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Dafür traf ihn der Tod; es traf ihn aber auch der Tadel vieler Christen, die sein Benehmen für vorschnell und übereifrig erklärten, fragend: ubi prohibemur coronari ?

Viele dachten demnach schon freier im fraglichen Punkte, und diese Freiheit mochte errungen worden sein im Gegensaße zu dem rigoristischen Montanismus, dessen Vertreter Tertullian die Sache jenes Soldaten gegen die freiere Richtung in einer eigenen Schrift de corona zu führen versuchte. Aber alle Pfeile und Keulen seiner Beredsamkeit konnten den Fortschritt der christlichen Freiheit nicht hemmen. Der Soldatenkranz galt fortan blos als militärisches Ehrenzeichen außer aller Beziehung zur heidnischen Neligion, wie er denn auch in der That vor keinem Götterbilde, nicht mit Weihrauch, Libationen u. dgl. geweihet wurde. Daß der Lorbeer, aus dem er gewunden, dem Apollo heilig war, konnte ihn nicht verwerflich machen, wie Tertullian meinte; denn richtig bemerkt Augustin, dann müßten die Christen sich ja auch des Brodes enthalten, weil das Korn der Ceres, und des Wassers, weil es dem Neptun heilig sei 1). Uebri= gens soll noch Constantin der Große das Tragen von Lorbeern nicht für völlig schicklich erachtet, und darum eines goldenen Diadems sich bedient haben. Gewiß ist, daß er diese Sitte einführte, ob aber aus religiösem Grunde, das ist ungewiß 2).

2) Von dem Soldatenkranze nimmt Tertullian Veranlassung zu der Behauptung, der Kriegsdienst überhaupt sei dem Christen verboten und damit gelangen wir zu einer zweiten Erscheinungsform des alten Rigorismus. Der genannte afrikanische Kirchenschriftsteller findet es am Kriegsdienste verwerflich, daß man hier noch einem andern Herrn außer Christus zuschwöre 3). Der Kriegsdienst sei ferner ein Schwerdtdienst, und doch sage der Herr: „wer das Schwerdt ergreift, wird durchs Schwerdt umkommen" 4). Der Christ soll fech= ten und kämpfen und schlagen und morden, er, der nicht einmal Prozeß führen darf! Er soll Wache stehen vor Tempeln, und doch

1) Augustin, Epist. 54.

2) Vgl. Baron. ad ann. 337. n. 28–31. Es soll zwar schon Heliogabalus aus Eitelkeit ein goldenes Diadem getragen haben, doch erst durch Constantin kam dieses Majestätszeichen in bleibenden Gebrauch. Uebrigens findet man auch von lezterem noch Bildnisse mit dem Lorbeer. S. Baron. 1. c.

3) De corona c. 11.

4) Matth. 26, 52.

hat er ihnen entsagt; soll die Gößenbilder beschüßen, die er vernichten möchte und sollte!

Von denselben Ansichten über den Kriegsdienst ging auch der Märtyrer Marimilian 1) (ums J. 295) aus, wenn er sagte: mihi non licet militare, quia Christianus sum; und non possum militare, non possum malefacere, Christianus sum 2).

Mit Unrecht dagegen haben quäkerisch Gesinnte auch Justin und Athenagoras in die Reihen derer gestellt, welche unter den ältesten Vätern den Kriegsdienst verwerfen. Nur die lateinische Uebersehung der Worte des Einen, und Consequenzenmacherei bei denen des Andern 3) konnte solche Behauptung erzeugen und scheinbar begründen. Mit gleich wenig Recht berufen sich jene auf Origenes, denn, wenn er auch an zwei Stellen (adv. Cels. V, 33 u. VII, 26) den Christen den Kriegsdienst zu verbieten scheint, so spricht er wieder an zwei andern von rechtmäßigen Kriegen “).

Wir aber können aus vielen Stellen und mit vielen Belegen erweisen, daß die allgemeine Ansicht der alten Christen keineswegs von diesem Rigorismus in Beurtheilung der Kriegsdienste befangen war. Aringhi führt eine Grabschrift aus den Zeiten Hadrian's an, welche beweist, daß schon in der ersten Hälfte des zweiten Jahrhunderts Christen Militärdienste geleistet haben 5). Unter demselben Kaiser waren zwei christliche Brüder, Getulius und Amantius Tribunen, wahrscheinlich Kriegstribunen, wie wir aus den Akten der hl. Symphorosa ersehen 6).

