ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

nahm selbst seine Tugend eine harte, rauhe und beleidigende Weise an. Auch beschuldigt ihn Niem, die unvermuthete Erhebung zu einer so hohen Würde habe ihn stolz gemacht und weist zum Beleg darauf hin, daß er den Herzog Otto von Braunschweig, den Gemahl der Königin Johanna von Neapel, an der päpstlichen Tafel lange habe knieen lassen, bevor er ihm den dargereichten Weinbecher abnahm 1). Ein andermal tadelte er die Habsucht der Cardinäle mit besonderer Beziehung auf den Cardinal von Amiens so heftig, daß dieser ganz entrüstet und mit drohender Geberde ausrief: „als Erzbischof von Bari hast du gelogen“ 2).

Dieses Benehmen Urban's, der zudem auch mehrere weltliche Fürsten, namentlich den Grafen von Fondi und die ihm Anfangs so günstige Königin von Neapel beleidigt hatte 3), veranlaßte, daß die französischen Cardinäle unter dem Vorwand, die Sommerhize in Rom sei ihnen lästig, sich nach und nach aus der Umgebung des Papstes entfernten und nach Anagni begaben. Der Cardinalkämmerling De Cros nahm sogar die päpstliche Tiare und andere Insignien mit, und Urban forderte von den Cardinälen zu Anagni vergeblich deren Rückgabe 4). Der Zwiespalt zwischen ihnen und dem Papste trat immer deutlicher hervor, und Urban reiste ihnen darum mit einigen treugebliebenen Cardinälen auf halbem Wege bis Tivoli entgegen, damit sie wieder zu ihm zurückkehren möchten. Hicher nach Tivoli kam bald darauf auch der schon genannte Otto von Braunschweig, theils um eine Aussöhnung zwischen dem Papst und den Cardinälen zu versuchen, theils um von ihm Zugeständnisse wegen der sicilianischen oder trinacrischen Erbfolge zu erlangen 5). Da er weder das Eine

1) Niem, 1. c. Lib, I, c. 7.

2) Lenfant, 1. c. p. 26.

3) „Urban hatte in der That ebenso ungeschickt und grob wie gegen Alle auch gegen Giovanna und deren Gemahl gehandelt: hatte davon gesprochen, wie eine Frau unmöglich ein Neich gut regieren könne; er wolle anders sorgen; sie solle ins Kloster u. s. w. Es war natürlich, daß sich der neapolitanische Hof von ihm ab, und sobald ein Gegenpapst aufgestellt war, zu diesem wendete." Lebret, Gesch. v. Ital. Bd. V. S. 18 ff. Leo, Gesch. v. Ital. Bd. IV. S. 685. 4) Lenfant, 1. c. p. 27.

5) Neapel und Sicilien waren damals getrennte Königreiche; das Erstere behielt den Titel: „beider Sicilien," das eigentliche Sicilien aber hieß Tris nacrien;" Erbin des lepteren Königreichs war Maria, Tochter Friedrichs IV. aus dem Aragonischen Hause, und diese sollte jezt mit einem Vetter des Herzogs

noch das Andere bewirken konnte, denn Urban suchte Sicilien seinem Neffen zu verschaffen, und machte sich dadurch wie Neapel so auch Aragonien zum Feinde, so meinte Herzog Otto, Urbanus sollte eigentlich Turbanus heißen, weil er Alles perturbire 1).

Urbans Feinde sprachen seit dieser Zeit deutlich davon, daß er zur Resignation gezwungen werden solle, und um einen passenden Vorwand für ihre Forderung zu haben, begannen sie jetzt die Giltigkeit seiner Wahl zu beanstanden. Er dagegen behauptete sie eifrigst und provozirte auf ein allgemeines Concil, worauf sich jedoch seine Gegner nicht einlassen wollten 2). Verhandlungen hierüber dauerten bis in den Monat August, jezt aber sagten sich die französischen Cardinäle völlig und förmlich von Urban los, erklärten seine Wahl für erzwungen, luden ihn selbst vor Gericht und erließen am 9. August, 13 an der Zahl ), eine feierliche Proklamation, worin sie die bei Urban's Wahl vorgekommenen Unruhen des Volkes sehr amplificatorisch erzählten, und nur um ihr Leben zu retten, ihn gewählt haben wollten. Sie hätten geglaubt, er werde so gewissenhaft sein, die Wahl nicht anzunehmen; allein uneingedenk seines eigenen Heils sei er aus Ehrgeiz und zum allgemeinen Aergerniß (?) darauf eingegangen. Wiederum nur aus Furcht hätten sie ihn inthronisirt und gekrönt; er aber sollte eher Antichrist als Papst heißen, und werde nun von ihnen feierlich mit dem Anathem belegt und für einen Ein

Dito von Braunschweig vermählt werden. Lenfant, p. 30. Leo, Gesch. von Italien, Bd. IV. S. 683 f.

