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Die Vorbereitung der Welt auf die Ankunft des

Erlösers 1).

Wie die Weltgeschichte ein Weltgericht ist, so ist sie auch eine große Pädagogik der Völker, und durch alle vorchriftlichen Jahrhunderte hindurch zieht sich eine Reihe theils von göttlichen Führungen der Völker, theils von sogenannten zufälligen Begebenheiten, welche die von Gott abgewandte Menschheit wieder für das Heil empfänglich machten. Die Geschichte der heidnischen Völker wie die der Juden ist dafür Zeuge.

1. Die Vorbereitungen der Heiden auf Christus waren theils negativer, theils positiver Art.

1. Nach dem Verluste der ursprünglichen Verbindung des Menschen mit Gott mußte die heidnische Welt alle Versuche gemacht haben, ob sie nicht aus eigener Kraft und durch eigenes Ringen Befriedigung des Geistes und Herzens finden könne. Erst wenn alle diese Versuche gemacht und vergebens gemacht waren, konnte die Sehnsucht nach einem Erlöser Play greifen in den Gemüthern.

Wie der einzelne Mensch gleich dem verlornen Sohne nur dann sich wieder nach Gott und der Tugend zurücksehnt, wenn er sein Glück und seine Befriedigung in der Trennung von beiden nicht gefunden. hat, so die ganze heidnische Welt. Auch ihre Geschichte ist in der Parabel des verlornen Sohnes verzeichnet. Um für demüthigen Wiederanschluß an Gott fähig zu sein, mußte sie alle Frrwege durchgemacht, ihre Verkehrtheit nach allen Seiten entfaltet, den bösen Samen zur vollen Reife gebracht und dadurch zur Ueberzeugung gelangt sein, daß sie selber nicht im Stande sei, sich von der Sünde und ihrer Unseligkeit loszumachen 2).

1) Neue Neberarbeitung eines im Jahrgang 1852 der Neuen Sion mitge theilten Aufsatzes.

2) Diesen Gedanken drückt schon ein apostolischer Vater in dem Briefe an Hefele, Beiträge I.

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Und in der That war dies jezt geschehen. Die heidnische Welt hatte zahllose Religionssysteme aufgestellt, um durch sie Licht für den Geist (nämlich Aufschluß über die großen metaphysischen Fragen) und Ruhe für das Herz (im Bewußtsein der Entfündigung und Einheit mit Gott) zu gewinnen. Aber diese Religionssysteme hatten nicht zum Ziele geführt und das gewünschte Resultat nicht gebracht. Sie wurden zulegt selbst von den Kindern verlacht, und allge= mein mißachtet, oder vom krassesten Aberglauben in krankhafter Hast festgehalten, ohne beruhigen zu können. Und dieß mußte so sein, wenn das Christenthum Anklang finden sollte, denn so lange die Mythen Geist und Gemüth befriedigten, hätte sich Niemand der neuen Religion zugewandt.

Was die Religionssysteme nicht zu geben vermochten, suchten Andere und gerade die Gebildetsten unter den Heiden durch die Philosophie zu erreichen. Sie sollte der Menschheit ihre wahre Be= friedigung bringen; und auch dieser Versuch mußte durchgeführt und erfolglos gemacht sein, ehe das Heidenthum für die göttliche Offenbarung reif werden und sich entschließen konnte, arm im Geiste und der menschlichen Schwäche bewußt von Christus wahre Weisheit zu lernen. In der That aber hatte die heidnische Philosophie in Plato und Aristoteles ihren Höhepunkt und ihre höchste Entwicklung erreicht, und was der Menschengeist aus eigener Kraft in Sachen des Geistes erstreben und über den absoluten Geist entdecken kann, war hier geleistet. Keiner der spätern heidnischen Philosophen ist wahrhaft über

Diognet sehr schön mit den Worten aus: In der vorgegangenen Zeit (vor der Ankunft Christi) ließ uns Gott nach unserem Belieben von ungeordneten Begierden getrieben, von Lüsten und Leidenschaften beherrscht werden; keineswegs weil er etwa an unsern Sünden Gefallen hätte, sondern er duldete sie nur; auch wollte er diese Zeit der Ruchlosigkeit nicht billigen, sondern den Sinn für die (wahre) Gerechtigkeit bilden, auf daß wir, durch unsere eigenen Werke unserer Unwürdigkeit für's selige Leben völlig überführt, jezt durch die Gnade Gottes desselben theilhaftig würden; und auf daß wir, einsehend, wir könnten durch uns selber ins Reich Gottes nicht eingehen, durch die Kraft Gottes hiezu befähigt würden. Als aber die Sünde der Menschen den höchsten Grad erreicht, und es sich völlig klar gezeigt hatte, daß Strafe und Tod als Lohn auf sie warte, und als die Zeit gekommen war, in der Gott seine Gnade und Kraft zu offenbaren beschlossen hatte, ... da gab er seinen eigenen Sohn als Lösegeld für uns, den Heiligen für die Unreinen, den Sündelofen für die Sünder, den Gerechten für die Ungerechten, den Unvergänglichen für die Vergänglichen, den Unsterblichen für die Sterblichen.“ Ep. ad Diognetum c. 9.