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Schon sehr groß muß die Zahl christlicher Soldaten unter Mark Aurel gewesen sein, sonst hätte nicht höchstens 40 Jahre später 7) die Sage von der legio fulminea entstehen können. Gegen Ende des zweiten Jahrhunderts aber hatten die Christen nach dem Zeugnisse Tertullianz schon alle Feldlager erfüllt 3). Die Martyrakten des obgenannten rigoristischen Maximilian selber sagen aus,

1) Zu Thebesta in Numidien.

2) Ruinart, acta Martyr. ed. Galura. T. II. p. 209.

3) Justin., Apol. I. n. 14. Athenag., legat. pro. Christ. n. 35. 4) Adv. Cels. 1. I. n. 1. u. lib. IV, n. 82.

5) Antiq. Christ. T. I. p. 430. b. Mamachi, die Sitten der ersten Chri

sten, Buch 2. K. 2. S. 51.

6) Ruinart, l. c. T. I. p. 50.

7) Tertullian kennt diese Sage schon; ums J. 198.

8) Apolog. c. 37.

daß viele Christen im Heere dienten, und daß endlich unter Diocletian die Zahl der christlichen Soldaten sehr groß gewesen sei, geht aus Eusebius und den Martyrerakten hervor 1).

Aber alle diese Beweise, daß nur der montanistische Tertullian und einige andere Eiferer der alten Zeit den Militärdienst für uncrlaubt gehalten, und die Praxis von solchem Rigorismus nichts gewußt habe, - alle diese Beweise scheinen durch den zwölften Canon der ersten allgemeinen Synode zu Nicäa i. J. 325 umgestürzt zu werden, der nach der lateinischen Ueberseßung Rufin's und der Deutung des berühmten Brenz und Anderer demjenigen Christen eine 13jährige Bußzeit auflegen soll, der den Militärdienst einmal verlassen hat, und doch wieder in denselben zurückkehrt. Ich gestehe, verhielte sich die Sache wirklich so, so wären die Nicäner Väter allgesammt in unerleuchteter Strenge befangen gewesen. Der fragliche Canon aber besagt, richtig verstanden und im Zusammenhange mit dem vorausgehenden erfaßt, wesentlich etwas Anderes, denn er spricht von Solchen, die unter Kaiser Licin, als er die christlichen Solda= ten zum opfern zwingen wollte, im ersten Eifer ihre Kriegsbinde niederlegten, nachher aber aus Geldsucht wieder in den Kriegsdienst zurückkehrten, also auch die verlangten Gößenopfer leisteten. Diese aus Geiz vom Christenthum Abgefallenen belegt nun die Synode mit einer 13jährigen Bußzeit; gegen den Kriegsdienst an sich aber verfügt sie nicht das Geringste 2).

Der letzte Zeuge, den man dafür aufbringt, daß die alte Kirche rigoristisch den Militärdienst verworfen habe, ist Basilius der Gr. B. v. Cäsarea in Cappadozien in der zweiten Hälfte des 4ten Jahrhunderts. In einem canonischen Schreiben an den B. Amphilochius von Iconium) verlangt Bafilius, daß die Soldaten nach Beendigung ihrer Dienstzeit 3 Jahre lang von der Hl. Communion follten ausgeschlossen sein. Hieraus sehe man ja deutlich, daß der genannte griechische Kirchenvater den Kriegsdienst für sündhaft gehalten habe. Die Unrichtigkeit dieser Behauptung ergiebt sich aber, sobald wir seine Worte näher betrachten. Nicht den Soldaten überhaupt, son

1) Euseb., H. E. VIII, 4. X, 8.

2) Vgl. meine Conciliengesch. Bd. I. S. 399.

3) Ep. 188. can. 13 p. 275. Tom. III. Opp. ed BB. Umsonst und ohne triftigen Grund hat Molkenbühr die Rechtheit dieser Briefe an Amphilochius bestritten.

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dern nur den, der Blut vergossen hat, was bekanntlich nicht bei allen der Fall ist will er auf einige Zeit vom Abendmahl ausschließen, wie es scheint in der Meinung, es sei nicht schicklich, daß derjenige sich dem Tische des Friedens nahe, deffen Hand noch rauche vom Blute eines wenn auch gerechter Weise — Ermordeten. Eine zarte, nicht eben rigoristische Ansicht. Zudem ist das Ganze nur ein Rath, nicht ein ausdrückliches Verlangen des Basilius, und gerade diese milde Form des Rathes zeigt, daß unser Kirchenvater den Kriegsdienst an sich nicht für unerlaubt gehalten habe.

