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3.

Lehre des Athenagoras und Analyse seiner Schriften.

I. Lehre.

Da es sich Athenagoras, dieser berühmte christliche Philosoph und Apologet des zweiten Jahrhunderts, zur Hauptaufgabe machte, den Atheismus zu entkräften, so ist natürlich, daß der unter allen christlichen Dogmen die Lehre von Gott sowohl dem einen als dreieinigen, am Ausführlichsten behandelte.

Die Einheit Gottes deducirt er aus der Vernunft und heiligen Schrift. Nachdem er vorausgeschickt, daß auch viele heidnische Dichter und Philosophen, wie Euripides, Sophokles, Philolaus, Plato, Aristoteles 2c., nur ein höchstes Wesen anerkannt hätten (legat. c. 5-7), schreitet er (ibid. c. 8) zu seinem eigenen Vernunftbeweise für die Einheit Gottes. „Wären, sagt er, zwei oder mehrere ewige Götter, so müßten sie entweder an einem Orte, oder getrennt von einander an mehreren Orten sein. Das Eine wie das Andere ist gleich unmöglich. An einem Orte können sie nicht sein, denn als unerschaffen sind sie einander nicht ähnlich. Nur was ge= macht ist, ist nach Plato seinem Muster ähnlich, ungeschaffenes aber ist unähnlich. Auch ist es nicht so, daß Mehrere (an einem Orte) zusammen Theile eines Ganzen wären, wie z. B. Hände und Füße Theile des Leibes find......., denn Gott ist άdialgeros und besteht nicht aus Theilen. Gesezt aber, jeder Gott sei an seinem eigenen besondern Orte, wie dann? Der Schöpfer dieser Welt ist über seiner Welt und um sie, für einen andern Gott ist darum kein Plaz. Er fann nicht in der Welt sein, denn diese ist eines andern, und nicht um die Welt, denn über ihr (und um sie) ist ihr Schöpfer... Aber vielleicht ist er in einer andern Welt? Allein dann steht er in keinem Verhältniß zu uns und hat keine Macht (über uns und die Welt).

Zudem ist Alles von dieser Welt erfüllt. Es ist also für einen zweiten Gott kein Platz. Auch hätte derselbe nichts zu thun, da ein Anderer der Herr der Welt ist" 1).

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Aber nicht blos die Vernunft, fährt Athenagoras fort (leg, c. 9), sondern auch die heilige Schrift lehrt die Einheit Gottes", nämlich Exod. 20, 2. 3. Jsai 44, 6. 43, 10. 11. 66, 1.

Daran schließt er sogleich (ibid. c. 10) die Darlegung des christlichen Gottesbegriffs. „Wir anerkennen einen unerschaffenen, ewigen, unsichtbaren, leidensunfähigen, untastbaren, unendlichen, nur durch den Geist und die Vernunft erkennbaren Gott, der umgeben ist von Licht und Schönheit und Geist und unaussprechlicher Kraft, von dem auch Alles durch seinen Logos geschaffen ist und geordnet und regiert wird." An andern Stellen fügt er noch bei: „Wir unterscheiden zwischen Gott und Materie, ja es ist ein großer Unterschied zwischen beiden. Gott ist unerschaffen und ewig, die Materie geschaffen und vergänglich (leg. c. 4). und c. 13: Gott bedarf teines Dinges..., er hat die Himmel ausgespannt und gerundet, und die Erde als Centrum befestigt, das Wasser gesammelt in Meere und das Licht von der Finsterniß geschieden 2c.; er hält Alles zusammen und beaufsichtigt Aucs mit Weisheit und Regierungskunst.“ er Alles durch seinen Logos gemacht hat, so wird Alles durch sein TVεйμа zusammengehalten" (leg. c. 6).

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Wie

Schon in diesen Säßen liegen Andeutungen, daß der christliche Gottesbegriff ein trinitarischer sei; aber am yollsten hat Athenagoras in c. 10 ter legatio die christliche Trinitätslehre dargelegt: „Wir an= erkennen auch den Sohn Gottes und es soll Niemand lächerlich finden, daß Gott einen Schn habe, denn nicht nach der Weise der Mythendichter, welche die Götter den Menschen ganz parallelisiren, sprechen wir von Gott dem Vater und Sohne. Vielmehr ist der Sohn Gottes der Logos des Vaters &v idég xal vegyɛig, secundum eum und durch ihn ist Alles geworden, da er und der Vater Eins sind. Da der Sohn im Vater und der Vater im Sohn ist durch die Einheit und Kraft des Geistes (πvεvμа = das göttliche Wesen überhaupt, vgl. Kuhn, Dogmatif, Bd. II., Trinitätslehre, S. 156 und Dorner, Lehre von der Person Christi, Bd. I. S.

