,,Es waren Hirten in jener Gegend auf dem Felde und hüteten bei Nacht (!) ihre Heerden." Trotz des milden Klimas in Palästina ist es ausgeschlossen, daß Ende Dezember die Nachttemperatur je so linde war, daß die Hirten noch für die Nacht ihre Heerden auf die Weiden hätten treiben können! Ja, dieser Umstand läßt vielmehr vermuten, daß es umgekehrt sehr warm war, so daß man es

vorzog, die Nacht als Weidezeit zu benutzen, um der tropischen Hitze nicht ausgesetzt zu sein. Ich vermute, daß es Ende März war (im März steigt die Temperatur in Palästina am Mittag schon über 25o, Bädeker, Palästina S. XLVIII); vielleicht genau am 15. Nissan; dann würde sich sein Leben ganz genau auf 42 Jahre abrunden in einem Leben, in dem Alles mit absoluter Gesetzmäßigkeit verlief, würde es gewissermaßen ein apriorisches Postulat sein, daß auch seine Dauer eine runde Zahl zeigt.

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Wie Jeschuah die freche Sabbathsabschaffung durch die Kirche und die Verlegung des Sabbaths auf den Sonntag beurteilen würde, die die Kirche vom 2. Jahrhundert an aus opposition par principe, um nur ja das Gegenteil dessen zù tun, was Gott und Sein Volk die Menschen gelehrt hatten, durchzusetzen suchte und schließlich auch vermochte, das erfahren wir aus der Bergrede: „Wer auch nur von diesen geringsten Geboten [d. i. der Thorah] eines aufhebt und lehrt die Menschheit also, der wird seinerseits der Geringste im Himmelreich genannt werden!" (Math. 5, 19) also sprach Jeschuah, der musterhaft Gesetzestreue, und hat damit der Kirche, die nicht bloß,,die geringsten", sondern die gewaltigsten und gewichtigsten Gebote Gottes aufzuheben gewagt hat, das Urteil gesprochen sie arbeitet überhaupt nicht fürs Himmelreich, sondern für die Auferstehung der Hölle!"

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Dritter Teil.

Jeschuah ein jüdischer Prophet.

Daß Jeschuah ein jüdischer Prophet war (dieses Wort vor Allem im engeren Sinne genommen: Künder der Zukunft), sollte grade die Kirchenscholastik erkannt haben, die ihrerseits vielfach fälschlich sein,,Prophetentum" für die Quintessenz seiner Amtstätigkeit hinstellt. Allein auch hier hat die diabolische Tendenz der Kirche, sich zwischen Jeschuah und sein Volk zu legen, einen Riß zwischen ihnen herzustellen und ihn möglichst zu erweitern und zu vertiefen, aus Jeschuah ein Zerrbild des wahren jüdischen Propheten vor den von ,,blinden Blindenführern" künstlich geblendeten Augen der europäischen Menschheit aufgestellt.

1. Der messianische Prophet.

In der Reihe der prophetischen Jesus-Karikaturen, die die Kirche verübt hat, hat die Verzerrung des messianischen Propheten, der messianischer war als Jesaia und Daniel, in einen antimessianischen die größte Verwirrung und Verirrung angestiftet! Es ist etwa so, wie wenn der Kladderadatsch einmal Bismarck als französischen Marschall mit der Unterschrift: à Berlin! dargestellt hätte. Aber die Karikatur, die in einem politischen Witzblatt das Recht der Komik für sich hat, hat in der Anwendung auf Jeschuah durch die Kirche den Keim. zu erschütternden Tragödieen geliefert!

Eine theologische Betrachtung über Judentum und Altes Testament, die in einem vielgelesenen Blatte vor einiger Zeit erschien und ganz im Stile der akademisch maskierten Antisemiten von Astruc bis Delitzsch die legendäre Gleichwertigkeit

der Erzväter Abraham, Jizchak und Jakob mit Herakles, Theseus und Jason" (!), die Sagenhaftigkeit oder gar: Märchenhaftigkeit des vierzigjährigen Aufenthaltes des Volkes Jisraël in der Wüste, die Eitelkeit und Nichtigkeit der „nationalen Sehnsucht des Volkes nach einer Wiederherstellung der Herrlichkeit seiner Königszeit" proklamierte, schloß mit folgendem Satze:,,Nur ein Jude hat sie [d. i. jene nationale Sehnsucht", kürzer als ,,Messias-Hoffnung" begriffen] nicht geteilt, sondern bewußt verneint. Er hieß Jesus Christus. Er ist dafür gekreuzigt worden. Und das nach jedes frommen Juden Überzeugung von Rechtswegen!"

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Der Kirchengelehrte gab mit diesen Worten der herrschenden Kirchenlehre konformen Ausdruck! Mit dieser prächtig stilisierten Kirchenphrase haben noch stets die Pfaffen aller kirchlichen Konfessionen und aller 18 kirchlichen Jahrhunderte, von der naiven Patristik des zweiten bis zur protestantischen preußischen Priesterschaft des zwanzigsten Jahrhunderts wahrheitswiderig und tendenziös Jeschuah von Nazareth in schroffen Gegensatz zu seinem Volke zu bringen versucht! Und dieser Versuch ist Gott sei es geklagt! während des ganzen Mittelalters (zu dem ich persönlich in geistlicher Beziehung auch noch das Zeitalter der preußischen Generalsynoden rechne!) von Erfolg gekrönt gewesen. Aber in der herannahenden religiösen,,Neuzeit", deren Morgenrot geistlich gestimmte Seelen immer schärfer wittern, wird die Finsternis der Kirchenlehre mehr und mehr von dem Lichte der jüdischen Wahrheit verdrängt werden! Es wird an jüdischem Wesen die Welt noch mal genesen" geistlich genesen! In Tat und Wahrheit. kann nur der einen Gegensatz zwischen Jeschuah und Jisraël lehren, der die reale historische Persönlichkeit des Herren Jesus durch eine selbstkonstruierte Phantasiefigur zu ersetzen sich für befugt erachtet, der die allerdings schwer zu erschauenden evangelischen Tatsachen (denn schwer ist es freilich, mit bloßem Auge die Sonne zu studieren!) durch Phantasiebilder verdrängt - sei es aus böser, kirchenbewußter Tendenz, sei es nur aus kirchlicher Mitgläubigkeit, ein Laster, an dem ich zwölf Jahre litt! In Tat und Wahrheit ist

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