Plato und Aristoteles hinausgekommen und die philosophische Beschäftigung dieser Späteren bestand theils nur in Reproducirung des bereits schon Vorhandenen, theils aber in dem Streben, die Resultate der bisherigen Philosophie practisch zu verwenden und auf dieser Grundlage ein wahrhaftes und glückliches Leben zu erringen und auszubilden. Aber alle diese Versuche hatten den ersehnten Erfolg nicht gehabt, und weder die theoretische noch die practische Philosophie vermochte der Welt ihre Befriedigung zu geben. So kam es, daß um die Zeit der Geburt Christi der philosophische Eklekticismus entstand, dessen Existenz schon Zeuge ist, wie keines der vorhandenen Systeme dem forschenden Geiste genügt und ihm Befriedigung gegeben habe. Eben so wenig hatte die practische Philosophie den Hoffnungen entsprochen, welche die Heidenwelt auf sie gesezt hatte. Sie hatte viele und die verschiedensten Moralsysteme gebaut um wenigstens dem Herzen Ruhe zu schaffen, wenn man auch den Geist nicht befriedigen könne, und man suchte dies praktische Glück theils auf stoischem theils auf epicureischem Wege. Allein trop der Systeme lag die Welt sichtlich im Argen und schreckliches Elend war mit der größten Entartung gepaart. Von den obersten bis zu den untersten Claffen der Gesellschaft war die Sitte bis in's Unglaubliche verpestet, und es lag deutlich vor Augen, daß kein menschliches System und keine Lehre. überhaupt die doppelte Rettung durch höhere Wahrheit einerseits und durch Entsündigung andererseits zu bringen vermöge. Die unbefriedigte, unglückliche Menschheit war jezt befähigt, sich in Demuth nach einem göttlichen Retter zu sehnen, der ihre bangen Zweifel lösen, die schuldgedrückte Scele beruhigen und höhere Kraft zum Guten verleihen würde.

Noch viel weniger als die Philosophie war die Literatur überhaupt und die Kunst im Stande gewesen, das wahre Glück der Welt zu begründen. Von diesen schönen Blüthen des Geistes hatte ein großer Theil der Heiden jene Frucht erwartet, welche die Menschheit bleibend zu sättigen vermag; aber auch diese Hoffnung mußte vereitelt sein, ehe sich die Menschheit entschließen konnte, die geistige Schönheit der irdischen vorzuziehen und von Golgatha statt vom Parnasse das Heil zu erwarten. Und in der That war jezt die Blüthezeit der Literatur und Kunst in ihrer wahren Heimath Griechenland vorüber, und wenn auch in Rom eben um die Tage der Geburt Christi die Mufen in Flor waren, so hatten sie doch hier so wenig wie dort der Menschheit ihr wahres Glück gebracht. Theils glänzendes

theils aber auch unverdecktes Elend war troß der hofschranzenhaften Lieder großer Dichter über das weite Reich hergelagert und der allgemeine Zustand damals noch viel schlimmer, entarteter und unglücklicher als in dem einigermaßen ähnlichen großen siècle Ludwigs XIV. An sich schon sind Literatur und Kunst, wenn sie nicht auf einer anderen Grundlage stehen, nicht geeignet, ganze Nationen zu beglücken; im Gegentheil können immer nur Wenige hierin ihre Befriedigung finden; aber auch diese Wenigen fanden sie damals nicht, weil sie bei aller Geistes- und Kunstbildung der großen Sündhaftigkeit und damit des innern Unfriedens nicht los werden konnten. Ja die heidnische Kunst und Literatur vermehrte sogar noch die allgemeine Unsittlichkeit und den Zerfall der Religion, indem sie einerseits die sinnliche Lüsternheit, andererseits die Scepsis und den Unglauben im höchsten Grade reizte und steigerte. Noch heute z. B. geben antike Wandgemälde und Basreliefs den traurigen Beweis, wie die Kunst damals zur ungeheuersten Schamlosigkeit sich erniedrigt habe. So mußte es nun Jedem klar sein, daß Kunst und Literatur der Welt ihre Rettung nicht zu bringen vermögen, und ein anderer Heiland zu erwarten sei.

Es hatte aber die heidnische Welt jezt auch noch andere Erfahrungen gemacht, welche sie errungen haben mußte um für das Christenthum empfänglich zu sein. Lange hatte nämlich das heidnische Alterthum seine Befriedigung im staatlichen Leben gesucht und diesem eine alles verschlingende Größe und Bedeutung gegeben. Einzig mit dem Diesseits beschäftigt und befriedigt und in ihm das höchste erkennend, konnte es keine Sehnsucht nach Jenseits empfinden. Schon Plato hatte mit Bestimmtheit erklärt, daß der Geist in der Philosophie zwar als subjectiver sich realisire, aber seine wahre und höchste Vollendung doch erst als objectiver Geist, d. i. als Staat gewinne. Dieß ist die Bedeutung der Platonischen Republik. Demgemäß hatte bei den Heiden, besonders bei den Griechen und Römern die Liebe zum irdischen Vaterlande die Gemüther so sehr erfüllt und das ganze Herz des Menschen so sehr in Anspruch genommen, daß neben ihr die Liebe zu einem andern höhern Vaterlande nicht mehr hatte Plaz greifen können. Sollte lettere möglich werden, so mußte jener abnorme Patriotismus zuvor geschwächt, und der Versuch des Heidenthums, im staatlichen Leben das bleibende wahre Glück zu finden, mißlungen sein. Und dieß war jezt geschehen. Die schönen griechischen Nepubliken mit ihren begeisterten Patrioten

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