1) Diesen Vernunftsbeweis für die Einheit Gottes hat Ritter in seiner Geschichte der christl. Philosophie (Bb. I. S. 311) nicht richtig aufgefaßt und gerade die Hauptdisposition desselben übersehen.

210), so ist der Sohn der ves und 2óyos des Vaters. Der Sohn ist das erste Erzeugte (yévyμɑ) des Vaters, nicht als ob er geworden (yɛvóμevov = geschaffen), denn von Anfang an hatte Gott, weil (γενόμενον er der ewige vas ist, auch in sich selbst den lóyos, da er von Ewigteit logisch ist, sondern insofern er, der Sohn, aus dem Vater hervorging (nooɛldwv), um Jdee und Energie zu sein aller mate= riellen in faktischer Vermischung untereinanderliegenden Dinge."

Hieraus erhellt 1. was Athenagoras mit den Worten: „der Sohn sei der Logos des Vaters &v idéq xai ¿vegyeiq“ sagen will, nämlich: er sei a) das Urbild, Vorbild, die Idee, wornach (secundum) und die vis efficax (évégyelα), wodurch die creatürlichen Dinge geschaffen sind.

2. Wenn Athenagoras weiter sagt: „um Idee und Energie zu sein aller in chaotischer Vermischung untereinanderliegenden Dinge," so hat man hieraus schon schließen wollen, er nehme eine ewige Materie an, deren Bildner blos der Logos sei. Allein schon früher (leg. c. 4) sagte er: „die Materie sei geschaffen“ und „Alles sei durch den Logos geschaffen." Der anscheinende Widerspruch hebt sich, wenn wir die creatio prima und secunda unterscheiden. In ersterer hat Gott durch den Logos die formlose Materie erschaffen, burch die secunda creatio aber die Materie zum xóoμos gebildet 1).

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3. Petavius und in neuerer Zeit Gieseler (in s. Abhandlung über Hippolytus 2c. in Studien u. Krit. x. 1853, H.4) wollten in der fraglichen Stelle des Athenagoras dogmatischen Irrthum finden, als ob nach ihm der Logos erst bei der Schöpfung der Welt aus dem Vater hervorgegangen, vorher unterschiedslos in demselben gewesen sei, daß sonach Athenagoras den Vater und Logos monarchianisch confundire und es zu keinem wahren Unterschied beider bringe, ein Verdacht, welchen schon Prudentius Maran (in s. Ausg. der WW. des Athenagoras), Möhler (Patrol. I, S. 277), Lumper (hist. theol. crit. T. III. p. 76 sqq.), am besten Kuhn (a. a. O. S. 157 ff.) zurückgewiesen haben. Letterer insbesondere zeigt, daß man noch mit etwas mehr Schein bei Athenagoras subordinatianistische Gedanken finden könnte (in nowtov yévnua), daß aber unser Apologet an derselben Stelle und sonst wiederholt allen Sub

1) Vgl. Otto's Note 12 zu p. 47 seiner Ausgabe des Athenagoras, und Kuhn, Trinitätslebre (Dogmatik Bd. II.) S. 157.

ordinatianismus entschieden abweise durch die starke Betonung der Einheit und Gleichheit des Vaters und Sohnes 1). Wir fügen bei: in dem Ausdrucke: „Vater und Sohn sind Eins in der divaus (= göttl. Wesen)," was in c. 10 der legatio zweimal behauptet wird, liegt ja ihre Consubstantialität entschieden ausgesprochen.