1) Niem, 1. c. Lib. I. c. 8.

2) Martene et Durand, Veterum Scriptorum et Monumentorum Collectio amplissima. T. VII. Praef. p. XV.

3) Diese 13 waren: die 11 Franzosen und der Spanier (Peter von Luna), welche schon bei der Wahl Urbans mitgewirkt hatten. Mit ihnen verband sich als 18. der Cardinal Johannes vom heiligen Marcell, genannt von Amiens, dessen wir schon oben gedacht haben, und der erst nach der Wahl nach Rom gekommen und sich an Urban angeschlossen hatte. Die vier italienischen Cardinäle dagegen, Petrus von Porto, Franz von St. Sabina, Simon vom hl. Johannes und Paulus, und Jakob vom hl. Georg ad velum aureum waren damals dem Urban noch treu. Vergl. Raynald, ad. ann. 1378. n. 19. 20. u. 48. Unverbürgt ist die Nachricht, die Tiare sei jezt dem eben verwittibten König Karl V. von Frankreich angeboten, aber von ihm ausgeschlagen worden. Martene et Durand, Veterum Scriptorum et Monumentorum Collectio amplissima T. VII. Praef. p. XIV.

gedrungenen und Verwüster der Christenheit erklärt 1). Sie vergaßen das, was sie seit 4 Monaten gethan.

Entschlossen, einen andern Papst zu wählen, begaben sich jetzt die französischen Cardinäle größerer Sicherheit wegen nach Fondi, wo sie sowohl von dem dortigen Grafen als von der Königin von Neapel beschützt waren. Mit List zogen sie auch die italienischen Cardinäle, von Florenz, von Mailand und Ursinis, auf ihre Seite, indem sie jedem derselben insgeheim die dreifache Krone in Aussicht stellten; diese traten nun mit ihnen ungesäumt zu Fondi ins Conclave, sahen sich aber bitter getäuscht, als schon im ersten Scrutinium am 20. September 1378 der Bischof Robert von Cambrai, Graf von Genf, Cardinal-Priester der Basilika zu den 12 Aposteln, gewöhnlich Cardinal von Genf genannt, durch die vorgeschriebene Mehrheit ge= wählt wurde. Er nannte sich Clemens VII., und war gewählt worden, weil er noch jung (erst 36 Jahre alt), energisch und fast mit allen hohen Häusern verwandt, zudem kein eigentlicher Franzose, aber auch kein Italiener war. Voll Aerger und Beschämung reisten die genannten drei italienischen Cardinäle sogleich wieder aus Fondi ab, die neue Wahl aber wurde durch Manifeste und Nuntien der ganzen Welt angezeigt. Da sich Johanna von Neapel ungesäumt und feierlich für ihn und gegen den „auf dem Throne der Pestilenz sizenden Erzbischof von Bari“ erklärte, so nahm Clemens seinen Aufenthalt zunächst im Königreich Neapel; weil jedoch Urban hier sehr viele Freunde und Anhänger hatte, wähnte sich der Gegenpapst bald nicht mehr sicher genug, und begab sich nach Avignon, wo er vom französischen Hofe beschüßt und von den noch dort vorhandenen Cardinälen gekrönt wurde 2). Urban dagegen kehrte von Tivoli nach Rom zurück, schlug, da die Engelsburg in den Händen seiner Gegner war ), seinen Siz bei St. Maria jenseits der Tiber

1) Raynald, ad ann. 1378. n. 48 sq. Martene et Durand, l. c. p. 433. Lenfant, l. c. p. 24.

2) Lenfant, 1. c. p. 29.