3) Gehen wir nun zu den Ansichten des christl. Alterthums über Bus und Schmuck über. Würde man hier blos den Tertullian hören, und seine Stimme für die der allgemeinen Kirche achten; so müßte man sicher die alten Zeiten des herbsten Nigorismus beschuldigen. Gleich im Anfange seiner Schrift de habitu muliebri führt er den Frauen zu Gemüthe, daß sich für sie nur Trauerkleider schickten, um darin die Sünde ihrer Ahnmutter Eva zu beweinen. Die Puhmittel leitet er, gleich den pseudoclementinischen Homilien, von den gefallenen Engeln ab; den Purpur schilt er eine ehebrecherische Farbe, die offenbar dem göttlichen Willen zuwider sei. Hätte Gott, meint der alte Advokat Tertullian, purpurfarbne Kleider für den Menschen bestimmt, so hätte er den Schafen auch purpurfarbne Wolle gegeben. Besonders ist unserem Afrikaner das Schminken der Wangen, das Färben der Haare und das Tragen von Perüken verhaßt 1). Die Hand die sich mit Ringen schmückt, sagt er, wird die Ketten des Martyrthums nicht lieben, und ein von Perlen umschlungener Hals wird sich nicht gerne dem Beile darbieten ). Endlich verlangt Tertullian von allen Mädchen und Frauen, daß sie nicht anders als völlig verschleiert ans Tageslicht treten 3).

Etwas, aber nur etwas mildere Ansichten hat Clemens der Alerandriner. Auch er tadelt die Frauen, welche Goldgeschmeide tragen, die Haare kräuseln, Wangen, Augen und Haare färben und andern Lurus mit fündhafter Kunst üben. Eifer in solchen Dingen sei Sache der Buhlerin nicht der Matrone 4). Den Mann aber, der nach Salben riecht, will Clemens schon von vorn herein für einen Ehebrecher

1) De cultu foem. c. 5. 6.

2) 1. c. c. 13.

3) De virg. velandis.

4) Paedag. 1. III. c. 2. p. 253.

und Wüstling gehalten wissen 1). Für unerlaubt erachtet er es, die Ohren zu durchbohren, um Schmuck zu appliciren, bemerkend: wer durch Gold sich schmücken zu können glaubt, stelle sich selbst niedriger als das todte Metall 2). Denselben Gedanken drückt er etwas später mit den Worten aus: „es ist abgeschmackt, daß diejenigen, die nach Gottes Bild geschaffen sind, ihr Urbild gleichsam verachten und äußerlichen Schmuck anlegen, menschliches Pfuschwerk dem Schöpfungswerke Gottes vorziehend" 3). Nur dann will Clemens von diesem allgemeinen Verbote des Schmückens eine Dispens eintreten lassen, wenn eine Frau einen weniger zuverläßigen Gemahl hat und sich schmückt, damit er nicht auswärts Freude suche. Aber das soll die Grenze sein, von Niemand anderem als ihrem Manne soll sie gelobt werden wollen 4). Uebrigens, fügt Clemens bei, das schönste Kleid des Weibes ist das, welches sie selber gefertigt hat 5).

Ueber Hausgeräthe u. dgl. läßt er sich weiter also vernehmen: „der Gebrauch goldener und silberner Geschirre ist unnüß und eitel, bloße Täuschung des Gesichts. Der überflüssige Besitz von Gold und Silber erzeugt Neid, ist schwer zum Erwerben, schwer zum Bewahren, unnütz zum Gebrauch. Auch der eitle Ruhm, Geschirre von Krystall zu besigen, die wohl sehr zweckmäßig sind zum Verbrechen, und wo man ängstlich sein muß, so oft man daraus trinkt, ist aus unsern Einrichtungen zu verbannen. Silberne Teller, Näpfchen, Schaa= len u. dgl.... Dreifüße von Cedern, Ebenholz oder Elfenbein, Bettstellen mit silbernen oder elfenbeinernen Füßen mit Gold ausgelegt,

Teppiche von Purpur und anderen prächtigen seltenen Farben, das sind lauter Beweise von übermäßiger Weichlichkeit, und von den Christen gänzlich zu verwerfen“ 6).

Wir sehen, auch der alexandrinische Clemens ist von Rigorismus in Beurtheilung des Lurus nicht frei. Nur was geradezu nothwendig ist von den Gütern der Erde, meint er, solle der Christ be= sizen, und der Nachfolger des armen Lebens Jesu solle sich frei und rein halten von aller Pracht, aller Weichlichkeit und Eitelkeit der

1) 1. c. c. 3. p. 261.

2) 1. c. c. 11. p. 287.

3) 1. c. p. 292.

4) 1. c. p. 287.

5) 1. c. p. 292.

6) 1. c. 1. II. c. 3, p. 188.

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