In demselben c. 10 der legatio, unmittelbar hinter der Stelle in Betreff des Sohnes seßt Athenagoras auch den christlichen Glauben in Betreff des hl. Geistes auseinander, also: „Wir sagen, daß der hl. Geist, der in den Propheten gewirkt hat, ein Ausfluß (άñóggola) Gottes sei, ausflicßend und wieder zurückgenommen wie ein Sonnenstrahl." Und ähnlich c. 24: „Wir anerkennen Gott und seinen Sohn, nämlich seinen Logos, und den hl. Geist, Vater, Sohn und Geist geeinigt der divaus nach, weil der Sohn des Vaters dessen vois, oogia, lóyos ist, und der Geist eine aлóggowa, wie Licht vom Feuer." Gegen den Vorwurf Nitter's (Gesch. der christl. Philos. Bd. I. S. 312), daß hier Emanationismus gelehrt werde, spricht schon der Umstand, daß Athenagoras die Wesensgleichheit des Geistes mit dem Vater und Sohn mehrfach, besonders in den zwei nächstfolgenden Stellen sehr betont. Eher könnte man in dem Ausdruck aлóggola finden wollen, daß der heilige Geist nicht als eine Person, sondern nur als eine von Gott ausgehende Wirksamkeit oder Kraft gedacht werde. Allein auch dieser Verdacht wäre grundlos. Schon die Art und Weise, wie Athenagoras Vater, Sohn und Geist nebeneinanderstellt 2), nöthigt zur Annahme, daß er wie den beiden Erstern, so auch dem Leztern eine persönliche Existenz zugeschrieben habe. Sie erscheinen bei ihm stets als drei homogene Dinge, sozusagen drei gleichartige Größen, und er faßt sie immer wieder in die Einheit zusammen, was in der Theologie so unzulässig wäre, als in der Arithmetik die Addition ungleichnamiger Größen. Niemand wird zwei Personen und eine Kraft zusammen als drei rechnen, außer etwa die Frankfurter Didaskalia mit ihrer Selbsttitulatur: Blätter für Geist, Gemüth und Publicität." Außerdem hat schon Kuhn gezeigt, daß Athenagoras dem hl. Geist überall persönliche Prädikate beilege, z. B. er wirke in den Propheten, und auch durch die Untersuchung: worin der Geist sich von Vater und Sohn unterscheide, und worin er mit ihnen Eins sei,

1) Kuhn, a. a. D. S. 159 f.

2) Vgl. die nächstfolgenden Auszüge aus c. 10 u. 12 der Leg.

faktisch seine Persönlichkeit vorausseße 1). Dazu komme, daß ảπóẻgola, ohne dem Ausdruck irgend Gewalt anzuthun, das Verhältniß des hl. Geistes zum Vater (und Sohn) ganz richtig bestimme, denn man sage mit vollem Rechte: unbeschadet der persönlichen Selbststän= digkeit des hl. Geistes ist dies Verhältniß ein beständiges Aus- und Zurückströmen, was die späteren Theologen durch neдixwpnois aus gedrückt haben 2).

Alle drei Personen der Trinität zufammenfassend sagt Athenagoras (leg. c. 10): „Wer sollte sich nicht wundern, wenn er diejeni= gen, welche Gott den Vater, Gott den Sohn und den heiligen Geist bekennen, und deren divaus in der Einheit, und ihre Verschiedenheit in der Ordnung (Neihenfolge) aufweisen, Atheisten nennen hört?“ Ebenso c. 12: „Durch dieß Eine werden wir des ewigen Lebens theilhaftig, daß wir Gott und seinen Logos erkennen, und was die Einheit des Sohnes mit dem Vater sei, und was die Gemeinschaft des Vaters mit dem Sohne, und was der heilige Geist sei, und was die Einigung dieser Mehrheit (dieser mehreren Personen), und was die Verschiedenheit dieser Gecinigten, nämlich des Geistes, des Sohnes und des Vaters."

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In c. 10 der legatio redet Athenagoras auch von den Engeln und die Art, wie er dieß thut, wirft zugleich ein neues Licht auf seine Gotteslchre, so daß wir nach Darstellung seiner Angelologic wieder auf lettere zurückkommen müßen. „Unser Deoλoyixòv μégos, sagt er, (d. h. der theologische Theil unserer Lehre im Unterschied vom μέρος κοσμικὸν Lehre von der Welt) ist aber mit diesen (Vater, Sohn und Geist) noch nicht beschlossen, sondern wir nehmen auch eine Menge von Engeln und Dienern Gottes an, welche der Weltschöpfer durch seinen Logos vertheilt und beordert hat, über die Elemente, den Himmel und die Welt und für alle Dinge auf ihr, und für deren gute Ordnung zu sorgen." Ebenso geht Athenagoras (ibid. c. 24), nachdem er von den drei Personen der Trinität gesprochen, sogleich auf die Engel über mit den Worten: „auch ist uns überliefert worden, daß es noch andere dovάueis gebe, welche über die Materie und mittelst derselben herrschen; eine dieser dvváμɛis aber ist Gott feindlich... Denn das ist die Stellung der

1) Vgl. die zweite der nächstfolgenden Stellen aus c. 12 der leg. 2) Kuhn, a. a. D. S. 158. u. S. 447. Vgl. S. Bonavent. Itinerarium mentis c. 3. p. 324 meiner Ausgabe v. J. 1861.

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