3) Gregor XI. hatte einen Franzosen, Petrus Rostagni, zum Gouverneur der Engelsburg gemacht, und soll ihm befohlen haben, nach seinem Tode die Schlüssel zu dieser Festung Niemanden auszuliefern, außer auf ausdrücklichen Befehl der Cardinäle zu Avignon. Von den 6 zu Avignon gebliebenen Cardinälen nun weigerte sich die Majorität, vier, die Engelsburg an Urban zu übergeben. Vergl. Martene et Durand, Veterum Script. et Monum. Collectio amplissima, T. VII. Praef. p. XIII sq. Wir fügen bei, daß bald darauf die Engelsburg Hefele, Beiträge 1. 22

338 Die Entstehung der großen abendländischen Kirchenspaltung 2c.

auf, creirte hier auf Zurathen der hl. Katharina von Siena 29 neue Cardinäle aus verschiedenen Nationen, und wurde von Deutschland, Ungarn, England, Böhmen, Polen, Dänemark, Schweden, Preußen, Norwegen, Holland, Toskana, der Lombardei, Mailand und anderen. Staaten und Städten Italiens als rechtmäßiger Papst anerkannt. Besonders wirkte in Italien die heil. Katharina von Siena zu seinen Gunsten und gewann mehrere Städte und Staaten für seine Obedienz. Die spanischen Königreiche blieben Anfangs unentschieden, traten jedoch bald, besonders auf Betrieb des Cardinals Peter von Luna, welchen Clemens VII. zu seinem Legaten ernannt hatte, auf mehreren Synoden zum Gegenpapst über. Bei Aragonien hatte besonders der Aerger wegen Siciliens mitgewirkt 1). In Frankreich gab der König seinen Prälaten und Universitäten den Auftrag, frei zu untersuchen, wer der rechtmäßige Papst sei, und Urban und Clemens schickten Sprecher zu den französischen Conventen, die jezt gehalten wurden. Der Sieg blieb dem Genfer und Urban wurde für einen Intrusus erklärt. Ebenso sprachen sich auch Schottland, Savoyen und Lothringen aus, und so war die katholische Christenheit in zwei Obedienzen getheilt, und jenes unglückselige Schisma eingetreten, welches vier Decennien hindurch das Abendland spaltete.

förmlich dem Gegenpapste übergeben, von den Römern aber im J. 1379 erobert und großentheils zerstört wurde. Urban's Nachfolger, Bonifaz IX., ließ sie wieder aufbauen.

1) Vergl. Schrödh, Kirchengesch. Thl. 31. S. 262 f.

14.

De tribus impostoribus 1).

Unter dem Titel de tribus impostoribus (d. i. von den drei Betrügern) existirt ein sehr berüchtigtes Buch, dessen Abkunft bis auf den heutigen Tag in Dunkel gehüllt ist. Der Zweck des Buches ist, jede geoffenbarte oder positive Religion zu bekämpfen, und eine wie die andere, namentlich Judenthum, Christenthum und Mahomedanismus als gleich falsch und unwahr hinzustellen. Moses, Mahomed und Christus erscheinen hier als die drei impostores, welche die ganze Welt in die Frre geführt hätten. Diesen seinen Hauptge= danken drückt der unbekannte Verfasser selbst in folgender Weise aus. Nachdem er von den alten orientalischen Religionssystemen gesprochen und sie lächerlich gemacht hat, geht er auf das Judenthum über, und sagt nun: "geschenter war hier Moses. Er erlernte zuerst die Künste der Aegypter, Sterndeuterei und Magie, dann vertrieb er die Besizer von Palästina mit Waffengewalt aus ihren Wohnsißen und führte sein Heer, das ihm blindlings glaubte, weil er wie Numa Pompilius Unterredungen mit Gott erdichtete, in die Wohnsize friedlicher Menschen, damit er selbst ein mächtiger Herzog, Fürst und Dictator, sein Bruder Hoherpriester werde. Gewisse andere Leute (Christus und die Apostel) haben auf gelinderen Wegen, durch Liebkosung des Volkes unter dem Scheine tiefer Heiligkeit, und durch die sogenannte fromme List ihrer Anhänger, in geheimen Conventikeln zuerst den unwissenden, heidnischen Pöbel, später selbst die Fürsten des Volkes durch die Gewalt der neu auftauchenden Neligion geschreckt und gefangen. Zuleht hat ein anderer, kriegerischer Prophet die wilden Völker Asiens, welche von den christlichen Kaisern schlecht behandelt worden waren, durch trügerische Wunder an sich

1) Aus der Tübg. theol. D.-Sch. 1847.

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »